Was diese nicht vermocht,
Wird Alexicacus Alcides auß der Höhe,
Für dem der gantzen Welt durch Krieg entstandenes Wehe
Erbarmen hat erlangt, mit Ehren richten auß
Und binden diesen Wurm ins heisse, tieffe Haus.
Da, da ists ihm vergunt zu fechten und zu schmeissen,
Den Haus-Wirth abzuthun, das Haus in Grund zu reissen;
Dann raube, plünder er; dann wehr er seinen Mann,
Zu weisen, was sein Löw, was Zieg und Drache kan.
81.
Schlachten
Es bleibt in keiner Schlacht ietzt viertzig tausend Mann;
Was Hannibal gekunt, ist keiner, der es kan.
Es ist ja unser Mars im schiessen abgericht.
O, schiessen kan er zwar, stehn aber wil er nicht.
82.
Haus-Regiment
Ein ieder ist Monarch in seines Hauses Pfälen,
Es sey denn daß sein Weib sich neben ihn wil zehlen.
83.
Mars ungefärlich from
War etwa Mars wo from, so kehrt es ihm zu gute;
Es ist gewiß geschehn auß unverdachtem Mute.
84.
Auff Vitum
Gleich da seinem fromen Weibe
Lag ein andrer auff dem Leibe,
Sah es Veit und sprach zu ihr:
Ey nun harr! steckt das in dir?
85.
Völlerey
Wer täglich in dem Weine schwimt,
Schwimt, biß er endlich Schieffbruch nimt.
86.
Der Weiber-Calender
Wann die Flöh die Weiber necken,
Wil die Lufft bald Näß erwecken;
Wann sie sticht der böse Wurm,
Folgt gewiß ein Hagel-Sturm.
87.
Mars, ein Ketzer
Mars läst sich als ein Ketzer mercken:
Er hält nicht viel von guten Wercken.
88.
Des Teuffels Ernte
Alles ist ietzt wol gerathen,
Auch deß Teuffels seine Saaten,
Weil ihm nun bey Schocken kümt,
Was er sonst zu Garben nimt.
89.
Auff Carponem
In der Muttersprache tichten
Pfleget Carpo zu vernichten.
Ey, daß da er doch nicht lebte,
Da der Römer Maro schwebte!
O, er hätt ihn künnen zwingen
Deutsch, und Römisch nicht, zu singen.
90.
Die Kretze dieser Zeit
Die Kretze ward wie Gott geehrt bey manchen Heyden,
Damit sie ihre Pein nicht etwa dürfften leiden.
Ein Rauber und ein Dieb wird darum ietzt geschätzt,
Nicht daß er uns gefällt, nur daß er nicht verletzt.
91.
Jungfern-Threnen
Ein Wasser ist mir kund, das den, der drein nur blickt,
Mehr als der stärckste Wein in Unvernunfft verzückt:
Der Liebsten Threnen sind, die offt den klügsten Mann
Bethören, daß er schwartz von weiß nicht sondern kan.
92.
Wein-Freundschafft
Die Freundschafft, die der Wein gemacht,
Würckt, wie der Wein, nur eine Nacht.
93.
Trauen
Einem trauen ist genug;
Keinem trauen ist nicht klug;
Doch ists besser keinem trauen,
Als auff gar zu viele bauen.
94.
Martis Treu
Niemand wag es, der verneine,
Daß es Mars nicht treulich meine,
Weil er niemals Winters halben
Weichet wie die falschen Schwalben,
Sondern bleibt auff unsrer Erde,
Weil da wehrt Geld, Brot, Küh, Pferde.
90.
Martis Drechsler-Kunst
Daß auß einem Bauren ietzt
Mars bald einen Herren schnitzt,
Warum nicht? Es wird gebrochen
Manche Pfeiff auß Esels-Knochen.
96.
Der Christen Rätzel
Heil erfolgte durch die Wunde;
Kranckheit diente zum Gesunde;
Freude wuchs auß Traurigkeit,
Stärcke von Gebrechligkeit;
Sterben brachte zu dem Leben,
Und das fallen zum erheben.
97.
Hoffertige Gerechtigkeit
Da man hieng die Dieb ans Holtz,
War das Recht niemanden stoltz.
Nun man Räuber henckt in Gold,
Ist dem armen Recht nicht hold.
98.
Sicher Armut
Ein Armer hat es gut; er fürchtet selten sehr,
Dieweil er mehr nichts hat, daß er verliere mehr.
99.
Frölicher Tod
Es ist ein frölich Ding um eines Menschen sterben;
Es freuen sich darauff die gerne-reichen Erben.
Die Priester freuen sich, das Opffer zu genissen;
Die Würme freuen sich an einem guten Bissen;
Die Engel freuen sich, die Seele nauff zu führen;
Der Teuffel freuet sich, wenn sie wil ihm gebühren.
100.
Wolthat
Die Wolthat, übel angewand,
Wird Uebelthat gar wol genant.
Desz ersten Tausend vierdtes Hundert
1.
Die Faste
So gute Fische häuffig essen,
So ohne Maß den Wein vermessen
So viel als fasten heissen sol,
So fastet der so gut und wol,
Der, wann er wil ein Hun verzehren,
Nur meint, als wann es Fische wären.
2.
Elendes Reichthum
Ein Reicher hat es arg, ist keine Zeit nicht frey,
Daß morgen er vielleicht der Allerärmste sey.
3.
Auff Mopsum
Mopsus ist von zartem Stammen;
Seine Väter all-zusammen
Speyten nur am Sonntags-Licht
Auff die Erde, sonsten nicht.
4.
Auff Simonem
Simon wüntschet, daß sein Weib
Eine Moschkowitin wäre;
Wann er ihr gleich bleut den Leib,
Daß sie sich doch nicht beschwere.
Aber weil sie deutsch gesinnet,
Schaut sie, wie sie sich erwehrt,
Wie sie Oberhand gewinnet
Und die Stube mit ihm kehrt.
5.
Auff Pigrum
Piger kan nicht müssig gehn;
Müssig kan er aber stehn.
6.
Auff Faulinum
Faulinus ist ein Mann, es ist ein rüstig Mann;
Die Arbeit hat er lieb da, wann sie ist gethan.
7.
Geenderte Zeit
Der Pabst hat alte Zeit zu neuer Zeit gekehret;
Wer ist, der alte Zeit für neue mir gewehret?
8.
Herr und Knecht
Wer andren dient, ist Herr, so fern er from sich hält;
Wer andrer Herr ist, dient, wann sündlich er sich stellt.
9.
Geld
Der Menschen Geist und Blut ist ietzund Gut und Geld;
Wer diß nicht hat, der ist ein Todter in der Welt.
10.
Sparsamkeit
Wer von ferne samlet ein,
Kan von nahem lustig seyn.
11.
Recht-Reich
Nicht wer Gold zu Golde trägt,
Ist für reich bald außzuschreyen;
Wer den Lüsten abelegt,
Dem kan alles wol gedeyen.
12.
Auff Aulum
Aulus rühmt sich weit und ferne,
Daß er Leuten diene gerne.
Ja er dient; doch nimt er Lohn
Grösser, als sein Dienst, davon.
13.
Gold ist bleich
Das Gold ist bleich auß Furcht; es mercket gantz Armeen,
Die seiner Farbe nach durch Licht durch Finster gehen.
14.
Geld
Wozu ist Geld doch gut?
Wers nicht hat, hat nicht Mut;
Wers hat, hat Sorgligkeit;
Wers hat gehabt, hat Leid.
15.
Zulässiger Wucher
Ein Wucher bringet nicht Gefärde,
Den Wirthe treiben mit der Erde.
16.
Ein fauler Knecht
Wann selten stielt ein Dieb und nie ein Knecht nichts thut,
So halt ich den für bös, und jenen mehr für gut.
17.
Auff Prædonem
Prædo wil noch lieber hencken,
Als sich in die Wirthschafft sencken,
Weil ihm dort ein Stündlein schwer,
Hier das gantze Leben wär.
18.
Verböserte Welt
Im argen lag die Welt, ietzt liegt sie nun im ärgsten;
Dann Gottes Theil ist schwach, deß Teuffels ist am stärcksten.
19.
Auff Pætum
Pætus lobt der Keuschheit Gaben;
Dann es wil ihn keine haben.
20.
Die verneuerte Welt
Gott wird den Himmel neu und schaffen neu die Erde;
Was soll die alte Welt? Sie wird zur Hölle werden;
Sie ist die Hölle schon, in ihr ist lauter Pein,
Weil Krieg wie Feuer brennt, weil Menschen Teuffel seyn.
21.
Amadis-Damen
Die Damen, die von Lieb und derer heissem Leiden
Zu wissen sind gelehrt, zu sagen sind bescheiden,
Die künnen noch wol was, die wissen noch wol mehr:
Wie ihre Glut man lescht, im Fall sie brennt zu sehr.
22.
Christen
Von Christus heissen Christen wir;
Die That ist weg, der Nam ist hier.
Was Christus heist, was Christus lehrt,
Wird nicht gethan, wird kaum gehört;
Nur da sind wir deß Namens werth,
Wann uns für Friede kümt das Schwerdt.
23.
Saltz und Creutz
Das Creutz und auch das Saltz sind beyde gleich und gut;
Das faule Fleisch dämpfft diß und jenes frechen Mut.
24.
Ordentlicher und unordentlicher Verterb
Unordnung wirfft uns hin, und Ordnung läst uns liegen;
Das Steuern schaffet diß, und jenes schaffet Kriegen.
25.
Die gute Sache
Wo diese Sach ist falsch, die etwa übel gieng,
War Christus Sache falsch, die ihn ans Creutze hing.
26.
Der Krieger Nutz ist unser Trotz
Das nehmen und das geben
Ist zwar der Krieger Leben,
Doch andrer Leute Sterben
Und aller Welt Verterben.
27.
Der Weg in Himmel
Wer nach dem Himmel zu den Weg hat fürgenummen,
Hat keinen beßren Weg, dann der vom Himmel kummen.
28.
Die Sünden
Die Sünden scheiden Gott von uns und uns von Gott;
Ach, da wo Gott nicht ist, ist lauter Höll und Tod.
29.
Die Zeiten
Wer sagt mir, ob wir selbst so grund-verböste Zeiten
Verbösern, oder ob die Zeiten uns verleiten?
Der Tag, daran ein Dieb dem Hencker wird befohlen,
Hätt ihn wol nicht gehenckt, hätt er nur nicht gestolen.
30.
Auff Timonem
Daß deine Mutter dich neun Monat hat getragen,
Ist viel. Ietzt duldet dich niemand nur bey neun Tagen.
31.
Auff Nugilum
Wann deine Lügen Hasen wären,
Wer wolte jene mehr beschweren?
Die andren Hasen würden los;
Dann deine wären mächtig groß.
32.
Glückseligkeit
Man sagt mir viel vom Glück und dessen Seligkeiten,
Und war und ist und wird doch keiner aller Zeiten,
Der glücklich sey durchauß. Dann ist das Glücke rund,
So steht es morgen nicht, als wie es heute stund.
Wo Phönix etwa wohnt, wohnt, glaub ich, auch das Glücke,
Von dem man nach dem Ohr und nichts weiß nach dem Blicke.
Iedoch ich weiß den Ort, wo Glücke macht Bestand,
Den aber niemand kennt, biß dieser wird verbrant.
33.
Vom Kriege
Mars, wie es scheint, hat nur vier Sinnen,
Dieweil er nicht wil fühlen künnen,
Wann er die Welt so gar verheeret,
Daß er sein eignes Fleisch verzehret.
34.
Auf Fanniam
Fannia meint: Huren-Leben
Sey ihr mehr als Ehstand eben,
Weil die Kinder im gebären
Dort nicht so, wie hier, beschweren.
35.
Der Welt Anfang und Ende
Ey, ist nicht alles gut, da Welt den Anfang nimt?
Ey, ist nur was noch gut nun, da ihr Ende kümt?
36.
Aurum et aura. Gold und Lufft
Der Mensch liebt Gold so sehr,
Und darff die Lufft doch mehr.
Ein Dieb, der diß bedenckt,
Wird selten auffgehenckt.
37.
Von einem Trunkenbold
Wann einen Bacchus-Knecht ich voll von Weine schau,
Ist solche Sau halb Mensch und solcher Mensch halb Sau.
38.
Trunckenheit
Wer vielleichte soll ertrincken,
Darff ins Wasser nicht versincken,
Alldieweil ein Deutscher Mann
Auch im Glas ersauffen kan.
39.
Deß Ehstandes Schirm
Wie feste pflegt man ietzt den Ehbund zu verwahren,
Damit ihm ja kein Leid mög irgend widerfahren!
So macht das Weib sich rauch ums Haupt als wie ein Beer,
Der Mann setzt Hörner auff und stellt sich wie ein Stehr.
