Er ist nicht werth so gar,

Daß seine Mutter selbst ie eine Jungfer war,

Der sein Geberde nicht zur Ehrerbitung neiget,

Sein Haupt zum tieffsten bückt, den Fuß in Demut beuget

Und gibt sich pflichtbar hin für einen eignen Knecht

Für ein so liebes Volck und himmlisches Geschlecht.

Iedoch merckt gleichwol drauff, ihr lieblichen Jungfrauen!

Ich meine die, wo mehr auff That als Wort zu bauen;

Und habt mir nur für gut, ich mein auch meistens die,

Wo Winter nicht verbot, daß Frühling mehr nicht blüh.

59.

Amadis-Jungfern

 

Pfui euch, die ihr euch rühmt der geilen Buhler-Lügen

Deß frechen Amadis, die dahin deutlich tügen,

Wo Circe machte Säu, wo Messalina gieng

Und für den schnöden Sieg der Wette Lohn empfing!

Die Zunge schärfft er zwar; allein er stümpfft die Sinnen,

Wil das, was ihr sollt thun, euch überreden künnen

Durch das, was nie geschehn, durch das, was, wanns geschehn,

Die Ehre gantz verdammt, die Tugend nicht mag sehn.

Der Worte göldner Glantz hat Gifft zu seinem Grunde

Und Operment steckt drinn; es schadet zum Gesunde;

Es sterbt die Einfalt hin, erweckt ein solches Klug,

Dafür ein keuscher Sinn Entsatz und Grauen trug.

Nicht mir den weisen Mund, den Amadis gelehret!

Ob Zunge lauffet gut, ist Sinn doch gantz versehret,

Und ist ihm kündig diß, was Oriana spricht,

So weiß er auch, was sonst bey Mireflor verricht,

Weiß, wie das feste Schloß ward endlich noch errungen,

Weiß, wie es letzlich noch nach vieler Müh gelungen,

Daß so beliebter Gart, im Anfang unerbaut,

In kurtzem kümmt zum Bau und seine Früchte schaut.

Er weiß, wie Florisel mit vielen kühnen Streichen

Ein königliches Bett und Buhlschafft kan erreichen;

Er weiß, wie viel der Held damals der Lantzen hat

Gebrochen, weil es Tag, und nachmals, da es spat.

Ein solcher Sinn gewohnt, daß Ehre drauß soll kummen,

Unehrlich seyn voran, daß vor- wird an-genummen

Auff Hoffnung zum Erlaub, was nimmer noch erlaubt;

Daß Eltern ihre Pflicht im Winckel wird geraubt,

Daß Lieb und ihre Brunst mag, was sie wil, beginnen,

Obs gleich laufft wider Gott, Zucht, Ehr und frome Sinnen;

Daß Mutter eh als Braut man etwa werden mag,

Mag Braut bey Nachte seyn und Jungfer auff den Tag.

So viel erlernt der Sinn vom Meister geiler Lüsten!

Für dessen Schüler ich mir wüntsche zuzurüsten

Ein Schiff nach Tomos hin, auff daß der Liebe Schweiß

Zu leschen Mittel sey durch ein erfrischlich Eiß,

Wie Naso vormals thät, der nach geschriebner Liebe

Vom Pontus Klage-Brief und Trauer-Bücher schriebe

Und hätte wol gewolt, er hätte nie gekost,

Und niemals auch gelehrt die Lieb und ihre Lust.

Ihr Jungfern, glaubt es nur, daß euch das Wort zu führen

So frech und so gefach gar schwerlich wil gebühren;

Das Recht und ein Gebrauch, die habens so gericht,

Daß immer iemand ist, der eure Worte spricht,

Wo nützlich und wo noth. O, wie erschrackt ihr Väter!

O, wie befahrt sich Rom auff grosses Unfalls-Weter,

Da einmal für Gericht ein freches Weib aufftrat,

Selbst Sach und Klage führt und um die Rechte bat!

Man fragte drüber Rath, schlug auff Sybillen Bücher

Und bat die Götter drum, daß diese That sey sicher

Für allgemeines Heil; so seltsam war diß Ding!

Mehr als da eine Red einsmals ein Ochs anfing.

Ist Scham und Ehr in euch, so redet stille-schweigen

Genug von euch für euch, so kan die Hertzen neigen

Zu eurem Schutz und Gunst ein sitsam Angesicht,

Das ieden von sich selbst zu Hold und Dienst verpflicht.

Die Tugend, die ihr führt, ist Königin der Sinnen;

Die schaffets, die befihlts, daß anders wir nicht künnen,

Als euch nur wollen wol; die Zucht, die zeucht und zwingt,

Daß unser Will in uns euch volle Folge bringt.

Deß Goldes lieber Preis darff keinem Advocaten

Auff seine theure Zung in feilen Mund gerathen;

Es lobt sich durch den Glantz; es lobt sich durch die Krafft,

An welcher Erde, Lufft, Glut, Flut nichts thut und schafft.

Der Rosen rothes Schön, wann sie auß grünem Bette

Früh-morgens lächeln rauß und spielen in die wette,

Leucothoë, mit dir, ist selbsten seine Pracht,

Die keine Zunge mehr noch minder zierlich macht.

Die Augen sind verblendt, die helle Diamanten

Für Glas und für Cristall nicht unterschiedlich kanten,

Da erst zu schweren ist: das ist der theure Stein,

Der nur von Blut und sonst wil nicht bezwinglich seyn.

Solls erst die Zunge thun, die Jungfern werth zu machen,

So ists gar schlecht bestellt, so sind der Tugend Sachen

Auffs schlipffrige gesetzt, und ihre Würde steht,

Nach dem die Zunge schwer, nach dem sie fertig geht.

Solls viel Geschwätze thun, so muß den Papageyen

Ihr Preis noch mehr als sonst ins hohe nauff gedeyen,

So kümmt auch hoch die Schwalb, und ein gemeiner Heer

Gilt einer Jungfer gleich, wie schön sie immer wär.

Fürwahr, ihr redet offt, viel, prächtig, frey und lange,

(Thuts euren Ohren wol, thuts fremden doch gedrange)

Und wann es dann ist auß, wird billich noch gefragt,

Ists auß? Was wil sie dann? Was hat sie dann gesagt?

Die Rohsne lachet offt, und sauer siht die Tyber,

Die Elbe rümpfft sich selbst, die Augen gehen über

Dem armen Priscian, wann euer strenger Mund

So bitter plagt ein Wort, das ihr doch nie gekunt,

Die Sprache würgt und kränckt, zermartert, krüpelt, stümmelt,

So lächerlich damit lallt, stockert, stammelt, tümmelt

Und so tyrannisirt und wider Willen zwingt,

Daß so sie gelten soll, wie sie durch euch nur klingt.

Ein Bach, ein Regen-Bach, vom Himmel her gestärcket,

Wann er, was er so sey, und was er künne, mercket,

Laufft über Thamm und Rand, scheust über Schütz und Wehr,

Bricht da und dort herauß, ergeust sich hin und her,

Mischt, was er in sich hat, treibt, was er führt zu Hauffen,

Daß Fisch, Frosch, Holtz und Schlamm hin mit einander lauffen,

Biß daß die Wolcke weicht, die ihm gab kurtze Krafft;

Dann bleibt das eine da, das andre dort verhafft.

Ihr Damen so genant, die krausen Complimenten,

Die euch das leichte Volck der tollen Liebs-Studenten

In eure Sinnen geust, die schwellen euren Mut,

Weil euch das heucheln wol, das loben sanffte thut.

Sie werffen sich euch hin zu euren zarten Füssen,

Sie wollen sonst von nichts als nur von Knechtschafft wissen;

Sie küssen euer Hand; sie küssen wol den Grund,

Wo euer Fuß trat hin, wo euer Schaten stund;

Sie stelln auff euer Wort das Urthel ihres Wesens,

Deß Lebens Auffenthalt, die Artzney deß Genesens;

Ihr seyd der Seele Seel, und ausser euch sind sie,

Als wären sie nicht mehr und vor gewesen nie.

Die Sonne dieser Welt hat nie so schön gebrunnen

Als eurer Augen Licht, das göttliche paar Sonnen,

Der Wangen Lilien, mit Rosen untermengt,

Ist ihre Frühlings-Lust, daran ihr Hertze hengt;

Der theure Mund-Rubin, wem dieser kümmt zu küssen,

Der mag sich einen Gott und keinen Menschen wissen

Und düncken mehr als Mars, auch als Adonis mehr,

Die Venus Mund geküst, der vor berühmt war sehr,

Eh ihr kamt auff die Welt, und ietzt von eurem funckeln,

Wie von der Sonn ihr Stern am Himmel muß vertunckeln,

Und daß ihr in der Welt die Welt noch etwas acht:

Das ist ihr gröstes Heil, das sie noch rühmlich macht.

So saust der Buhler-Wind und schwellt euch die Gedancken;

Die bleiben nicht daheim in ihren alten Schrancken;

Ihr Haus ist viel zu eng und suchen dann ein Thor

Am nechsten, wo es ist; da brechen sie hervor

Zum Munde meistens auß, der wil sich lassen mercken,

Wil seyn gegüntes Lob nicht mindern, sondern stärcken,

Sagt her, wie er vermag, gibt rauß, was er nur kan

Und meint, daß Peitho selbst hat nie kein Wort gethan,

Das lieblicher geschallt. Allein es wird leicht Amen;

Der Nachdruck bleibt daheim; es mangelt an dem Saamen

Erfahrung und Verstand, der fruchtbar pflegt zu seyn

Und nichts, was ungeschickt zum reden, gibet ein.

Es gilt euch alles gleich, geschickt und ungeschicket,

Gereimt und ungereimt, gesticket und geflicket,

Gemengt und abgetheilt, halb oder außgeführt,

Und ist euch gar genug, wanns nur heist discurirt.

Was nicht wil seyn, das bleibt; kümmts nicht, so mag es stecken,

Es scheint nicht höflich seyn, was schläfet, auffzuwecken;

Genug, wann nur der Berg sich groß und schwanger stellt,

Wann endlich gleich herfür nur wo ein Mäußlein schnellt.

Doch daß nur niemand lacht! O nein; ich muß nur klagen,

Und daß man eurer sich erbarmen solle, sagen,

Weil euch von Perlen träumt, und werden Threnen drauß,

Weil ihr nach Ehren greifft und ziehet Spot ins Haus.

Viel plaudern hat noch nie viel Nutzen heim getragen;

Viel schweigen hat noch nie viel Schaden zu beklagen;

Ein wol geschloßner Mund verwahrt ein weises Hertz;

Ein ungebundnes Maul bringt ihm und andren Schmertz.

Ihr irrt, so euch bedünckt, ihr wäret angenemer,

Wann ihr nur viel sagt her. Ich halt es viel bequemer

Zu aller Menschen Gunst, wann dieses ihr nur sagt,

Daß der euch mercke from, der euch um was gefragt.

Man rühmet Jungfern nicht, die allzuweit gereiset;

Ein Weib, das als ein Weib weiß mehr, wird nicht gepreiset.

Die Jungfern, die so wol im lieben sind geübt,

Die übt man zwar noch mehr, nur daß man sie nicht liebt.

Als wie der Zeit-Verdruß mit Schach-Bret, Karten-spielen

Bißweilen wird gestillt bey denen, die nicht zielen

Auff Gold und auff Gewinn: wann nun das Spiel ist auß,

So liegt, so gilt nichts mehr der König und das Taus.

Und also gehts mit euch; deß Schlafes sich zu wehren,

Den Unmut abzuthun, die Weile zu verzehren,

Hört mancher, was ihr sagt, sagt, was ihr gerne hört,

Biß daß er dann ist sat, ihr aber seyd bethört;

Dann hat der schlaue Fuchs den Raben bracht zum singen;

Dann hört man, wie das Faß sey leer und künne klingen;

Dann merckt und nimmt man ab, daß eure Fablerey

Ein Wiederhall, vielleicht noch weniger was sey.

Es machts nur Phantasos, der durch die blancke Pforte

Euch bringet einen Wahn, der gleich ist eurem Worte,

Das ihr für Glücke schätzt, das euer Mund gebiert,

Wann einer, wer weiß wer? Euch mit zu Bette führt.

Dann, wann nun dieser Stand von euch ist so errungen,

Und euch ist so und so ein freyer Sprung gelungen

Ins weiche Feder-Feld; ey, lieber, sagt mir doch,

Braucht ihr den Amadis und discurirt dann noch?

Wann euer Kind ihr putzt, wann manchmal eure Backen

Fünff Finger euch zur Zucht biß auff das schwellen zwacken?

Wann ihr in Kühstall geht, wann ihr die Suppe kocht,

Wann ihr den Stockfisch bleut, wann euch der Prügel pocht?

Ach ja! Kind, Knecht und Magd, die stehen und verstarren;

Die Schweine sehn empor; Küh, Kälber, Ochsen, Farren

Und alles Feder-Vieh hört mit verwundren drauff,

Wie ihre kluge Frau gibt einen guten Kauff

Am Zuwachs edler Wort; allein es wil noch fehlen,

Daß sie nicht werden sat, noch so die Worte zehlen,

Wie Müntze wird gezehlt. Drum weg mit eurer Kunst,

Die einmal kaum nur gilt und weiter ist umsonst!

Die stille Frömigkeit, das eingezogne Wissen,

Was gut, was selig sey, darff nimmermehr vermissen

Sein Lob und seinen Nutz; es gilt für alle Welt

Und bleibet immer stehn, wann diese letzlich fällt.

60.

Beute außm deutschen Kriege

 

Was gab der deutsche Krieg für Beute?

Viel Grafen, Herren, Edelleute.

Das deutsche Blut ist edler worden,

Weil so geschwächt der Bauer-Orden.

61.

Tüchtige Wahr

 

Die Wahren, welche vornen an

In einem Laden liegen,

Die kaufft nicht gern ein iederman;

Sie pflegen nicht zu tügen.

Die Jungfern, welche zu dem freyn

Die Freyer selbst wie laden,

Wo diese nicht verlegen seyn,

So haben sie doch Schaden.

62.

Jungfern-Sorge

 

Wann Jungfern wollen freyn und ändern ihren Titel,

Ist ihre meiste Sorg um ihres Buhlers Mittel

Zu ihrem Unterhalt, daß sie nicht dürffen sorgen

Und das, was ihnen noth, beym Nachbar etwa borgen.

63.

Der vereinigte Glauben

 

Ein Reichstag ist nicht weit,

Da aller Glaubens-Streit

Wird gantz beschieden werden,

Wann Gott hier von der Erden

Wird haben alle Welt

Für seinen Thron gestellt.

64.

Gemeinschafft bringt Verachtung, sonderlich Fürsten

 

Wo viel Gemeinschafft ist, ist Ansehn nicht gemein;

Wo Ansehn mehr nicht ist, wil auch nicht Folge seyn;

Wo Folge reisset auß, kan Ordnung nicht bestehen;

Wo Ordnung nicht besteht, muß Wolfahrt untergehen.

65.

Hofe-Werth

 

Ich nehm ein Quintlein Glück und kauffe Hofe-Gunst;

Ob dir es so beliebt, nim einen Centner Kunst:

Die leichte Müntze gilt, die schwer ist hier umsonst.

66.

Ein Fürsten-Rath

 

Wer ist, der seinen Rath dem Herren redlich gibt,

Der, den sein Fürst? Nein; der, der seinen Fürsten liebt.

67.

Der Zorn

 

Der Zorn ist eine volle Bach,

Ist aber trucken von gemach.

68.

Die Genade

 

Daß warm ist Menschen mehr als kaltes angeboren.

Dem Fürsten sey die Güt als Schärffe mehr erkoren!

69.

Der Neid

 

Neiden und geneidet werden

Ist das meiste Thun auff Erden.

70.

Gegenwärtige und verlohrene Tugend

 

Tapffre Leute pflegt der Neid gerne sehn begraben,

Außgegraben, wann er sie nun nicht mehr kan haben.

71.

Elender Zustand der Fürsten

 

Fürsten haben zwar mehr Gut als vielleicht gemeine Leute,

Haben aber derer viel, denen sie stehn stets zur Beute.

Fürsten haben zwar viel Dienst, müssen aber viel ernähren,

Künnen auch für sich nicht mehr als ein eintzler etwa zehren.

72.

Ein unruhig Gemüte

 

Ein Mühlstein und ein Menschen-Hertz wird stets herum getrieben;

Wo beydes nicht zu reiben hat, wird beydes selbst zerrieben.

73.

Verstellung

 

Ieder schilt das Hofe-Leben, wann er nicht darinnen ist;

Ieder nimmt das Hofe-Leben, wann er nur wird drein erkiest.

74.

Der Feind nicht zu verachten

 

Mit dem Feinde soll man fechten, für dem fechten ihn nicht schmähn;

Viel, die schmähten ungefochten, hat man fechtend lauffen sehn.

75.

Auff Blincam

 

Blinca, wann sie ferne steht, kan sie Liebe leicht erwecken;

Blinca, wann sie nahe steht, kan sie Liebe leicht erstecken.

76.

Beyfall

 

Wer Unrecht billich hält, ob Unrecht er nicht thut,

So thut er doch nicht recht, daß böses er heist gut.

77.

Auff Pætum

 

Pætus bat mich nechst zu gast, und ich gieng nicht; ich war sat

Noch von deme, wie er mich längst vorhin casteyet hat.

78.

Das Vergangene und Künfftige

 

Was weg ist, lässet Reu;

Was kummen soll, macht Scheu.

Die Jugend die zerran;

Das Alter dringt heran.

Drum dencke man dahin,

Wo Jugend stets bleibt grün,

Wo Alter immer steht,

Wo Leben nie vergeht.

79.

Auff die männliche Virosam

 

Wie daß Virossa dann noch keinen haben kan?

Ein Mann bedarff ein Weib; ein Mann darff keinen Mann.

80.

Vom ersten April

 

Wir üben im April die Leute durch vexiren

Und pflegen sie im Schimpff herum- und an zu führen;

Man öffnet so den Witz, daß er sich thu herfür,

Wie diese Zeit schleust auff der Welt Lust, Nutz und Zier.

81.

Auff Vitum

 

Ey, sihstu nicht, wie Veit für Weibern sich verstecke?

Ja! aber wo dann hin? Ey, unter ihre Decke.

82.

Von einer Fliege

 

Eine Fliege war so kühn,

Setzte sich vermessen hin

Auff deß Mündleins süsses Roth;

Chloris schlug und schlug sie tod.

Florus sprach: O, wann nur ich

Dürffte so erkühnen mich!

Dieser Schlag, hielt ich dafür,

Diente mehr, als schadte, mir.

83.

Von einer Biene

 

Phyllis schlieff; ein Bienlein kam,

Saß auff ihren Mund und nam

Honig, oder was es war,

Corydon, dir zur Gefahr;

Dann sie kam von ihr auff dich,

Gab dir einen bittren Stich;

Ey, wie recht, du fauler Mann!

Soltest thun, was sie gethan.

84.

Bücher-Stube

 

Dieses ist ein Todten-Grab, dessen Todten reden künnen,

Sagen das, was weit hindan, zeigen das, was noch von hinnen.

85.

An Blandulam

 

Blandula, die göldne Sonne zwischen deinen weissen Brüsten

Macht, daß die, die beydes sehen, gerne recht zu schlissen wüsten,

Ob der reine Schnee der Brüste von der Sonnen Glantz ensteh,

Oder ob den Glantz der Sonne kläre deiner Brüste Schnee.

86.

Rathen

 

Wer andren gibet Rath, gibt wider sich den Rath;

Dann Zorn erfolgt für Danck, wann Rath gefehlet hat.

87.

Frühling und Herbst

 

Der Frühling ist zwar schön; doch wann der Herbst nicht wär,

Wär zwar das Auge sat, der Magen aber leer.

88.

Auff den verlogenen Varillum

 

Varillus ist das Jahr; sein Will ist immer rund,

Daß morgen Winter steht, wo heute Sommer stund;

Nur wann ein Schalt-Jahr ist, kümmt Warheit wo mit ein;

Sonst wil ein iede Stund ein eigne Lüge seyn.

 

89.

Verheischungen

 

Das Ja soll seyn ein Pfand, bey dem sich sicher weiß,

Wer uns sein Trauen lehnt auff unseren Verheiß.

90.

Edelgesteine und Perlen

 

Was macht die edlen Stein und klare Perlen werth?

Ihr Werth nicht, sondern das, daß man sie so begehrt.

91.

Das Glücke

 

Das Glücke richtet auff; das Glücke stösset nieder;

O, Glücke thut es nicht! nach dem sich stellt ein ieder,

Nach deme stellt sich Glück. Ein Sinn, dem stets gefällt,

Was Gott gefällt, steht stets, weil Zuversicht ihn hält.

92.

Das bürgerliche Recht

 

Das Bürgerliche Recht gilt sehr ietzt in der Welt,

Weil Vorthel, Nutz, Gewinn für recht ein ieder hält,

Was ehr- und christlich ist, weit hinten aber stellt.

93.

Der fürnemste Kummer

 

Für den Bauch und für den Kasten

Trägt man alles Kummers Lasten.

94.

Auff Calvum

 

Es kümmt zu euch nicht Calvus, ihr Hann, in eure Rey;

Er kümmt zu euch, ihr Hennen! sein Kopff der ist ein Ey.

95.

Der Glauben

 

Mich dünckt, Religion sey schlecht Religion,

Wann mehr nicht, als nur diß man glauben soll davon,

Was die Vernunfft erlaubt; wie wil doch dieser ein,

Daß Gott ohn Ort und End, und Welt auß nichts soll seyn?

96.

Jahr-Zeiten

 

Im Lentzen prangt die Welt mit zarter Jungferschafft;

Im Sommer ist sie Frau, mit schwanger-seyn verhafft,

Wird Mutter in dem Herbst, gibt reiche Frucht herauß,

Ist gute Wirthin, hält im Winter rathsam Haus.

