Ich setzte mich
auf eines der Bänkchen im Zuschauerraum und führte mir
eine Schäferkomödie auf, in der geliebt und gestochen,
geschmachtet und zierlich gesoffen wurde -- und nun wurde die
Prinzessin sehr energisch. »Jetzt oder nie!« sagte sie.
»Herr Bengtsson - also!«
Wie alle gutmütigen Männer hatte der Dicke Angst vor
Frauen -- er beugte seine Seele, wie der Wanderer den Rücken
unter den Regenschauern beugt, und er strengte sich gewaltig an und
ging gar sehr ins Zeug. Er telephonierte lange und verschwand.
Nach dem Mittagessen kam er fröhlich an, sein Fett wogte
vor Zufriedenheit. »Kommen Sie mit!« sagte er.
Das Schloß hatte einen Anbau -- auf eine Frage hätte
der Dicke sicherlich gesagt: aus dem einundzwanzigsten Jahrhundert
... es war ein neuerer Bau, langgestreckt, glatt in der Fassade,
hübsch. Wir gingen hinein. Drinnen empfing uns eine sehr
freundliche alte Dame. Es ergab sich, daß hier in diesem
Schloßanbau zwei Zimmer und dazu noch ein kleineres zu
vermieten waren. Hier im Schloß? Zweifelnd sah ich Herrn
Bengtsson an. Hier im Schloß. Und bekochen wollte sie uns
auch. Aber würden uns denn nicht die zahllosen Touristen
stören, die da kommen und die Gemälde und die
Folterkammer sehen mußten? Sie kämen nur sonntags, und
sie kämen überhaupt nicht hierher, sondern sie gingen
dortherum ...
Wir besichtigten die Zimmer. Sie waren groß und
schön; alte Einrichtungsstücke des Schlosses standen
darin, in einem schweren behaglichen Stil; ich sah keine
Einzelheiten mit meinen blinden Augen -- aber es sprach zu mir. Und
es sagte: Ja.
Aus einem Fenster blickte man auf das Wasser, aus einem andern
in einen stillen kleinen Park. Die Prinzessin, die die Vernunft
ihres Geschlechts hatte, sah sich inzwischen an, wo man sich
waschen konnte und wie es mit den Lokalitäten bestellt
wäre ... und kam zufrieden zurück. Der Preis war
erstaunlich billig. »Wie kommt das?« fragte ich den
Dicken; wir sind selbst dem Glück gegenüber so
argwöhnisch. Die Dame im Schloß täte es aus
Freundlichkeit für ihn, denn sie kannte ihn, auch kamen selten
Leute hierher, die lange bleiben wollten. Mariefred war als kleiner
Ausflugsort bekannt; man weiß, wie solche Bezeichnungen den
Plätzen anhaften. Da mieteten wir.
Und als wir gemietet hatten, sprach ich die goldenen Worte
meines Lebens: »Wir hätten sollen ...« und bekam
von der Prinzessin einen Backenstreich: »Oll
Krittelkopp!« Und dann begossen wir die Mietung mit je einem
großen Branntwein, wir alle drei. »Kennen Sie die Frau
im Schloß gut? Sie ist doch so nett zu uns?« fragte ich
Herrn Bengtsson. -- »Wissen Sie«, sagte er
nachdenklich, »den Affen kennen alle -- aber der Affe kennt
keinen.« Und das sahen wir denn auch ein. Und dann
verabschiedete sich der Dicke. Die Koffer kamen, und wir packten
aus, stellten die Möbel so lange um, bis sie alle wieder auf
demselben Platz standen wie zu Anfang ... die Prinzessin badete
Probe, und ich mußte mich darüber freuen, wie sie nackt
durchs Zimmer gehen konnte -- wirklich wie eine Prinzessin. Nein,
gar nicht wie eine Prinzessin: wie eine Frau, die weiß,
daß sie einen schönen Körper hat.
»Lydia«, sagte ich, »in Paris war einmal eine
Holländerin, die hat sich auf ihren Oberschenkel die Stelle
tätowieren lassen, auf die sie am liebsten geküßt
werden wollte. Darf ich fragen ...« Sie antwortete. Und es
beginnt nunmehr der Abschnitt
6
Wir lagen auf der Wiese und baumelten mit der Seele.
Der Himmel war weiß gefleckt; wenn man von der Sonne recht
schön angebraten war, kam eine Wolke, ein leichter Wind lief
daher, und es wurde ein wenig kühl. Ein Hund trottete
über das Gras, dahinten.
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