40.
Der Ärtzte Glücke
Ein Artzt ist gar ein glücklich Mann.
Was er berühmtes hat gethan,
Das kan die Zeit selbst sagen an;
Sein Irrthum wird nicht viel gezehlet;
Dann wo er etwa hat gefehlet,
Das wird in Erde tieff verhölet.
41.
Die beste Artzney
Freude, Mässigkeit und Ruh
Schleust dem Artzt die Thüre zu.
42.
Alter und Hochzeit
Hochzeit haben, lange leben
Wünscht ihm ieder sein gegeben.
Viel gelebt, Hochzeit gehabt,
Kränckt weit mehr offt, als es labt.
43.
Graue Haare
Wann graues Haar dir wächst, sprich: Heu wird dieses seyn,
Das auff dem Kirchhoff nechst der Tod wird sammlen ein.
44.
Der Krieg und die Künste
Wie daß doch die Pierinnen
Nicht, wo Mars ist, bleiben künnen?
Da doch Mars und seine That
Ohne sie kein Leben hat:
Darum daß er nicht kan leiden,
Wann iemand kennt seine Kreiden.
45.
Von Gilvo
Albinus saß voll Mut mit singen und mit lachen.
Da Gilvus dieses sah, du hast, sprach er, gut machen;
Du nimmst das dritte Weib; die erste, die mir lebt,
Die hat auch noch nicht Lust, daß mir man sie begräbt.
46.
Über den Tod eines lieben Freundes
Mein andrer Ich ist tod! O Ich, sein andrer Er,
Erwüntschte, daß Ich Er, Er aber Ich noch wär.
47.
Eine Helden-That
O That, die nie die Welt, dieweil sie steht, gesehen!
O That, dieweil die Welt wird stehn, wird nie geschehen!
O That, die Welt in Ertzt und Cedern billich schreibt,
Und wie sie immer kan, dem Alter einverleibt!
O That, für der hinfort die allerkühnsten Helden,
Was iemals sie gethan, sich schämen mehr zu melden!
Für der Achilles starrt, für der auch Hector stutzt,
Und Hercules nicht mehr auff seine Keule trotzt!
Hört! seht! und steigt empor! macht alle Löcher weiter:
Dort fliehen Helden her, dort lauffen dreissig Reuter,
Die greiffen kühnlich an ein wüstes Gärtner-Haus
Und schmeissen Ofen ein und schlagen Fenster auß.
48.
Damen
Theils Damen haben solche Sitten:
Sind oben zwar nicht zu erbitten,
Sind willig aber in der mitten.
49.
Gewissenhaffter Krieg
Mars ist ein Gewissens-Mann,
Der sich nimmt der Menschheit an;
Schlägt er Menschen häuffig nieder,
Zeugt er Menschen häuffig wieder.
50.
Der gesegnete Krieg
Mars ist nicht gantz verflucht noch völlig durch zu ächten,
Wie manchen dünckt; er ist der Same der Gerechten;
Nach Brote geht er nicht, er kan nach Brote reiten,
Und muß wol noch dazu das Fleisch das Brot begleiten.
51.
Ochsen fressen Ochsen
Der Winter ist gar scharff, wann Wölffe Wölffe fressen;
Kein Winter darff es seyn, wann Ochsen Ochsen essen.
52.
Deß Pharaonis Traum
Was Pharaoni träumt, wie sieben magre Rinder
Verschlungen sieben fett, ereignet sich nicht minder
Bey uns und in der That; dann mancher Hunger-leider
Ist fett vom Raube-Brot und gläntzt durch fremde Kleider.
53.
Friede und Ruh
Die Ruh hat guten Fried und Friede gute Ruh;
Die Welt laufft immer noch dem Kriege weiter zu.
54.
Wunderwerck
Ein Soldat kan durch verzehren
Sich ernähren?
Und ein Landmann durch erwerben
Muß verterben?
55.
Gewalt ist nicht Tapferkeit
Wann ihrer drey gleich einen schlagen,
So hat Geschlagner nichts zu klagen;
Solls seyn, daß er geschlagen sey,
So schlagen, mehr, als einer, drey.
56.
Festemacher
Ein fester Leib hat weiche Sinnen,
Die leichtlich Blut nicht sehen künnen;
In weichem Leib ein fester Mut
Ist mehr, als alles feste Gut.
57.
Eben die
Waffen-weich und Ehren-feste
War im Kriege vor das beste;
Ehren-weich und Waffen-feste,
Ist im Krieg ietzund das beste.
58.
Eben selbige
Fürs Vaterland sein Blut vergissen
Hat weiland man zu rühmen wissen;
Das Blut dem Vaterland ersparen,
Ist ietzt ein Ruhm bey unsren Jahren.
59.
Mäuse-Handwerck
Kein Handwerck hat fast mehr Gesellen,
Als wo in Küh- und Pferde-Ställen
Das Meister-Urtel ist zu fällen.
60.
Auff Thrasonem
Thraso preiste seine Wunden,
Die er im Gesicht empfunden,
Da er nämlich wie ein Held
Sich für seinen Feind gestellt.
Ey, sagt einer, daß dir nicht
Dieses mehr schimpfft dein Gesicht,
So enthalt dich, ob du fliehest,
Daß du nicht zurücke sihest.
61.
Auff Glorilum oder Ruhmrichen
Ihr rühmt die kühne Faust; ey, rühmt den schnellen Fuß,
Den mir, sagt Glorilus, die Faust erhalten muß!
62.
Auff Fugipodem oder Lauff-Füßlern
Eine Schlacht solt ietzt betreten
Fugipus, da wolt er beten,
Sprach: O Gott, ach mache mir,
Wie dort David rühmt von dir,
Hirschen-Füß und führ mich ehe
Weit von hinnen in die Höhe!
63.
Listige-Anschläge
Weistu, was ein Anschlag heist?
Wann man weißlich sich befleißt
Seinem Feind, eh ers wird innen,
Schand und Schaden anzuspinnen?
Nein, es ist was beßres noch,
Gilt auch mehr als noch so hoch:
Stehlen heißt es Küh und Pferde,
Daß es niemand innen werde.
64.
Christus ist der Weg, die Warheit und das Leben
Ich kumm in diese Welt, hindurch dort nauff zu reisen;
Weil Christus ist der Weg, so wird er mich wol weisen.
Ich kan in dieser Welt viel Redligkeit nicht schauen;
Weil er die Wahrheit ist, mag ihm ich wol vertrauen.
Hier muß ich zwischen Tod und Nöthen stündlich schweben;
Weil er das Leben ist, so kan durch ihn ich leben.
Was wil ich weiter mehr? Laß, Herr, nur dich mich haben,
So acht ich keine Welt mit allen ihren Gaben.
65.
Der blinde Sinn
O Blinder Menschen Sinn! du achtest Gott so klein
Und kanst doch ohne Gott nicht einen Blick nur seyn.
Du wärst nicht, thäte Gott, und aber thäte Gott,
So wärstu lang ein Raub dem Teuffel und dem Tod.
66.
Der Teuffel sucht und wird gesucht
Man sucht den Teuffel, der doch selbst sucht zu verschlingen,
Und der zu holen pflegt, dem pflegt man sich zu bringen.
67.
Völlerei
Besser ist es tod, als voll;
Jener thut noch arg noch wol,
Dieser nichts nicht, was er soll.
68.
Anders
Besser ists in Sarck begraben,
Als den Bauch zum Vasse haben.
Dorte wird man Sünden los;
Hier erwächst sie noch so groß.
69.
Von einer Wittib
Tröst mich, tröst mich, arme Frau,
Die ich meinen Mann tod schau,
Aber nicht mit Turteltauben!
Sperlinge wil ich erlauben.
70.
Eine Pferde-Tugend
Wann ich wüntschen solt ein Pferd,
Das deß wüntschens wäre werth,
Solt es seyn, wann mirs nur bliebe,
Kurtz gewand, wie Frauen-Liebe.
71.
Die Worte gelten wie Geld
Worte gelten in der Welt,
Viel und wenig, wie das Geld.
Was für zeiten schelmisch hieß,
Heisset ehrlich, bringt Genieß.
72.
Was seltsam, ist werthsam
Was seltsam ist, ist lieb; auß Orient ein Stein,
Der seltsam ist, muß mehr, als liebes Brot, lieb seyn.
73.
Das Jahr 1640
GIeb, gIeb, O gIeb Vns FrIeD, O FrIeDe gIeb Vns, Gott!
FrIeD Ist Vns Ia so nVtz, aLs etWa LIebes Brot.
74.
Ein Kuß
Ich weiß nicht, was ein Kuß, ihr Jungfern, auff sich hätte?
O, wer auffs küssen kümmt, der kümmt auch gern ins Bette.
75.
Eine Grabschrift
Begraben liegt, doch lebt nunmehr in stoltzem Friede,
Der deiner Wütterey, O schnöde Welt, ist müde.
Wer müd ist und zuletzt wil stoltzen Friede haben,
Muß, hab ich Sorge, nur seyn auch wie er begraben.
76.
Eine nachdenckliche Sache
Wann Mannes-Mäuler sich und Weiber-Mündlein paaren,
Gibts zehnden Monat drauff was junges zu erfahren.
77.
Ehrbarkeit vollauf
Unsre Welt und diese Zeit
Steckt voll Ehr und Redligkeit,
Weil der Sünden gantzer Stamm
Neulich Adels-Brieffe nam.
78.
Ein Feigenbaum im Capitolio zu Rom
Zu der Zeit, da in Jovis Schlosse
Zu Rom ein Feigenbaum entsprosse,
Fing Keuschheit an von dar zu weichen.
Ich weiß nicht, ob nicht dessen gleichen
Bey uns geschieht. O, wie ich träume,
Sind alle Bäum ietzt Feigenbäume.
79.
Das Hertz auff der Zunge
Wers Hertz auff seiner Zunge führt,
Der muß, wann er die Zunge rührt,
Bedachtsamkeit sich wol befleissen,
Sonst möcht er ihm das Hertz abbeissen.
80.
Bußfertigkeit
Ich lobe Wanckelmut, ich lobe Widerspruch,
Ich lob auch Unbestand, ich lobe Bundes-Bruch.
Gott, gib, dass nimmermehr ich halte keine Treu
Dem Teuffel und der Sünd und leb in steter Reu!
81.
Auff den Gengmund
Gengmundus lobt sich selbst, es lobt ihn auch die Welt,
Wann Wort er führet Er, sie, wann er stille hält.
82.
Ein Lobsprecher
Wer andre loben wil, muß selbsten löblich seyn,
Sonst trifft das Loben leicht mit schänden überein.
83.
Güte Wercke
Daß Gott mir durch sein Werck in mir den Glauben stärcke,
Für diß Werck gelten nichts viel tausend meiner Wercke.
84.
An den wolthätigen Gott
O Gott, wo nem ich Danck, der ich so viel genummen
Von Wolthat, die mir ist zu Hause häuffig kummen
Durch deine Gütigkeit? Thust du nicht mehr hier wol,
So weiß ich keinen Rath, wie recht ich dancken sol!
85.
Auff den Bauerstoltzen Grollum
Der hoch zwar wil hinauß, hat Grollus einen Geist;
Doch ist sein Kopff was schwer, der ihn herunter reist.
86.
Nicht zu mutig, nicht zu furchtsam
Noch frech wagen,
Noch weich zagen
Hat iemals gar viel Nutz getragen;
Wol bedacht,
Frisch verbracht
Hat offt gewonnen Spiel gemacht.
87.
Die Liebe Gottes und deß Nechsten
Dem Nechsten nütze seyn, den Höchsten recht verehren,
Kan geben dorte Heil und hier den Segen mehren.
88.
Die Welt
Die Welt ist wie das Meer: ihr Leben ist gar bitter;
Der Teuffel machet Sturm, die Sünden Ungewitter;
Drauff ist die Kirche ein Schiff und Christus Steuer-Mann;
Sein Segel ist die Reu, das Creutze seine Fahn;
Der Wind ist Gottes Geist, der Ancker das Vertrauen,
Dadurch man hier kan stehn und dort im Port sich schauen.
89.
Feinde der Redligkeit
Hass, Liebe, Furcht, Gewinn sind vielmal Schuld daran,
Dass redlich, wie er soll, nicht ieder wandeln kan.
90.
Weiber, versetzt: bei Rew
Offt wohnt die Weiber-Treu
Zu aller nechst bei Reu.
91.
Laster sind zu straffen, Personen sind zu schonen
Personen gar nicht auß zu rüchten,
Die Laster aber zu vernichten,
Hat ieder mügen Reime tichten.
92.