97.

Eine Wunder-Glocke

 

Die Glocke deß Virgilius, wann diese weiland klang

Bey deß Atturus Hofestat, so sah man, wie da sprang

Und stürtzte sich ins Wasser ein, wer ihm nur war bewust

Von schändlicher Ehbrecherey und andrer Huren-Lust.

Wie gut, daß diese Glock ietzund bey unsrer Zeit nicht klingt;

Sie zwinge größres Volck in Tod, als das Geschütze zwingt.

98.

Der Sieg

 

Wer durch das Eisen siegt, hat ritterlich gesiegt;

Betrieglich hat gekriegt, der durch das Geld gekriegt.

99.

Reimen

 

Freude, die gezwungen ist, geht in schwerer Fahrt;

Reime, die gezwungen sind, haben wenig Art.

100.

Auff Cerinnam

 

Cerinna ist wie zartes Wachs so weiß, so zart gezieret;

Drum hat in sie ein schönes Kind ein Künstler nechst bossiret.

 

Desz andren Tausend vierdtes Hundert

 

1.

Alamodisten

Almodad kam vom Sem herab, vom Japhet Ascenas;

Daß dann dem Alamode-Stamm der Deutsche so trägt Haß?

2.

Soldaten-Brauch

 

Starck an Köpffen ins quartier,

Aber starck zu Feld an namen,

Kamen immer vor herfür

Unsre Krieger, wann sie kamen.

3.

Der Tod Christi

 

Da das Leben gieng und starb, fing das sterben an zu leben;

Dann der Tod hat durch den Tod in den Tod sich müssen geben.

4.

Lebens-Regel

 

Bis, wer du bist; laß ieden auch für dir seyn, wer er ist;

Nicht, was du nicht kanst, was du kanst, sey dir zu seyn erkiest.

5.

Das Leiden Christi

 

Uns zu Liebe wolte Christus Marter, Schmach und Tod erleiden;

Ihm zu dancken wollen Christen Marter, Schmach und Tod vermeiden.

Wann nun aber Christus wird kummen in der Herrligkeit,

Wird, wer weit vom Leiden blieb, auch von Freuden bleiben weit.

6.

Die Liebe deß Vaterlandes

 

Man liebt das Vaterland deß Vaterlandes wegen?

Nein, weil an dessen Heil uns selbsten viel gelegen.

Wann wo das Vaterland nicht manchen ehrt und liebt,

Ein schlechtes nimmt er drum, daß er es gantz begibt.

7.

Erbarmung und Barmhertzigkeit

 

Eines andren Pein entfinden, heisset nicht barmhertzig seyn;

Recht barmhertzig seyn, wil heissen: wenden eines andren Pein.

8.

Auff Porniam

 

Keine Schand-, ein Ehren-Hure soll man, Pornia, dich nennen;

Weil dich nicht verachte Leute, sondern die geehrten kennen.

9.

Auff Pætum

 

Pætus, du und auch dein Weib lebet stets in einem Willen;

Iedes wil das andre sehn ehstes in das Grab vervöllen.

10.

Die Creutzigung und Aufferstehung Christi

 

Was, Ev und Adam ihr, vom Holtze näschig nisset,

Das ists, was Christus drauff am Holtze bitter büsset;

Was vor im Garten fiel, steht ietzund auff im Garten:

Die Flucht vom Paradeis wird so zu Himmelfahrten.

11.

Auff Phorbantem

 

Phorbas gieng zu seinem Lieb; als er kam für derer Thür,

Zittert er als wie ein Laub, wuste gleichwol nicht, wo für,

Hilt sich sonst für einen Mann, biß er, als er dachte nach,

Ey, mein Hertze gab ich ihr, und sie gab mir ihres, sprach.

12.

Dreyerley Aufferweckung von Todten

 

Zu Hause, für dem Thor und auß des Grabes Klufft

Wird von deß Todes Schlaf ins Leben auffgerufft

Jairus Kind, der Sohn zu Nain, Lazarus;

Hertz, Mund und Werck in uns soll aufferstehn zur Buß.

13.

Von einer Witfrau

 

Eine Witfrau gieng zur Trau, nam ietzund den vierdten Mann.

Als die Zeit zum schlafen gehn auch nun endlich kam heran,

Ach! sprach sie, ach! ach! hätt ich vor an dieses Ding gedacht,

Niemand, niemand hätt es mir nimmermehr mehr eingebracht!

Doch sie gieng, war gar getrost, und das Kind, das sie gebar

Kaum in zwantzig Wochen drauff, wieß, wie sie vergeßlich war.

14.

Die Liebe

 

Nenne mir den weiten Mantel, drunter alles sich verstecket:

Liebe thuts, die alle Mängel gerne hüllt und fleissig decket.

15.

Drey schädliche Dinge

 

Spiel, Unzucht und der Wein

Lässt Reich, Starck, Alt nicht seyn.

16.

Ein fruchtbares Weib

 

Wann sie gebiert, wie sichs gebührt,

Dadurch wird eine Frau geziert.

17.

Liebe und Geitz

 

Lieb und Geitz sind solche Brüllen, welche dem, der auff-sie stellt,

Machen, daß das dickste Schwartze für das zärtste Weiß erhellt.

18.

Neigungen

 

Wer an Gaucklern und an Narren seine Lust und Labsal hat,

Kan sie an sich selbsten haben, wann er braucht der Lüste Rath.

19.

Ein kostbares Haus

 

Wer ein schönes Haus ihm baut,

Hat ihm selbst nicht recht getraut,

Daß er sey gar groß geschaut.

20.

Lügen

 

Ob Lügen sind der Warheit gleich, sind drum sie bald ihr Kind?

Die Kinder sind offt einem gleich, von dem sie doch nicht sind.

21.

Warheit und Lügen

 

Die Warheit ist ein Oel, die Lügen Wasser; schwimmt

Doch endlich oben auff, wie viel man Wasser nimmt.

22.

Auff Morum

 

Morus klagt, daß seine Frau an der Frauen-Kranckheit liege,

Daß dafür noch Teuffels-Koth, Biebergeil, noch Feigbohn tüge;

Ob man Mauß-Ohr-, weisser Lilg-, auch Melissen-Wasser name,

Hilffe nichts, auch Anis-, Lein- und auch nicht der Fenchel-Saame;

Von dem Schwertel gelb und blau, von Rahpontick und dergleichen,

Costus nicht, auch Moly nicht künne diese Noth erweichen;

Keine Wurtzel! mich bedünckt, daß ich etwa wo gelesen,

Zapffen-Kraut, so viel genug, macht von dieser Sucht genesen.

23.

Auff Lingum

 

Lingus solte für den Hust brauchen Loch de Farfara;

Diß verstand er so und so, brauchte Loch de Barbara.

24.

Auff Pimplam

 

Pimpla hat das Jungfern-Feber; Rage-Kraut und Stendel-Wurtz

Kan es dämpffen, ist zu brauchen nicht zu sparsam, nicht zu kurtz.

25.

Fürsten und Festungen

 

Eine Festung und ein Fürst sehn mich an für eine Sache,

Die da stets darff Vorrath, Geld, Mannschafft und bestellte Wache.

26.

Zahlungs-Fristen

 

Noch Hauptgut, noch die Zinsen darff ietzt ein Schuldner gelten;

Es stehn zwar so die Schulden, der Glauben aber selten.

27.

Die Tugend

 

Tugend ist so trefflich schön; daß sie dann die Welt nicht liebet?

Weil sie alt, so schämt sie sich, so sie sich auff lieben gibet.

28.

Redligkeit

 

Wer die Redligkeit wil freyen, mag sich kühnlich lassen ein;

Leichtlich, dann sie ist verächtlich, wird er wol kein Hahnrey seyn.

29.

Braut für Weib

 

Die Braut wird für das Weib bey Rechten offt geacht;

Sie dencken auff den Tag, nicht aber auff die Nacht.

30.

Das Wasser

 

Ob das Wasser, wird gefragt, die, die Wasser trincken, nähret?

Nährt es nicht, so ists doch gut, daß es auch wie Wein nicht zehret.

31.

Auff Jungfer Dubiosam

 

Dubiosa ist sehr schön, reich, geschickt und sonst von Gaben;

Nur der Juden Hohe-Priester künte sie nicht ehlich haben.

32.

Rath ohne That

 

Anschlag, der nicht Fortgang hat,

Ist ein Wagen ohne Rad.

33.

Der Namens-Tag

 

Einen schlechten Namen hat, dessen Namen durch das Jahr

Einen Tag und sonsten nie kündig und geehret war.

34.

Der Mäy

 

Dieser Monat ist ein Kuß, den der Himmel gibt der Erde,

Daß sie ietzund seine Braut, künfftig eine Mutter werde.

35.

Auff Umbriam

 

Umbria ist zwar nicht schön; doch sie ist der Schönheit Schimmer,

Wann sie etwa gehet her hinter schönem Frauen-Zimmer.

36.

Hand-Prophecey

 

Wer unsrer Welt sah in die Hand,

Was ist es, das er drinnen fand?

Raub, Mord, Trug, Schinderey und Brand;

Ihr ist das letzte Recht erkant.

37.

Tausend göldene Jahre

 

Ehstes wird die böse Zeit kummen auff die Bahre;

Ehstes werden werden jung tausend göldne Jahre;

Wie es scheint, kans auch wol seyn; dann solch Gold zu kochen,

Hat zu Kohlen, Stadt und Dorff Krieg schon abgebrochen.

38.

An die Schweden

 

Alles Inselt von dem Vieh, das ihr raubtet durch das Land,

Asche von gesammtem Ort, den ihr setztet in den Brand,

Gebe Seiffe nicht genug, auch die Oder reichte nicht

Abzuwaschen innren Fleck, drüber das Gewissen richt;

Fühlt es selbsten, was es ist, ich verschweig es ietzt mit Fleiß,

Weil Gott, was ihr ihm und uns mitgespielet, selbsten weiß.

39.

Beredsamkeit

 

Ein beredter Mund

Hat offt viel gekunt,

Manchmal zum verrichten,

Manchmal zum vernichten.

40.

Steigender und fallender Nutz

 

Garten-Nutz von Frauen-Aepffeln wird in Anschlag nicht gestellt,

Weil es ist ein solcher Nutzen, welcher steigt und welcher fällt.

41.

Die neue Welt

 

Weil der Krieg die alte Welt hat zerstöret und verheeret,

Werden neues Land, Stadt, Recht, Brauch und Siten uns gewehret.

42.

Schönheit

 

Schönheit, die man hält so werth,

Schönheit, die man so begehrt,

Ist gar sparsam eingericht,

Meistens unters Angesicht;

Wann die Menschen giengen bloß,

Wär sie vielmals nicht so groß;

Schmuck und Kleider helffen ein,

Machen Anmut, geben Schein.

43.

Unbestand

 

Daß im Circkel eine Vierung sey zu finden, ist wol klar;

Aber daß auff runder Erde kein Bestand, bleibt dennoch wahr.

44.

Ergetzligkeit

 

Ey, wie schad ists um die Zeit, die mit Reimen ich verspiele!

Übler würde reimen sichs, wann mit nichts thun sie verfiele.

Eine Ruh für Leib und Sinn ist gelassen iedem zu;

Ieder ruhe wie er wil; ich beruh in dieser Ruh.

45.

Ruh im Mittel-Punct

 

Die Ruh fällt in den Mittel-Punct, bei Lupa aber nicht;

Wer hier kümmt her und sucht zu ruhn, wird schändlich außgericht.

46.

Ein Rausch

 

Kümmt Rausch vom rauschen her? Berauschte sind nicht stille:

Im gissen rauscht der Trunck, der Magen auf die völle,

Die Blase mit sam ihm, (wann übrig ein was kümmt;)

Läst rauschen, was zu viel, läst rauschen, daß es schwimmt.

47.

Auff Fœmininum

 

Aller Unfall, der da kümmt, macht, daß Fœmininus weine;

Macht also, daß er, man glaubt, sey nicht einer, sondern eine.

48.

Die christliche Liebe

 

Weiland war die Lieb ein Feuer, wärmen war ihr nützer Brauch;

Nun sie aber ist erloschen, beist sie nur als wie der Rauch.

49.

Freunde

 

Freunde pflegt man zu erwehlen

Nur nach wägen, nicht nach zehlen.

50.

Auff Pseudonem

 

Mir sagt Pseudo halb sich zu, einem andren auch so viel,

Und das Hertze hält er ihm; nem ihn gar, wer immer wil!

51.

Auff Levulum

 

Levulus ließ Treu und Glauben seiner Buhlschafft auffzuheben;

Nachmals hat er Treu und Glauben ihr für eine Nacht gegeben.

Wer ein älter Recht drauff führet, muß Beweis und Grund erfinden,

Treu und Glauben einer Hure wieder auß Besitz zu winden;

Levulus mag nachmals stehen fornen dafür oder hinden.

52.

Auff den unverschämten Calvum

 

Calvus hat so grossen Schedel und noch dennoch kein Gehirne;

Voller Stirn ist auch sein Schedel; dennoch hat er keine Stirne.

53.

Auff Palponem

 

Du brauchest deine Zung als wie der Fuchs den Schwantz;

Ach, daß du, Palpo, so sie müssest brauchen gantz!

Weil seinen Schwantz der Fuchs mit Wasser offt befeucht,

Daß ihn zwar viel nicht kost, zum besten doch nicht reucht.

54.

Hoffart, Hochfahrt

 

Als Lucifer fuhr gar zu hoch,

Da fuhr er ab ins Höllen-Loch.

Was gar zu hoch, wird umgekahrt,

Und Hochfahrt wird zur Niederfahrt.

55.

Nacht-Ruh

 

Ob sich deß Beruffes mühen

Gar biß an die Nacht verziehen,

Ist uns doch vergünt die Nacht,

Die davon uns müssig macht.

56.

Tage-Werck

 

Weil die Nacht uns unsre Sorgen

Wolte biß auff heute borgen,

Soll man heute billich dran,

Abzuzahlen, was man kan.

57.

Bauern

 

Die Bauern sind so listig und sind gleichwol so grob?

Sie sinnen stets auff eines und halten auch darob.

58.

Stadt-Gewerb

 

Wodurch wird doch ein Bürger reich? Ihr Bauern, fällt das Urthel:

Er schätzt ihm selbsten seine Wahr, braucht überall ein Vorthel.

59.

Auff Bibulum

 

Bibulus sorgt für sein Thun und bestellet so sein Haus,

Daß der Magen nimmet ein, und die Blase gibet auß.

60.

Land-Leute

 

Bauers-Leute sind der Magen, der das gantze Land ernähret;

Dennoch ist am allerschlechsten das, wo von er selbsten zehret.

61.

Schmarotzer

 

Der Bäume Blätter wenden sich, wann Sonne wieder wendet;

Der Heuchler Sinnen folgen nach, wohin ihr Günner lendet.

62.

Auff Dulciculam

 

Dulcicula liebt ihren Mann, denckt nicht nach ihm zu leben;

Zu sterben endlich unter ihm, nicht vor ihm, wär ihr eben.

63.

Auff Önophilum

 

Der Hering ist Önophilus; das Meer, das ist der Wein;

Dann jener kan nicht einen Tag von diesem trucken seyn.

64.

Hofe-Gunst gegen einem

 

Wann der Fürst nur einen liebet

Und die andren übergibet,

Wird in vielen viel vergeben,

Was nur einer nicht kan heben.

65.

Heuchler

 

In Kranckheit pflegt ihm Rath zu schaffen

Ein Löw durch Fleisch von einem Affen:

Viel würden ihnen Heil verhafften,

Wann Fürsten Heuchler abeschafften.

66.

Gesang auß B moll

 

Daß sein Gesang auß lindem B

Und nimmer nicht auß hartem geh,

Muß machen, wer bey Hofe singt

Und wil, daß alles lieblich klingt.

67.

Auff Crudum

 

Crudus thut nie nichts umsonst, weil er lebt, wil dennoch haben

Daß man ihn, wann er nun tod, (billich!) soll umsonst begraben.

68.

Der singende Schwan

 

Gläubstu, daß für ihrem Tode, wie man schreibt, die Schwanen singen?

Ja, wo du mir einen möchtest, der es selbst gehöret, bringen.

69.

Auff Nasatum

 

Nasatus, wie ein grosser Herr, schickt, eh er kümmt, vor ins Quartier –

Laquey und Trompter ist es nicht: die Nase kümmt weit für ihm für.

70.

Auff Chrysophilum

 

Sehr reich bistu und auch sehr karg, Chrysophilus; mich dünckt,

Das Gold, wann es gefangen liegt, nicht mehr als Eisen bringt.

71.

Geitz

 

Wer Gold Gott nicht zu Dienst und ihm zum Brauche nützet,

Hat das, was hat, wer Gold im Stollen noch besitzet.

72.

Auff Vulpianam

 

Vulpiana ist selbander (was doch ietzt für Fälle sind!)

Bey zehn Jahren; meide sorgen! dann ihr Mann, der ist ein Kind.

73.

Falsch im niedren, fälscher im höheren

 

Wer in geringen Sachen bübelt, die nicht viel sondres tragen ein,

Wird mehr in denen Sachen vortheln, die mehr genißlich wollen seyn.

74.

Auff Mollium

 

Mollius kan noch im trauren, noch in Freuden Threnen meiden;

Freut er sich dann in dem trauren, trauret er dann in den Freuden.

75.

Weiber-Glauben

 

Beten werden leichtlich meiden, singen und auch Kirchen-gehn

Weiber, wil man reformiren, aber nicht beym Spiegel-stehn.

76.

Die Hofe-Cassandra

 

Was Cassandra propheceyte,

Ward gehört und nicht geglaubt.

Falschheit ist bey Hof erlaubt;

Warheit treibt man auff die Seite.

77.

Seyn und nicht scheinen

 

Wo viel Zunge,

Da viel Lunge;

Wo viel Schein,

Da kein seyn;

Wo wol meinen,

Da kein scheinen;

Wo viel Hertz,

Da kein Schertz.

78.

Acht-monatliche Geburt

 

Im achten Monden bracht ein Kind Sirona, und die Leute zehlen;

Weil Buch sie selbst gehalten hat, so frag auch sie! ihr wird nichts fehlen.

79.

Schmähliche Feigheit

 

Den, der sich nicht wehren wil, heist man, wie man heist das Theil,

Das deß Hundes Weib so frey pflegt zu brauchen und so geil.

Wie so diß? Weil ieder Hund dran sich macht, dran reibt, dran reucht,

Und also den feigen Mann ieder braucht, wie ihn nur deucht,

Oder weil die deutsche Welt weiland einen Hund band auff

Dem, der auß der Schlacht entgieng, nicht durch Gegenwehr, durch Lauff.

80.

Schnecken

 

Bruder, kumm und iß mit mir; Haus und Wirth soll für dir stehn;

Doch iß nur den Wirth; das Haus möchte nicht zu Halse gehn.

81.

Weintrauben

 

Bruder, kumm auff einen Trunck; doch das süsse Bacchus-Naß

Mustu mir bescheiden thun, sag ich dir, mit sam dem Faß.

82.

Der Krebs

 

Der Krebs, der schwartze Curassirer,

Geb einen guten Kriegs-Fourirer;

Zu machen immer gut Quartier,

Gieng er ietzt hinter sich, ietzt für.

83.

Die Verleumdung

 

Wann uns die Verleumdung schlägt, heilen letzlich gleich die Wunden,

Wird, wie viel man Pflaster legt, immer doch die Narbe funden.

84.

Flüchtige Zeit

 

Wer die Zeit verklagen wil, daß so zeitlich sie verraucht,

Der verklage sich nur selbst, daß er sie nicht zeitlich braucht.

85.

Das Glücke

 

Ist unser Glücke schwer, drückt, beugt und macht uns müde?

Geduld! wir schlugens selbst in unsrer eignen Schmiede.

86.

Die Liebe

 

Wer in der Liebe lebt, ist bey Vernunfft doch toll;

Wer in der Liebe lebt, ist nüchtern dennoch voll.

87.

Auff Lupam

 

Lupa bleibet immer lustig, geht in steter Mummerey;

Ieder meint, daß ihr Gesichte eine rechte Larve sey.

88.

Auff Cascam

 

Casca ist so teufflisch bös, und ihr Mann spricht doch: Mein Schatz?

Dencke, daß der Teuffel gern hat bey alten Schätzen Platz.

89.

Ewige Jugend

 

Ist die Welt der grosse Mensch? Ist der Mensch die kleine Welt?

Wie daß dieser dann kein Lentz sich auff ihren Winter stellt?

Welt-Verliebte klagen so; Himmel-Buhlen kümmet ein,

Jene Zeit, da immer Lentz, nimmer nie wird Winter seyn.

90.

Menschliches Elende

 

Alsbald ein neues Kind

Die erste Lufft entfindt,

So hebt es an zu weinen;

Die Sonne muß ihm scheinen

Den viermahl zehnden Tag,

Eh als es lachen mag.

O Welt, bey deinen Sachen

Ist weinen mehr als lachen!

91.

Auff Pætum

 

Pätus ließ ihm neulich tauffen einen lieben jungen Erben;

Diesen wolt er bald von Jugend lernen handeln, lernen werben;

Auffzubringen erste Schantze, (heilig Geld muß wol gerathen!)

Bat er funffzig ihm Gevattern, seinem Kinde treue Paten.

92.

Ein Geitziger

 

Ein Geitziger, der reich, der ist ein Betler doch;

Wie viel er immer hat, begehrt er mehres doch.

93.

Mässigkeit

 

Wer stat deß Bacchus ihm läst lieben eine Bach,

Bleibt immer bey sich selbst und lescht viel Ungemach.

94.

Hofe-Gedächtnüß

 

Was bey Hofe wird gefehlet,

Das wird lange da gezehlet;

Morgen denckt man kaum daran,

Was man heute wol gethan.

