»Was ist das für
einer?« fragte ich. -- »Das ist ein Bulldackel«,
sagte die Prinzessin. Und dann ließen wir wieder den Wind
über uns hingehen und sagten gar nichts. Das ist schön,
mit jemand schweigen zu können.
»Junge«, sagte sie plötzlich. »Es ist
ganz schrecklich aber ich bin noch nicht hier. Gott segne diese
Berliner Arbeit. In meinem Kopf macht es noch immer: Burrburr ...
Der Alte und all das Zeugs ...«
»Wie ist der Alte jetzt eigentlich?« fragte ich
faul.
»Na ... wie immer ... Er ist dick, neugierig, feige und
schadenfroh. Aber sonst ist er ein ganz netter Mensch. Dick -- das
wäre ja zu ertragen. Ich habe dicke Männer ganz
gern.« Ich machte ein Bewegung. »Brauchst dir gar
nichts einzubilden... Dein bißchen Fett!«
»Du glaubst wohl, weil du Lydia heißt, du wärst
was Besseres! Ich will dir mal was sagen...« Nachdem sich die
Unterhaltung wieder gesetzt hatte: »Also gut, dick. Aber
seine Neugier ... er hätte am liebsten, ich erzählte ihm
jeden Tag einen neuen Klatsch aus der Branche. Er ist ein
seelischer Voyeur. Er selbst nimmt an den meisten Dingen gar nicht
richtig teil; aber er will ganz genau wissen, was die andern machen
und wie sie es machen und mit wem, und wieviel sie wohl verdienen
das vor allem! Und wovon sie leben ... Wie? Wie er Geld verdient?
Das macht er durch seine rücksichtslose Frechheit. Daddy, das
lernen wir ja nie! Ich sehe das nun schon vier Jahre mit an, wie
der Herr Generalkonsul zum Beispiel nicht zahlt, wenn er zahlen
soll. Wir könnten das nicht, deshalb kommen wir ja auch nicht
zu Geld. Das muß man mit ansehen! Da kann aber kommen, wer
will; diese eiserne Stirn, mit der er unterschriebene Verträge
verdreht, ableugnet, sich plötzlich nicht mehr erinnert, wie
er sich verleugnen läßt ... nein, Daddy, du lernst es
nicht. Du willst es doch immer lernen! Du lernst es
nicht!«
»Lassen die Leute sich denn das gefallen?«
»Was sollen sie denn machen? Wenn es Ihnen nicht
paßt, sagt er, dann klagen Sie doch! Aber ich beziehe dann
bei Ihnen nichts mehr! Und das hält er auch eisern durch. Das
wissen die Leute ganz genau -- sie geben schließlich nach.
Neulich haben wir doch das ganze Bureau renovieren lassen -- was er
da mit den Handwerkern getrieben hat! Ja, aber auf diese Weise
kommt man nach Abbazia, und die Handwerker fahren mit der Hand
übern Alexanderplatz. So gleicht sich alles im Leben
aus.«
»Und wieso ist er schadenfroh?«
»Das muß ein Erbfehler sein -- an dieser
Schadenfreude haben offenbar Generationen mitgearbeitet. Einer
allein schafft das nicht. Ich glaube, wenn ihm sein bester Freund
einen Gefallen tun will, dann muß er sich zum Geburtstag vom
Chef das Bein brechen. Ich habe so etwas noch nicht gesehn. Der
Mann sucht gradezu nach Gelegenheiten, wo er sich über das
Malheur eines andern freuen kann ...
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