Auff Jungfrau Mammæam
Mammæa funckelt her an Schönheit wie die Sterne,
Doch, welches seltsam ist, weicht Hoffart von ihr ferne;
Dann daß sie gar nicht sich als andre besser deucht,
Das macht, daß Fleisch und Blut sie auch im Busem reucht.
Dahin nun grieff ein Freund gar unbedachten Mutes,
Da fand er zwar viel Fleisch, Milch aber stat des Blutes.
93.
Armut und Blindheit
Ein blinder Mann ist arm, und blind ein armer Mann,
Weil jener keinen siht, und keiner den siht an.
94.
Geschmünckte Weiber
Die Damen, die sich gerne schmüncken,
Die lassen sich wol selbst bedüncken,
Daß wo Natur an ihren Gaben
Muß etwas übersehen haben;
Drum wo man Schmuck und Schmüncke schauet,
Thut thörlich, wer der Farbe trauet.
95.
Englische Tracht
Die Jungfern, die das geile Rund,
Das zu der Liebe legt den Grund,
So frech ans Lichte stellen auß,
Die sind ein rechtes Ballen-Haus,
Da stets der Ballen liegen viel
Und warten dem, der spielen wil.
96.
Wille für That
Ob wollen sonst gleich offt als künnen pflegt zu gelten,
So gilts bey Weibern doch gar nie so oder selten.
97.
Von dem Pravo
Es schrieb ihm Pravus an sein Haus:
Hier geh nichts böses ein und auß.
Ich weiß nicht, soll sein Wuntsch bestehen,
Wo Pravus auß und ein wird gehen.
98.
Eine Mansvete Jungfrau
Eine Dam ist mir bekant,
Deutsch ist Zung und Vaterland;
Wann sie redet, muß dazwischen
Halb Latein sich untermischen;
Drum ihr Name, solls so seyn,
Halb muß Deutsch seyn, halb Latein.
Daß man mag ihr Art erkennen,
Wil ich sie Man-sueta nennen.
99.
Wissenschafft
Das Gold gilt da und dort, und die Geschickligkeit,
Die schickt sich hin und her und taug in alle Zeit.
100.
Von einem Pfarrer
Kummet her und kauffet ein
Gar umsonsten Milch und Wein!
Pflegt ein Dorff-Pfarr stets zu sagen;
Wolte gleichwol sich beklagen,
Wann ihm nicht dafür kam ein
Fette Milch und edler Wein.
Desz ersten Tausend fünfftes Hundert
1.
Wissenschafft
Besser ist es betteln gehen,
Als nichts wissen, nichts verstehen.
Armen kan man Geld wol reichen,
Weißheit aber nicht deßgleichen.
2.
Bücher
Es ist mir meine Lust bei Todten stets zu leben,
Mit denen um und um, die nicht seyn, seyn gegeben,
Zu fragen, die sind taub, zu hören, die nichts sagen,
Und die, die haben nichts, sehr viel hingegen tragen,
Zu halten lieb und werth. Ich bin auff die beflissen,
Die mir viel gutes thun und doch von mir nichts wissen;
Ich halte diese hoch, die mich nur an nicht sehen;
Die manchmal mich mit Ernst verhöhnen, schelten, schmähen,
Sind meine beste Freund. Und solt ich die begeben,
Eh geb ich alle Welt, eh geb ich auch das Leben.
3.
Poeterey
Man hält mir nicht für gut die Poesie zu üben;
Das Buch, das grosse Buch, darinnen auffgeschrieben
Der Römer langes Recht, solt eher meine Hand
Durchsuchen, daß darauff sich gründe mein Verstand.
Ists etwan ungesund, auff Speisen, die da nähren,
Zu Zeiten frisches Obst erquicklich zu verzehren?
Die edle Poesie ermuntert Sinn und Geist,
Daß er greifft an mit Lust, was schwer und wichtig heist.
Das nöthigst ist das Brot; doch läst man gleichwohl gelten
Die weit gereiste Würtz und sonsten, was da selten
In unsre Kuchel kummt; man günnet auch der Lust,
Bedarff es nicht Natur, zu Zeiten eine Kost.
Der heilsame Verstand, daß einer züchtig lebe,
Niemanden Schaden thu und iedem gleiches gebe,
Ist nöthig, als wol was; doch steht es gleichwol frey,
Zu salzen Kunst und Witz durch die Poeterey.
Weil Recht ein Knecht ietzt ist, dem Frevel hat zu schaffen,
Weil eignen Willens Zaum pflegt frey verhenckt zu schlaffen,
Weil Mars das Rothe stellt und auch das Schwartze setzt,
Weil er Gesetz erklärt, wann er den Degen wetzt,
Dieweil er Urtheil fällt, nach dem der Sieg gefallen,
Weil grober Stücke Knall und holen Ertztes schallen
Viel klagens nicht gestehn: So sey es mir vergunt,
Auff daß der Zeiten Weh, darinnen wenig Grund
Zum from seyn übrig ist, ich etwas mag besüssen
Durch das, was ieder Zeit für ein gerühmtes wissen
Geschätzet war und wird. Man lasse mir die Lust,
Die, wo sie wenig bringt, noch weniger doch kost.
Sie wird mir nützer seyn, als Mägden zu gefallen,
Als in der geilen Brunst der Uppigkeiten wallen,
Als eingeschrieben seyn in frevlen Raube-Bund,
Der durch gebrauchten Trotz der Welt hilfft auff den Grund,
Als daß mein Sinn im Wein, und Wein schwümm in dem Sinne,
Als daß der Spieler Dank, der schlecht ist, ich gewünne,
Als daß ich mich befliess' auff Hunds-Philosophey
Und trieb, als eine Kunst, ein bäurisch Feldgeschrey.
So fühl ich auch nicht Hitz auff Hofegunst zu schnappen;
Ich biege keine Knie und rücke keine Kappen
Für auffgeputzter Ehr und angestrichner Gunst,
Die mancher sucht mit Müh durch schnöde Schmeichel-Kunst.
Genug, wann ich mir selbst im Friede kan befehlen
Und darff zu fremder Pflicht nicht Tag und Stunden zehlen.
Ein König bin ich so, mein Haus ein Königreich,
Da weder Hold noch Gram mich roth macht oder bleich.
Der Himmel, hat mir der vertraut und was gegeben,
So geb ich dieses dem, der bey mir wohnt daneben;
Ich diene, wem ich kan, bin eines ieden Knecht,
Doch daß mir über mich bleibt unverrückt mein Recht.
Hierzwischen laß ich nun zur Zeit mit unterlauffen
Die viel-gefüsten Reim und führe sie zu Hauffen
Für gute Freunde hin; gefallen sie, Gar wol!
Wo nicht, was liegt mir dran? Es ist kein nöthig sol
Gefällig allen seyn. Ein ieder mag es machen,
Daß über seinem Thun die Engel selbsten lachen,
Und daß die Weißheit sich selbst drob verwundern kan;
Der, dem ich wo nicht taug, der seh mich nur nicht an.
4.
Auff Volvinum
Volvinus ist gelehrt und gibt materi her;
Sein Weib, die concipirt, so wächset ohngefehr
Ein richtiger Context, der, wann er ist für voll,
Kan sagen alsdann selbst, wie man ihn nennen soll.
5.
Auff Mummium
Es theilet Mumm sein Reich mit seinem lieben Weibe;
Tags liegt sie ihm im Haar, Nachts er ihr auff dem Leibe.
6.
Deß Krieges Zugpferde
Bastant, Succurß, Courage,
Quartier, Recruten, Gage:
Kan Mars nicht diese Sechs anspannen,
So weicht er keinen Schritt von dannen.
7.
Leichte Wahren
Wer Kriegsvolk führt, kan schleunig fahren;
Dann was er führt, sind leichte Wahren.
8.
Deß Krieges Sieg
Es kriegt ihm Mars ietzt selbst; und das, was er erkrieget,
Ist, daß er fällt die Welt und selbst mit ihr erlieget.
9.
Abgezwungene Jungfrauschafft
Ihr Jungfern, euer Leib, den wo Gewalt verletzet,
Wird Ehren-lose nicht mit Billigkeit geschätzet.
Cunninna weiß es wol; wer an um Gunst sie spricht,
Dem gibt sie die und schreyt: O nun, O nein, O nicht!
10.
Poeterey
Es bringt Poeterey zwar nicht viel Brot ins Haus;
Das drinnen aber ist, das wirfft sie auch nicht auß.
11.
Gewerbs-Mittel
Daß nicht Justinian uns allewege zeiget,
Wodurch man was erwirbt und viel davon verschweiget,
Geschah vielleicht auß Neid, vielleicht auß unbewust,
Vielleicht auß Überdruß, dieweil es Müh gekost.
Mars aber ist so treu, so klug, so unverdrossen
Zu öffnen alles das, was sonsten heist verschlossen;
Er suchet alles auß, er weiset allen Grieff
Zu nähren sich bey Tag, und wann man sonsten schlieff.
12.
Der Jungfern gröste Schmach
Was ists, worüber mehr die Jungfern so entbrennen,
Als wann man sie pflegt alt und ungestalt zu nennen?
Dann Jugend dient zur Zucht und Schönheit zum verthun;
Sind diese beyde weg, so läst man sie wol ruhn.
13.
Auff Cornulum
Es hat ihm Cornulus zwei Weiber anvermählt;
Von einer wird getröst, von andrer er gequält;
Die eine bleibt ihm gram; die andere ist ihm hold;
Die erste nenn ich nicht; die ander heist Geduld.
14.
Auff die schöne Pomulam
Pomula hat, wie man spricht,
Als ein Apffel ein Gesicht;
Daß in ihr steckt eine Made
Wie im Apffel, das ist schade!
15.
Der verfochtene Krieg
Mars darff keinen Advocaten,
Der ihm außführt seine Thaten;
Keinem hat er nichts genummen,
Wo er nichts bei ihm bekummen.
Keinem hat er nichts gestohlen;
Dann er nam es unverholen.
Keinen hat er ie geschlagen,
Der sich ließ bey zeiten jagen.
Was er von der Strasse klaubet,
Ist gefunden, nicht geraubet.
Haus, Hof, Scheun und Schopff geleeret
Ist: ein Stücke Brot begehret.
Stat, Land, Mensch und Vieh vernichtet
Ist: deß Herren Dienst verrichtet.
Huren, sauffen, spielen, fluchen
Ist: dem Mut Erfrischung suchen.
Mehr kein Mensch seyn an Geberden
Ist: ein braver Kerle werden.
Letzlich dann zum Teuffel fahren
Ist: den Engeln Müh ersparen.
16.
Mußtheil
Daß Mußtheil heist man diß, was nach deß Mannes sterben
Die Frau von Rittersart muß theilen mit den Erben.
Ein Mußtheil machet drauß auß allem, was man hat,
Wo er es nicht nimmt gar, ein raubrischer Soldat.
17.
Auff Virnulam
Es achtet in der Welt nichts Virnula so sehre,
Wie billich, als die Zucht und angeboren Ehre;
Damit sie ihr mit Macht nicht etwa werd entnummen,
So hat sie nechst ein Freund von ihr geschenckt bekummen.
18.
Deß Krieges Adelschafft
Den Adel suchet Mars und hasset doch den Adel;
Er mercket, daß sein Grund zum edel seyn hat Tadel;
Sein Waffen zwar das taug, weils billich ihm gebührt,
Daß einen Greiff und Wolff er in dem Schilde führt.
19.
Ehre nähret Künste
Weil guter Lehr und Kunst
Niemand gibt Ehr und Gunst,
So kümmt die Unvernunfft
Ietzt in der Ehre Zunfft.
20.
Verständiger Krieg
Mars wil gewiß sein Volck gar klug und wirthlich ziehen;
Er wirbt die Jungen ietzt bey Schulen und bei Kühen.
21.
Gott mit mir
Mein Haus ist voller Gott,
In dem es voller Noth.
Ist Gott nun gern um mich,
Warum denn wolt auch ich
Mich von der Noth entziehn
Und Gottes beyseyn fliehn?
22.
Lebens-Satzung
Leb ich, so leb ich!
Dem Herren hertzlich,
Dem Fürsten treulich,
Dem Nechsten redlich.
Sterb ich, so sterb ich!
23.
Gottes und deß Teuffels Bothen
Geht hin in alle Welt und lehret alle Völcker;
Geht hin in alle Welt und leeret alle Völcker.
Der Teuffel schaffet diß, Gott schaffte jenes vor;
Noch lieget Gottes Wort, deß Teuffels schwebt empor.
24.
Deß Landes Leichendienst
Das Land ist leider tod; drum wird es nun begraben.
Die Städte sind der Pfarr, die zum Gedächtnüß haben
Die Spolien davon. Soldaten sind die Erben,
Die erben, eh man stirbt; ihr Erb ist unser sterben.
25.