95.

Hofe-Leute

 

Esel sinds, es sind auch Affen,

Diener, denen Fürsten schaffen;

Jene braucht man Last zu tragen;

Diese braucht man zum behagen;

Diese pflegt man zart zu halten;

Jenen wird das Mahl gespalten;

Jene solln den Danck nicht wissen;

Diese haben ihn zu nissen.

96.

Bilder

 

Bey Bildern nieder knien, das gelte, wo es gilt,

So gilt es da und dort doch für ein Frauen-Bild.

97.

Nürrenbergische Handelung

 

Was zu Nürnberg wird gehandelt,

Wird gewiß was gutes seyn;

Dann gut Ding darff gute Weile.

Wo es sich zum ärgsten wandelt

Und mit Hoffnung nicht trifft ein,

Gebe niemand Schuld der Eile.

98.

Theure Ruh

 

Deutschland gab fünff Millionen,

Schweden reichlich zu belohnen,

Daß sie uns zu Bettlern machten,

Weil sie hoch diß mühen achten.

Nun sie sich zur Ruh gegeben

Und von unsrem dennoch leben,

Muß man doch bey vielen malen

Höher noch die Ruh bezahlen.

99.

Auff Curvum

 

Curvus, du gekrümmter Mann, wüntschest wieder jung zu werden

Bistu doch zuvor ein Kind so an Sinnen als Geberden.

100.

Mißtrauen

 

Man darff niemanden trauen; drum trau auch mir nicht ich,

Der ich manchmal zum trauen laß überreden mich.

 

Desz andren Tausend fünfftes Hundert

 

1.

Auff Quadruncum

Quadruncus sticht gemein gelehrte Männer an;

Auß diesem hör ich wol, daß er gewiß nichts kan.

2.

Ein geraubter Kuß

 

Man meint, ein abgestohlner Kuß sey minder angeneme.

Der Kuß wird süsser, wann man schaut, wie sie so schön sich schäme,

Und was man leichtlich haben kan, ist selten gar bequeme.

3.

Franckenthal Friedens-Hindernüß

 

Franckenthal zeucht Frieden auff, daß er nicht kümmt auff den Berg;

Sinnenthal, nicht Franckenthal, dünckt mich, hindert dieses Werck.

4.

Alte Jungfern Zanckeisen

 

Alte Jungfern sind ein Stock, da noch Wachs noch Honig innen;

Ihre Sinnen würcken nichts, ausser daß sie stechen künnen.

5.

Dieselbten

 

Alte Jungfern böse Jungfern; dieses macht die Ungeduld,

Daß Gott ihnen nicht legt abe einen Mann, die klare Schuld.

6.

Der ietzige Friede

 

Dreissig Jahr und drüber noch hat gewehrt das deutsche kriegen;

Wehrt der Friede dreissig Jahr, läst ihm ieder wol genügen.

7.

Eine Braut zu ihren Gästen

 

Ihr Gäst, ihr seyd mir lieb, biß daß die Nacht bricht ein

Da darff ich keinen Gast; selbander wil ich seyn.

8.

Ein rechtschaffener Friede

 

Der Fried ist nun gewiß, Ruchlosigkeit gewisser;

Viel Frevler hat es noch und wenig rechte Büsser.

Ist Friede da mit Gott, wird Friede Friede seyn;

Ist Friede nicht mit Gott, ist Friede nur ein Schein.

9.

Der Bauch

 

Der Bauch, der ist der Beutel; drein legt man alles Gut;

Man thut nur ihm zum besten das meiste, das man thut.

10.

Menschlicher Zustand

 

Der Mensch bringt nichts davon, wie lang er immer lebt,

Als daß man ihn vergist, gleich wie man ihn begräbt.

11.

Auff Cacum

 

Cacus war ein junger Schelm, ist ein alter fromer Mann;

Daß er anders ist, als war, macht, daß er ietzt nimmer kan.

12.

Degen und Schild

 

Welch Waffen hat mehr Nutz, der Degen oder Schild?

Ob schützen, frage, mehr, ob mehr verletzen gilt?

Verletzen dämpfft den Feind und schützen sichert mich;

Wann nur der Feind gedämpfft, bin sicher schon auch ich.

13.

Das Wort Gottes

 

Gott schuff die Welt; Gott baut die Kirche durch das Wort;

Wo dieses nun nicht ist, da ist der Höllen Ort.

14.

Vernünfftige Unvernunfft

 

Menschen sind Thiere, vernünfftige Thiere,

Aber nicht alle; was wilden gebühre,

Pflegen vernünfftige gerne zu treiben;

Hohe sind Löwen und dienen den Leiben,

Wollen nur herrschen und ihren Geschäfften

Machen Gesetze nach Willen und Kräfften;

Edle sind Hunde, verpflichtet den Lüsten;

Krieger sind Wölffe zum rauben und wüsten;

Bürger sind Füchse zum schleichen und schmügen,

Vortheln, berücken, finantzen und lügen;

Buhler sind Affen zu tollen Geberden;

Bauern sind Esel zu lauter Beschwerden.

15.

Auff eine geputzte Frau

 

Sie pflegt sich hier zu Schmuck und Schmüncke zu bequemen,

Was wird sie dorte thun? Sie wird sich ewig schämen.

16.

Weiber-Herrschung

 

Haus, Dorff, Stadt, Land und Reich wird Wolfahrt bald gelosen,

Wo Männer tragen Röck, und Weiber tragen Hosen.

17.

Schein der Freyheit

 

Die Freyheit ist der Strick, damit man Freyheit fängt;

Ie mehr man sie verdrückt, ie mehr man ihrer denckt.

18.

Hofe-Gunst

 

Daß seine Tugend lobt, die Laster niemand schilt,

Gehöret diesem, der durch Gunst bey Hofe gilt.

19.

Hofe-Lauscher

 

Bey Hof ist kein Volck stärcker

Als schlaue, schlimme Mercker.

20.

Ein unzüchtiger Balg

 

Ein ieder ist besorgt, was er für Nahrung treibe;

Die Hure nährt den Leib auch wieder mit dem Leibe.

21.

Zweiffelhaffte Keuschheit

 

Ein Bieder-Weib im Angesicht, ein Schandsack in der Haut

Ist manche; geiles liegt bedeckt und fromes wird geschaut.

22.

Urthel auff Klage

 

Wann die Klage wird zum Urthel,

Hat die Unschuld mehr kein Vorthel.

23.

Menschliche Irrthümer

 

Daß ich irre, bleibt gewiß, alldieweil ein Mensch ich bin;

Der nun mehr ist als ein Mensch, mag mich durch die Hechel ziehn,

Sonst werd ich ihn von mir weg an sich selbsten weisen hin.

24.

Sterbligkeit

 

Wann nie Niemand auß meinem Haus als sonst auß andren stürbe,

Wo wolt ich mit dem Gelde hin, das ich darauß erwürbe?

25.

Auff Peninnam

 

Wann man sagt von Frauen-schwächen, lacht Peninna dieser Wercke;

Was den andren bringet Schwäche, dienet ihr zu einer Stärcke.

26.

Galgen-Straffe

 

Am Galgen und am Strang erworgen, ist nicht ehrlich;

O, ehrlich oder nicht, wanns nur nicht wär gefährlich!

27.

Diebs-Strick

 

Der Strick, daran ein Dieb erhing, hilfft für deß Hauptes Weh,

Gebunden um den krancken Kopff; o, um den Hals viel eh!

28.

Artschocken

 

Nicht ieder hat zu Rom Artschocken dürffen essen;

Daß dieser, der sie aß, war schwach, ist zu ermessen.

29.

Koch-Kunst

 

Ist kochen eine Kunst, so kan ich mich vermessen,

Ich habe viel von Kunst, drum künn ich viel, gefressen.

30.

Rathschläge

 

Die Vögel fängt man so, nach dem man auff sie stellt;

Der Außschlag fällt nach dem, nach dem der Anschlag fällt.

31.

Eigen-Lob und Eigen-Schmach

 

Sich selbsten schelten,

Sich selbsten loben

Thun kluge selten,

Thun die, die toben.

32.

Von einem Landstreicher

 

Ein Künstler war nechst hier, der suff nur Wasser ein,

Gab wieder doch herauß gebrant- und rothen Wein

Und Wasser von Anis, von Ziemet und Violen,

Von Rosen, andrem mehr, gantz frey und unverholen.

Natürlich war es nur; es war nicht Zauberey,

Es blieb doch Wasser nur; List, Kunst war bloß dabey.

Also sind derer mehr, die zwar die Warheit nennen,

Befinden und verstehn, gar selten doch bekennen,

Wo was Verlust dabey. Um Nutz, um Ehr, um Gunst

Geht Warheit hinten nach, geht vor Betrug und Dunst.

Man redet lieblich Ding, was gerne wird gehöret;

Man stellt sich knechtisch ietzt; man stellt sich als bethöret;

Man gibt, wie mans bedarff, nimmt alle Farben an,

Macht, daß man, wie man soll, nur bloß gefallen kan.

Was klar und wahr, taug nichts. Man laß es immer gehen,

Wanns um und um dann kümmt, bleibt Warheit doch bestehen.

33.

Hofe-Lehre

 

Wer bey Hofe dienen wil, wil daselbst Genad erringen,

Wie muß der sich stellen an, recht zu rathen seinen Dingen?

Ist er treu und redlich gleich, dennoch ist es gar verloren:

Alles ist gewonnen dann, wann er dienet nur den Ohren.

34.

Wetten

 

Wer Lust zu wetten träget, mag kühnlich drüber wetten,

Daß Jungfern gerne Männer und Weiber Kinder hätten.

35.

Danckbarkeit

 

Rechter Danck

Wird nicht kranck,

Pflegt im dancken

Nie zu wancken.

36.

Menschliche Thorheit

 

Wann keine Thorheit mehr wird seyn,

So wird die Menschheit gehen ein.

37.

Hofe-Verdienst

 

Wer diß bey Hofe hat gethan,

Was man ihm nicht verdancken kan,

Der geh bey Zeiten selbst davon;

Der Haß ist sonst gewiß sein Lohn.

38.

Irrdische Güter

 

Die Güter dieser Welt hat nimmer keiner gar,

Und das, was einer hat, bleibt nimmer, wie es war.

39.

Vom Mißbrauch der Sing-Kunst

 

Was denckstu, lieber Gott, wann ietzund deine Christen

In deinem Hause dir nach ihres Ohres Lüsten

Bestellen Sang und Klang? Die krause Melodey

Wird angestimmt zum Tantz und süsser Buhlerey;

Die Andacht acht man nicht. Der geilen Brunst Gefieder

Erwächst und steigt empor durch unsre freche Lieder;

Der stille Geist ersitzt: Wir hören viel Geschrey;

Die Einfalt weiß nicht viel, obs süß, obs sauer sey,

Obs Thier, obs Menschen sind, die ohne Sinn so klingen,

Ob seuffzen einer soll, ob einer so soll springen.

Man wiegert den Discant; man brüllet den Tenor;

Man billt den Contrapunct; man heult den Alt hervor;

Man brummt den tieffen Bass, und wann es wol soll klingen,

So klingt es ohne Wort, wil keine Meinung bringen;

Man weiß nicht, ob es Danck, man weiß nicht, ob es Preis,

Man weiß nicht, obs Gebet und was es sonsten heiß.

Was denckstu, lieber Gott, wann wir so sehr uns regen

Und sagen doch gar kaum, was uns ist angelegen?

Wir höhnen dich nur mit, daß wir zu dir so schreyn

Und wollen, was es sey, doch nicht verstanden seyn.

40.

Auff ein Zweiffel-Kind

 

Du seyst dem Vater gleich; da sagt der Vater: nein;

Die Mutter saget: ja; der Mutter stimm ich ein.

41.

Loben

 

Thorheit ist es, alles loben; Bosheit ist es, nichts nicht preisen;

Mich wird Thorheit schwerlich treffen; Bosheit wird sich eher weisen.

42.

Das krancke Alter

 

Weil Alter eine Kranckheit ist, so kan man dem vergeben,

Der uns den Tod hat angewüntscht und nicht ein langes Leben.

43.

Gekrönte Poeten

 

Einen zum Poeten krönen,

Hält man heute für verhöhnen;

Gebet ihnen für das kräntzen,

Was im Beutel pflegt zu gläntzen;

Dieses bringt, ihr hohen Leute!

Euch viel Namen, ihnen Beute.

Lorber-Blätter künnen schmücken,

Aber nicht gar hoch entzücken;

Rosenobel künnen zieren

Und den Geist zum höchsten führen.

44.

Poetische Entzückung

 

Wo Poeten durch entzücken

Sich zu guten Reimen schicken,

Hat es allenthalben Hasen,

Hat es Leute, die da rasen;

Hat auch demnach keine Nöthen

An den Reimen und Poeten.

45.

Weibliche Gestalt

 

Ihr Schönen, seyd nicht stoltz! ein häßlich Weiber-Thier

Nimmt eher Lust, als wol, ihr schönsten Engel, ihr.

46.

Hoheit und Demut

 

Man siht gemeine nicht, daß Ehr und Demut gleiche;

Vielmehr, wann jene steigt, daß diese meistens weiche.

47.

Ehre und Hoffart

 

Mancher meinet, Ehr und Würde scheine nicht an ihm hervor,

Wann sie nicht steh außgestellet auff der Hoffart Berg empor.

48.

Bescheidenheit

 

Wodurch wird Würd und Glück erhalten lange Zeit?

Ich meine, durch nichts mehr als durch Bescheidenheit.

49.

Sitsamkeit

 

Ie heller Feuer brennt, ie minder Feuer raucht;

Ie mehr bey einem Witz, ie mehr er Glimpff gebraucht.

50.

Hofe-Verdacht

 

Wann unter redlich thun schon Argwon mit laufft ein,

So scheint es nicht mehr gut, bey Hofe lange seyn.

51.

Hofe-Folge

 

Alsbald der Herr mir lacht, so lacht mir iederman;

Siht sauer er mir zu, siht ieder so mich an.

Die Pupen machens so, die fremde Faust regirt;

Sie stellen sich nach dem, nach dem sie einer führt.

52.

Verehrungen

 

Wer mit Gaben kämpffen wil und wil haben Sieg und Glücke,

Schiesse nicht mit kleinem Loth, schieß auß einem groben Stücke.

53.

Engeländer Königs-Mörder

 

König Carl in Engeland

Ward der Krone quit erkant;

Daß er dürffe keiner Krone,

Machten sie ihn Köpffes ohne.

54.

Auff Vitum

 

Man sagt, daß Veit sein Pfund offt da und dort vergrabe;

Ie mehr, sagt er, ich grab, ie mehr ich Wucher habe.

55.

Auff Runcum

 

Runcus ist ein Edelmann,

Nimmt sich nur deß Ackers an,

Wil sich sonst auff nichts befleissen,

Wil ein Edler Bauer heissen.

56.

Der Frauen-Acker

 

Weiber sind Äcker zum ruhen mit nichten;

Weiber sind Äcker zum bauen und früchten.

57.

Vom Opitio

 

Der deutschen Tichter Helena, deß Opitz seine Leyer,

Hat zwar viel Buhler stets gehabt und, wie man meint, auch Freyer.

Mich dünckt, daß ihre Jungferschafft noch richtig sey und rein,

Und der, der ihr gehören wird, wird noch von dannen seyn.

58.

Auff Gumpertum

 

Gumpertus nimmt ein schönes Mensch und ist gewaltig froh;

O, lieber Gümpel, freu dich sacht! es ist gedroschen Stroh.

59.

Abgedanckte Soldaten

 

Was werden die Krieger, gewöhnet zum wachen,

Nun Friede geschlossen, ins künfftige machen?

Sie werden deß wachens nicht abe noch gehn,

Sehn, wie es zu Nachte bey Schläfern wird stehn.

60.

Buß-Gebete

 

Gebete, welches Wind und welches Wasser hat,

Das Thren- und seuffzen führt, schafft gern in Nöthen Rath.

61.

Fürstliche Kleidung

 

Gerechtigkeit, das Kleid, und Recht, den Fürsten-Hut,

Der diese beyde trägt, derselbe Herr steht gut.

62.

Gewaltsame Herrschung

 

Zu herrschen ist das meiste Muster

Durch Waffen, nicht durch Pater noster.

63.

Gute und Böse

 

Bös und Gute lässt GOTT wallen

Auff deß Lebens krummer Brucke,

Nicht daß jen ihm wol gefallen,

Daß er sie zur Busse locke.

Wir, die wir für Ketzer schätzen,

Wollen wir vom Leben jagen,

Nicht mit Lehren an sie setzen,

Noch, wie uns Gott, sie vertragen!

64.

Zweyfüssige Esel

 

Daß ein Esel hat gespracht, warum wundert man sich doch?

Geh auffs Dorff, geh auff den Marckt: o, sie reden heute noch.

65.

Hofe-Rauch

 

Wer Hofe-Gunst geneust und nimmt Taback in Brauch,

Dem bleibt zum meisten Asch, und was er neust, ist Rauch.

66.

Taback

 

Wie viel hat ein Loth Tabac Rauch? Die Asche kanstu wiegen;

Was dir mangelt, ist gewiß an dem Rauche weg gestiegen.

67.

Auff Jungfer Manlieb

 

Manlieb hasset fremde Namen, die man ihr gleich nennet für,

Weil ihr keiner doch gefallen; Hartman, der gefället ihr.

68.

Auff Varillum

 

In Klugheit ist er Narr; in Narrheit ist er klug.

Ein Kluger und ein Narr hat an Varillum fug.

69.

Die Warheit

 

Ob Warheit sich verkrochen,

Die Zeit, die wird sie suchen;

Sie wird sie wol auch finden;

Sie bleibet nicht dahinden.

70.

Die Gicht

 

Die Gicht zeucht weg vom Haupt und Brust, was schädlich, in die Füsse;

Mich dünckt, daß selbst sie diesen Weg zu letzt zurücke wisse.

71.

Das schädliche L

 

Last, List, Lust und Leid

Frisset uns und Zeit.

72.

Auff Bullatum

 

Bullatus sprach, gefragt, wo her er edel wär?

Mein Adel kummt vom Haupt und nicht vom Bauche her.

73.

Verstorbene Freunde

 

Solte Krieg nicht alles fressen, musten bißher feste Plätze

(Selten hat es viel geholffen) sichren unsre beste Schätze;

Nun der Friede triumphiret, holen wir die besten Sachen,

Daß wir sie zu unsrem Brauche wieder künnen nütze machen.

Unsre Freund und unsre Kinder, Schätze, die wir Gott gegeben,

Lassen in der blauen Feste billich wir bey Gotte leben;

Friede, wann er gleich der schönste, kan die Welt doch nimmer stifften,

Daß er frey sey von dem sterben und von tausend Unfalls-Gifften.

74.

In Person eines guten Freundes, welcher seinem Hause den Grund legte und dieses begehrte beyzulegen

 

Ich, der ich Haus und Stadt im Kriege hulffe stürmen,

Bau ietzund hier ein Haus: so sieget Zeit und Würmen

Mein Namen ziemlich ob. Nach viermal fünfftem Jahr,

Da deutsch und schwedisch Haupt nun wieder friedlich war,

Ward dieser Grund gelegt; die Müntze beyder Parten

Liegt zum Gedächtnüß bey. Geh, wilstu mehr nicht warten,

Der du hieher gelangt: hier steht ein Glas voll Wein,

Trinck, bilde dir dabey, was dir beliebet, ein!

75.

Die Lügen

 

Daß mehr als Hurerey,

Daß Lügen Sünde sey,

Kümmt her, weil dieses fuhr

Gar wider die Natur,

Und jenes in gemein

Natürlich pflegt zu seyn.

76.

Die Welt, ein Garten

 

Ein Garten ist die Welt (der Mensch, der ist ein Kraut),

Drinn Unkraut man vielmehr, als nütze Kräuter schaut.

77.

Vorreden

 

Ein schönes Thor und Giebel

Steht an den Häusern übel,

Drinn alles ohngefehr

Steht oder ist ja leer.

78.

Jungfrauschafft

 

Ein glüend Eisen in der Hand,

Der unverletzte Jungfern-Stand,

Ist leichtlich nicht zu tragen allen;

Man lässet beydes gerne fallen.

79.

An eine fürstliche Person über I.F.G. Geburts-Tag

 

Fürstin! Ihr gabt dieser Welt eure Zier und euer Leben,

Da den Engeln gleich ihr Fest pflegt die Christenheit zu geben;

Dann, ihr soltet wie ihr seyd, durch der Schönheit reinen Schein,

Durch die Tugend, durch die Gunst, unsres Landes Engel seyn.

Engel! diesem Engel dient, den uns Gottes Treu verehret,

Dem hier Würde, Leben, Heil und dort Ewigkeit gehöret;

Engel! diesen Engel schützt durch der Flügel sichres Dach,

Führet volles Gnügen zu, führet weg all Ungemach.

80.

Merckzeichen deß Gemütes

 

Was an dem Manne sey, weist seiner Augen Schein,

Sein Amt, ein Beutel Geld und dann ein Becher Wein.

81.

Krieg

 

Der Krieg macht Sinnen voller Lüste,

Die Länder aber öd und wüste;

Wann aber dieses nur nicht wär:

Er machet auch den Himmel leer.

82.

Die Seele

 

Zwey Ohren und zwey Aug, auch so viel Händ und Füsse

Schuff an dem Menschen Gott, daß, so er eines misse,

Das andre noch sey da; die Seel ist nur allein;

Wer diese sterben läst, muß gantz gestorben seyn.

83.

Auff einen Selbgerühmten

 

Dein Ruhm pflegt auff zu gehn wie Sterne bey der Nacht;

Nur dieses ist nicht gut, daß damals niemand wacht.

84.

Anders

 

Dein Ruhm pflegt wie ein Stern im finstren auff zu gehn,

Ist von derselbten Art, die in dem Ochsen stehn.

