Bis zum Abend schaffte er daran, dann melkte er die Ziegen und legte sich schlafen.
Öde und still war’s in der Gamme, dumpfes Schweigen schlug ihm entgegen vom Lehmboden und von den Torfwänden. Aber das Spinnrad und die Kardätschen waren an ihrem Platz, und die Perlen an ihrem Faden lagen wohlverwahrt in einem Beutel unter dem Dach. Inger hatte nichts mitgenommen. Isak war jedoch so unendlich dumm, daß er sich in der hellen Sommernacht vor der Dunkelheit fürchtete und bald dies, bald das an den Fensterscheiben vorbeischleichen sah. Als es nach der Helligkeit draußen ungefähr zwei Uhr sein mochte, stand er lieber wieder auf und aß sein Frühstück. Er kochte eine ungeheure Schüssel Grütze, gleich für den ganzen Tag, damit er nicht noch mehr Zeit aufs Kochen verwenden müßte. Bis zum Abend brach er zur Erweiterung des Kartoffelackers Neuland um.
Drei Tage behaute er abwechslungsweise Baumstämme und brach Land um, am nächsten Tag kam dann wohl Inger. Es wäre nicht zuviel, wenn er bei ihrer Ankunft Fische für sie bereitet hätte, dachte er; aber er wollte sich nicht auf den Weg machen und ihr geradewegs übers Gebirge entgegentreten, deshalb machte er einen Umweg nach dem Fischplatz. Dabei kam er in unbekannte Gegenden des Gebirges, da waren nun graue Felsen und braunes Geröll, ganz schwere Steine, die aus Blei oder Kupfer sein konnten. Vieles konnte in diesen Steinen enthalten sein, vielleicht Silber und Gold; er verstand sich jedoch nicht darauf, und so konnte es ihm einerlei sein. Er kam an das Fischwasser; die Fische bissen bei dem schnakenreichen Wetter in dieser Nacht gut an, es gab wieder eine schwere Menge Salme und Forellen, und Inger würde aufschauen. Als er bei Tagesanbruch auf demselben Umweg, auf dem er hergekommen war, wieder zurückging, nahm er ein paar Stücke von dem Geröll mit, sie waren braun mit dunkelblauen Flecken darin und gewaltig schwer.
Inger war nicht gekommen und kam auch nicht. Nun war es schon der vierte Tag. Er melkte die Ziegen wie damals, wo er noch allein mit ihnen gewesen war und niemand anderen zu dieser Arbeit hatte, dann ging er zur Geröllhalde und trug große Haufen zu einer Mauer passender Steine auf den Hofplatz. Er hatte wahrlich vielerlei Arbeit.
Am fünften Abend ging er mit leisem Mißtrauen im Herzen zu Bett, im übrigen waren ja aber das Spinnrad und die Kardätschen noch da und auch die Perlen. Dieselbe Öde in der Hütte und nirgends ein Laut! Das wurden lange Stunden, und als er endlich eine Art Schritt draußen vernahm, dachte er, das sei nur etwas, was er sich einbilde. Ach ja, Herrgott im Himmel! sagte er in seiner Verlassenheit, und solche Worte sprach Isak nicht, wenn er sie nicht wirklich meinte. Jetzt hörte er die Schritte aufs neue, und kurz nachher sah er etwas am Fenster vorbeigleiten, was es nun auch sein mochte, aber etwas mit Hörnern war es, leibhaftig! Er sprang auf und zum Hause hinaus, und da sah er etwas! Gott oder Teufel! murmelte er, und so etwas sagte Isak nicht, ohne daß er sich dazu gezwungen fühlte. Er sah eine Kuh, Inger und eine Kuh, die im Stalle verschwanden.
Wenn er nun nicht Inger im Stall noch leise mit der Kuh hätte reden hören, hätte er wahrlich seinen Augen nicht getraut, aber er hörte sie, und im selben Augenblick stieg ihm eine böse Ahnung auf: Himmel! Natürlich war sie eine ausgezeichnete, verteufelte Frau, aber zu viel war zu viel. Spinnrad und Kardätsche, das mochte hingehen, die Perlen waren bedenklich vornehm, aber auch die mochten hingehen. Aber eine Kuh, vielleicht auf einem Weg oder auf der Weide eines Bauern gefunden, die von dem Besitzer vermißt wurde und nach der man forschen würde!
Jetzt trat Inger wieder aus dem Stall und sagte stolz lächelnd: Ich habe nur meine Kuh mitgebracht! – So, erwiderte er. – Es dauerte so lange, weil ich nicht rascher mit ihr übers Gebirge konnte; sie ist trächtig. – Hast du eine Kuh mitgebracht? sagte er. – Ja, antwortete sie, und war vom Reichtum dieser Erde bis zum Zerspringen erfüllt. Oder meinst du, ich lüge dich an? sagte sie. Isak fürchtete das Schlimmste, hielt sich aber im Zaum und sagte nur: Komm jetzt herein und iß etwas. Hast du die Kuh gesehen? Ist sie nicht schön? – Prächtig. Woher hast du sie? fragte er so gleichgültig, als er konnte. – Sie heißt Goldhorn. Was willst du mit der Mauer, die du da aufgeführt hast? Du schindest dich noch zu Tode, ja das tust du.
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