Inger ging halbangekleidet umher, ja, sie hatte wahrhaftig auch die Kuh und die Ziegen gemolken!

Als das Kind schwieg, fragte Isak: Hast du das alles schon getan? – Ja, jetzt ist es getan. – So. – Es kam an dem Tag, an dem du wegfuhrst, am Abend. – So. – Ich mußte mich nur noch recken, um die Kiste aufzuhängen, dann war alles vorbereitet; aber das konnte ich nicht ertragen, es wurde mir übel danach. – Warum hast du mir nichts davon gesagt? – Konnte ich denn die Zeit so genau wissen? Es ist ein Junge. – Ach so, es ist ein Junge. – Und wenn ich jetzt nur wüßte, wie er heißen soll! sagte Inger.

Isak durfte das kleine rote Gesicht sehen; es war wohlgeformt und hatte keine Hasenscharte, und es hatte dichtes Haar auf dem Kopf. Ein hübscher kleiner Kerl war er, seinem Stand und seiner Stellung nach, wie er da in seiner Kiste lag. Isak war es ganz seltsam zumute, und er fühlte sich ordentlich schwach; der Mühlengeist stand vor dem Wunder; es war einmal in einem heiligen Nebel entstanden, es zeigte sich im Leben mit einem kleinen Gesicht wie ein Sinnbild. Tage und Jahre würden das Wunder zu einem Menschen machen.

Komm und iß etwas, sagte Inger…

Isak fällt Bäume und schichtet Klafterholz. Er ist jetzt weiter gekommen, als er war. Er hat eine Säge. Er sägt Brennholz, und die Klafterbeugen werden gewaltig groß, er macht eine Straße aus ihnen, ein ganzes Dorf. Inger ist jetzt mehr ans Haus gebunden und kann den Mann nicht bei seiner Arbeit besuchen, aber dafür macht Isak kleine Abstecher zu ihr. Putzig mit so einem winzigen Kerl in einer Kiste! Es konnte Isak nicht einfallen, sich um ihn zu kümmern, und außerdem war es ja nur ein kleiner Wurm, mochte er da liegenbleiben! Aber man war doch ein Mensch und konnte das Geschrei nicht teilnahmslos mit anhören, so ein kleines Geschrei.

Nein, faß ihn nicht an! sagte Inger. Denn du hast gewiß Harz an den Händen, sagte sie. – Ich, Harz an den Händen? Du bist wohl verrückt! erwiderte Isak. Seit das Haus fertig geworden ist, habe ich kein Harz mehr an den Händen gehabt. Gib den Jungen her, dann will ich ihn in Schlaf wiegen. – Nein, jetzt ist er gleich still…

Im Mai kommt eine fremde Frauensperson übers Gebirge zu der einsamen Ansiedlung; sie ist eine Verwandte von Inger und wird gut aufgenommen. Sie sagt: Ich wollte nur sehen, wie es Goldhorn geht, seit sie von uns fortgekommen ist! – Die Leute fragen nicht viel nach dir, nach so einem kleinen Kerl, flüstert Inger betrübt dem Kinde zu. – Ach, er – nun das seh ich ja, wie es ihm geht. Es ist ein prächtiger Junge, das seh ich! Und wenn mir jemand das vor einem Jahr gesagt hätte, daß ich dich hier wiederfinden würde, Inger, mit Mann und Kind und Haus und allem übrigen! Von mir sollst du nicht reden, das ist nicht der Mühe wert. Aber da ist nun er, der mich so genommen hat, wie ich war! – Seid ihr getraut? So, ihr seid noch nicht getraut? – Aber wir werden jetzt sehen, wenn der Kleine getauft wird, sagt Inger. Wir haben uns schon trauen lassen wollen, aber es hat sich nicht einrichten lassen. Was sagst du dazu, Isak? – Ja, trauen lassen – versteht sich. – Kannst du nicht nach der Heuernte hierherkommen, Oline, und das Vieh versorgen, während wir die Reise machen? fragte Inger. – O doch, das versprach der Besuch. – Wir werden dich dafür schadlos halten.