85.

Der Winter

 

Wer sagt, die Welt sey falsch? Hierzu gehört Beweis;

Sie ist Cristallen-rein und meistens ietzund weiß.

86.

Hände-Kuß

 

Jungfern! euch die Hände küssen,

Pflegt euch heimlich zu verdriessen,

Weil man läppisch zugewand,

Was dem Munde soll, der Hand.

87.

Gerade zu

 

Ich bin nicht wol gewandt; ich muß nur bleiben stehn

Da, wo ich nicht vermag gerade zuzugehn.

88.

Ein Welt-Bürger

 

Wer in die grosse Stadt, die Welt, wil werben ein,

Muß überall zu Haus und allen alles seyn.

89.

Hofe-Glücke

 

Ein Glücks-Topff steht bey Hof, in welchem Zettel liegen

Zum meisten, welche leer, zum minsten, welche tügen.

90.

Auff Magnulum

 

Die Fackel unsrer Zeit wird Magnulus genennt;

O, welche nur von Pech und nie noch hat gebrennt.

91.

Die Stadt

 

Der Sack, worein der Krieg, was er gestohlen hat,

Hat alles eingepackt, wo war er? In der Stadt.

92.

Auff Vanum, der mit grosser Mühe nichts thät

 

Herr Vanus ist ein Mann, der nimmer nicht kan ruhn;

Er müht sich, daß er schwitzt, im leeren nichts nicht thun.

93.

Eigen-Lob

 

Die Zeugen haben den verlassen,

Der eignes Lob muß abefassen.

94.

Deß Frauenzimmers Vogelfang

 

Der Herd, drauff Frauenvolck ihr Vögel-Wilprät fangen,

Ist ihr gerader Leib, Stirn, Augen, Mund und Wangen;

Die Locker sind die Wort, und süsses küß- und blicken

Sind Körnung; Armen sind das Netze zum berücken.

95.

Auff Asinium

 

Wo immer er gleich ist, so ist er unverloren;

Man kennt Asinium gar leichtlich an den Ohren.

96.

Auff Leporinum

 

Leporinus reit mit Hunden Vetter Hasen nachzusetzen;

Immer dünckt mich, daß die Hunde würden ihn noch selbsten hetzen.

97.

Auff Vulpiam

 

Vulpia weint um den Mann, weinet Tag und weinet Nacht;

Nur daß ihrer Seuffzer Wind bald die Threnen trucken macht.

98.

Das Glücke

 

Wer auff Tugend nichts nicht wagt, wil auff Glücke blöslich harren,

Irrt, weil Glücke fornen lacht, hinten aber sticht den Narren.

99.

Ein geschmücktes Weib

 

Wie mancher nimmt ein schönes Kleid,

Findt drunter lauter Garstigkeit.

 

100.

Fliegen

 

Einem träumt, er künte fliegen; Morgens stieg er auff die Banck,

Streckte von sich beyde Hände, flog, so breit er war und lang;

Warlich, er wär tieff geflogen, wo der Bodem nicht gethan,

Der empfing auß Maul und Nase sein Geblüt und manchen Zahn.

 

Desz andren Tausend sechstes Hundert

 

1.

Von einer krancken Alten

Ein altes Mütterlein, die hatt ein hitzig Fieber.

Der Tod, der war ihr lieb; das Leben war ihr lieber.

Sie fuhr im Geiste fort; im Leibe blieb sie hier;

Sie aß noch gerne gut, tranck lieber Wein als Bier.

2.

Glücke und Neid

 

Die das Glücke stürtzen wil, hat es gerne vor erhoben;

Den der Neider schwärtzen wil, pflegt er gerne vor zu loben.

3.

Von einer Hure

 

Eine Jungfrau ward zur Hur; ey, was mehr? Der gröste Hohn

Ist, sie soll nun Busse thun; dann sie läst doch nicht davon.

4.

Über das Feber einer fürstlichen Person

 

Unsre Fürstin lieget kranck; Venus hat ihr diß bestellt,

Die, so lange jene blaß, sich für schön nun wieder hält.

5.

An dieselbte fürstliche Person

 

Fürstin, Euer reines Schön hat ein Fieber ietzt verhöhnet;

Aber Schönes ruhet nur, daß es nachmals schöner schönet.

6.

An die Bräute

 

Es ist ein Wunder-Ding, ihr Bräut, um eine Nacht,

Die, was da war, zu nicht und das, was nicht war, macht,

Macht, daß die Tochter erst der Mutter gleiche sey,

Macht ungleich sie ihr selbst und macht auß zweyen drey.

7.

Wasser und Wein

 

Es kan, wer Wasser trinckt, kein gut Getichte schreiben;

Wer Wein trinckt, kriegt die Gicht und muß erschrecklich schreyen;

Es sey nun, wie ihm wil; eh mag das tichten bleiben,

Eh daß ich soll so tieff in Gichten hin gedeyen.

8.

Auff Macrum

 

Macer hat nichts Fettes, aussen nicht, nur innen;

Ist von Leibe mager, aber fett von Sinnen.

9.

Hofe-Leute

 

Der zu Hause sog die Klauen, wil bey Hofe völlig prassen;

Die noch wieder hungern werden, muß man sich nur völlen lassen.

10.

Ein Alter

 

Ein alter Mann wird zwar veracht,

Der aber doch der jungen lacht,

Die ihnen selbst ein Lied ertichten,

Das man dann auch auff sie wird richten.

11.

Vom h. Martins-Fest

 

Hier mag auff St. Martin gar ungescheuter Sachen

Ein iedes Weib dem Mann ein paar von Hörnern machen;

Um diese Zeit und Tag sind Hörner hier gesund,

Sind sonst das gantze Jahr mit wissen nicht vergunt.

12.

Treue Hofe-Diener

 

Der den Herren um hilfft stossen, dieser ist ein treuer Diener;

Der den Herren auff hilfft heben, dieser gilt nicht einen Wiener.

13.

Ein polscher Brauch

 

Polsche Pferde gehen baar; polsche Leute gehn beschlagen;

Wer wil acht auff seinen Fuß als deß Pferdes mehr nicht tragen?

14.

Hofe-Narren

 

Daß gern ein Fürsten-Hof an Narren fruchtbar sey,

Bleibt wahr; doch sind daselbst von solchen meistens zwey:

Der eine, den der Fürst nach Willen stets vexirt,

Der andre, der nach Lust den Fürsten rumher führt.

15.

Fürsten-Freundschafft

 

Weil Fürsten Menschen sind, die doch der Menschheit Bestes,

Die Freundschafft, kennen nicht, weil Herrschafft nicht viel Festes

Von Bund und Treuen hegt, so ists natürlich Ding,

Daß auch ein Fürsten-Sinn nach diesem Guten hing.

Am wehlen fehlt es nur; sie pflegen die zu kiesen,

Die mit gemahlter Zung und krummem Knie sich wiesen;

Bey welchen freyes Wahr, der Freundschafft Seele, wohnt,

Der bleibt von ihrer Gunst gar sicher und verschont.

16.

Schwinden

 

Für Schwinden ist sehr gut ein Gurt von Menschen-Haut;

Wie, wann man ihm ein Weib und gantze Haut vertraut?

17.

Auff Gelliam

 

Gellia ist stoltz im Rocke; wann der Rock nun ist hinweg,

Reicht die Hoffart nicht auffs Hemde; dann davon ist nicht ein Fleck.

18.

Hofe-Monden

 

Der Monden ist ein Haupt-Planet,

Der oben an bey Hofe steht.

19.

Auff Fungum

 

Fungus legt sich nicht auff viel,

Weil er eins recht künnen wil;

Dann er legt sich, wie man sagt,

Immer nur zu einer Magd.

20.

Die Stärcke

 

Wo hat der Mensch die meiste Stärcke?

Man hat nicht einerley Gemercke;

So viel mich dünckt und mir bewust,

Das Weib an Creutz, der Mann an Brust.

21.

Der Offenbarung Johannis Prophecey

 

Wann man noch fünff Jahr wird von hinnen zehlen,

Soll die Welt nicht mehr Gottes Kirche quälen.

Ey, ich gebe zu fünff und noch fünff Jahr,

Bin gar wol vergnügt, so es dann wird wahr.

Ob es Gott geliebt, wär der beste Handel,

Daß sich hier in dort ehstes frölich wandel.

22.

Das Glücke

 

Es blüht, dorrt, scheint und bricht; ey lieber, sage: was?

Das Glück, ietzt wie ein Gras, das Glück, ietzt wie ein Glas!

23.

Auff Elsulam

 

Diß und jenes schneidt man auff von der Hochzeit ersten Nacht.

Mich, sagt Elsa, schreckt es nicht, werde brünstig nur gemacht,

Unter Augen dem zu gehn, was mir letzlich kummen soll;

Der, was ihm verordnet ist, fliehen wil, der thut nicht wol.

24.

Gott, ein Schuldner

 

Gott ist iedem Mann ein Weibs-, iedem Weib ein Manns-Haupt schuldig;

Nur die Gläubger, einer mehr als der ander, ist geduldig.

25.

Die Gicht

 

Die Gicht bricht grob genug, bey wem sie ankümmt, ein,

Wil zart und höflich doch für sich gehandelt seyn.

26.

Der Beylaut in den Worten ist die beste Reim-Kunst

 

Deutscher Reim-Kunst meistes Werck steht im Beylaut oder Schalle,

Ob der Sylben Außspruch kurtz, lang, und wo er hin verfalle.

27.

Das gewandelte Deutschland

 

Deutsche Sinnen sind gefallen, deutsche Reden sind gestiegen;

Scheint also, man laß an Worten mehr als Thaten ihm genügen.

28.

Worte

 

Der Mensch hat zuvor auß für andren Thieren allen,

Daß er kan sagen her das, was ihm eingefallen.

Fürwahr wir brauchen ietzt rechtschaffen diese Gabe,

Daß unser gantzes Thun als Worte nichts nicht habe.

29.

Hofe-Leute

 

Hofe-Leute halten viel vom stoltziren, prangen, pralen,

Wann ihr Beutel nur nicht selbst, wann der Herr nur muß bezahlen.

30.

Irrthum

 

Pica nam ihr einen Gärber; selten gärbt er oder nie,

Trieb vielmehr als wie ein Bütner Stäb und Prügel über sie.

Sie besprach das Mittel drum, daß er Handwercks Recht nicht hielte,

Daß er Gärber solte seyn, aber als ein Bütner gilte;

Doch, so sey er, sprach sie, Bütner; doch er thu, was hier gebührt;

Daß er Fasse nur nicht bindet, sondern daß er sie auch schürt.

31.

Begoldete Kleider

 

Gold und Silber in dem Beutel, Gold und Silber auff dem Kleide,

Dieses ist der Hoffart Schwindel; jenes hilfft auß Noth und Leide.

32.

Mittel-Stand

 

Ist gleich mancher nicht der Klügste, dennoch kan ihm etwas gelten,

Daß ihn ja für keinen Narren Kluge pflegen nie zu schelten.

33.

Mode-Damen

 

Was weiland Metra thät, thun ietzt die Mode-Damen,

Die so viel Art, Gebrauch und Sitten an sich namen;

Zwar jene suchte Brot, den Hunger so zu stillen;

Doch dünckt mich, daß auch die den Beutel wenig völlen.

34.

Weiber-Haut böse-Kraut

 

So soll ich mich, Echo, dann noch nicht beweiben?

 

E.

 

Ey, laß es bleiben!

Dein Antwort hat mich von Hertzen verdrossen.

 

E.

 

Ey, welche Possen!

Ich muß mich, ich wil mich mit Weiber-Fleisch speisen.

 

E.

 

Es wird sich weisen.

Mir liebt eine hübsch, eine zart, ein junge,

 

E.

 

Von scharffer Zunge.

Auß deren Leffzen ich Honig-Thau sauge,

 

E.

 

Eiffere Lauge.

Mit derer ich Schätzchen und Hertzchen mich heisse,

 

E.

 

Kieffel und beisse.

Mit der ich mich halse, mit der ich mich paare.

 

E.

 

In deinem Haare.

Ey, Echo, du wilst mich zum Jäcken nur machen!

 

E.

 

Trau diesen Sachen!

Ich bin ja ein Mann, daß ich künte mich wehren.

 

E.

 

Mit heissen Zehren.

Ich wolt ihr beym Schwapperment reiben die Schwarte.

 

E.

 

Weh deinem Barte!

Sie müste mir weichen, sie solte mir schweigen!

 

E.

 

Die Zähne zeigen.

Ich wolt sie mit Prügeln vom Halse gelosen.

 

E.

 

Weh deinen Hosen!

Das wäre mir Wunder, das möcht ich wol sehen!

 

E.

 

Wie wirstu flehen!

Ey, Echo, dein dräuen, das machet mich stutzen.

 

E.

 

Sie wird dich putzen.

Ie, soll es so kummen, so mag es nur bleiben.

 

E.

 

Wilstu nicht weiben?

35.

Weiber

 

Man gibt dir, Frauen-Volck, die aller-süsten Worte

Um das, was du verwahrst am aller-schlimmsten Orte.

36.

Die Handelung: Ich gebe, das du thust

 

Ein Handel ist, der heist: Ich gebe, das du thust;

Drum kümmts, daß Frauen-Wahr als andre mehres kost.

37.

Das Creutze

 

Gottes Kelch ist bitter trincken, sonderlich der letzte Grund;

Bösen ist das letzte sauffen, Fromen erster Trunck vergunt.

38.

Das Fühlen

 

Ieder wil beym Weiber-nemen meistens auff die Schönheit zielen,

Da doch nachmals nichts am sehen, meistes lieget an dem fühlen.

39.

Einfältige Jungfrauen

 

Jungfern, wann sie mannbar seyn, wollen dennoch nichts nicht wissen,

Was ein Mann sey für ein Ding, wie ein Mann sey zu geniessen;

Weil sie aber meistens doch lieber jung als alte nemen,

Fehlt es nicht, sie haben Wind, was dabey sey für bequemen.

40.

Braut und Bräutigam

 

Für die Jungferschafft der Braut gab ein Bräutigam seine;

Sih, wie er drauff inne ward, hatte selbsten keine;

Daß er nun im Handel nicht so sey übereilet,

Hat sie ihm die Mutterschafft Morgens dran ertheilet.

41.

Hofe-Fliegen

 

Grossen Herren wehret man Sommerszeit die Fliegen;

Die am meisten an sich ziehn, bleiben aber liegen.

42.

Verleumder

 

Die Mucken singen vor, eh als sie einen stechen:

Verleumder lästern drauff, in dem sie lieblich sprechen.

43.

Neue Edelleute

 

Frösche tügen hinten zu, fornen aber nicht, zum essen.

Edelleute, welche neu, wird die Nachzeit erst ermessen.

44.

Unterdrückter Adel

 

Wie daß der Ritter-Stand so sehr ietzt wird gedrückt?

Weil er zu mager ist und Städte mehr nicht spickt.

45.

Straffen

 

Die Fromen werden so verkürtzet und verletzet,

Wann wider Böse nicht wird Straffe fortgesetzet.

46.

Boshafftige Leute

 

Man meint, daß auff den Dörffern nur sind Nattern, Kröten, Schlangen;

Mit diesen Würmen ist man mehr in Städten noch befangen.

Dort weichen sie, wann sie man jagt und fliehen in die Löcher;

Hier finden sie sich um uns her, im Hauß, auff Gaß, in Glächern.

47.

Auff Blincam

 

Blinca kan die Mahler-Kunst, hat sich selbst gemahlet,

Und ihr Bild, das bleibt ihr doch, obs gleich mancher zalet.

48.

Gesetze

 

Juristen, die Gesetze

Sind eure Strick und Netze,

Geharnischte zu fangen,

Die sonst so herrlich prangen.

49.

Verläugnete Doctores

 

Mancher, der ein Doctor ist, wil nicht mehr ein Doctor heissen;

Wie mich dünckt, so wil der Narr einen solchen Doctor beissen,

Der sich mehr auff Eitelkeit wil als auff die Witz befleissen.

50.

Fruchtbare Verwüstung

 

Da sonste nichts fast wuchs, wuchs was doch reich herfür,

Wohin man nur gesehn. Ey, was? Ein Cavallier.

51.

Gottes Wort

 

Wann Gottes Kirche man weist in gewisse Schrancken,

Wo, wie Gott wohnen soll, fürwahr, so gibts Gedancken!

52.

Die Mode

 

Das Saltz erhält das Fleisch für faulen und für stincken;

Ein Tölpel wil geschickt sich in der Mode düncken!

53.

Eine Früh-Mutter

 

Eine war von zwantzig Wochen schwanger, aber noch nicht Frau,

Gieng mit einem fromen Manne wie gebräuchlich zu der Trau.

Als er sie ein wenig hatte, merckt er, daß sie ungesund,

Weil er Schwulst an ihrem Leibe, vielmahls gar auch Beulen, fund;

Klagte drüber, fragte Hülffe; letzlich ward es rauß gebracht,

Daß ihr solches böse Leute hatten unversehns gemacht.

54.

Auff Anniam

 

Mich dünckt, daß Annia ist niemals jung gewesen;

Ich habe nichts davon gehört, gesehn, gelesen.

55.

Der natürliche Mensch

 

Ein Maulwurff in dem Geistlichen, im Weltlichen ein Luchs,

Ein Esel in dem Nützlichen, im Schädlichen ein Fuchs

Ist ieder Mensch, der seinen Geist,

Der himmlisch ist, mit Erde speist.

56.

Auff Virnam, eine gemeine Wittib

 

Virna, der der Mann gestorben, klaget, daß sie sey niemandes;

Ob mit ihr ist was gedienet, wil sie seyn deß gautzen Landes.

57.

Auff Pincam

 

Pinca darff gar nöthig Heller,

Wil verpfänden ihren Keller,

Den zu weisen endlich ein,

Dem sie möchte säumig seyn;

Wil dazu, Geld eh zu heben,

Auch den Apffelgarten geben.

58.

Hofe-Schmüncke

 

Viel küssen, wenig hertzen,

Arg meinen, höflich schertzen

Ist so deß Hofes Spiel,

Das spielt man täglich viel.

59.

Die Hertzens-Kirche

 

Man kan zwar alle Kirchen schlüssen;

Doch nie die Kirchen im Gewissen.

60.

Blendung kümmt für Schändung

 

Wer kürtzlich werden soll gestürtzet und geschändet,

Wird meistens zuvorher bethöret und geblendet.

61.

Die Krone deß Jahres

 

Gott krönt das gantze Jahr: Mit Kräutern pflegt im Lentzen,

Mit Blumen pflegt der Krantz im Sommer für zu gläntzen;

Der Herbst- und Winters-Krantz ist jener Frucht und Wein,

Und dieser weisse Seid und Cristallinen-Schein.

62.

Zugerechnete Gerechtigkeit

 

Christus, der durch fremde Schuld schuldig sich gemacht,

Hat durch seiner Unschuld Dienst uns zur Unschuld bracht.

63.

Weißheit der Alten

 

Wann der Leib nimmt ab, nimmt Verstand dann zu;

Seele hat als vor mehr vom Leibe Ruh.

64.

Der ersten Eltern Fall

 

Wie kams, weil durch das Aug all erste Sünde kam,

Daß Adam und sein Weib bedecken doch die Scham?

65.

Artzney wider Gicht

 

Wer Gicht auffs Alter nicht wil leiden,

Der mag sich jung bald lassen schneiden.

66.

Auff Lucam

 

Lux taug zu keinem Nagel nicht;

Er bricht, hält keine Treu noch Pflicht.

67.

Eiß

 

Der Agstein, drein ein Wurm verschlossen, hat viel Preis;

Die Welt liegt alle Jahr gefasset in das Eiß.

68.

Wieder-Zins

 

Zins von Zins ist nicht erlaubt ausser in der Frauen-Schuld,

Da der Mann, wie viel er zahlt, immer dennoch hat gesollt.

69.

Wäschhafftig

 

Ein Plaudrer stifftet Haß, pflegt Freundschafft zu verstören;

Wer nichts verschweigen kan, soll billich auch nichts hören.

70.

Viel Welten

 

Wo ieder Stern ist eine Welt, o, welch ein Hauffen Welten!

Weil eine nicht gar viel ist wertn, was werden viele gelten?

71.

An eine fürstliche Person

 

Kein Wunder hat gesehen ie,

Der euch, o Fürstin, sahe nie.

72.

An die Freyer

 

Ihr Buhler, seht euch für, es ist nicht bald zu trauen!

Die Jungfern, welche from, die werden böse Frauen.

Alsbald sie wehrhafft macht deß Mannes blancker Degen,

So bald pflegt Gall und Mut in ihnen Krieg zu regen.

73.

Niemand ist alles

 

Trotzt mancher noch so hoch,

So trifft er letzlich doch

Für seine Füsse Schuch,

Für seinen Sitzer Bruch.

74.

Weiber-Threnen

 

Sicher kan man meinen,

Daß der Weiber weinen

Sey ein blosses scheinen.

75.

Danckbarkeit gegen die Schweden

 

Was werden doch um ihren Krieg für Danck die Schweden haben?

Wir wüntschen, daß Gott ihnen gibt, so viel, als uns sie gaben.

76.

Gold-Kunst

 

Auß dem kalten Norden-Loche kam der Handgrieff Gold zu kochen,

Da die Künstler für ihr Kupffer kamen, deutsches Gold zu suchen.

Deutsches Blut, mit deutscher Asche wol vermischet, kunte machen,

Daß den Künstlern ward zu Golde Glauben, Treu und alle Sachen.

77.

Auff Cacum

 

Cacus meint, er sey geschrieben in das Buch deß Lebens ein;

Möglich; aber wie mich düncket, wird es nur das schwartze seyn.

78.

Beföderung

 

Beständig schwebt,

Wen GOTT erhebt;

Wer selbsten steigt,

Wird bald geneigt.