Kennzeichen der wahren Kirche
Der mit dem Beutel gieng, hieß Judas; Der zu legen
Sein Haupt nicht hatte Raum, heist Christus. Zeitlich Segen
Ist lange lange nicht die rechte Lieverey,
Zu kennen, wer ein Christ in Christus Kirche sey.
26.
Böse-from und from-böse
Wer keinem Böses nie und auch nie gutes thut,
Heist der gut-böse dann, heist der dann böse-gut?
27.
Auff Schwollium
Der Praler Schwollius wil gar nicht wohnen enge;
Sein Hauß muß sein geraumt, gewaschen alle Gänge;
Nicht wunder! ihn verdruß, da er erst ward ein Kind,
Beschlossen seyn dahin, wo lauter Nächte sind;
Drum brach er bald herfür, wo's eng und unrein ware,
Ob seine Mutter gleich, war Frau vom Viertel-Jahre.
28.
Krieg und Wein
Soldaten und der Wein, wo die zu gäste kummen,
Da ist Gewalt und Recht dem Wirthe bald benummen.
Der Wirth kan diesen zwar zum Hause treiben auß;
Jen' aber räumen weg den Wirth und auch sein Haus.
29.
Leichtes steigt über sich
Das leichte steigt empor,
Drum geht bey unsrer Zeit
Die leichte Sinnligkeit
Der Redligkeit weit vor.
30.
Träume
Die Träume sind wol werth, daß sie man manchmal achte;
Die Frau im Traume ward, ward Mutter, da sie wachte.
31.
Finsternüß
Wann zwischen Menschen Hertz und zwischen Gottes Liebe
Der Erde Schatten fällt, so wird es schädlich trübe;
Dann Gottes Trost vergeht, der doch allein erfreut,
Drum bleibt dem Hertzen nichts, als Welt, das ist: nur Leid.
32.
Geschmückte und geschmünckte Jungfern
Die Jungfern, die sich gern am Tage zierlich schmücken,
Die liegen gerne bloß des Nachtes auff dem Rücken,
Und die mit Schmüncke sich verpurpern und bekreiden,
Die wollen ihre Brust mit Männern gerne kleiden.
33.
Wittibschafft
Als Pallas weg von Troja ward genummen,
Ist dessen Heil bald zum Verterben kummen.
Ein Haus, darauß ein redlich Weib verschieden,
Bleibt von dem Glücke mehrentheils vermieden.
34.
Der Tod
Ich fürchte nicht den Tod, der mich zu nemen kümmt;
Ich fürchte mehr den Tod, der mir die Meinen nimmt.
35.
Schalcks-Narren
Ein Herr, der Narren hält, der thut gar weißlich dran,
Weil, was kein Weiser darff, ein Narr ihm sagen kan.
36.
Weg zu beyderley Leben
Nur ein Weg ist zur Welt, zum Himmel auch nur einer;
Auff jenem gehen all, auff dem von zehnen keiner.
37.
Zungendrescher
Kein grösser Unrecht wird Juristen angethan,
Als wann ein ieder Recht erweiset iederman,
Weil ihnen Unrecht recht. Wann Unrecht wo nicht wär,
Wär zwar ihr Buch voll Recht, ihr Beutel aber leer.
38.
Genieß-Herren dieser Zeit
Bey dieser tummen Zeit hat seinen besten Nutz
Der Bauern starrig Grob, der Krieger toller Trotz.
39.
Verkehrte Welt
Niemand thut, was er sol, ein ieder, was er wil;
Wer thun wil, was er sol, der taug und gilt nicht viel.
40.
Haus-Uhr
Der Ehstand ist zur Zeit dem Uhrwerck zu vergleichen,
Das nach dem Wetter offt von rechter Spur wil weichen.
Die Unruh, die keinmal sol stehen, ist das lieben,
Die vom Gewichte doch deß Glückes wird getrieben;
Der Hammer ist der Mann; die Glock ist seine Frau,
Die schlagen sonsten nicht, als wann das Wetter rau;
Sie schlagen gleich nun zwey, drey, minder oder mehr,
So ist doch dieser Klang gantz schädlich dem Gehör.
41.
Auff Nigellam
Wo Lieb als Feuer brennt, so sag ich unverholen:
Nigella hat den Ruhm, sie sey deß Amors Kohlen.
42.
Auff Flaviam
Mit Gold und nicht mit Bley hat Amor dich geschossen;
Das ist nun, Flavia, durch Hitz in dir zerflossen;
Es dringt zu'n Augen rauß und sonsten dort und da,
Daß du so billich heist die göldne Flavia.
43.
Auff Rubellam
Rubella, dein Gesicht hat Amor außgerüst,
Daß wie ein Pharos du für seine Fackel bist.
44.
Auff Albellam
Albella, wärest du gleich nur ein kalter Stein,
Würd ein Pygmalion dein Buhler dennoch seyn.
Du lebst und bist so klar, was solt es wunder seyn,
Wann ein Pygmalion durch dich wird selbst ein Stein.
45.
Auff Cypriam, die so leichte sündiget
An keinen schweren Fall, den sie begangen hätte,
Denkt Cypria; sie fällt offt, aber nur ins Bette;
Sie ist sonst schweren Fall bemüht zu übergehen;
Fällt nicht ins Bette sie und fällt, geschiehts im stehen.
46.
Weiber sind Menschen
Weil irren Menschlich ist, kümmt klärlich an den Tag,
Daß Weiber man nur auch für Menschen rechnen mag.
Es irrte Grunnia zum tügen menschlich nu:
Sie solte gehn zum Mann und gieng zum Knechte zu.
47.
Mit wenigem viel
Dieweil der sechste Sinn schleust in sich alle Sinnen,
Wolt alle Sinnen gern in einen bringen künnen
Die schlaue Gellia; drum nimmt sie stündlich an,
Was ihr den sechsten Sinn nur immer üben kan.
48.
Steuer
Die sterbens-freye tausend-Steuer
Ist, dünkt mich, übersichtig heuer;
Sie siht nur auff das Haupt, das steht,
Nicht aber, auff was Füß es geht.
49.
Deß Krieges Buchstaben
Kummer, der das Marck verzehret,
Raub, der Hab und Gut verheret,
Jammer, der den Sinn verkehret,
Elend, das den Leib beschweret,
Grausamkeit, die unrecht fehret:
Sind die Frucht, die Krieg gewehret.
50.
Des Todes Buchstaben
Deß Todes Anfang zwar bringt mit ein hartes T;
Das Ende zeucht nach sich alsdann ein lindes D;
Das Mittel ist ein O: es ist ein Augenblick,
So kümmt für harte Pein ein immer sanfftes Glück.
51.
Tod, Trost oder Durst
Als Lazarus verstirbt, wird oben er getröstet;
Sobald der Reiche stirbt, wird unten er geröstet;
Wer übel stirbt, fühlt Durst auffs Teuffels heissem Rost,
Wer selig aber stirbt, in Abrahams Schoß Trost.
52.
In der Welt ist nichts als Wanderschafft, Eitelkeit, Leid und Tod
Unsres Lebens Eigenthum
In der Welt ist Wanderschafft;
Unsres Wesens ganzer Ruhm
Ist der Eitelkeit verhafft.
Auff das Leid in tausend Nöthen
Folgt zuletzte gar das tödten.
53.
Die viehische Welt
Ein rinderner Verstand und kälberne Geberden,
Dabey ein wölffisch Sinn sind bräuchlich ietzt auff Erden.
Das Rind versteht sich nicht, dann nur auff Stroh und Gras;
Ein Mensch laufft, rennt und schwitzt bloß um den vollen Fraß.
Ein Kalb schertzt, gumpt und springt, das Messer eh es fühlet;
Ein Mensch denckt nie an den, der stündlich auf ihn zielet.
Der Wolff nimmt, was ihm kümmt, ist Feind für Wild und Vieh;
Was Mensch und menschlich ist, ist frey für Menschen nie.
54.
Die Zeiten deß Jahres und deß Christenthumes
Im Lentzen glaubt man Brot; Brot hofft man in dem Sommer;
Im Herbste nimmt man Brot; Der Winter stillt den Kummer.
Ein Christ lernt glauben erst; nach diesem lernt er hoffen;
Die Hoffnung macht ihn starck; im Tod ist alles troffen.
Sonst ist es lieblich erst, ein Christ genennt zu werden;
Wann aber Hitze kümmt, Müh, Sorgen und Beschwerden,
Da geht es schwitzig her; doch folgen drauff viel Früchte,
Biß letzlich uns der Tod die volle Gnüge richte.
55.
Auff Vacerram
Vacerra wird zum Tischler tügen;
Er kan die Fabeln zärtlich fügen.
56.
Auff Elsulam
Elsula, die alber ist,
Ist in deme gar kein Hase,
Daß sie ihre Buhlen kiest
Nicht nach Ohren, sondern Nase.
57.
Wer auff viel zu sehen, kans leichte versehen
Portia gibt Antwort drum,
Daß sie nicht den Mann kan achten;
Wer mit vielen gehet um,
Kan auff eines nicht nur trachten.
58.
Wer nützliches mit lustigem vermenget, der triffts
Wer Nutz und wer Ergetz recht scheidet und recht mengt,
Verdienet, daß man ihn mit Lob und Ruhm beschenkt.
Lobt Passerilla, lobt! zum Nutz ist ihr der Mann,
Der Nachbar zum Ergetz, und wer nur immer kan.
59.
Wunder
Wann bey der Römer Zeit man sah mit Milche triffen
Den Himmel, sah man auch, wie furchtsam hin sie liffen
Zum Sybilliner-Buch und stellten überall
Viel Wallen und Proceß durch reiner Jungfern Zahl
Auß Vesta Kloster an. Was sollen wir bereiten,
Wann von den Jungfern selbst treufft Milch bei unsren Zeiten?
60.
Marter-Frage
Man recket sonst den Dieb, der andren wolte stehlen.
Der Dieb reckt ietzund den, der was für ihm wil höhlen.
61.
Steuer
Wo Venus weiland saß und den Adonis küste,
Wuchs Gras und Blumen auff, ob gleich der Ort war wüste.
Wo Bacchus weiland zoh, da wuchsen lauter Reben,
Und aller dürrer Strauch müst eitel Trauben geben.
Kans nicht die Steuer auch? Ein wolversteuret Grund
Soll geben her iemehr, iemeh er wüste stund.
Wer weiß, ob jenes wahr? Wer weiß, ob diß kan seyn?
Dort glaube, wer da wil! hier gibts der Augenschein.
62.
Ein thätiges Christenthum
Daß glauben, lieben und das leiden
Die lassen sich nicht gerne scheiden;
Der diese drey begehrt zu trennen,
Den darff man keinen Christen nennen.
Dann der, dem leiden ist verdrießlich,
Bey dem ist auch das glauben mißlich;
Wo Glauben nicht daheime wohnet,
Ist auch dem lieben abgelohnet.
Drum kümmts, daß viel vom Glauben weichen,
Damit sie gute Tag erreichen,
Und daß sie den so mördlich hassen,
Der Glauben hält, den sie verlassen.
63.
Vergebung der Sünden
Vergeben heist: umsonst vergebens was erlassen.
Soll Schuld vergeben seyn, wie kan ich dann nun fassen,
Daß sie verdienet sey? Was abgedient soll seyn,
Drum darff ich allererst nicht bitten um verzeihn.
64.
Armut
Die Armut ist mit dem insonderheit begabt,
Daß sie, wohin sie kümmt, hat, was sie hat gehabt.
65.
Wunderwercke
Daß kein Christ ietzt Wunder thut,
Macht, der Glaub ist nicht recht gut;
Drum ist rechter Glaub ietzunder
Für sich selbst ein grosses Wunder.
66.
Gott gut, der Mensch böse
Gott segnet stündlich uns; Wir fluchen stündlich Gott;
Drum ist von ihm das Heil, von uns Fluch, Noth und Tod.
67.
Deß Bardi Traum
Bardus träumt, er wär ein Pfarr;
Wachend war er sonst ein Narr;
Ob ihm träumt, er war ein Narr,
Würd er wachend doch kein Pfarr.
68.
Deß Corydonis Traum
Was Tages offt man denckt, träumt einem Nachtes offte.
Als einen süssen Traum von Phyllis demnach hoffte
Der Buhler Corydon, (trau mehr auff Träume, trau!)
Träumt ihm von Phyllis nichts, träumt ihm von einer Sau.
69.
Von der deutschen Poesie
Was ist ein deutscher Reim? Deutsch kan hier iederman;
Drum ist mir lieb, daß ich kan auch, was ieder kan.
Doch kan mein Reim noch was, das Zoilus nicht kan,
Daß meinen Reim, wie ihr, besticht nicht Iedermann.
70.
