Ach, komm und sieh dir die Kuh an!

Sie gingen hinaus, Isak in Unterkleidern, aber das tat nichts. Sie betrachteten die Kuh unendlich genau und von allen Seiten, den Kopf, das Euter, das Kreuz, die Lenden; rot und weiß, gut gebaut.

Isak sagte vorsichtig: Für wie alt hältst du sie? – Halten? entgegnete Inger. Sie ist ganz genau, aufs Tüpfelchen genau im vierten Sommer. Ich habe sie selbst aufgezogen, und alle sagten damals, es sei das netteste Kalb, das sie von ihrer Kindheit an gesehen hätten. Was meinst du, haben wir Futter für sie?

Isak fing an, das zu glauben, was er gerne glauben wollte, und erklärte: Was das Futter betrifft, so werden wir genug für sie haben.

Dann gingen sie hinein und aßen und tranken und legten sich zur Ruhe. Aber sie redeten noch lange von der Kuh, von dem großen Ereignis. Ja, aber ist es nicht eine schöne Kuh? Jetzt bekommt sie das zweite Kalb. Sie heißt Goldhorn. Schläfst du, Isak? – Nein. – Und denk dir, sie hat mich sofort wiedererkannt und ist mir gestern wie ein Lamm gefolgt. Wir haben heute nacht eine Weile auf dem Gebirge ausgeruht. – So. – Wir müssen sie aber den ganzen Sommer auf der Weide anbinden, sonst reißt sie aus, denn Kuh ist Kuh. – Wo ist sie vorher gewesen? fragte Isak schließlich. – Bei meinen Leuten, die haben sie versorgt. Sie wollten sie nicht hergeben, und die Kinder weinten, als ich sie mitnahm.

War es möglich, daß Inger so herrlich lügen konnte? Sie sprach natürlich die Wahrheit, und die Kuh gehörte ihr. Nun wurde es großartig und behaglich auf dem Hofe, bald gab es nichts mehr, was noch fehlte! O diese Inger, er liebte sie, und sie liebte ihn wieder, sie waren genügsam, sie lebten im Zeitalter des Holzlöffels und hatten es gut. Wir wollen schlafen! dachten sie. Und dann schliefen sie. Bei Morgengrauen erwachten sie zum nächsten Tag; es gab wohl allerlei, mit dem man sich abplagen mußte, jawohl, Kampf und Freude, wie das Leben eben ist.

Da waren nun zum Beispiel diese Balken. Sollte er versuchen, sie aufzulegen? Isak hatte sich wohl umgesehen, als er im Dorfe war, und sich die Bauart ausgedacht, er konnte eine Eckfuge aushauen. Und mußte er es nicht durchaus tun? Jetzt waren Schafe auf den Hof gekommen, eine Kuh war gekommen, der Ziegen waren es viele geworden und würden immer mehr werden, der Viehbestand sprengte den einen Raum der Gamme, er mußte einen Ausweg finden. Am besten war es, er fing gleich an, solange die Kartoffeln blühten und die Heuernte noch nicht begonnen hatte; Inger mußte da und dort mit Hand anlegen.

In der Nacht erwacht Isak und steht auf. Inger schläft, fest und tief schläft sie nach ihrer Wanderung. Er geht wieder in den Stall. Jetzt redet er die Kuh ja nicht so an, daß es in widerliche Schmeicheleien übergeht, aber er tätschelt sie freundlich und untersucht sie aufs neue nach allen Richtungen, ob sie nicht irgendein Merkmal, ein Zeichen von einem fremden Eigentümer habe. Aber er findet kein Zeichen und geht erleichtert fort.

Da liegt das Bauholz. Er fängt an, es auseinanderzurollen, es in einem Viereck auf die Mauer zu heben, ein großes Viereck für die Stube und ein kleines Viereck für die Kammer. Es war sehr unterhaltend und nahm ihn so in Anspruch, daß er darüber die Zeit vergaß. Jetzt rauchte es aus dem Dachloch der Gamme, Inger trat heraus und meldete, das Frühstück sei fertig.