79.

Nackter Leib

 

Unter uns in denen Landen, wo die Leute nackend wandeln,

Meint man, daß der Liebe Sachen sie nicht mehr als wir verhandeln;

Was man frey und täglich schauet, pfleget minder zu bewegen;

Kleider decken offters Mängel, die die Liebe nieder legen.

80.

Auff Trullam

 

Trulla hatte sich geschmücket, trat dem Manne gegen über,

Fragte, wie sie ihm gefiele? Nackend, sprach er, bistu lieber.

81.

Auff Calvum und Lippum

 

Calvus sah zum Fenster auß; Lippus hilt der Nase für;

Dann er meinte, Calvus Kopff sey deß Magens Hinterthür.

82.

Begrüssung

 

In Deutschland hält man viel auff einen treuen Gruß.

Wer lobt mir Engeland? Da grüst man durch den Kuß.

83.

Die lachende Warheit

 

Siedend Wasser kan man stillen,

Wann man kaltes dran wil völlen;

Glimpff kan auch durch fromes Lachen

Bittre Warheit süsse machen.

84.

In Person eines Wittibers

 

Bringt lieben etwa Lust, bringt Lust von Liebe sagen,

Bringt beydes dennoch mir nichts als nur Bittrigkeit;

Was andren Hertzens-Wonn ist mir nur Hertzens-Leid;

Dann meine Lieb ist längst zu Grabe weg getragen,

Wiewol, wer recht geliebt, pflegt nichts darnach zu fragen;

Er liebet fort und fort und hat erst auß geliebt,

Wann ihm sein Ende selbst deß liebens Ende gibt.

Die Liebe war nicht starck, die sich verzehrt von Tagen.

Ich liebe, weil ich bin! die nicht mehr ist zu lieben,

Erfodert ihre Treu; ihr Werth ist ewig werth,

Daß mehr als nur von ihr mein Mund kein Wort begehrt,

Mein Sinn sonst keine Lust; hieran wil ich mich üben!

Geht dieses lieben gleich bey andren bitter ein,

Soll mir um Liebe doch lieb auch das bittre seyn.

85.

Baurende Soldaten

 

Soldaten bauen ab, die neulich bauten an;

Soll Bauer und Soldat vertreten einen Mann?

86.

Soldaten-Sprichwort

 

Du Schelme, du Bauer! so zierlichen Titel

Verehrten die Krieger den Bauern ins Mittel;

Nun Krieger getreten in Zippelpeltz-Orden,

Sind dieserley Titel Besitzer sie worden.

87.

Krieg- und Friedens-Werke

 

Krieg, der macht auß Bauern Herren; ey, es war ein guter Handel!

Friede macht auß Herren Bauern; ey, es ist ein schlimmer Wandel!

88.

Freyer

 

Wie stoltz die Jungfern doch mit Buhlern immer seyn!

Kümmt einer etwa für, so kümmt ein andrer drein.

89.

Friede

 

In guter Ordnung, wie die Säu zum Thore lauffen ein,

Klagt Deutschland, daß die Krieg in ihr bißher geführet seyn.

So sih nun Deutschland, was der Krieg verterbt hat und verlast,

Daß Friede dieses wieder bringt verbessert und verfast.

90.

Angeneme Hofe-Leute

 

Die liebsten sind beym Hofe-Läger

Die Reuter, Säuffer und die Jäger.

91.

Gichtbrüchtige

 

Die Gicht lehrt Frömigkeit; ihr Volck muß gehen linde;

Wer seine Mutter trit, der thut ja grosse Sünde.

92.

Weißheit-Liebende

 

Die in Sachen, die, wer weiß, wo und was sind, witzig sind,

Diese sind in denen Dingen, die für Augen, offt ein Kind.

93.

Schrifft-Verständige

 

Ihr Geistlichen, ey, messet mir kein böses sonsten bey,

Drum daß von euch, die ich sonst ehr, ich sondrer Meinung sey.

Mich dünckt, ihr habet alle gern ein wenig Regiment,

Und daß ihr, wann ihr überzeugt, nicht gerne diß bekennt.

94.

Frantzösische Sprache

 

Wer nicht Frantzösisch kan,

Ist kein gerühmter Mann;

Drum mussen wir verdammen,

Von denen wir entstammen,

Bey denen Hertz und Mund

Alleine deutsch gekunt.

95.

Essen und trincken

 

Wann der Brauch, wie zu-zutrincken, also wäre zu-zuessen,

Mein ich, daß man mehren Leichen würde müssen Särcke messen.

96.

Becker

 

Die Leute klagen, daß das Brot gebacken wird so klein;

Bey einer Sitz-Stadt muß die Wahr in etwas zärter seyn.

97.

Auff Annam

 

Bey einem Krancken wachen biß Morgens drey biß vier,

Sagt Anna, muß ich lassen; es geht nicht mehr mit mir;

Bey einer Hochzeit tantzen biß Morgens drey biß vier,

Kan Anna noch wol schaffen; da geht es noch mit ihr.

98.

Regiments-Verständige

 

Es ist ein Volck, das heist Statisten,

Ist von Verstand und scharffen Listen;

Doch meinen viel, es seyn nicht Christen.

 

99.

Oberstelle unter Bürgern und Edelleuten

 

Bürger wollen oben an für den Edelleuten sitzen;

Geld und Perlen, Seid und Sammt kan sie billich drüber schützen.

Gold und Perlen, Seid und Sammt zeucht sie für sich selbst empor;

Dann es dencket immer dran, daß es war deß Adels vor.

100.

Eine entschiedene Strietigkeit

 

Stadt und Land hat viel gestriten,

Wer im Kriege mehr erlidten;

Aber nun liegt an der Thür,

Wie sich Städte brechen für,

Wer also die Haut gefunden,

Die dem Lande weg geschunden.

 

Desz andren Tausend siebendes Hundert

 

1.

Gekauffter Rath

Rath, gekaufft um Geld, bringt Reu;

Rath bringt Nutz, gelehnt von Treu.

2.

Geworbene Soldaten

 

Soldaten müssen haben Sold, sollen sie thun Thaten;

Sie mussen Thaten thun für Sold, wolln sie seyn Soldaten.

3.

Essen und Trincken

 

Was man isset, was man trincket, wird bey Hofe nicht geacht;

Speis und Tranck ist lauter Müntze, weil man die auß jenem macht;

Was nun in der Küchel stürbt, kan nicht leben in der Kammer;

Was in Magen man vergräbt, macht im Beutel schwartzes Jammer.

4.

Brüder

 

Brüder haben ein Geblüte,

Selten aber ein Gemüte.

5.

Hofe-Werckzeug

 

Mäntel zum bedecken,

Larven zum verstecken,

Röcke zum verkleiden,

Scheren zum beschneiden,

Zangen zum verzwicken,

Pressen, auß zu drücken,

Pensel zum vergolden,

Blasen zum besolden,

Pulster, ein zu wiegen,

Brillen zu vergnügen,

Fechel, Wind zu machen:

Mehr noch solche Sachen

Sind bey Hof im Hauffen;

Niemand darff sie kauffen.

6.

Unwissenheit

 

Wer nicht viel versteht, der nicht viel bedenckt;

Wem nicht viel vertraut, den auch wenig kränckt.

7.

Auff eines guten Freundes Hochzeit

 

Wann Propheten Gottes Willen seinem Volcke sagten an,

Hingen sie gemein ein Zeichen und ein sondres Merckmal dran,

Welches offt für läppisch Ding von den sichren ward geschätzet,

Aber Gottes weisen Rath endlich klar an Tag gesetzet.

Werther Freund und Gottes-Diener, da der HERR noch hegte Zorn,

Da uns biß auffs Blut noch riete manch vergiffter Krieges-Sporn,

Da ihr sagtet, was Gott hieß, da ihr wieset, wie Gott dräute,

Uns zu werffen gar in Staub, weil niemand die Schläge scheute,

Da war dieses euer Zeichen: Euer eigen Augen-Lust

Hat, weil so der HERR befohle, zum Exempel fort gemust.

Aber nun da Gottes Hertz durch sich selbsten ist erweichet,

Da uns seine Vater-Hand wieder Brot, nicht Steine reichet,

Da der weisse Friedens-Ritter schlug die rothe Frevler-Schaar,

Da nun Leben, Stand und Habe letzlich wieder unser war,

So erhebt ihr Gottes Güt und bereitet die Gemüter,

Daß mit Buß und rechtem Sinn sie gebrauchen Friedens-Güter;

Diesem nach ist diß das Zeichen: Das nach Gottes Will und Wust

Euch in gleichem wird ersetzet, was Gott nam an Augen-Lust.

Gott bleibt Gott! man wird die Welt gar in neuem Baue sehen,

Wann man bey der letzten Brunst meinen wird, es sey geschehen.

Gott bleibt Gott! wann ihm gefället, ruffet er dem Würge-Schwerdt,

Schafft ihm auch nach seinem Willen, daß es in die Scheide kehrt.

Gott bleibt Gott! er leitet ab und hat Menschen weg genummen;

Gott bleibt Gott! er weiset an und läst Menschen wieder kummen;

Gott bleibt Gott! nimmt weg Rosinen, und Rosinen gibt er her;

Wittwer wieder zu beweiben, ist ihm desto minder schwer.

Gott, bey dem die beste Lust, mit den Menschen-Kindern spielen,

Macht es immer so mit uns, daß wir süß auff sauer fühlen.

Herr und Freund, ihr must es zeugen, wie sich Gott mit euch ergetzt,

Euch nach vieler Angst und Trauren nun in Fried und Freude setzt.

Nun, Herr Bräutgam, dessen Heil ist ein Theil von meiner Freude,

Seyd gesichert, daß mein Sinn sich in eurem Gnügen weide.

Gebe Gott, der gute Geber, was er euch im Frieden gibt,

Daß gar nichts sey drum, dran, drinne, das nicht ihr und euch nicht liebt!

Was er gibt den Seinen sonst, dieses sey euch auch gegeben,

Seyd zu friede, wann ihr habt Segen hier und dorte Leben!

8.

Auff Rizam

 

Riza klagt den Buhler an, daß er wil kein Nemer seyn,

Sagt: Er sperr ihr auff das Maul, geb ihr aber wenig drein.

Er vermeint: Es sey nicht klar, ob er für auch kummen wär,

Weil ihr sonsten sey das Maul nimmer oder selten leer.

9.

Auff Lupam

 

Lupa heist zwar eine Wölffin, doch die nie pflegt zu zerreissen,

Nur die gerne starcke Männer pflegt im Mittel an zu beissen.

10.

Verstand

 

Es geht für Kunst Verstand,

Weil dieser jen erfand;

Wer nicht versteht ihr Ziel,

Den hilfft die Kunst nicht viel.

11.

Kluge Weiber

 

Ein Weib, das mehr versteht als sonst ein Weib wol so,

Die mag zwar was verstehn, brauchts aber selten wol.

12.

Die durchgrabene Welt

 

Wann ein Loch wär durch die Welt, daß hindurch wir künten schauen,

Ey, wir schauten manches Ding, drüber sehr uns würde grauen.

13.

Lügen

 

Wilstu lügen? Leug von ferne;

Wer zeucht hin und fraget gerne?

14.

Plauderey

 

Wer immer sagt und sagt und ist doch schlecht gelehrt,

Sagt offt, was nicht geschehn, und keiner sonst gehört.

15.

Lob-Geitz

 

Wer hungrig ist auff Lob, ist gern an Tugend leer;

Die Tugend steht für sich, darff Lob nur ohngefehr.

16.

Auff einen gottlosen Sohn

 

Du warst der Mutter Schmertz, eh als du noch geboren;

Du bist der Mutter Tod, nun da du bist verloren.

17.

Der Spiegel deß Gerüchtes

 

Was der Spiegel dem Gesichte,

Ist den Sinnen das Gerüchte.

18.

Frauen-List

 

Weil Eva mit der Schlang umgieng

Und neben ihr den Adam fing,

So hat sie ihren Töchtern auch

Verlassen List und schlauen Brauch.

19.

Ev-Äpffel

 

Even-Äpffel locken noch

Manchen Adam unters Joch,

Wo er nichts vom Paradeis,

Nur von lauter Hölle, weiß.

20.

Spötter

 

Wer andrer Leute höhnisch lacht,

Der habe nur ein wenig Acht,

Wer hinter ihm, ihm gleiches macht.

21.

Die Gesetze

 

Die nützen Gesetze

Sind künstliche Netze,

Drauß grosses entgangen,

Dran kleines bleibt hangen.

22.

Das Alter

 

Für Zeiten stunden Junge den Alten höflich auff;

Ietzt heist es: Junger, sitze! und: alter Greiner, lauff!

23.

Hoffnung und Furcht

 

Furcht und Hoffnung sind Gespielen;

Diese wird geliebt von vielen;

Und wer dies' ihm hat genummen,

Dem ist jene selbsten kummen.

24.

Auff Astutum

 

Daß Astutus weiser sey, glaub ich gern, als ich;

Daß ich frömer sey als er, drauff befleiß ich mich.

25.

An mein Buch

 

Gedeystu für Gericht, wer ist dein Advocat?

Dem Richter trau dich nur, im Fall er Weisses hat.

26.

Hofe-Diener

 

Treue Diener sind bey Hofe nach dem Tode bald vergessen;

O, sie werden schlecht geachtet, wann sie gleich noch da gesessen!

27.

Wir wollen, was wir nicht sollen

 

Wir dringen auff den Zaum, und wo wir sollen gehn,

Da lauffen wir; wir gehn, wo da wir sollen stehn.

28.

Von meinen Reimen

 

Wären meine Reime Jungfern, ey, sie würden alte Mägde,

Lebten aber keusch und stille, mieden freches Buhl-Gejägde,

Biß sich gleich zu gleiche fünde, daß vielleicht ein Grauer käme,

Der zu ihrem guten Wandel ausser Schönheit willen neme.

29.

Zucht-Hüter

 

Ein Hüter, der die Weiber für Schand in Obsicht nam,

War keiner nimmer treuer als tugendhaffte Scham.

30.

Geistlicher und weltlicher Glaube

 

Man merckt, wie gegen Gott der Glaube sey bestellt

Auß dem, wie Glaub und Treu man seinem Nechsten hält.

31.

Bluts-Verwandten

 

Ist Geld das andre Blut, hat manchen Blutsfreund der,

Dem nur der Beutel voll und keinen, dem er leer.

32.

Auff Pralinum

 

Pralinus kreht als wie der Hahn, laufft aber wie die Henne,

Ist gleichwol sonst nicht ungeübt im fechten auff dem Tenne.

33.

Auff Scelestum

 

Scelestus ist ein Schelm in allen seinen Dingen,

Weil aller Laster Heer in ihn zu Stuhle giengen.

34.

Kunst und Geschicke

 

Wissenschafft und Höfligkeit paaren sich nicht immer,

Öffters ist ein höltznes Haus, wo ein goldnes Zimmer.

35.

Geduld in weltlichen Sachen

 

Geduld hat manchen Sieg,

Macht aber auch viel Krieg;

Ein ieder wil sich reiben

An den, der sich ließ treiben.

36.

Fürsprecher

 

Du must fürher wol stechen,

Soll Anwalt für dich sprechen;

Gesetze wird er bringen,

Nach dem die Müntzen klingen;

Am besten ist gerathen

Mit denen für Ducaten.

37.

Hand und Treu

 

Weiland war die Hand

Unsrer Treue Band;

Ietzt legt ihre Stricke

Durch die Hand die Tücke.

38.

Gunst und Abgunst

 

Bey Hofe kan man zu der Gunst langsam dringen;

Bey Hofe kan man von der Gunst leichtlich springen.

39.

Auff Pætum

 

Pætus wird geehrt von vielen;

Dann er sitzt auff zweyen Stühlen.

40.

Hoffnung

 

Aller Menschen Thun führet an das hoffen;

Dann man beßres stets haben wil getroffen.

41.

Freunde

 

Rühmlich ist es, Freunde haben,

Kläglich, dürffen ihrer Gaben.

42.

Stärcke und Einigkeit

 

Tapffrigkeit von aussen, Einigkeit von innen,

Macht, daß keiner ihnen mag was abgewinnen.

43.

Gast-Zahl

 

Mit sieben Gästen

Gehts fast zum besten;

Der achte Gast

Wird eine Last.

44.

Wein-Freunde

 

Die von dem Weine

Sind worden deine,

Sind nur zum schertzen,

Sind nicht von Hertzen,

Sind zum behagen

Nur für den Magen.

45.

Marcipan

 

Heist Marcipan Soldaten Brot? So essens nur die Grossen;

Der arme Knecht der mag sich nur am Pompernickel stossen.

46.

Hunger und Durst

 

Wer Durst und Hunger hat, pflegt viel nicht zu verzehren;

Dann diese beyde Pursch ist gerne nur im leeren.

47.

Brot

 

Das Brot pflegt unsrem Leib am besten zu bekummen;

Das macht, es kummt daher, woher der Mensch genummen.

48.

Ein ungesaltzen Gastgebot

 

Wo Wirth, wo Gast, wo Kost nicht recht gesaltzen sind,

Da kan es leichte seyn, ein Eckel daß sich findt.

49.

Kese

 

Der Kes erschreckt den Gast, dieweil er wol kan wissen,

Daß er, wann dieser kümmt, den Magen nun soll schlissen.

50.

Die tapffere Warheit

 

Ein tapffrer Helden-Mut ist besser nicht zu kennen,

Als wann er sich nicht scheut, schwartz schwartz, weiß weiß zu nennen,

Der keinen Umschweiff braucht, der keinen Mantel nimmt,

Der allem gegen geht, was wider Warheit kümmt.

51.

Wahr und Recht

 

Weil nicht durch steten Brauch sich leichtlich abereiben

Die Warheit und das Recht, so werden sie wol bleiben.

52.

Hofe-Gunst

 

Der unter zehnen vor in Gunsten war der einer,

Wird unter zehnen hier in Gunsten bald ein keiner.

53.

Rechen-Kunst

 

Wiewol manch andre Kunst ist spöttisch blieben liegen,

Ist Rechen-Kunst doch hoch im Krieg ietzund gestiegen.

Daß fünffzehn funffzig gab, daß funffzig hundert war,

Daß hundert tausend galt, kam her durch ihre Lahr.

Sie machte noch wol gar auß Nullen starcke Summen

Und kunte künstlich drauff auch gar darhinter kummen,

Was offt ein gantzes Land in seinem Beutel trug;

Drauß manchem reich zu seyn, kam gar ein schneller Fug.

54.

Stern-Deutung

 

Soll man dann am Himmel sehen,

Was hierunten soll geschehen?

Soll der Himmel geben Blick

Auff so manches Schelmen-Stück?

Wer wird mehr den Himmel achten,

Drauff man sonst so schlecht wil trachten?

55.

Begräbnüß in einer Münchs-Kappe

 

Hilfft es, wann man todte Weiber in deß Münches Kappe steckt,

Hilfft es besser, die, die leben, wann der Münch sie selbsten deckt.

56.

Freye-Künste

 

Daß die Länder außgeplündert, ist noch etwa zu verwinden;

Schade! schade! daß die Sinnen sich so leer von Lehre finden.

57.

Das Blut Christi

 

Ich wag und glaub es nur, daß Jesus Christus Blut,

Zu tilgen meine Schuld, sey gar genug und gut;

Wer wil, der wasche sich durch eigner Wercke schwitzen;

Im sterben wird man sehn, was Blut, was Schweiß wird nützen.

58.

Reime

 

Werden wo nicht meine Reime wol in fremden Ohren klingen,

Müssen fremde nur gedencken, es gescheh auch ihren Dingen;

Weil die Worte wie die Menschen haben auch ihr Vaterland,

Gelten sie nur da am meisten, wo sie lang und wol bekant.

59.

Sprach-Lehrer

 

Es ist ein tolles Volck, das in dem Wörter-Kriege

Als Türcken um die Welt ist eifriger zum Siege;

Wanns um und um nun kümmt, so ist ein Wort erstriten,

Indessen Kruch Gebruch und bittres Arm gelidten.

60.

Die böse Welt

 

Ist der Mensch die kleine Welt, sind die Weiber auch die Welt,

Daß man klein und grosse so immer noch für böse hält.

61.

Eingeschobener Balcke

 

Lingus schilt den Nachbar sehr, daß er ihm in seine Wand

Heimlich einen Balcken schub, gleichwol dieses nie bekant;

Wann er solte wissen das, was er mehr sonst eingeschoben,

(Seine Frau, die weiß es wol,) würd er ihn noch minder loben.

62.

Reich und grob

 

Wo der Geldsack ist daheim, ist die Kunst verreiset;

Selten daß sich Wissenschafft, wo viel Reichthum, weiset;

Ob nun gleich ein goldnes Tuch kan den Esel decken,

Siht man ihn doch immer zu noch die Ohren recken.

63.

Der Buchstabe tödtet

 

Du tödtest, Buchstabe;

Wem graut für dem Grabe,

Der lasse dich bleiben!

Drum hüten die Leute

So fleissig sich heute

Für lesen und schreiben.

64.

Die Gicht

 

Wer sich üben wil im fühlen,

Mag mit Gicht ein wenig spielen.

65.

Theure Seelen

 

Für die Seelen, für die Christus gab sein theures Blut,

Die verkaufft man, die versetzt man nur für Tonnen Gut.

Wer dann war es, wer dann thät es? Niemand ist genennt;

Gott ists, Welt und sein Gewissen, das den Kauffmann kennt.

66.

Seelen-Handel

 

Iedes Land hat sein Gewerb, sein Gesuch und seinen Wandel;

Die, die gegen Norden sind, machte reich der Seelen-Handel.

67.

Das Wort Gottes

 

Gottes Wort leucht helle;

Gottes Wort laufft schnelle;

Wer dann wil es demmen?

Wer dann wil es hemmen?

68.