Von meinen Sinn-Getichten
Daß meine Reime klar, rund, klug nicht fallen künnen,
Ist nicht der Sprache Schuld; die Schuld ist meiner Sinnen.
Ist löblich etwa nicht, was ich hier schreibe das,
Ist löblich etwa doch, daß ich versuche was.
71.
Ein gläubiger Schuldner
Veit ist mein Gläubiger und Schuldner für und für:
Den Glauben hält er ihm; die Schuld, die läst er mir.
72.
Eine statliche Mitgifft
Deß Weibes grosse Gifft ist recht deß Mannes Gifft,
Die nicht den Leib so sehr, als seine Freiheit trifft.
73.
Geschmünckte Weiber sind willige Weiber
Wiewol es noch nicht Brauch, daß Wittwen, daß Jungfrauen
Sich selbsten bitten an und fragen ums Vertrauen;
Iedoch, wil gleich der Mund sich noch in etwas schämen,
Fragt Schmuck und Schmüncke doch: Ey, wil mich niemand nemen?
74.
Glaubens-Zwang
Den an Apostels stat bekehren die Pistolen,
Glaubt anders offenbar, glaubt anders dann verholen.
75.
Abfall
Es ist ein Wunderding, der durch zehn, zwantzig Jahre
Und länger nicht gewust, was rechter Glaube war,
Wann der vom ersten trit und nimmt den andren an,
Daß der bald alles weiß und andre lehren kan.
Mich dünckt Gunst, Ehre, Macht, Gemach und gute Bissen
Die stärcken ihm das Hirn, nicht aber das Gewissen.
76.
Glaube und Wercke
Der Glaub auff Christus Werck, der Glaub auff meine Wercke
Was jener oder der zum Troste hat für Stärcke,
Hiervon zeugt zwar die Schrifft, doch frag auch den um Rath,
Der ietzt das Kummt und Geht im sterben für sich hat.
77.
Eine Magd deß Herren
Stella weiß nicht gar genau,
Ob sie Magd sey oder Frau.
Soll sie rechten Grund dir sagen,
Muß sie vor den Herren fragen.
78.
Von meinem Buche
Wird nicht mein Buch wol abegehn,
Wie sichs zu Nutz gebühret,
Wird sichs auff gehen nicht verstehn,
Wird wollen, daß mans führet.
79.
Diebe
Das stehlen ist gemein, noch kan der Hencker ruhn?
Das stehlen ist zu groß, der Teuffel hat zu thun.
Die Dieb in alter Zeit gehören in die Lufft;
Die Dieb in dieser Zeit gehören in die Klufft.
80.
Auff den Fried-hässigen Veit
Der Friede henckt die Dieb, und Krieg beschenckt die Diebe;
Daher kummt Friedens Haß dir, Veit, und Krieges Liebe.
81.
Der Assyrier Gebrauch
Es ware Schand, ob wo auß Assurs geilen Händen
Ein schönes Weib kam weg mit Ehren ohne schänden.
Es ist noch heute Brauch, daß der zu Schanden kümmt,
Der sich zu Ehren hält und nicht zu Schanden stimmt.
82.
Holofernes
Was Holofernes hat der Krieg!
Bey denen der gewüntschte Sieg,
Wann sie von nah und ferne-holen
Und achten nichts, was nicht gestohlen.
83.
Der Welt Jägerey
Ist irgend Tugend wo, ist irgend wo ein Ehre,
Jagt der die Welt frisch nach, biß daß sie sie zerstöre;
Ist irgend eine Schand, ist irgend eine Schmach,
Die hat bey unsrer Welt hoch Acht und gut Gemach.
84.
Das Gesetz Moisis.
Mars träget Stiefeln, die als Schuh was fester stecken;
Drum ist er stets bereit auff Saamen zu erwecken
Dem Bruder durch sein Weib, der Schwester und der Magd,
Damit man spöttisch nicht Barfüßler zu ihm sagt.
85.
Auff Simpeln
Simpel ist deß Weibes Weib;
Sie ist ihres Mannes Mann;
Ist dann wol zu zweiffeln dran?
Zwey, die machen einen Leib.
86.
Eine außgeübte Sache
Von Sachen, die nicht vor sind wo schon außgeübet,
Nimmt keine Simon an, wie viel man ihm gleich gibet.
Mich dünckt, (es ist nicht weit, biß daß er Hochzeit mache,)
Die Braut, die bring ihm auch ein außgeübte Sache.
87.
Auff Bavium
Es wolte Bavius sein Weib Lateinisch lehren,
Doch wolt er Cornu nicht beym decliniren hören;
Auff Amo da es kam, gestund er, Ego, Tu;
Das Ille strich er auß und ließ es ihr nicht zu.
88.
Ein zusetzlich und eigenständig Wort
Was Adjectivum sey, was Substantivum heist,
Hat Mann, Weib, Ding dir bald mit leichter Müh geweist:
Ein substantivisch Ding ist, was beym Manne steht;
Ein adjectivisch Ding ist, was das Weib begeht.
89.
Eitelkeit
Es gilt ietzt nichts so hoch, als nichts; die Eitelkeit
Hat an sich alle Welt, Geschäffte, Leute, Zeit,
Daß gegen Nichts ist nichts die reiche Seligkeit.
90.
Auff einen Stern-Freund
Es darff nicht, was da Mars noch stifften wird für Jammer,
Am Himmel Lingus sehn; er seh in seine Kammer.
91.
Ehescheidung
Von einem bösen Weib um Spot
Ist schwer sich scheiden müssen;
Von einem frommen Weib im Tod
Ist schwerer seyn gerissen.
92.
Auff Ubonem
Ubo wil, daß er verscheide,
Auff gut deutsch auff grüner Heide,
Da es doch nun ziemlich lang,
Daß er ist frantzösisch kranck.
93.
Auff Bonnam
Wie daß sich unten schürtzt und oben Bonna deckt?
Weil ihr das schön ums Knie und nicht in Augen steckt.
94.
Spieler
Spielen soll Ergetzung seyn;
Dieses wil mir doch nicht ein;
Wie daß der, der einbüst viel,
Glauben kan, es sey ein Spiel.
95.
Lebe-Kunst
Wer lange leben soll, der schlafe nicht zu viel;
Dann viel lebt ja nicht der, der lange schlafen wil.
96.
Schlaf
Der Schlaf hat diesen Brauch, daß ihn nicht sehen kan,
Wer siht, und daß ihn der, der nicht siht, sihet an.
97.
Schlaf und Tod
Schlaf und Tod, der macht vergleich
Zwischen Arm und zwischen Reich,
Zwischen Fürst und zwischen Bauer,
Zwischen Biedermann und Lauer.
98.
Hoffnung
Hoffnung wird manchmal geacht
Als ein Traum bey dem, der wacht.
99.
Hoffnung
Der nichts hat, dem ist noch Rath,
Weil er Hoffnung nur noch hat.
100.
Tod und Schlaf
Tod ist ein langer Schlaf; Schlaf ist ein kurtzer Tod;
Die Noth die lindert der, und jener tilgt die Noth.
Desz ersten Tausend sechstes Hundert
1.
Schlaf
Es sitzt der Schlaf am Zoll, hat einen guten Handel,
Sein ist der halbe Theil von unsrem gantzen Wandel.
2.
Die Nachfolge Christi
Es ist ein schlechtes Ding, dahin mit Christus gehen,
Wo Wein an Wassers stat muß in den Krügen stehen;
Wo Blut an Schweisses stat von ihm zur Erde fällt,
Da lob ich den alsdann, der stand bey Christus hält.
3.
Alamode-Sporne
Die Ehre führet grossen Sporn;
Drum hat der Krieg den Ruhm verlorn,
Weil sein Geschlecht bey diesen Tagen,
Für Sporne Spörnlein pflegt zu tragen.
4.
Krieg und Friede
Die Welt hat Krieg geführt weit über zwantzig Jahr.
Numehr soll Friede seyn, soll werden, wie es war.
Sie hat gekriegt um das, O lachens-werthe That!
Daß sie, eh sie gekriegt, zuvor besessen hat.
5.
Landshut und Liebe, Gräntz-Städte in Schlesien
Wer seine Gräntzen wol für Einfall wil bewahren,
Mag alle Kosten nur, mag Bau, Volck, Fürsicht sparen;
Was sind Besatzung, Wacht, Schloß, Mauren, Wall und Schut?
Bey Gott und Nachbarn Lieb ist rechte Landes-Hut.
6.
Ein Grichischer Brauch
Der Hunger wurde bey den Grichen
Hinauß, das Reichthum eingestrichen.
Der Hunger wird bei unsren Tagen
Hinein, das Reichthum außgeschlagen.
7.
Lebens-Bedurfft
Was thut und duldet nicht der Mensch um gut Gemach,
Wiewohl er mehr nicht darff, als Wasser, Brot, Kleid, Dach!
8.
Finsternüß
Ob die Sonne finster wird, wird es dennoch wieder lichte;
Ob die Warheit finster wird, findet sich das Licht mit nichte.
9.
Träume
Auß nichts hat der ihm was gemacht,
Der Träume, die so nichts sind, acht.
10.
Gut- und böse Gewässer
Ein gutes Wasser ist, das von der Buß entspringet;
Ein gutes Wasser ist, das Zucht vom Knaben bringet;
Ein gutes Wasser ist, das unsre Kost bestellt;
Ein gutes Wasser ist, das Aertzten bringet Geld.
Ein böses Wasser ist, da Menschen drinn ersauffen;
Ein böses Wasser ist, das so, wie Wein, zu kauffen;
Ein böses Wasser ist, das auß der Noth man trinckt;
Ein böses Wasser ist, das Grimm auß Augen zwingt.
11.
Christi Verdienst um mich Unverdienten
Christus, der für mich gab sich,
Wil für sich nichts mehr als mich.
Lieber Gott! wann an der Zahl
Ich wer ich viel tausend mahl,
Wär mein Werth doch nimmer werth,
Daß mich Christus nur begehrt.
Wie solt ich dann seine Gunst
Lassen seyn an mir umsonst?
Drum laß, Jesu, mich nicht mir,
Sondern nim mich eigen dir.
12.
Dame, durch Versetzung: Made
Prangt nicht so, ihr stolzen Damen!
Seht vor recht auff euren Namen;
Denn die Made, die darinnen,
Wird euch kürtzlich fressen künnen.
13.
Das Blut Christi
Der, den das theure Blut deß Lammes hat besprenget,
Wird von den Wölffen zwar geängstet und bedränget;
Doch herrscht er mit dem Lamm in immer süssen Freuden
Und schauet seine Wölff in ewig-heissem Leiden.
14.
Der Rhein ein Ehren-Richter
Wann der Rhein hielt ietzt Gerichte
Über Eh- und Ehren-Früchte,
Lieber, welche fette Fische
Würden kummen drauß zu Tische!
15.
Die Welt und der Kasten Noah
Deß Noah Wunder-Schiff ist ähnlich unsre Welt,
Weil mehr sie wilde Thier, als Menschen, in sich hält.
16.
Dreyerley Tod: deß Fleisches, deß Leibes, deß Lebens und der Seele
Wer nicht eh stirbt, als er stirbt,
Der vertirbt, wann er vertirbt.
17.
Übereiltes Freyen
Leichte fällt es, Lieb bekummen;
Leichte fällts, ein Weib genommen.
Lieb bekummen bald zur Stunde,
Gar genummen ohne Grunde,
Heist: zur Reue Lieb bekummen,
Heist: zur Straffe gar genummen.
18.
Deutschland
Deutschland bey der alten Zeit
War ein Stand der Redligkeit;
Ist ietzt worden ein Gemach,
Drinnen Laster, Schand und Schmach,
Was auch sonsten auß-man fegt,
Andre Völcker abgelegt.
19.
Geduld
Jener Zeit, die ietzt die alte,
Hilt man Deutschland viel zu kalte,
Daß daselbst, wie ieder wolte,
Die Geduld erwachsen solte.
Nun nur aber die sind kummen,
Die den Bau recht fürgenummen,
Ist kein Bodem weit und ferne,
Wo Geduld wächst also gerne.
20.
Auff den Lügner Lullum
Wie gut wär Lullus doch zu einem Brillen-Glas!
Er macht das kleine groß; auß nichtes macht er was.
21.
Freyen ist versehen
Da Adam wacht und sucht, wo findet er ein Weib?
Da Adam liegt und schläft, gibt ihm ein Weib sein Leib.
Ein fromes Weib gibt Gott, die Vorsicht thut es nicht;
Rührt Gott das Hertze nicht, irrt Ohr, und fehlt Gesicht.
22.
Die göldene Zeit
Wann war die göldne Zeit? Welt hat ja allezeit
Geklaget über Krieg, Noth, Sünd und Sterbligkeit.
23.
Dreyerley Völcker.
