Als er an einem dunklen Abend aus dem Walde heimkehrte, da war es geschehen: die Familie hatte sich vermehrt, wieder um einen Jungen. Inger lag zu Bett. Diese Inger! Am Morgen hatte sie ihn ins Dorf hinunterschicken wollen. Du solltest das Pferd ein wenig bewegen, hatte sie gesagt. Denn es steht nur in seinem Stand und scharrt. – Ich habe keine Zeit zu solchem Unsinn, sagte Isak und ging fort. Jetzt merkte er, daß sie ihn nur aus dem Wege hatte haben wollen, aber warum? Es wäre doch vielleicht gut gewesen, wenn sie ihn in der Nähe gehabt hätte. – Wie kommt es nur, daß du einem nie ein Zeichen geben kannst? sagte er. – Nun mußt du dir eine eigene Bettstatt richten und in der Kammer schlafen, erwiderte sie.

Aber mit der Bettlade war es nicht getan, es gehörten auch Bettstücke hinein. Sie hatten keine zwei Felldecken und konnten sich auch vor dem nächsten Herbst, wo sie einige Hämmel schlachten würden, keine zweite Felldecke verschaffen; aber selbst von zwei Hämmeln bekam man noch keine Decke. In der nächsten Zeit hatte es Isak nicht gut, er fror jämmerlich bei Nacht. Er versuchte, sich in das Heu unter dem Felsenhang einzugraben, versuchte, bei den Kühen zu schlafen, obdachlos war er. Zum Glück war es schon Mai, dann kam der Juni, der Juli…

Merkwürdig, wieviel hier in nur drei Jahren zustande gebracht worden war: eine Behausung für Menschen, ein Stall und urbar gemachtes Land. Was baute Isak jetzt? Einen neuen Schuppen, eine Scheune, einen Anbau ans Wohnhaus? Es dröhnte durchs Haus, wenn er die acht Zoll langen Nägel hineinschlug, und Inger kam ab und zu heraus und bat um Gnade für die Kleinen. Jawohl die Kleinen! Unterhalte sie einstweilen! Sing ihnen was vor, gib dem Eleseus den Eimerdeckel, dann kann er damit lärmen! Die großen Nägel werden bald hineingeschlagen sein, sie müssen eben gerade hier sitzen, in den Streckbalken, mit denen der Anbau am Haus festgemacht wird. Nachher hab ich nur noch Bretter und zweieinhalb Zoll lange Nägel, das ist das reine Kinderspiel.

Hätte er es vermeiden können, zu hämmern? Bisher wurden die Heringstonne, das Mehl und andere Eßwaren im Stall aufbewahrt, damit sie nicht unter freiem Himmel stehen mußten; aber der Speck bekam einen Stallgeschmack, eine Vorratskammer war die reinste Notwendigkeit. Die kleinen Jungen mußten sich auch an so ein paar Hammerschläge an die Wand gewöhnen; Eleseus war allerdings etwas zart und schwächlich geworden, aber der andere saugte wie ein Posaunenengel, und wenn er nicht schrie, dann schlief er. Ein prächtiger Junge! Isak wollte sich dem nicht widersetzen, daß er Sivert heißen sollte, es war vielleicht am besten so, obgleich er abermals an den Namen Jakob gedacht hatte. In manchen Fällen hatte Inger recht, Eleseus war nach ihrem Pfarrer getauft, und es war ein vornehmer Name, aber Sivert hieß Ingers Oheim, der Bezirkskassierer, der ein Junggeselle und ein vermöglicher Mann ohne Erben war. Was hätte dem Kinde Besseres widerfahren können, als Sivert zu heißen!

Dann kam wieder die Frühjahrsarbeit, und alles wurde vor Pfingsten in die Erde gelegt. Damals, als Inger nur Eleseus ihr eigen nannte, hatte sie nie Zeit gehabt, ihrem Manne zu helfen, so sehr hatte sie der Erstgeborene in Anspruch genommen. Jetzt, da sie zwei Kinder hatte, jätete sie das Unkraut aus und verrichtete noch vieles andere; sie half viele Stunden lang beim Kartoffellegen, säte auch Karotten und Rüben. Eine solche Frau fand sich nicht so leicht wieder. Und hatte sie nicht auch Tuch auf dem Webstuhl? Jeden Augenblick nützte sie aus, um in die Kammer zu laufen und ein paar Spulen abzuweben; es war halbwollenes Tuch zu Wäsche für den Winter. Nachdem das Garn gefärbt war, webte sie blau und roten Kleiderstoff für sich und die Kinder; dann legte sie noch mehr Farben ein und machte Bettbezüge für Isak. Lauter notwendige, nützliche und höchst dauerhafte Sachen.

Seht, nun war die Familie im Ödland schon recht heraufgekommen, und wenn dieses Jahr gut einschlug, waren die Ansiedler geradezu zu beneiden. Was fehlte ihnen noch? Ein Heuschuppen natürlich, eine Scheune mit einer Tenne in der Mitte, das war ein Zukunftsziel, und es würde erreicht werden wie die andern Ziele auch. Mit der Zeit, ja! Jetzt hatte die kleine Silberhorn ein Kalb, und die Ziegen hatten Zicklein, und die Schafe hatten Lämmer, es wimmelte von kleinen Tieren auf der Weide. Und die Menschen? Eleseus konnte schon auf seinen eigenen Beinen gehen, wohin er wollte, und der kleine Sivert war getauft. Und Inger? Sie war gewiß schon wieder guter Hoffnung, sie sah so rundlich aus.