Speise und Tranck

 

Wann die Kinder essen Brot,

Werden ihre Wangen roth;

Wann die Alten trincken Wein,

Pflegt die Nase roth zu seyn.

69.

Zuversicht auff Menschen

 

Wer sein Glück auff Menschen baut, dieser hat es gantz vergessen,

Daß in kurtzem diesen Grund Würm und Schlangen werden fressen.

70.

Zuversicht auff Fürsten

 

Wer sein Glück auff Fürsten baut, baut sein Wesen auff den Sand,

Da es nie für Wind und Flut wird erhalten sichren Stand.

71.

Ein Mensch deß andren Wolff

 

Meine Dienste, sagt die Welt; aber Dienste, die sie thut,

Sind so nütze, wie der Dienst von dem Wolffe Lämmern gut.

72.

Trost der Entjungferung

 

Wann euch wird die Jungferschafft, Jungfern, wo benummen,

Tröstet euch! weil ihr hiermit Kundschafft habt bekummen.

73.

Täglicher Tod

 

Daß man täglich solle sterben, weil ihr Priester Lehren gebet,

Sterb ich täglich, sagte Mopsus, alldieweil mein Weib mir lebet.

74.

Der Liebe Martyrthum

 

Buhler sind zwar Märtyrer offt so gut als einer,

Martern aber sich nur selbst; drum so preist sie keiner.

75.

Ein Frosch

 

Die Stimm ist groß, der Mann ist klein;

Was nahe nichts, hat ferne Schein.

76.

Fremder Leute Schaden

 

Von ferne wird ein Schlag, eh als gehört, gesehen;

Man siht, man fühlet nicht, was andren weh geschehen.

77.

Hofe-Schlüssel

 

Schlüssel, die bey Hofe schlissen, schlissen auff und nimmer zu;

Dann das geben und das nemen hat bey Hofe keine Ruh.

78.

Dreyerley Geitz

 

Geld-, Lust- und Ehren-Geitz macht, daß die gantze Welt

So arm ist an Gedieg und nichts von Heil behält.

79.

Fremde Kleider

 

Fremde Kleider schimpffen uns; weil sie aber so gemein,

Muß alleine seyn ein Narr, wer es nicht wil miete seyn;

Fromer Sinn in fremder Tracht bringet alles wieder ein.

80.

Das Wort Aber

 

Wann das Aber thäte nicht, wer doch hätte was zu klagen?

Aber aber trägt die Schuld, daß uns wenig wil behagen.

81.

Von meinen Reimen

 

Hat iemanden wo mein Reim innerlich getroffen,

Daß er zörnt und grimmig ist, ey, so wil ich hoffen,

Daß er sich und nimmer mich schelten wird Verräther,

Weil er selbsten Kläger ist, wie er selbsten Thäter.

82.

Menschliche Kranckheiten

 

An dem Leib ist kranck der Mensch, an der Seele kräncker noch;

Diese Kranckheit hält er schlecht; jener wartet er gar hoch,

Da von dieser jene kümmt, diese jen erwecket doch.

83.

Die Liebe Gottes

 

Daß wir unsren GOTT zu lieben

Uns so schlecht und übel üben,

Macht, daß uns so wol wir üben,

Uns in allem selbst zu lieben.

84.

Einfaltig Gebet

 

Die Einfalt im Gebet ist grosse Witz für Gott;

Genug, wer ihm vertraut und nennt die blosse Noth.

85.

Menschliche Unvollkummenheit

 

Daß wir unvollkummen sind, wann wir diß erkennen,

Kan man solch Erkäntnüß schon eine Beßrung nennen.

86.

Zahlungs-Fristen

 

Es ist zwar eine Frist zu zahlen außgeschrieben;

Mit Undanck aber ist zu zahlen frey verblieben.

87.

Allgemeine Artznei

 

Moises gab so viel Gesetze niemals, als die Aertzte geben

Deme, der gesund wil bleiben, wil auch gerne lange leben;

Schweiß und Maß in deinem Thun und die Gottesfurcht dabey,

Dich zu halten lange frisch, sind genugsam diese drey.

88.

Grabschrifft der Frömigkeit

 

Fromes liegt ins Grabes Nacht;

Böses, hat es umgebracht;

Frevel erbte seine Habe,

Tantzt dafür ihm auff dem Grabe.

89.

Seiltäntzer bei Hofe

 

Bey Hofe schwebt das Täntzer-Seil, davon wann mancher fällt,

So kan es seyn, daß er nicht recht die Stange gleiche hält.

90.

Auff Lingum

 

Weil Menschen beßres nichts als sterben künnen thun,

Wüntscht Lingus, daß sein Weib mög auch vom bösen ruhn.

91.

Lob-Geitz

 

Ieder buhlt und freyt nach Lobe; mancher aber hat verspürt,

Daß er für die schöne Rahel blinde Lea heim geführt.

92.

Winter-Lager

 

Weiland hilten unter Häuten allen Winter Krieger auß;

Ietzund must' in Schnee der Bauer, und der Krieger nam sein Haus.

93.

Menschliche Erfindungen

 

Was vor nicht auch gesagt, wird selten was gesagt;

Man sagt wie vor auch noch: Veit schläft bey seiner Magd.

94.

Gerüchte

 

Man saget selten was, es ist doch etwas dran;

An dem ist aber nichts, daß Mops ein ehrlich Mann.

95.

Bücher

 

Böse Bücher tügen auch guten zu der gegen-Probe;

Finstres macht, daß desto mehr iederman das lichte lobe.

96.

Bücher-Glücke

 

Bücher haben auch ihr Glücke: Wann sie nicht gesaltzen seyn,

Fasst man dennoch gute Würtze, Pfeffer oder Saffran drein;

Kümmt es dir, ich bin zu friede, liebes Buch, nur auch so gut,

Wann mit dir nur in geheime niemand was verschämtes thut.

97.

Nach-Folge

 

Ob die Mahler ihre Farben bey dem Krämer schone nemen,

Dörffen sie sich ihrer Bilder dannenher doch nimmer schämen.

Wer von andren was gelernt, diesem steht es ja wol frey,

Daß mit andrer Weis und Art er es andren bringe bey.

98.

Von meinem Buche

 

Ist in meinem Buche was, das mir gaben andre Leute,

Ist das meiste doch wol mein, und nicht alles fremde Beute;

Iedem, der das seine kennet, geb ich willig seines hin,

Weiß wol, daß ich über manches dennoch Eigner bleib und bin;

Zwar ich geb auch gerne zu, daß das meine böses heisse,

Gar genug! wann fremdes Gut recht zu brauchen ich mich fleisse.

 

99.

Buch-Führer

 

Die Bücher, die gedrückt, die drücken Führer mehr,

Weil sie sie mit dem Preis beschweren all zu sehr.

100.

Gemeinschafft der Gelehrten

 

Wer zu entlauffen denckt für seiner Sterbligkeit,

Geh mit Gelehrten um, das ist: mit Ewigkeit.

 

Desz andren Tausend achtes Hundert

 

1.

Thorheit

Es ist zwar selten klug, wer nichts versteht und kan;

Doch minder, wer sich selbst und seine Witz zeucht an.

2.

Thätiger Glaube

 

Ob seinen Glauben gleich ein ieder schützt und preist,

Glaubt doch am besten der, am besten der es weist.

3.

Menschliche Weißheit

 

Sie sey gleich, wie sie wil, die Weißheit in der Zeit,

So steckt sie doch zu tieff im Wust der Eitelkeit.

4.

Hofe-Föderung

 

Wer nicht hin weiß an das Meer,

Geh bey einem Flusse her.

Wem bey Hofe Gnade fehlt,

Seh, daß er zum Freunde zehlt

Den, der das daselbst geneust,

Was auß Hofe-Quällen fleust.

5.

Ehrenveste

 

Manchem schreibt man Ehrenveste, weil er über Ehre hält,

Manchem, weil er gar kein Zeichen einer Ehre von sich stellt.

6.

Zweyerley Nacht und zweyerley Tag

 

Zwey Nächte hat der Mensch, der Mensch hat zwene Tage,

Drauff er sich freue theils, theils drüber sich beklage:

Der Mutter Leib ist Nacht; das Grab ist wieder Nacht;

Geburt gibt einen Tag, wie Tod den andren macht;

Die erste Nacht und Tag ist voller Noth und Leiden;

Der Tag nach letzter Nacht bleibt voller Heil und Freuden.

7.

Vom Machiavello

 

Mancher schilt auff diesen Mann, folget ihm doch heimlich nach,

Gibt ihm um die Lehre nicht, gibt ihm um die Öffnung Schmach.

8.

Weiber-from

 

An den Himmel dencken Männer als die Weiber, dünckt mich, minder;

Dann den Himmel zu ervöllen, dencken diese gern auff Kinder.

9.

Faulheit

 

Ein Ballon fleugt ungeschlagen nimmer, ob er gleich voll Wind;

Manche sind zu faul zu ehren, ob sie gleich begabet sind.

10.

Ein Schwerdt

 

Schwerdter schaden, Schwerdter nützen, nützen zum versetzen;

Schwerdter nützen, Schwerdter schaden, schaden zum verletzen.

11.

An die Leser

 

Sind dir, Leser, meine Sachen mißgefällig wo gewesen,

Kanstu sie am besten straffen mit dem sauren nimmer-lesen.

12.

Menschlicher Wandel

 

Unsers Lebens gantzer Wandel steht im lernen und vergessen;

Das vergessen nur und lernen wird gar selten recht gemessen.

Was vergessen solte bleiben, wollen wir am liebsten wissen;

Was gelernet solte werden, wollen wir am liebsten missen.

13.

Die deutsche Sprache

 

Deutsche mühen sich ietzt hoch, deutsch zu reden fein und rein;

Wer von Hertzen redet deutsch, wird der beste Deutsche seyn.

14.

Priesterliche Gebethe

 

Gebet, sprechen manche Priester, soll Gebeth für euch man sprechen;

Scheint es doch, daß ihre Seuffzer nach dem Thaler sind zu rechen.

15.

Mit Rath, nicht mit Gewalt

 

Gewalt ist wie ein Kind; wo nicht Verstand sie leitet,

So stürtzet sie sich selbst, weil sie zu frevlich schreitet.

16.

Geschencke

 

Wie dann, wann man Advocaten ihre heisse Hände schmieret,

Daß davon nicht so die Hände wie die Zunge wol sich rühret?

Gelbes wird und etwas weisses, wie man sagt, dazu genummen;

Dieses soll zumal dem Hertzen und Gehirne wol bekummen.

17.

Auff Marcum

 

Was du, Marcus, hast geschrieben, ist gewiß sehr gut gewesen,

Weil die Leute deine Schrifften mit entblöstem Rücken lesen.

18.

Göttliche Verordnung

 

Wer die Uhr gleich nicht versteht,

Mercket dennoch, wie sie geht.

Gottes Rath, den wir nicht kennen,

Müssen dennoch gut wir nennen.

19.

Falschheit

 

Mohren haben weisse Zähne, sind sonst schwartz fast aller Orten;

Falsche Leute bleiben Schwartze, sind sie gleich von weissen Worten.

20.

Eifrige Geistlichen

 

Wie ein Ottomannisch Käyser wollen Geistliche regiren,

Der, den Scepter zu versichern, läst die Brüder stranguliren;

Also sie in Glaubens-Sachen wollen herrschen und die Brüder

Lieber räumen von dem Brote, wann sie ihrem Wahn zu wider.

21.

Wehr-, Lehr-, Nähr-, Her-Stand

 

Wehr-, Lehr-, Nähr-Stand, ieder Stand hat sein eigen Ehr in sich;

Nimm W L und N weg, lehrt der Name solches dich;

Nur der Her-Stand, der bißher andrer Stände Hencker war,

Hat bey Ständen keinen Stand, ist an Ehr und Namen baar.

22.

Regir-Geitz

 

Es ist ein Hut voll Fleisch, das offt ein gantzes Land

Um einen hohen Hut setzt in verterbten Stand.

23.

Das Gesichte

 

Gott sey Danck für mein Gesichte!

Der verleih, daß ich es richte

Mehr auffs blaue Himmel-Zelt

Als den Schmutz der schwartzen Welt!

24.

Das Gehöre

 

Gott sey Danck für mein Gehöre!

Der verleih, daß seine Lehre

Mehr, als was die Welt mir singt,

Stets in meinen Ohren klingt!

25.

Der Geschmack

 

Gott sey Danck für meinen Schmack!

Der verleih mir, daß ich mag

Mehr das Brot, vom Himmel kummen,

Als von dieser Welt genummen!

26.

Die Entfindnüß

 

Gott sey Danck für mein Entfinden!

Der verleih, daß meinen Sünden

Ich entfinde stets in mir

Und Vergebung, Gott, von dir!

27.

Der Geruch

 

Gott sey Danck für meinen Ruch!

Der verleih, daß kein Gebruch

Auff die Nietligkeit der Welt

Mich vom Himmel abe hält!

28.

Ein emsiger Verstand

 

Was ist ein göldner Kopff ohn einen bleynen Sitzer?

Verstand, der für sich gut, wird durch den Fleiß viel nützer.

29.

Orth-Gedächtnüß

 

Wer Gedächtnüß Kunst dencket zu studiren,

Dünckt mich, muß voran gut Gedächtnüß führen.

30.

Die Welt

 

Alles, alles überall

In der Welt ist wie ein Schall;

Dann all ihre Prachten

Sind, wie wir sie achten.

31.

Meß-Kunst

 

Länge, Breite, Höhe, Tieffe vieler Dinge kan man messen;

Andre forschen, ist zu wichtig; selbst sich prüfen, bleibt vergessen.

32.

Anna und Maria

 

Wenig Annen, viel Marien

Pflegen Mütter ietzt zu ziehen.

33.

Grabschrifft einer schwangern Frauen

 

Hier liegt ein Grab im Grab, und in deß Grabes Grabe,

Was Welt noch nie gesehn, ihm auch nicht Namen gabe;

Das Grab begrub zuvor, eh Grab begraben ward;

Zwey Gräber sind nur Eins, und eine Leich ein Paar.

34.

Ein anders

 

Hier war zweyfach Leben;

Hier ist zweyfach Sterben;

Gut, das dupelt erben

Jene Welt wird geben.

35.

Lange Ehe

 

Altes Eh-Volck als die Jungen lieben auch nicht minder,

Wo ja nicht wie Ehgenossen, dennoch als die Kinder.

36.

Charten-Spiel

 

Wer sein Hertz erfreut mit Schellen, wil nur stets im Sause leben,

Hat zu letzte seinem Magen Kraut und Eicheln kaum zu geben.

37.

Wucher-Spiel

 

Spielen Wuchrer, spielen sie gerne das Piqueten-Spiel;

Weisen dreissig auff den Tisch, zehlen zweymal noch so viel.

38.

Verleumder

 

Wer Verleumdung hört, ist ein Feuer-Eisen;

Wer Verleumdung bringt, ist ein Feuer-Stein;

Dieser würde nichts künnen thun und seyn,

Wolte jener nicht hülfflich ihm sich weisen.

39.

Herschen, versetzt: Schehren

 

Grosse Herren, die da herschen, mögen schehren, nur nicht schinden;

Hirten nemen so die Wolle, daß sie Wolle wieder finden.

40.

Gaben-Geitz

 

Wann Beamten, wie sie sollen,

Nicht Geschencke solten nemen,

Würde selten iemand wollen

Sich zu Amt und Dienst bequemen.

41.

Die Kinder-Kranckheit der Frosch

 

Udus wird gewiß den Frosch unter seiner Zunge haben,

Den er immer fort und fort muß mit etwas nassem laben.

42.

Freyen oder heurathen

 

Kümmt vom freuen freyen her? Wie daß manchem armen Tropffe

Nicht das freuen kümmt vom freyen, sondern krimmen in dem Kopffe?

Kümmt vom freyhen freyen her? Wie daß manchem armen Freyer

Frey zu walten, frey zu schalten, Freyheit bleibt für keinen Dreyer?

Freyen ist nur ein zu rechen in den Zedel derer Dinge,

Die zu kennen, die zu handeln man auff Treu und Glauben ginge.

43.

Die Liebe Gottes und der Welt

 

Wer ins Hertze Gott wil fassen,

Muß die Welt heraussen lassen;

Gott muß der heraussen lassen,

Wer ins Hertze Welt wil fassen.

44.

Anna-Maria, Süsse-Saures

 

Alle Weiber kan man billich Annen und Marien nennen,

Weil das Süß und auch das Saure fast an allen zu erkennen.

Wol nun dem, der die bekummen, die zum meisten Anna heist!

Weh nun dem, der die bekummen, die sich nur Maria weist!

45.

Poeterey

 

Wer durch tichten Ruhm wil haben, kan ihn nissen;

Wer durch tichten Lust wil haben, kan sie büssen;

Wer da dencket reich zu werden durch das tichten,

Tichtet ihme, was ihm kümmet, gar mit nichten.

46.

Rache

 

Selten ist die Rache recht; recht zum minsten wird geacht

Rache, die zur Rache braucht hohes Amt und dessen Macht.

47.

Poetische Namen

 

Venus soll man mehr nicht sprechen; nur Lustinne soll man sagen,

Als wann Name zu der Sache künt ein ander Art beytragen.

Ist lateinisch Venus Hure, wird Lustinne deutsch nicht frömer;

Ob ein Schuster nicht verstehet, was mit Venus meint ein Römer,

Wird er fast noch minder wissen, was ein Deutscher mit Lustinne

Für Verstand und Deutung führt. Wann wir Christen in dem Sinne

Nicht der Heyden Wesen hausten, wurden wenig ihre Worte

Ärgern durch die blossen Namen, die so kennlich aller Orte.

48.

Von Lecho

 

Lechus redet böse Deutsch; wann er Leute Schelmen schilt,

Meint er, daß es auff sein Polsch besser klingt und anders gilt.

49.

Schrifften

 

Man schilt die schwartze Kunst; ich halte viel von ihr;

Dann durch die schwartze Schrifft kümmt Kunst auff weiß Papier

Und vom Papier ins Haupt und so fort für und für.

50.

Die deutsche Sprache

 

Ist die deutsche Sprache rauh? Wie daß so kein Volck sonst nicht

Von dem liebsten Thun der Welt, von der Liebe, lieblich spricht?

51.

Zuschrifften der Bücher

 

Man schreibet grossen Herren die Bücher zu um Schutz;

Mich dünckt, um etwas anders, gemeinlich um den Nutz.

52.

Undanck gegen Gott

 

Gott hat seinen Sohn gesand, uns zu retten auß der Noth;

Noth hat seinen Sohn erbarmt, drum zu leiden bittren Tod;

Tod wird schlecht von uns bedanckt, mehrentheils mit Fluch und Spot;

Spot darff leichte rechnen so ewig mit Spot, Tod, Noth, Gott.

53.

Das Werck der Erlösung

 

Gott, was bin ich gegen dir! Nichts als eitler Koth;

Hohn und Tod wie daß dann mir lied zu Nutz dein Sohn?

Bloß die Liebe hats gemacht, die mir Erden-Kloß

Heil von Sünden hat gebracht und am Himmel Theil.

54.

Alles auf Gott

 

Mir nicht, wann ich bin geboren, bin ich, sondern meinem Gott.

Mir nicht, wann ich wieder sterbe, sterb ich, sondern meinem Gott.

Mir nicht, wann ich etwas habe, hab ich, sondern meinem Gott.

Mir nicht, wann ich etwas werde, werd ich, sondern meinem Gott.

55.

Gelehrte

 

Daß gelehrte Leut ich liebe, wo ich dran begehe Sünde,

So bekenn ich, daß ich drüber dennoch keine Reu entfinde.

56.

Jägerey

 

Grosse Herren lieben jagen; besser, wann sie liebten hegen;

Wüsten Länder jagen Leute bloß von ihrer Lüste wegen.

57.

Leib und Seele

 

Ist die Seele Wirth und der Leib ihr Haus,

Wie daß dieses dann jenen offt jagt auß?

58.

Dienste

 

Da ist böse dienen, wo das gut-gethan

Gut nicht wird verstanden noch genummen an.

59.

Franckreich

 

Franckreich hat es weit gebracht; Franckreich kan es schaffen,

Daß so manches Land und Volck wird zu seinen Affen.

60.

Auff Mammæam

 

Mammæa ist ein Wunderthier, zwey Sitzer werden ihr vergunt;

Den einen hat sie auff der Brust, den andern, wo er sonste stund.

61.

Grosse- und kleine-Welt

 

Die kleine Welt fällt täglich, die grosse bleibet stehn;

Die kleine wird erstehen, wann grosse wird vergehn.

62.

Auff Bardum

 

Bardus weinte: seine Kinder würden keine Pfleger haben,

(Hatte weder Weib noch Kinder) wann er würde seyn begraben.

63.

Grabschrifft eines lieben Ehgenossens

 

Leser, steh, erbarme dich dieses bittren Falles!

Ausser Gott war in der Welt, was hier liegt, mir Alles.

64.

Klugheit und Redligkeit

 

Klugheit wil nicht mehr Redligkeit zur Schwester leiden;

Mercket drauff! ein Fall kümmet, und das Heil wil scheiden.

65.

Falschheit

 

Der Falschheit gibt für Witz, wer dem gibt Koth für Gold,

Zahlt ihn mit eigner Müntz und zahlet wol die Schuld.

66.

Freund und Feind

 

Ein Freund, der nie mir hilfft, ein Feind, der nichts mir thut,

Sind beyd in einer Zunfft, sind beyde gleiche gut.

67.

Apothecke

 

Einer darff nicht viel in die Apothecke wagen,

Der nur weiß die Kunst, recht zu pflegen seinen Magen.

68.

Leichtglaubigkeit

 

Wer nichts nicht glaubt, glaubt gar zu wenig; wer alles glaubt, glaubt gar zu viel.