Ich bin von Hertzen feind den runden Samarittern,
Die ietzund warm, ietzt kalt, ietzt klar, ietzt trübe wittern.
Ich bin von Hertzen feind dem Philistiner-Stamm,
Der ihm, wo Recht gebrach, das Schwerdt zu Händen nam.
Am grämsten bin ich noch den tollen Sichemiten,
Die sicher in dem Sinn und frevlisch sind an Siten.
24.
Geitziges Reichthum
Wer Geld nicht braucht, doch hat, warum dann hat er Geld?
Drum, daß er etwas hat, das ihn in Marter hält.
25.
Geschmünckte Freundschafft
Hände küssen, Hüte rücken,
Knie beugen, Häupter bücken,
Worte schrauben, Rede schmücken,
Wer, daß diese Gauckeley,
Meinet, rechte Freundschafft sey,
Kennet nicht Betriegerey.
26.
Hic mundus, die Welt
Auff deutsch ist Welt ein Weib, lateinisch ist sie Mann;
Drum siht man, wie ietzt Mann, ietzt Weib ihr buhlen kan.
27.
Steuer
Wie weise sonsten gleich ward Salomo geachtet,
So hat er doch in dem nicht alles recht betrachtet:
Daß derer Dinge Zahl, die niemals werden satt,
Die Steuer er nicht auch noch beygesetzet hat.
28.
Auff Varnam
Von Trost steckt Varna voll; ihr Mann ist jüngst gestorben,
Da spricht sie: Ob er tod, doch ist er nicht vertorben;
Der meine Wolfahrt war, der ist gar wol gefahren;
Drum mag auch ich mich nun mit neuer Wolfahrt paren.
29.
Freundes-Chur
Niemand sey dir erkiest,
Der Freund ihm selbst nicht ist;
Der Freund ihm selbst nur ist,
Sey niemand dir erkiest.
30.
Von diesem Buche
Daß mein Buch, sagt mir mein Mut,
Noch gantz böse, noch gantz gut.
Kummen drüber arge Fliegen,
Wird gesund es bleiben liegen,
Und das faule leiden an;
Kummen aber Bienen dran,
Wird das faule seyn vermieden,
Und gesundes recht beschieden.
31.
Glückseligkeit
Was macht die Menschen arg? Was hat viel Volck empöret?
Was hat manch Land geschwächt? Was hat manch Reich zerstöret?
Das, was die gantze Welt noch dannoch allezeit
Von Hertzen wüntscht und sucht: deß Glückes Seligkeit.
32.
Die auffrührische Dinge
Suspect, Despect, Respect sind solcher Stücke drey,
Dadurch die gantze Welt wird voll von Meuterey.
33.
Auff Tityrum
Tityrus war der Betrübste
Unter allen Bauer-Knechten;
Dann der Teuffel holt das liebste,
Sprach er; Nisa starb mir nächten.
34.
Auff Celerem
Celer lieff nun auß der Schlacht;
Dann es kam ihm gleich zu Sinne,
Daß er, würd er umgebracht,
Nachmals mehr nicht fechten künne.
35.
Auff Fungum
Dem Nechsten so wie Gott wil Fungus voller Treuen
Zu dienen feste stehn; drum singt er ohne scheuen:
Deß Nechsten Nutz zu seyn, das muß mich ewig reuen.
36.
Die Fuhrmans-Sprache
Wer mit Pferden reden wil,
Darff den Amadis nicht viel.
Hotte, stoh,
Tschwuid und O!
Wer es kan mit Fuß, Hand, Mund,
Kan der Sprache meisten Grund.
37.
Ochsen
Welch eine Zeit ist ietzt! Man spannt die Drescher an
Und frisset den wol gar, der mehr nicht arbten kan.
38.
Zuwachs der Sünde
Klette, Nessel, Distel, Dorn
Sind der Sünde bestes Korn;
Thäte sonsten Gottes Güte,
Machte dieses schlecht Geblüte.
39.
Krieg und Hunger
Krieg und Hunger, Kriegs Genoß,
Sind zwey ungezogne Brüder,
Die durch ihres Fusses Stoß
Treten, was nur stehet, nieder.
Jener führet diesen an;
Wann mit morden, rauben, brennen,
Iener hat genug gethan,
Lernt man diesen recht erst kennen;
Dann er ist so rasend kühn,
So ergrimmet und vermessen,
Daß er, wann sonst alles hin,
Auch den Bruder pflegt zu fressen.
40.
Heilige Leute.
Die Heilgen in der Welt, Herr, haben abgenummen;
Dann from seyn hat nunmehr die Pestilentz bekummen.
41.
Fürnehme Leute.
Die Höchsten in der Welt, Herr, haben abgenummen;
Dann Füsse sind zum Haupt, und Haupt zu Füssen kummen.
42.
Auff Bloscum
Seh ich recht, so kummt mir für,
Bloscus sey ein Wunderthier.
Augen hat er, keine Stirne,
Einen Kopff und kein Gehirne,
Einen Mund und keine Zunge,
Wenig Hertzens, viel von Lunge;
Wilstu, ob er sey, so schau,
Mensch, Ochß, Esel oder Sau.
43.
Göttliche und Weltliche Gesetze
Wer Zehn Gebot nicht hält, ob der wol halten wil,
Was weltlich Recht gesetzt, als unermeßlich viel?
44.
Biebel, durch Versetzung: bleibe
Man bleibe hier, daß dort man bleibe, bey der Biebel;
Was Gott sagt, glaubt sich gut; was Menschen, glaubt sich übel.
45.
Biebel, durch Versetzung: Belieb
Die Biebel, Gottes Wort, ist mein Belieb im Leben;
Sie kan mir Trost in Angst, und Rath in Nöthen geben.
Die Biebel, Gottes Wort, ist mein Belieb im sterben;
Wo sie mich weiset hin, da kan ich nicht verterben.
46.
Ehre, durch Versetzung: Rehe
Die Ehr ist wie ein Reh,
Fleucht, als sie kümmt, viel eh.
47.
Man, umgekehrt: nam.
Weib, durch Versetzung: bei-w
Nam ihm ein Mann ein Weib, der wohnt bey einem W;
Dann Weh ist täglich Brot auch bey der besten Eh.
Ein ieder hat sein Weh; doch wann ein Mann ihm nam,
So weist sich, daß zum Weh ein neues bei-W kam.
48.
Bild-Stürmer
Wil Kirchen-Bilder wer zum Ergernüß anziehn,
Den ärgern Bilder nicht, die Augen ärgern ihn;
Drum laß er jene stehn und reisse diese hin.
49.
Außgezogene Bauern machen angezogne Krieger
Hosen-Zeug und Kleider-Wahren
Kan man leichtlich ietzt gelosen;
Mars der trägt bey diesen Jahren
Meistens außgezogne Hosen.
50.
Ein Gerichte
Ein Kläger kam und sprach: Herr Richter, ich bekenne,
Beklagter soll mir thun, so viel als ich benenne.
Der Richter sprach: So schau und gibs, Beklagter, hin,
Daß du von Schulden los, und ich vom richten bin.
Beklagter sprach: Ich kan zwar keine Schuld gestehen,
Doch geb ich halbes hin, dem zancken zu entgehen.
Wer besser richten kan, der richte drüber frey,
Wer unter dreyen hier der Allerklügste sey.
51.
Ein alter Buhler
Bekummt ein junges Weib ein Alter an die Seite,
So ist ein Klepper da, drauff er zum Grabe reite.
52.
Der Catholische Mars
Unser Will ist ietzt gebunden,
Krieger-Wille der ist frey;
Mars beweiset alle Stunden,
Daß er gut Catholisch sey.
53.
Weltliche Glückseligkeit
Das Glücke, die Siren, die Welt, das Crocodil,
Wil arg ein iedes dem, dems gleich zum besten wil.
54.
Der säumige Mars
Der Krieg geht langsam fort; die Pferde sind dahin;
Drum muß er sein Geräth ietzund mit Ochsen ziehn.
55.
Räuber, versetzt: bräuer
Räuber sind gar schlechte Bräuer;
Was sie bräuen, kummt gar theuer;
Aber gut, daß sie beym schlissen,
Selbst die Hefen sauffen müssen.
56.
Der Ruchlosen Freuden-Lied
Weil das Leben bey uns bleibt, brauchen wir das Leben;
Kummen wir in Himmel nicht, kummen wir daneben.
57.
Auff den Wittiber Marcum
Marxs hat ihm die Sinnen in Ordnung gestellet:
Er dencket, wann er sich zum Bette gesellet,
Deß Abends an seine verstorbene Frau,
Deß Morgens, wie er ihm ein andre vertrau.
58.
Das Jahr 1642
GeLLt! ob aVCh rVh, O toLLe WeLt,
FäLLt, WIe sIe MensChen Wahn besteLt!
59.
Hans und Grete
Hansen dienet keine Magd
Ausser seiner alten Greten,
Weil es keine mit ihm wagt,
Die sich scheut für Kindes-Nöthen.
60.
Ein Ehrgeitziger
Wer viel Ämpter wil genissen,
Muß in sich viel Gaben wissen,
Oder muß auff Vortheil gehen,
Oder muß sie nicht verstehen.
61.
Die Geburt Christi
Du bist ein reiner Mensch, O Jesu Christ, geboren,
Daß ich verdammter Mensch durch dich sey unverloren.
Hilff, daß auch ich nun dich behalte für und für,
Dir nicht verliere mich, noch dich verliere mir!
62.
Amt, versetzt: mat
Ohne mat seyn kan mit nichten,
Wem es Ernst, sein Amt verrichten.
63.
Nicht zu viel
Ein rasches Pferd nur immer jagen,
Ein saubres Kleid nur immer tragen,
Den nützen Freund nur immer plagen
Hat niemals langen Nutz getragen.
64.
Ein Artzt und ein Bauer
Ein Artzt führt offte Mist; Mist führet offt ein Bauer;
Wie daß man jenen dann heist Doctor, diesen Lauer?
65.
Mann und Weib
Daß der Mann sein Weib verträget,
Daß das Weib trägt ihren Mann,
Dieses richtet Frieden an,
Wann sich gleich ein Streit erreget.
66.
Reim-Tichterey
So ich Reime wo geschrieben,
Schrieb ich mir sie, mich zu üben;
So sie andren wo belieben,
Sind sie andren auch geschrieben.
67.
Auff Fuscum
Fuscus lachet seiner Sachen,
Lachet nicht, wann andre lachen;
Drum macht er, nicht seine Sachen,
Wann die andren seiner lachen.
68.
Grabschrifft über ein Brautbette
In die Lust liegt hier begraben
Eine Magd mit ihrem Knaben,
Die einander gantz ergeben,
Dieser Welt wie mehr nicht leben,
Die mit Armen umgewunden,
Wie in einen Sarck gebunden,
Die sich mit sich selbst bedecken,
Die in kurtzem Würmer hecken.
69.
Auff Fletelium
Fletel, der die Mägdeschoß
Pfleget lieb und werth zu haben,
Scheut sich, daß man ihn soll bloß
In der Mutter Schoß begraben.
70.
Eine mißstimmige Ehe
Veit schonet seinen Leib, schont aber nicht sein Geld,
Da doch sein liebes Weib von beyden wenig hält.
Er soll seyn sparsam hier; dort soll er offt und viel
Gebrauchen seinen Leib zu ihrem, wan sie wil.
71.
Mann und Weib
Nicht Wunder, daß so gern an Männern Weiber liegen;
Die Ribbe mag sich frey zu ihrer Licke fügen.
72.
Die heilige Genießligkeit
Prosperitas regirt an Teuffels stat die Hölle;
Der Lucifer verläst den Scepter und die Stelle.
Was Lucifer nicht kunt auß seiner Macht verführen,
Das wird nunmehr verführt um blosses prosperiren.
73.
Klein- und grosse Welt
Ob die kleine Welt die grosse
Dieser Zeit darnieder stosse,
Oder ob die grosse Welt
Ietzt die kleine nieder fällt,
Wüst ich gerne. Weil man fühlt,
Wie die klein in grosser wühlt,
Dürffte gross' in kurtzen Tagen
Fallen und die klein erschlagen.
74.
Süsse-bittres
In einem Weiber-Rocke,
In einem Bienenstocke
Steckt Schaden und Genieß,
Ergetz und auch Verdrieß.
75.
Auff Nivulam
Nivula ist wie ein Schnee,
Der kaum ietzt fiel auß der Höh.
Wie auch ihre Redligkeit
Ist wie Schnee zu Mertzens-Zeit,
Der, wie neu er ist geacht,
Immer trübes Wasser macht.
76.
Künfftige Barbarey
Wie sparsam werden seyn nach uns die Künste-Künner,
Wie ietzt so sparsam sind bey uns die Künste-Günner!
77.
Quid juris? Quid ruris? Quid furis?
Für spöttisch Ding hält Mars, quid juris etwa künnen;
Quid furis aber ist ein ehrenreich Beginnen.
Noch dannoch wirds geschehn, daß Mars um einen Bissen
Wird endlich noch wol gar quid ruris lernen müssen
Und dem quid juris dann sich neigen zu den Füssen!
78.
Pest und Ehrgeitz
Die Pest, die Ehrensucht sind beyde strenges Gifft,
Daß die nur meistens hoch, und jene nieder trifft.
Der Ehre henckt man nach; die Pest fleucht iederman,
Ob die der Welt gleich nicht, wie jene schaden kan.
79.
Die Geburt ist der Tod; der Tod ist die Geburt
Der Tod ist nicht der Tod; der Tod ist die Geburt.
Durch diese kam ich kaum, so must ich wieder fort.
Der Tod ist nicht der Tod; er ist das rechte Leben,
Drauß ich mich mehr nicht darff in Ewigkeit begeben.
80.
Deß Menschlichen Lebens Wege-Lagerer
Ehre, Geitz, Leid, Wein und Liebe
Sind deß Menschen Lebens-Diebe.
81.
Das Gegenwärtige, Vergangene und Zukünfftige
Was ist, wie lange wehrts? Was war, was hilfft michs wol?
Was werden wird, wer weiß, obs mir und wem es sol?
Was hier ist, war und wird, ist, war und wird ein Schein;
Was dort ist, war und wird, ist, war, wird ewig seyn.
82.
Erfahrung
Wer hinterm Ofen her wil von der Kälte schlissen,
Wer auß dem Keller rauff wil viel von Hitze wissen,
Wer eines Dinges Art nie recht erfahren hat,
Wil ordnen aber dran, wil geben Rath und That:
Dem kümmt die Schande früh, die Reue viel zu spat.
83.
Die Vernunfft
Gott gab uns die Vernunfft, dadurch uns zu regiren;
Wir brauchen die Vernunfft, dadurch uns zu verführen.
Ein Mensch hat zwar Vernunfft, lebt aber wie ein Vich;
Ein Vich hat nicht Vernunfft, lebt menschlich gegen sich.
84.
Alles auff seinen Anfang
Laufft mancher gleich in Krieg, er muß gleichwol noch hin,
Wo Ochsen fornen an und Flegel hinten ziehn.
85.
Die graue Treu
Weil man schone bey den Alten
Reine Treu für grau gehalten,
Was ists Wunder dieser Zeit,
Daß sie schon im Grabe leit?
Daß nicht Erben nach ihr blieben,
Drüber ist sich zu betrüben!
86.
Unverhofft kummt offt
Es kummt offt über Nacht, was sonst kam kaum auffs Jahr;
Es brachte heut ein Kind, die gestern Braut noch war.
87.
Bilder
Wo Bilder in der Kirch ein Ergernüß gebären,
So muß man Kirchen-gehn auch schönen Weibern wehren.
88.
Unverfreyter Wein
Den Ehstand lob ich zwar; nicht aber lob ich Wein,
Der da mit Wasser wil zu Zeiten ehlich seyn.
89.
Brot
Das Brot für diese Welt, das mag man täglich essen;
Das Brot für jene Welt, das wil man bald vergessen.
Das Brot für jene Welt gibt Brot für diese Welt;
Wie daß man dann nun Brot, als Gott, viel werther hält?
90.
Egyptische Dienstbarkeit
Jacobs Stamm klagt alter Zeit
Über schwere Dienstbarkeit.
Steht es dann ja so übel,
Wo man Fleisch hat, Knobloch, Zwiebel?
Unsre Leut in dieser Zeit
Hielten es für Herrligkeit.
91.
Von Hertzog Frantz Albrechten zu Sachsen, Käyserl. General in Schlesien
Krieg war auß dem Krieg entlauffen
Zu dem tollen Frevler-Hauffen,
Der in seines Freundes Blute
Ehre suchte seinem Mute.
Lobt den Held, der mit Bedacht
Krieg zum Kriege wieder bracht!
Daß nun Sieg und Krieges Zucht
Wieder unser Land besucht.
Merckt und rühmt die edle Raute;
Neiget euch für ihrem Kraute,
Daß für so viel Landes-Gifften
Kan so heilsam Artzney stifften!
92.
Galgenstraffe
Ists recht, daß man die Müntz an Müntze wieder zahle,
Stiehlt den ein Rabe recht, der wie ein Rabe stahle.
93.
M-ars
Mars, der guter Lehr und Kunst
Trägt viel Haß und wenig Gunst,
Trägt die Kunst in seinem Namen.
Eh noch wenig Jahre kamen,
Dürffte M bleiben stehn,
Ars hingegen fornen gehn.
94.
Ehre und Ansehen
Die Ehr ist zwar der Tugend Sold;
Doch ist die Ehr auch gleichwol Schuld,
Daß eines eintzlen Menschen Ehre
Manchmal ein gantzes Land zerstöre.
95.
Der Neid
Eines oder andren neiden
Wil ich, kan ich, besser leiden,
Als daß da und dort wo einer
Spreche: Gott erbarm sich seiner.
96.
Deß Krieges Ungelegenheiten
Krieg ist die allerschärffste Zucht,
Womit uns Gott zu Hause sucht;
Dann unter seinen sauren Nöthen
Ist noch die süste Noth: das tödten.
97.
Eitele Würde
Titel-groß und Bullen-edel
Reicht nicht weiter, als der Zedel.
98.
Die Sünden
Menschlich ist es, Sünde treiben;
Teufflisch ists, in Sünden bleiben;
Christlich ist es, Sünde hassen;
Göttlich ist es, Sünd erlassen.
99.
Schlesier
Soll den Eliser-Felden
Diß Land sich gleiche melden,
Muß dannen diß gerathen,
Daß drinnen sind nur Schaten.
100.
Göttliche Hülfe
Gott, der David das erwehren
Gab vom Löwen und vom Beeren,
Gab ihm auch durch einen Stein,
Deß Philisters Mann zu seyn.
Gott, der uns vom Höllen-Rachen
Gab das Mittel los zu machen,
Gibt auch wohl, daß Menschen macht
Schafft nichts mehr, als daß man lacht.
Desz ersten Tausend siebendes Hundert
1.
Wunderwerck
Zuvor ists auch geschehn und darff auch mehr geschehen,
Ich hab es selbst gesehen, begehrs nicht mehr zu sehen,
Daß auff gepflügtem Feld, in dem es Gerst empfangen,
Sind Pferde nachmals da in kurtzem auffgegangen.
2.
Deß Krieges Alter
Ie toller wird der Krieg, iemehr er krieget Jahr.
Ey, Leute, die sehr alt, die werden wunderbar.
3.
Mässigkeit
Mein Tisch der darff mich nicht um Übersatz verklagen;
Der Gurgel ess' ich nicht; ich esse nur dem Magen.
4.
Auff Gellulam
Was Gellula verspürt an Thaten und an Wercken,
Das geht ihr lieblich ein, den Glauben dran zu stärcken.
Von Zeichen hält sie nichts; vom Wesen hält sie hoch;
Ist vielfach eine Frau und geht im Krantze doch.
Ob Pabst, ob Luther ihr, ob ihr Calvin gefalle,
Ist unklar; ist mir recht, gefallen sie ihr alle.
5.
Kunst-Tichter
Viel Helden hat es ietzt, so hats auch viel Poeten;
Daß jene nun die Zeit nicht wie der Tod mag tödten,
Darzu sind diese gut. Wiewol es auch gemein,
Wo viel Poeten sind, daß auch viel Tichter seyn.
6.
Auff Rosulam
Rosula ist eine Rose,
Aber doch nicht Dornen-lose;
Hat sie sonsten keine Dörner,
Braucht sie ihres Mannes Hörner.
7.
Steuer-Calender
Im Steuer-Almanach ist keine rothe Schrifft;
Sie feyert, weil die Welt steht, keine Stunde nicht.
8.
Das andere Leben
Wäre gleich in jener Zeit
Keine größre Herrligkeit,
Als daß steuren uns und stehlen
Nicht wie hier mehr dürffe quälen,
Wolt ich dessentwegen noch
Hin mich sehnen eben hoch.
9.
Todten-Schmuck
Der nackt kam in die Welt, der nackend ist getaufft,
Der nackt ans Creutzes Holtz um Christus Blut erkaufft,
Der nackt in Himmel soll, wie daß man den den schmücket,
Und das, was ihm nicht bleibt, mit ihm von hinnen schicket?
10.
Der Geitz
Wer vom Hertzen Gott entschleust,
Wer hingegen Gold drein geust,
Wil gewiß zu Himmel-neben
Einen Alchimisten geben.
11.
Soldaten-Zucht
Pescennius, ein Römisch Käyser,
Der Kriegs-Zucht ernster Unterweiser,
Bey dem, als etwa neun Soldaten
Dem Bauren einen Hahn verthaten,
Da ließ er sie bey vielen Wochen
Als Brot und Wasser nichts versuchen.
Ietzt schadets nichts, ob ein Soldate
Neun Bauren gleich sied oder brate;
Eh als er trucknes Brot solt essen,
Möcht er ein gantzes Dorff voll fressen.
12.
Reiche Verwüstung
Da dieses Land war reich für Jahren,
Da glaubten wir, daß Bettler waren;
Nun dieses Land durch langes kriegen
Bleibt Menschen-leer und wüste liegen,
Ist Steuer gar nicht zu bereden,
Man sey nun arm von so viel Schäden.
13.
Rebe, durch Versetzung: Bere, Eber, Erbe
Ob gleich die Rebe trägt dem Eber Haß,
Macht dannoch gleichwol ihrer Bere naß,
Daß mancher Mensch deß Ebers Namen erbe,
Toll und voll lebe, Säuisch endlich sterbe.
14.
Rechts-Lernung
Wann einer wil das Recht studiren,
So muß fünff Jahr er dran verlieren.
Das Recht, das Krieg ietzt eingeführet,
Wird bey fünff Tagen außstudiret.
15.
Auffrichtigkeit
Ja soll ja, und nein soll nein,
Nein nicht ja, ja nein nicht seyn;
Der, der anders reden kan,
Ist noch Christ, noch Biederman.
16.
Das trunckene Deutschland
Um Deutschland stund es noch so wol,
Da Deutschland nur war gerne voll,
Als da es triegen, buhlen, beuten
Gelernet hat von fremden Leuten.
17.
Erbschafft
Vor, wann nahe Freunde storben,
Erbten wir, was sie erworben.
Wer da wolle, sterbe heuer,
Erbt man nichts als seine Steuer.
18.
Mit Worten spielen
Ist es gut mit Worten spielen?
Schad und Nutz kan nicht vervielen;
Wer gewinnt, der wird betrogen;
Wer verleuret, hat gelogen.
19.
Menschlich Angesichte
Ieder Mensch hat sein Gesicht,
Keiner wie der andre nicht;
Dannoch findet Neid an allen,
Das ihm nicht wil wol gefallen.
20.
Die Warheit
Andre Weiber hätten Spot,
Wann sie solten nackend gehn;
Wahrheit aber färbt sich roth,
Wann sie soll in Kleidern stehn.
21.
Eisen
Das Eisen dörfft ich mehr, das Gold viel minder preisen.
Ohn Eisen kümmt nicht Gold; Gold bleibt auch nicht ohn Eisen.
22.
Reuterey
Die schwartze Reuterey war alter Zeit die beste;
Die beste Reuterey ist dieser Zeit die feste.
Zwar ware sie dort schwartz von Farben, nicht von Sinnen;
Zwar ist sie hier nicht schwartz von aussen, doch von innen.
23.
Poeten-Götter
Poeten, die sollen die Götter nicht nennen,
Die Christen verlachen, die Heyden bekennen;
Wird ihnen man Venus und Bacchus nur schencken,
Sie werden der andren nicht leichte gedencken.
24.
Ärtzte und Räthe
Ein Artzt hilfft kranckem Leib, ein Weiser krancker Zeit;
Der erst ist noch zur hand, der ander ist gar weit.
25.
Deutschland
Ungerochen hat für Zeiten
Niemand Deutschland kunt bestreiten;
Unbereichert wird mit nichten
Iemand ietzt den Zug verrichten.
26.
Ietzige Freygäbigkeit
Wir haben ein freyes und grosses Gemüte,
Ein edle, rechtschaffene, löbliche Güte.
Ein Krieger, hat dieser was, das er verrichte,
Der geht wol nicht traurig von unsrem Gesichte.
27.
Die Welt
Pralen, schnarchen, schnauben, fluchen,
Dringen, zwingen, dräuen, pochen
Ist der Welt ihr Amadis,
Drauß sie heuer buhlen ließ.
28.