Behutsamkeit hilfft allen Dingen; im Mittel ist das beste Ziel.

69.

Zärtligkeit

 

Wer nie kein Ungemach und nirgend auß wil stehn,

Muß in der Welt nicht seyn, muß auß der Menschheit gehn.

70.

Von meinen Reimen

 

Daß immerdar mein Reim, das sag ich nicht, recht lauffe;

Ich schliesse mich nicht gantz in Schrancken, die der Hauffe

Der Reimen-Künstler baut. Das lang für kurtz, für lang

Das kurtz, das glaub ich wol, zu Zeiten schlich und sprang;

Zu Zeiten satzt ich was im Kummer, was in Eile;

Zu Zeiten hatt ich kurtz-, zu Zeiten lange-weile.

Wann nur der Sinn recht fällt, wo nur die Meinung recht,

So sey der Sinn der Herr, so sey der Reim der Knecht.

71.

Wercke deß Christenthums

 

Den Höchsten zu loben, den Nechsten zu lieben

Sind Stücke, drauff Christen sich eignet zu üben,

Sind Stücke, die Christen hier unten anheben

Und völlig dann würcken im oberen Leben.

72.

Von meinen Reimen

 

So ich meinem Reim erlaube hin zu springen in die Welt,

Thu ich solches, weil sein Wesen auff die Prob ist vor gestellt;

Dann zwey Hundert derer sind aussen schone bey viel Jahren,

Und ich seh in fremder Schrifft, daß sie wol gastiret waren.

73.

Alte Sitten

 

Wie es scheint, kummt altes Wesen fortmehr wieder was zu rechte:

Die im Kriege waren Herren, werden ietzt im Friede Knechte.

74.

Hofe-Gunst

 

Die Kinder lieben den, der nachgiebt ihrem Mute;

Die Kinder hassen den, der ihnen zeigt das gute.

Es ist die Hofe-Gunst als wie die Gunst der Kinder:

Die Heucheley hat Preis, die Warheit Haß nicht minder.

75.

Gebete

 

Wann du denckst zu beten, dencke fleissig dran,

Was du denckst zu reden, wen du redest an,

Wer du bist, der redet; sonsten ist gewiß,

Daß es Lippen-Rede, nicht deß Hertzens hieß.

76.

Zweyerley Kindheit

 

Der Mensch wird erstlich jung und nachmals alt ein Kind;

Sarck, Grab ist hier, was dort ihm Bette, Windeln sind.

77.

Der Morgen

 

Vom Bette steh ich auff auß meines Leibes Ruh;

Gib Gott, daß ich vom Grab ersteh dem Himmel zu!

78.

Der Mittag

 

Dein Wort, Herr, scheint so klar als wol kein Mittags-Licht;

Hilff, daß es mich erleucht und alle Blindheit bricht!

79.

Der Abend

 

Der Abend kummt heran; ich geh dem Tode zu;

Gib Gott, daß wann er kümmt, ich nichts verbotnes thu!

80.

Die Nacht

 

Der Schlaf gibt neue Krafft; hilff, daß deß Grabes Nacht,

O Gott, auff jenen Tag mich ewig freudig macht!

81.

Das gewandelte Deutschland

 

Die Deutschen wusten wenig für Zeiten von dem Golde;

Sie trugen Treu und Glauben für allem alle Hulde;

Ietzt wissen Deutschen wenig vom Glauben und von Treue;

Sie dienen mehr dem Golde dann Gott ohn alle Scheue.

82.

Eine schöne Frau

 

Meistens sind nur schöne Weiber Männern nütze bey der Nacht;

Ihre Wercke bey dem Tage sind nur Müssiggang und Pracht.

83.

Das alte Jahr

 

Heute geht ein altes abe, gehet ein ein neues Jahr.

Gebe Gott, daß deutsches Wesen sey, wie es vor Alters war!

84.

Das neue Jahr

 

Ob das neue Jahr gleich heute mit dem alten Wechsel hält,

Wär doch besser, daß der Himmel Wechsel hielte mit der Welt.

85.

Genädig und Gestrenge

 

Fürsten nennet man Genädig; Räthe nennet man Gestrenge;

Jene meinen, daß nur diese, ihrer keiner Leute dränge.

86.

Das verjüngte Jahr

 

Ob das Jahr gleich alle Jahre sich gewohnt ist zu verjüngen,

Dennoch kan der Jahre Jugend Menschen nichts als Alter bringen.

87.

Güter

 

Daß man ohne Sorgen lebe, sorgt man stets um Gut und Geld,

Das doch den, der es ersorget, immerdar in Sorgen hält.

88.

Rathschläge

 

Ob gleich kluge Stimmen fallen, wann nicht klug ist aber der,

Der das Beste soll erwehlen, geht doch alles in die quer.

89.

Auff Vitum

 

Veit soll ein Lehrer seyn, hat selbst gelernt gar übel;

Ey, ist es nicht genug? er ist der Leyen Biebel.

90.

Das Jahr

 

Das Jahr ist wie ein schwangres Weib, gebieret uns viel Tage,

Als Männlein aber Weiblein mehr, als Freude doch mehr Plage.

91.

Ein Rätzel und seine Lösung

 

Die Mutter frist das Kind;

Daß dieser Stamm vergeh,

Frist ihn die Erd und Wind:

Es regnet in den Schnee.

92.

Von diesem Buche

 

Werden auch wol meine Reimen alle für die Jungfern tügen?

Die, als Jungfern, mehr verstehen, die wird ihr Gewissen rügen,

Daß sie schweigen vom Verstande; die die Unschuld alber machet,

Denen haben meine Reimen schwerlich arges urgesachet.

93.

Das Böse und das Gute

 

Was böse sey, was gut, da merckt man, daß im wehlen

Die Menschen meistentheils gewaltig gröblich fehlen;

Man schätzet selten das, was für die Seele gut;

Man schätzet gerne das, was wol dem Leibe thut.

94.

Weibliche Reime

 

Was ist ein weiblich Reim? Den Weibern reimt sich wol

Ein Reim, der langer mehr als kurtzer Glieder voll.

95.

Rath im Beutel

 

Mancher guter Rath ist eitel,

Wann ihm wol nicht wil der Beutel.

96.

Gott im Kriege

 

Wem Gott wol wil, kan die Städte stürmen mit Posaunen;

Wem Gott ablegt, kan nichts richten, ob er braucht Cartaunen.

97.

Herodes weiset und kümmt nicht

 

Herodes weist die Weisen,

Wo sie zu Christus reisen,

Kummt aber selbsten nicht

Und bringt ihm seine Pflicht;

Wer weiß, was die wol glauben,

Die uns zum Glauben schrauben?

98.

Poetische Ohren

 

Unter andren Tichter-Gaben

Ist auch gut, gut Ohren haben,

Die gelehrt sind, was man singt,

Recht zu richten, wie es klingt.

99.

Röthe und Räthe

 

Morgen-Röth und Abend-Räthe pflegen nicht zu tügen;

Abend-Röth und Morgen-Räthe bringen mehr Vergnügen.

100.

Auff den hungrigen Macrum

 

Macer hat nicht Niederlagen,

Aber offt die Gicht im Magen.

 

Desz andren Tausend neundes Hundert

 

1.

Von meinen Lesern

So mirs gehet, wie ich wil,

Wüntsch ich Leser nicht zu viel;

Denn viel Leser sind viel Richter;

Vielen aber taug kein Tichter.

2.

Ein Richter

 

Nach Personen muß mit nichten,

Nach der Sache nur muß richten,

Wer die Sachen recht wil schlichten.

3.

Reformation

 

Immer dünckt mich, der nichts hat, der mag glauben, was er wil;

Denn um Seligkeit müht sich keiner leichtlich viel.

4.

Braut und Bräutigam

 

Unter andren ist auch diß, das von Gottes Zorn uns lehret,

Wann man etwa nicht gar viel Braut und Bräutgams Stimme höret.

An Personen mangelts nicht, an der Stimme mangelts ietzt,

Weil das Braut-Volck unsrer Zeit gerne still im Winckel hitzt.

5.

Anne Sofie, Hertzoginn, versetzt: Sonne zog in eine Fahrt. Oder: Anne Sofieh, Hertzoginne, versetzt: Geh, o feine Sonnen-Ziraht

 

Sonne, die das Land vergoldte, wo das frome Strelitz steht,

Zog in eine Fahrt von neuem, wo den Oder-rand erhöht

Brieg, das Piasteer-Haus; allda steht sie lieblich stille,

Streuet lauter Güt und Gaben, fünckelt, strahlet in der Völle.

Geh, o Sonne, feine Sonne, geh uns nun und nie zur Ruh!

Sonnen-Ziraht, selbsten Sonne, wirff uns immer Strahlen zu!

Sonne, die am Himmel lacht, lachet dieser Sonne wegen,

Gibt der Schwester halben uns klärern Blick und reichern Segen;

Sonne, die die Zeiten theilet, theilet Amt und Regiment

Mit der Sonne, die von Strelitz gütig sich zu uns gewendt.

6.

Tod ein Außgleicher

 

Fleisch, das in dem Leime wohnet, lebt in Müh bey schlechter Kost;

Fleisch, das in den Steinen wohnet, lebt in Pracht und eitler Lust;

Fleisch im Leime, Fleisch in Steinen macht deß Todes freyer Raub,

Das, wie jenes also dieses, iedes wird ein leichter Staub.

7.

Seele und Leib

 

Seel ist ein Gefangner; Leib ist ein Gefängnüß;

Wer den Leib verzärtelt, gibt der Seele Drängnüß.

8.

Auff Rasam

 

Rasa kan für Traurigkeit; wann sie Wein in Magen geust,

Sieht man bald, wie Traurigkeit ihr zun Augen rauser fleust.

9.

Von einem Siebzig-Jährigen Manne und Funffzehn-Jährigen Weibe

 

Kan auch Funffzehn (dencket doch!) Siebzig iemals in sich haben?

Ja, wann andre Zahlen mehr Funffzehn sich zu Hülffe gaben.

10.

Ein Freund

 

Weistu, wer ein guter Freund würcklich ist und billich heist?

Der sich, wann du ihn nicht sihst, deinem Namen Freund erweist.

11.

Weltliche Witz

 

Wer sich zu der Welt gesellt und mit ihr laufft einen Lauff,

Muß auff alles, was fellt für, wissen bald ein Oben-drauff.

12.

Auff Cottam

 

Cotta wer ein reicher Mann,

Wann sein Anschlag nur gieng an.

13.

Auff Morum

 

Morus ist zwar wol kein Narr, nur das manchen wunder nimmt,

Daß er alles stöst herauß, was ihm in die Backen kümmt.

14.

Auff Clepacem

 

Clepax, der so manches Thier in den Magen hat begraben,

Hat nun auch ein warmes Grab inner einem fromen Raben.

15.

Hofe-Brauch

 

Also ists bey Hofe Brauch:

Der hat Wärmde, jener Rauch.

16.

Diebstahl

 

Das man einen Dieb beschenckt,

Das man einen andren henckt,

Ist gelegen an der Art,

Drinnen einer Meister ward.

17.

Füchse

 

Weisse Füchse, rothe Füchse, schwartze Füchse sind zufinden;

Weisse bleiben, rothe bleiben, schwartze lasse man dahinden!

18.

Ansehn

 

Klug an Hirne,

Schön an Stirne,

Bringt den Mann

Hoch hinan.

19.

Auff Simplum

 

Simpel meint, bey stiller Nacht habe er ein scharffe Witz;

Wo ein halb Jahr immer Nacht, dieser Orte wer er nütz.

20.

Von Cano

 

Canus geht gar krum gebückt,

Weil ihn Arm und Alt so drückt.

21.

Kenne dich!

 

Kanst du dem, der für dir geht, seine Mängel bald erblicken,

Wird dir deine sehen auch, wer dir nachsiht auff den Rücken.

22.

Fall-Gruben

 

Gruben, da man Wölffe fängt, werden wol bedeckt;

Weiber, was die Männer fängt, tragens auch versteckt.

23.

Der deutsche Krieg

 

Was hat doch bracht das deutsche Kriegen?

Daß wir nun ruhn, weil wir ja liegen.

24.

Liebe und Haß

 

Der der Gunst und Ungunst Zimmer bey den Höfen sucht und funde,

Funde murrend die im Hertzen, jene spielend in dem Munde.

25.

Gefahr

 

Gefahr ist Ehre gleich,

Folgt dem, der für ihr weicht.

26.

Gegenwärtiges

 

Wiewol mirs lieber wer, es gienge mehr mir wol,

Doch liebt mir, was Gott gab; wer weiß, was mehr mir sol?

27.

Schul-Leute

 

Leute, die auß Schulen kummen, sind gelehrt zum Practiciren,

Selten aber, biß gelerntes sie erfahren, zum regiren.

28.

Das Hofe-Jahr

 

Einen Monat nur hat das Hofe-Jahr,

Weil nur der Aprill da im Brauche war.

29.

Von meinen Reimen

 

Wo ich Reime schreiben soll, die gefällig allen bleiben,

Leg ich meine Feder weg und begere nichts zu schreiben.

30.

Böses

 

Böses soll man bald vergessen; doch vergist sichs schwerlich bald.

Gutes stirbet in der Jugend; Böses wird gemeinlich alt.

31.

Narren und Kluge

 

Narren herrschen über Kluge; ihre Händel, ihre Sachen,

Die die Narren arg verwirren, müssen Kluge richtig machen.

32.

Ungeschickte Diener

 

Bauren, wann die Messer weg, stecken Holtz in Scheiden ein;

Herren setzen in ein Amt selten, die es würdig seyn.

33.

Auff Albidam

 

Albida ist mercklich weiß; schade! wann sie todt wird seyn,

Daß man sie in Erde soll, nicht in Kreide graben ein.

34.

Scheinligkeit

 

Mancher trägt ein Ehren-Kleid, hüllet drunter einen Tropff;

Mancher trägt auff altem Rumpf dennoch einen Kinder-Kopff.

35.

Christliche Liebe

 

Liebe kauffte neulich Tuch, ihren Mantel zu erstrecken,

Weil sie, was durch dreissig Jahr Krieg verübt, soll alles decken.

36.

Ein Müller

 

Der zehn Jahr ein Müller war, diesem das den Beutel steubt

Der, der ihm die Mühle ließ, scheint gar billich und erleubt.

37.

Ein geschmünckter Freund

 

Ptochus ruffte seinen Freund in der Noth um Beyschub an;

Dieser schickt ihm Hülffe zu, spannet aber Krebse dran.

38.

Vermessenheit

 

Daß wo durch vermeßnen Artzt ist ein Krancker doch genesen,

Kan wol seyn; doch wird es nicht Kunst und Regel zugelesen.

39.

Auff Nanum

 

Wann er gehet durch ein Thor, drückt sich Nanus immer;

Denn er sah sich einsmals groß Abends in dem Schimmer.

40.

Auff Honoratum

 

Honoratus steiget hoch ohne Grund, nur wie ein Rauch,

Der, ie höher er gleich steigt, mehr und mehr verschwindet auch.

41.

Geitzhals

 

Der du sammlest Sack-voll Gelder, was denn hastu draus zu hoffen?

Weistu nicht, das alle Müntze längst im Himmel ist verruffen?

42.

Die Redligkeit

 

Redligkeit, du must nicht messen

Alle Wahr mit deiner Ele;

Wirst sonst haben eingesessen,

Daß dir viel am Facit fehle.

43.

Auff Duplum

 

Duplus trägt ein weisses Kleid, drunter eine schwartze Haut;

Mercklich wird betrogen der, der nur auff die Rinde schaut.

44.

Der Welt Alter

 

Die Welt ist garstig alt; drum trägt sie schöne Muster;

Damit sie scheine schön, muß flicken Schneider, Schuster.

45.

Die Geduld

 

Die für uns, die klagten schone, daß die Welt sey arg;

Mich bedünckt, daß nur die Menschen an Geduld sind karg.

46.

Fürsten soll man ehren

 

Wer von Fürsten reden wil, wil er Gutes reden nicht,

Hüt er sich, daß auch sein Maul Erde-Götter nicht verspricht.

47.

Auff Coprum, den Artzt

 

Coprus ist bey krancken Leuten gar ein lieber, nützer Mann;

Wann die Krancken ihn nur sehen, kümmt sie bald ein Stuhlgang an.

48.

Schönheit

 

Schönes, deme fromes fehlt,

Ist wie Koth, in Gold verhölt.

49.

Der Welt Apothecke

 

Was in deiner Apothecke, feine Welt, zu treffen an,

Ist nur Teuffels-Koth zum meisten und der bitter Entzian.

50.

Fürsten

 

Hanne, die nicht Hüner locken, krähen nicht und wachen nicht,

Sind nichts nütze, sind Kapaunen, leisten keine Hannes-Pflicht:

Obre, die für Leut und Land sorgen, streiten, wachen nimmer,

Tügen übel auff den Thron, tügen nur ins Taffel-Zimmer.

51.

Das Glücke

 

Glücke läst sich nimmer zwingen;

Wem sein Thun nicht wil gelingen,

Muß so lange müssig gehn,

Biß sein Stern wil besser stehn.

52.

Wissenschafft der Rechte

 

Ob der rechte Rechts-Verstand

Ie sey worden wem bekant,

Ist zu zweiffeln; allem meinen

Wil stets was zu wider scheinen;

Ist also, was zweiffelhafft,

Schwerlich eine Wissenschafft.

53.

Degen und Feder

 

Kühne Faust und blancker Degen

Künnen Würd und Ruhm erregen;

Ruhm und Würde muß sich legen,

Stützet Feder nicht den Degen.

54.

Die Tugend

 

Wer Gefahr und Schmach wil scheuen,

Darff sich nicht mit Tugend treuen;

Redligkeit hat keine Trifft,

Wo da herrscht der Laster Gifft.

55.

Menschliche Weißheit

 

Wer wahre Weißheit hat, weiß, daß die Weißheit war,

Die nichts weiß als nur Welt, noch nun noch nimmer klar.

56.

Erinnerungen

 

Zu Citronen darff man Zucker; weisen mag man, nicht verweisen,

Und bey Fürsten soll man böses dulden, aber gutes preisen.

57.

Unzulässiges

 

Viel, was nicht zu thun erlaubt,

Wird gethan, gleichwol behaupt.

58.

Versuchen

 

Seine Schwachheit gibt an Tag,

Wer versucht und nicht vermag;

Eh man was versuchen soll,

Muß man vor sich prüfen wol.

59.

Sparsamkeit

 

Wer nichts verspielen wil, der setze nur nichts zu;

Wer spart, darff sorgen nicht, daß er zu viel verthu.

60.

Vermäntelte Sünden

 

Hüte dich für weissen Teuffeln! schwartze schaden nicht so leichte;

Diese lassen bald sich mercken, jene gehen nicht so seichte.

61.

Stoltziren

 

Großthun über seinen Stand

Führet Wehthun an der Hand.

62.

Auff Truncum

 

Truncus lude seinen Gönner, einen Kalbeskopff zu essen;

Nein! von dir, sprach er, zuspeisen, werd ich nimmer mich vermessen.

63.

Das Recht

 

Das, was die meisten meinen,

Das wil am rechsten scheinen,

Pflegt also Recht ein Schein

Und Meinung nur zu seyn.

64.

Auff Picam

 

Pica klaget, seit das Fenster ihrer Ehre sey zerbrochen,

Wer ihr, eh sie sich versehen, mancher Dieb ins Haus gekrochen.

65.

Das gemeine Beste

 

Was einem gleich nicht recht, wanns vielen kümmt zu gute,

So stelle man es fort; wer fragt nach einem Hute?

66.

Leumuht

 

Ehre darff nicht grossen Ries, so bekümt sie so ein Loch,

Das man, wann man immer stopfft, nimmer kan verstopffen doch.

67.

Auff Blincam

 

Blinca ist der Buler Sonne, doch gleichwol nicht ohne Flecken,

Die man auch nur durch das Auge sonder Fern-Glas kan entdecken,

Würcket nicht, liebt aber Gold; Finsternüß ist dessen Lohn,

Der von ihr wil Hold und Gunst bringen ohne Gold davon.

68.

Die gefreyte Boßheit

 

Weil die Zeit ist Lastern hold,

Bleibt die Boßheit ohne Schuld.

69.

Abgedanckte Soldaten

 

Würmer im Gewissen,

Kleider wol zerrissen,

Wolbenarbte Leiber,

Wolgebrauchte Weiber,

Ungewisse Kinder,

Weder Pferd noch Rinder,

Nimmer Brot im Sacke,

Nimmer Geld im Packe

Haben mit genummen,

Die vom Kriege kummen.

Wer dann hat die Beute?

Eitel fremde Leute.

70.

Hofe-Flöh und Läuse

 

Flöh und Läuse, die uns beissen,

Pflegt man balde tod zu schmeissen;

Die von grossen Herren zehren,

Diesen darff mans nur nicht wehren.

71.

Ein Geitziger

 

Wann ein Geitzhals ist gestorben, hebt sein Schatz erst an zu leben;

Ieder wil bey diesem Kinde willig einen Paten geben.

72.

Lust-Freunde

 

Den beweinen wir am meisten, wann er fort sich macht,

Der am meisten, weil er lebte, mit uns hat gelacht.

73.

Von meinen Reimen

 

Würden Adler, ob mein Buch an den Tag taug, etwa richten,

Ists gar gut; was Eulen sind, denen steht es zu mit nichten.

74.

Auff Lurcum

 

Lurcus spricht: es ist nicht löblich, einen loben ins Gesichte.

Ja; viel minder ist es löblich, das man einen rücklings richte.

75.

Auff Cascam

 

Casca ist so heßlich alt, dünckt sich doch so trefflich schön,

Weil sie muß beym Hexen-Tantz umgekehrt zum Leuchter stehn.

76.

Auff Jejunum

 

Threnen-Wasser ist gesaltzen; drum Jejunus rath ich dir,

Soll an dir seyn was gesaltznes, daß du weinest für und für.