Die einfaltige Redligkeit
Andre mögen schlau und witzig,
Ich wil lieber redlich heissen;
Kan ich, wil ich mich befleissen,
Mehr auff glimpfflich als auff spitzig.
29.
Das untreue Vermögen
Wie schelmisch ist das Geld! Ein ieder sinnt auff Geld,
Daß dem doch, der es hat, nach Leib und Seele stellt.
30.
Auff Vitum.
Kein König ist zwar Veit von Gerar, hat auch nicht,
Daß Abraham für ihn Gebet und Segen spricht;
Ie dennoch ist sein Haus an Müttern auffgeschlossen,
Daß seiner guten Art hat Frau und Magd genossen.
31.
Gottes Wort
Der Hammer, Gottes Wort, schlägt auff der Hertzen Stein;
Ietzt aber wil der Stein des Hammers Hammer seyn.
32.
Die verbrennliche Welt
Wie so wil Gott die letzte Welt wegzünden?
Drum daß sie steckt voll Sodomiter-Sünden.
33.
Die Stein-Kranckheit
Daß ein Mensch zu seinem Grabe
Eigne Stein im Leibe habe,
Dieses Vortel kan ich leiden,
Wil auch keinen drüber neiden.
34.
Geld-Lehnen
Wer viel Geld hat weg zu leihen,
Muß der Freundschafft sich verzeihen;
Dann der Tag zum wieder-geben
Pflegt die Freundschafft auffzuheben.
35.
Rechts-Bildungen
Das alte Recht, das schläft; was neues etwa tichtet,
Nach dem wird, weil es schläft, das alte Recht gerichtet.
36.
Der Capernaitische Hauptmann.
Es war ein Mensch, es war kein heutig Cavallier,
Der zu Capernaum den Knechten stunde für.
Der Obrigkeit war er, Knecht' ihm, gar unterthan;
Drum gilt er ietzt bei uns kaum als ein Gauckelmann;
Dann Glaube, Liebe, Zucht geht unsren Krieg nicht an.
37.
Auff Harpacem
Harpax stahle, was ihm kame,
Lieff in Krieg für Kett und Strange;
Wär auch da wol nicht gar lange,
Thäte nicht sein ehrlich Nahme.
38.
Dürfftigkeit
Ist man arm, was hilfft die Jugend?
Ist man arm, was hilfft die Tugend?
Ist man arm, was hilffet schön?
Ist man arm, was hilfft verstehn?
Dieser sey, dem Welt soll weichen,
Reich im Armen, arm im Reichen.
39.
Nichts neues unter der Sonnen
Wie ietzt die Zeiten sind, so waren vor die Zeiten;
Dann Salomo sah auch auff Pferden Knechte reiten
Hingegen Fürsten-Volck zu Fusse gehn wie Knechte,
Nur daß die Grube noch nicht ist gemacht zu rechte.
40.
Ein Honig-süsser Schlaf
Ein Honig ist der Schlaf; als diesen Honig aß,
Geschahs, daß was, ich gläub ein Bienlein etwa, saß
Auff Libitilla Haut; sie hats nicht achten wollen,
Doch, wie man nunmehr merckt, so ist sie sehr zerschwollen.
41.
Lebens-Lauff
Es mühet sich der Mensch, auff daß er was erwerbe,
Und was er dann erwirbt, soll, daß er wo nicht sterbe,
Und wann er nun nicht stirbt, so sol er drum nur leben,
Auff daß er, was er wirbt, zur Steuer müsse geben.
Dann bringt ihm weiter nichts das mühen und erwerben
Und alles, was er gibt, als so nur eher sterben.
42.
Menschen sind böse
Guten Friede, gute Rechte,
Gute Tage, gute Nächte,
Gut Gewitter, gute Zeiten,
Gut zu melcken, gut zu reiten,
Lauter Güt und gute Gaben
Wolln die Menschen häuffig haben,
Denen doch an Leib und Mute
Selbsten mangelt alles gute.
43.
Mittelbare Thaten
Der an Jahren schwer gleich träget,
Viel an Kräfften abgeleget,
Wann er nur ist frisch von Rathe,
Ist noch doch ein gut Soldate.
Wer nichts mehr vermag von Thaten,
Ob er viel vermag im rathen,
Mag nur bey den Buhlereyen
Dieses Nahmens sich verzeihen.
Eigner Mut und fremder Degen
Künnen zwar noch Ruhm erregen;
Aber mit geborgtem Leibe
Fühlt man nicht das süß am Weibe.
44.
Der Redligkeit Aderlässe
Deß Nero Meister nam die Flitte
Sein Leben hin wie sein Geblüte.
All Adern schlägt bey dieser Zeit
Die freche Welt der Redligkeit.
Niemand wil mehr für Schand erröthen;
Drum liegt die Zucht in Todes-Nöthen.
45.
Auff Porcam
Ist nicht Porca, wie man sagt,
Eine Magd? Und trägt ein Kind?
Schau, wie arg die Leute sind!
Ist sie dann nicht Kinder-Magd?
46.
Diebe menschlichen Vermögens
Wercke stehlen uns die Zeit,
Fälle die Vermögligkeit,
Sorgen stehlen uns das Leben;
Was dann bleibt uns auffzuheben?
Was der Seele Gott gegeben.
47.
Durch mühen, nicht durch schmeicheln
Redlich wil ich lieber schwitzen,
Als die Heuchler-Banck besitzen.
Besser harte Fäuste strecken,
Als von fremdem Schweisse lecken.
Besser was mit Noth erwerben,
Als gut leben, furchtsam sterben.
48.
Die Zukunfft Christi
Christus hat durch erstes kummen
Uns deß Teuffels Reich benummen;
Kümmt er ehstes nicht herwieder,
Kriegt der Teuffel meistes wieder.
49.
Eine Lock-Fincke
Nicht zu weit von meinem singen
Liegen Netz und falsche Schlingen;
Die für mir hier hat gelogen,
Hat mich, wie ich euch, betrogen.
Ich, die ich gefangen sitze,
Bin nur meinem Herren nütze.
Die da wil, die mag verfliegen,
Die nicht wil, die laß sich kriegen;
Wann nur ich die Kost erwerbe,
Gilt mirs gleiche, wer verterbe.
50.
Der Frühling
Da der göldne Sonnen-Wagen
Frühlings-Zucker bringt getragen,
Daß die süssen Zwillings-Küsse
Tag und Nächte machen süsse,
Da der Himmel gütig lachet,
Da die Erde Schmüncke machet,
Da sich Feld und Wiesen mahlen,
Da der Bäume Häupter pralen,
Da die Brunnen Silber gissen,
Da mit funckeln Bäche flissen,
Da die Vogel Lieder singen,
Da die Fische Sprünge springen,
Da für Freuden alles wiebelt,
Da mit gleichem gleiches liebelt:
O, so muß für trübem kräncken
Bloß der Mensch die Stirne sencken!
Weil zumal bey Frühlings-Lüsten
Mars erfrischet sein verwüsten,
Da er diß für Lust erkennet,
Wann er raubet, schändet, brennet.
51.
Der Mensch, ein Gras
Unsres Lebens beste Kost
Ist von erstem zartes Gras.
Unser Leben selbst ist das
Samm der Ehr und aller Lust.
Brächte jenes nichts von Früchten,
Bliebs im Felde leichtlich liegen.
Menschen würden wenig tügen,
Wann sie nicht in Himmel tüchten.
52.
Vergebene Arbeit
Einen Mohren weiß erwaschen,
Trincken auß geleerten Flaschen,
Einen Esel nackt beschehren,
Eine Sackpfeiff abehären,
Einen Peltz im heissen baden,
Mit dem Siebe Wasser laden,
Einem Tauben Lieder singen,
Sand in ein Register bringen,
In den Wind und Wasser schreiben,
Flugwerck ohne Flügel treiben,
Auff den Sand Paläste bauen,
Weibern auff die Tücken schauen,
Wind, Lufft, Lieb und Rauch verhalten,
Jünger machen einen Alten,
Einen dürren Wetzstein mästen,
Osten setzen zu dem Westen,
Allen Leuten wol behagen,
Allen was gefällig sagen:
Wer sich deß wil unterstehen,
Muß mit Schimpff zurücke gehen.
53.
Das lieblichste Thier
Solt ich Wahl und Wandel führen
Unter aller Orte Thieren,
Sollte mir kein liebers seyn,
Als deß Natans Schäfelein.
Dieses leg an meiner Brust,
Nem auß meinen Händen Kost;
Wolle, die es sonsten trüge,
Gebe Tuch in eine Wiege.
54.
Deß Krieges letzter Wille
Mars befihlet seinen Erben,
Wann er endlich werde sterben,
Solt man, wann man ihn begrübe,
Machen, daß nichts übrig bliebe,
Weil sich doch von seiner Habe
Schwerlich erster Erbe labe.
55.
Straff-Buchstaben
1 P 1 K 1 H
2 e 2 r 2 u
3 s 3 i 3 n
4 t 4 e 4 g
5 g 5 e
6 r
Wen Gott nicht mit Vier, Fünff, Sechs Zeichen
Kan auß dem A.B.C. erweichen,
Der wird nicht weich (ist gläublich) eh,
Biß ihn bezwingt der Höllen W!
56.
Auff Lychnobium
Lychnobius lebet viel Jahre, viel Wochen,
Noch lebt er die Woche nicht eintzigen Tag.
Deß Nachtes, da schlemmt er, so viel er vermag,
Deß Tages, da steckt er im Bette verkrochen.
57.
A.E.I.O.U
A. ist derer, die nicht wollen.
E. ist derer, die nicht sollen.
I. ist derer, die da zagen.
O. ist derer, die da klagen.
U. ist derer, die da plagen.
58.
Johannes der Täuffer
Nicht recht! nicht recht! würd immer schreyn
Johannes, solt er wieder seyn;
Doch käm er, rieth ich, daß er dächte,
Wie viel er Köpff in Vorrath brächte.
59.
Auff- und niedersteigende Liebe
Wann die Liebe steiget auff,
Hält die Chloris etwas drauff;
Wann die Liebe steiget nieder,
Ist sie Chloris gantz zu wider.
60.
Der Welt Erbe
Freu dich, Welt-Kind, auff das erben!
Deine Mutter wird bald sterben;
Was das Feuer nicht verzehret,
Ist mit Hauffen dir gewehret.
61.
Auferweckung von Todten
Kan Frösche, Fliegen, Schwalben, Würme, Schnecken,
Die kaltes sterbte, warmes wieder wecken,
O, so kan der, der alles diß kunt machen,
Noch wol so viel, daß Todte wieder wachen.
62.
Der lachende Gott.
Mir nicht! daß ich solte machen,
Daß Gott meiner müsse lachen;
Dann sein lachen wil erwecken
Zornig reden, grimmig schrecken.
63.
Auff Smeccelium
Smeckel künte wol sein lauffen
Fürsten-Kammern hoch verkauffen,
Wann sein Fuß sich künte regen,
Wie sich kan sein Zahn bewegen.
64.
Ein Schauspiel
Von Marcus Curtius und seiner tieffen Klufft
Kan Gulo schönes Spiel, das spielt er viel und offt.
Ein Ochs ist Curtius; die Klufft ist Gulo Bauch;
Wann jener springt in die, so stillt sich Flamm und Rauch.
65.
Ein Krieges-Hund redet von sich selbst
Hunde, die das Vieh behüten,
Hunde, die am Bande wüten,
Hunde, die nach Wilde jagen,
Hunde, welche stehn und tragen,
Hunde, die zu Tische schmeicheln,
Hunde, die die Frauen streicheln:
Diese Hunde gar zusammen
Kummen nur auß faulem Stammen.
Aber ich bin von den Hunden,
Die sich in den Krieg gefunden,
Bleibe nur, wo Helden bleiben,
Wann sie Küh und Pferde treiben,
Habe Bündnüß mit den Dieben,
Trag am rauben ein Belieben,
Pflege, bin ich in Quartiren,
Gäns und Hüner zuzuführen,
Kan die schlauen Bauern suchen,
Wann sie sich ins Holtz verkruchen;
Wann sie nach den Pferden kummen,
Die mein Herr hat wo genummen,
Kan ich sie von dannen hetzen,
Daß sie Hut und Schuh versetzen,
Kan durch Schaden, kan durch Zehren
Helffen Haus und Hof verheeren.
Cavalliers, die kan ich leiden;
Bauren müssen mich vermeiden;
Bin nun drum in meinem Orden
Hunde-Cavallier geworden.
66.
Der Daumen
Wann der Daume wird zu nichten,
Kan die Hand nicht viel verrichten.
Wann man schwächt den Wirthschaffts-stand,
Da besteht nicht lang ein Land.
67.
1. Activum. 2. Passivum. 3. Deponens. 4. Neutrum.
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