77.

Eine unberührte Jungfrau

 

Quintus wil ihm keine nemen, die zuvor berühret sey;

O, wo ist sie? Und berühren, ohn erkennen, ist wol frey.

78.

Unheilsame Kranckheit

 

Mancher Schad ist nicht zu heilen durch die Kräuter aller Welt;

Hanff hat viel verzweiffelt Böses gut gemacht und abgestellt.

79.

An eine fürstliche Person. Ludewig, versetzt: Wie Glud

 

Fürst und Herr, wie eine Glud brennt ihr immerdar,

Weil Euch stets an Eurer Seit Euer Feuer war,

Feuer, das der Tugend Schein theilt in weiten Kreiß,

Feuer, das durch seinen Glantz andrem nimmt den Preis,

Feuer, das Euch Freude gibt, das Euch wärmt und leucht,

Feuer, dem die Ehre dient, daß die Bosheit fleucht.

Fürst und Herr, wie eine Glud brennet immerdar!

Daß das Feuer und die Glud lesche nie kein Jahr!

80.

Die Warheit

 

Weil die Warheit harte klingt und zu reden schwer kümmt an,

Schont sich mancher, der sich fürcht, sie verletz ihm einen Zahn.

81.

Nutz-Freunde bey Hofe

 

Werther hat sich der gemacht,

Der zur Küch ein Rind gebracht,

Als der einen treuen Rath

Da und dort gegeben hat.

82.

Frauenzimmer

 

Wer wil der Weiber Tück erkunden und entdecken?

Sie sind geschmückt so schön und gehn in langen Röcken.

83.

Fürsten

 

Hohe, die ans Licht gesetzt, sollen unter sich stets sehen

Denen zu, die wo bedrängt und nach Recht und Rathe flehen.

84.

Grosses Gut

 

Gut macht Muth, wanns nicht zu groß,

Drückt sonst Muth in einen Kloß.

85.

Auff Friede Krieg

 

Friede soll an Krieg gedencken, Lusignanus dencket dran;

Hat er nur ein wenig weile, mustert er die Leuse-Fahn.

86.

Vorzug

 

In die Welt wer vor soll gehn, muß der Höchste heissen;

In der Welt wer vor soll gehn, pflegt man sich zu beissen;

Auß der Welt wer vor soll gehn, wil sich niemand reissen.

87.

Bauren, versetzt: Rauben

 

Bauren sind zum rauben,

Ist der Krieger Glauben.

88.

Jungfrauen

 

Venus war gefährlich kranck, schickte hin den kleinen Schützen,

Daß er solle Jungfern-Fleisch mit dem göldnen Pfeile ritzen,

Weil sie Jungfern-Blut bedurffte; zwar der Knabe schoß gewiß,

Gleichwol merckt er, wo er traffe, daß kein Blut sich sehen ließ;

Flog betrübt zur Mutter zu, wolte drüber sich beschweren,

Biß er hörte, daß durch Krieg auch die Jungfern feste weren.

89.

Grabschrifft einer Schein-Jungfrauen

 

Die Jungfer, die hier liegt, war Jungfer nicht im Grunde;

Es sey ihm, wie ihm wil! sie war es mit dem Munde.

90.

Traurigkeit

 

Der empfindet nimmer, daß ihm was gebricht,

Der um das, was mangelt, nimmer trauret nicht.

91.

Auff Albellam

 

Albella du bist zart, so klar, so rein, so weiß;

O, deine Farbe darff (sie fleckt sehr) grossen fleiß.

92.

Auff Atrinam

 

Wie so schwartz bist du, Atrina! wer dich siht, der denckt an Gott;

Denn er meint, daß für ihm stehe finstres Grab und schwartzer Tod.

93.

Auff Ruffum

 

Ruffus hat sich überweibt, hätte sollen dencken dran,

Daß man mehr nicht schlachten soll, als man füglich saltzen kan.

94.

Auff Crispum

 

Crispus meint, wer in der Jugend außgenarrt, sey klug bey Jahren;

Crispus mein ich, sey noch immer jung an Witz und alt an Haaren.

95.

Tugend und Gebrauch

 

Da Sitten waren alber, war Tugend witzig mehr;

Nun Sitten witzig worden, ist Tugend alber sehr.

96.

Baldus und Bartolus

 

Baldus, Bartolus sind Leute, die man gelten lest gar viel,

Nur daß da, wo Pulver rauchet, derer keiner gelten wil.

97.

Betriegliche Thränen

 

Auß Betrübniß kummen Threnen, die doch sind so hell und klar;

Ob sie klar, so siht doch keiner, was ihr eigner Anlaß war.

98.

Verschwiegenheit

 

Dem wird ieder gerne schweigen,

Der ihm nur nichts an wird zeigen:

Selbsten muß man das nicht sagen,

Was kein andrer fort sol tragen.

99.

Samson

 

Vor dem sich nicht ein Löw kunt erwehren,

Der läst sich durch ein Weib kahl bescheren.

100.

Alexander der Grosse

 

Alexander hiesse Groß:

War ein grosser Erden-Kloß.

 

Desz andren Tausend zehendes Hundert

 

1.

Deß Pheronis Blindheit

Frauen-Wasser auß dem Brunn, einem Manne nur bekant,

Soll ihm Pheron, wil er sehn, würcklich bringen zu der Hand;

Zweiffelhafft und ungewiß, ob und wo er solches findt,

Geht er vor zu seiner Frau, bleibet aber dennoch blind.

2.

Auff Duplum

 

Duplus ist ein Spiegelmann; was man siht, das hat kein seyn,

Siht zwar wie ein Biedermann, gibet aber so nur Schein.

3.

Auff Vanum

 

Vanus trägt zu Künsten Lust, aber keine greifft er an;

Macht also der Künste Gunst, daß er keine Kunst nicht kan.

4.

Die Welt

 

Die Welt ist ein gemeiner Tisch, drauff alle Menschen essen;

Wol dem, der dessen, der ihn deckt, pflegt nimmer zu vergessen.

5.

Menschliche Wissenschafft

 

Gegen dem, was nicht wir wissen, ist ein Punct kaum, was man weiß;

Himmlisch Wissen ist die Sonne; weltlich Wissen ist ein Eiß.

6.

Lust und Unlust

 

Ihrer zwey sind, die sich hassen

Und einander doch nicht lassen:

Wo die Wollust kehret ein,

Wird nicht weit die Unlust seyn.

7.

Franckreich

 

Daß es her von Deutschland stamme, achtet Franckreich einen Ruhm;

Wie dann daß auff unsre Sitten diesem bleibt das Meisterthum?

8.

Zeit-Wandel

 

Wann ietzt Heraclitus lebte, würd er für das weinen lachen,

Und Democritus naß Augen für gewohntes lachen machen,

Weil die Welt so gar gewandelt Sinnen, Sitten, Arten, Sachen.

9.

Auff Spurcum

 

Spurcus schencket guten Freunden; merckt, ihr Freunde! wie ein Schwein,

Dem man gibt um Speckes willen, solt ihr wieder nutzbar seyn.

10.

Auff Sophum, einen gelehrten Mann

 

Sophus kan die Kunst Todten auff zu wecken,

Nemlich die im Grab Unverstandes stecken.

11.

Auff Capitonem

 

Capito hat Kopffs genug, wenig aber hat er Sinnen;

Wie ein Mon-Kopff lauter Schlaf, sonsten hat er nichts darinnen.

12.

Von dem schneeichten Winter Anno 1651

 

So viel Schnee deckt unser Land, als ich kaum gesehn ein Jahr;

Ehstes aber wird es seyn, daß es lauter Wasser war.

Hoffnung, die uns gantz ervöllt mit deß Friedens Freud und Gut,

O, daß diese nimmer nicht mehr gedey zu Flucht und Flut!

13.

Der Hahn

 

Daß so mutig er kan lieben, ob dann wol was hilfft den Hahn,

Daß er seiner lieben Henne rothen Kamm so fasset an?

Für den Hahn ist dieses beissen, was das küssen für den Mann.

14.

Verleumdung

 

Wann man eine Wunde haut, siht man eher Blut als Wunde;

Ungunst merckt man bald bey Hof', aber nicht, auß was für Grunde.

15.

Lust-Diener

 

Schlafen, essen, trincken, spielen, tantzen und spatziren

Sonst um nichts, als nur um dieses Fleiß und Sorge führen,

Die bey Hofe diß verrichten, rühmen Dienst und Treue:

Geben nicht, sie nemen Dienste, sag ich ohne Scheue.

16.

Zeit endert Recht

 

Die Zeit macht dißmals recht, was vormals straffbar war;

Was straffbar dieses ist, wird recht ein andres Jahr.

17.

Auff Pravum

 

Pravus schwur bey Teuffel holen, daß er lieber ess' auß Thon

Als auß Silber; denn daß Silber war nun längst von ihm davon.

18.

Der Glaube

 

Weiland ward geschätzt der Glaube nach vergoßnem Blute;

Nunmehr wird geschätzt der Glaube nach beseßnem Gute.

19.

Sontag

 

Sonne, die die Welt beleuchtet, leuchtet nur der Eitelkeit;

Ewig wird uns dort verklären Sonne der Gerechtigheit.

20.

Montag

 

Weltlich Glück ist wie der Monden, wandelt immer für und für;

Wo ohn End uns Heil bereitet, ist dort oben, ist nicht hier.

21.

Dinstag

 

Welt und ihren Lüsten dienen, ist die gröste Scklaverey;

Deinem Willen, Gott, gehorchen, ist das aller süste Frey.

22.

Mittwoche

 

Mitten zwischen Noth und Sünde stehen wir, weil hier wir seyn,

Biß uns Jesus, unser Mitler, nimt zu Engeln mitten ein.

23.

Donnerstag

 

Gott, gib Kräffte deinem Donner; Gott, gib deinem Worte Macht,

Daß es nicht sey so gerichtet, wie es Menschen-Dünckel acht!

24.

Freytag

 

Tag, der von dem Erde-Klumpffen und der Laster Last uns löst,

Ist der beste Tag der Tage, der uns freyt, erfreut und tröst.

25.

Sonnabend

 

Unsre Noth helt Sabbath nimmer; last uns dem Ort eilen zu,

Wo die Noth muß Abend machen, wo der Tag der steten Ruh!

26.

Eine Woche

 

Sieben Tage lebet nur, wer gleich lebet hundert Jahr;

Weil in sieben Tagen stets ieder Tag ja wieder war.

27.

Auff Porcam

 

Was für Mitgifft ihrem Manne Porca bracht, ist nicht zu sagen,

Wird auch solche, wann er stirbet, billich wieder mit sich tragen,

Biß sie ihr sam ihrem Leibe Würm und Maden gar benagen.

28.

Weiblich Hauptgut

 

Selten wird mit einem Weibe gar viel Haupt-Gut überkummen,

Weil das Böse so an ihnen hat das Haupt gern eingenummen.

29.

Sauff-Brüderschafft

 

Brüder, eines Blutes Erben, künnen schwerlich einig seyn;

Sollen Brüder sich vertragen, die geboren hat der Wein?

30.

Christliche Liebe

 

Ptochus lag in tausent Nöthen,

Die ihn drängten biß auffs tödten;

Solte Christen-Liebe haben,

Sich zu retten, sich zu laben;

Ließ sie hin und wieder suchen,

Weil sie sich ietzt sehr verkrochen;

Ließ sie suchen bey Gerichten,

Fand sie aber da mit nichten;

Muste hören, das man sagte:

Was das wer, wo nach er fragte?

31.

Der Jenner

 

Unser Antrit in die Zeit, unsre Thür ins erste Jahr

Setzt in Eiß, Schnee, Frost uns auß: unter Falschheit, Trug, Gefahr.

32.

Der Hornung

 

Voller Fastnacht ist die Welt; Thorheit klebet iedem an;

Dort wird bloß stehn ieder Sinn, der sich hier vermummen kan.

33.

Der Mertz

 

Seine Hand leg an den Pflug, wer dazu beruffen ward;

Wer vergebens sitzt und feult, kömt zu letzt auff breite Fahrt.

34.

Der April

 

Unsrer Hertzen hartes Feld sol sich öffnen zu der Frucht,

Die der Höchste von uns heischt, und der Nechste bey uns sucht.

35.

Der May

 

Einmal nur ist May im Jahr; immer lacht das Glücke nicht;

Wer, wann Glücke blühet, trotzt, zaget auch, wann Glücke bricht.

36.

Der Brachmonat

 

Acker, soll er tragen Frucht, muß gebrochen werden vor;

Wen das Creutze nicht durchwürckt, richtet keinen Sinn entpor.

37.

Heumonat

 

Graß und Blume fellt dahin durch der Sense scharffen Streich;

Auch der Tod haut munter zu; der und jener gilt ihm gleich.

38.

Augstmonat

 

Was man hat gesäet auß, erntet man auch wieder ein;

Wie die Arbeit hier gewest, wird die Zahlung dorte seyn.

39.

Herbstmonat

 

Wenn man Vogel fangen wil, streut man auff die beste Kost;

Wen die Welt berücken wil, diesen lockt sie durch die Lust.

40.

Weinmonat

 

Nicht bey allen wechst der Wein; Wasser hat ein iederman;

Gibt Gott Wein, gibt Wasser Gott, nimt man beydes danckbar an.

41.

Wintermonat

 

Was uns Gottes Segen gab, soll man rathsam brauchen so,

Daß man auff den Winter nicht, wann man alt ist, darbe wo.

42.

Christmonat

 

Christus soll uns alles seyn; Stunden, Tage, Jahr und Zeit

Sind durch Christus, sonsten nicht, unser Weg zur Ewigkeit.

43.

Schnee

 

Immer dran, wer Lust zu freyen! Juno hat gleich auffgedeckt

Das so weisse Braut-Gebette, daß sich, wer nur wil, drein streckt.

Zwar niemanden wil ich globen, daß er werde schlafen wol,

Doch dem Bräutigam wils gebühren, daß er wacker wachen soll.

44.

Gereiste Ochsen

 

Die Ochsen reisen auch; sie reisen in das Reich

Her auß Podolien, sind andren Ochsen gleich,

Es sey dann daß ihr Fleisch sey mehr als andrer weich.

45.

Ziehen, das ist: Reisen

 

Rochus sol von hinnen ziehn; ist er denn wol wehrt,

Daß er thun sol solchen Dienst, den sonst thut ein Pferd?

46.

Eine Gewehr

 

Frauen-Zimmer zu gewehren, daß sie mit Gewehr vergnügt,

Ist die Sache zugewehren, wie sie steht, nicht, wie sie liegt.

47.

Auff Oscum

 

Oscus ist an Gelde reich, darff um sonstwas wenig sorgen

Ausser, daß er guten Rath und Verstand muß sonstwo borgen.

48.

Sitten

 

Man höret grausam Ding, man sihet schrecklich Wesen,

Was keiner vor gehört, gesehen, kaum gelesen!

Man muß es zwar gestehn; doch dieses dencken auch,

Es soy nunmehr gemein, es sey also der Brauch.

49.

Auff die Pholoen

 

Pholoe mag lange dencken; dennoch wird sie schwerlich wissen,

Wann sie, wo sie, und wie offte der und jener kam zu küssen;

Keiner ist wol weg geweist, der ihr gleich nicht hat gelohnt,

Ausser dem, der seinen Mund selbst bedencklich hat geschont.

50.

Unverschämt

 

Aller Laster Laster ist, sich für keinem Laster scheuen,

Mit den Lastern rühmen sich und die Laster nicht bereuen.

51.

Gemeine Werke

 

Kluge Leute thun zwar auch, was die albern sonst beginnen,

Brauchen aber ander Art, andren Zweck, und andre Sinnen.

52.

Immerwehrende Kindheit

 

Daß die Menschen immer Kinder, und das alte Kindeley

Grösser, meint man, und in größrem als die junge schäfftig sey.

53.

Auff Trullum

 

Daß die Seele seines Weibes einen Wieder-Hacken habe,

Meinet Trullus; glaubte sonsten, daß sie längsten wär im Grabe.

54.

Auff Bardum und Mopsum

 

Mopsus hat verstanden nichts, ob er viel gleich hat gehört;

Bardus hat gar wol studirt; dennoch ist er nicht gelehrt.

55.

Eine Kuplerin

 

Mancher darff Cupido nicht,

Daß sein Lieb zur Lieb er treibe,

Weil er glücklich offt verricht,

Was er wil, mit altem Weibe.

56.

Auff Nothum

 

Nothus ist mit Rath gezeugt, ist gezeugt nicht ohngefehr:

Ihrer neune waren da, gaben Rath und Beyschub her.

57.

Bessere Zeit

 

An- wird gehen alle Lust, auff- wird hören alles klagen,

Wann die Uhren in der Welt alle werden gleiche schlagen.

58.

Das Theil und das Gantze

 

Wer das gantze gerne hätte,

Hat am Theile kein vergnügen,

Und vom Küssen wil auffs Bette,

Welche Lust hat an dem wiegen.

59.

Das Gemüte

 

Arg ist arg, und gut ist gut,

Demnach als es meint der Mut.

60.

Die Nothwendigkeit

 

Wem die Noth um etwas bittet, ist ein Narr, wers abeschlägt;

Diesem bleibt sie immer gütig, der ihr nichts entgegen legt.

61.

Verleumder

 

Mein Urthel, daß mir fellt,

Das kostet nimmer Geld,

Weil solches unbehellt

Mein Richter mir bestellt.

62.

Verliebte

 

So viel Händel, so viel wunders, als verliebte Leute machen,

Wo zu dient es, wohin zielt es? dencke nach! so wirstu lachen.

63.

Dinstag und Freytag

 

Eh als der Freytag kümt, kümt Dinstag immer vor;

Welt spannt zu vor ins Joch, eh Himmel hebt empor.

64.

Eine Hure zum Weibe nehmen

 

Vanus nimt ihm ietzt zu eigen, was vor sein und andrer war;

Wer gemeines eygen machet, stifftet Hader und Gefahr.

65.

Wolthat

 

Die Wolthat und das Gute, daß wir dem andren schencken,

Ist wiederlegt genüglich, wann andre dran gedencken.

66.

Hoffnung

 

Bey dem ärgsten bestes hoffen, geht wol keinem an,

Der sich seines Wolbewustes nicht getrösten kan.

67.

Auff Adamum

 

Erster Adam kunte nennen iedes Ding nach Eygenschafft;

Dieser nennt für seine Söhne die, die gleich von andrer Krafft.

68.

Die Augen

 

Wie viel Augen hat der Himmel, da er mit die Erd anblickt?

Was für Augen hat die Erde, die sie auff gen Himmel schickt?

69.

Von Bardo

 

Wann Bardus spricht: Glück zu! so ist er nicht geliebt;

Spricht er: Gehab dich wol! so ist niemand betrübt.

70.

Die Theile der Welt

 

War es besser, da die Welt nur in drey Theil war gelegt?

Oder ietzt, da unsre Zeit auch das Vierde zu noch trägt?

Viere möchten viere seyn, wenn nur ietzt nicht iedes Land

Sich in Theile so theilt auß, das fortmehr nichts gantzes stand.

71.

Erde und Wasser

 

Wassers ist als Landes mehr, wie die Künstler abgemessen;

An den Deutschen merckt mans auch, die mehr trincken, als sie essen.

72.

Die Thiere im Meer und auff der Erde

 

In der See sind alle Thiere, sagt man, die auff Erden sind;

Daß man dann nun in der Erde nicht hingegen Fische findt?

73.

Auff Vitum

 

Jung war Veit ein Biederman; alt ist Veit im Schelmen-Orden;

Wie deß Lebens so der Ehr ist er überdrüssig worden.

74.

Trau, schau, wem!

 

Trau, schau, weme! Gotte trau;

In der Welt hingegen, schau!

75.

Von deß Brunonis Weibe

 

Bruno hat ein ehrlich Weib, keusch an Augen, Mund und Ohren;

Oben ist die Ehre gar, ist gleich unten was verloren.

76.

Auff Doridem

 

Doris, du bist schön und keusch; solt ich eines nur beweisen,

Möcht ich immer packen ein, müste nauß zum Thore reisen.

77.

Ein Gebrauch

 

An manchem Ort ist so der Brauch, daß Weiber jährlich mussen kindern;

Sind Männer gleich zu Hause nicht, so muß doch dieses gar nicht hindern.

78.

Zählbare Thorheit

 

Daß es Narren hin und her und nicht in der Mänge gibt,

Mangelt nur, daß einer mehr als der ander wird geübt.

79.

Auff Pravum

 

Was Pravus lehrt, das lernt er nicht, lebt arg und lehret gut,

Rufft hin, wo hin er selbst nicht kümmt, thut, was die Glocke thut.

80.

Vergebene Sorge

 

Sorgen, und doch nichts ersorgen,

Heist: was nicht zu zahlen, borgen.

81.

Gold

 

Gold, gegraben auß der Erde, macht, daß mancher in die Erde,

Da ihm Gold nicht weiter nützet, für der Zeit vergraben werde.

82.

Auff Plutum

 

Als der Tod zum Plutus kam, fand er ihn an fingern zehlen,

Stach ihn tod, noch zehlt er doch; dann es wird ihm ewig fehlen.

83.

Bleichheit

 

Der ist nicht alleine bleich,

Der nicht satt ist und nicht reich;

Grosses Gut und stetes Prassen

Macht vielmehr die Leute blassen.

84.

Ein Hofemann

 

Wer bey Hofe lange wil

Stehen ohne wancken,

Muß deß Unrechts leiden viel,

Muß sich stets bedancken.

85.

Göttliche Barmhertzigkeit

 

Gott wil wol barmhertzig seyn,

Wann nur wir es hertzlich meinen

Und die Sünden recht beweinen,

Daß die Busse nicht ein Schein.

86.

Auff Curvum

 

Curvus ist den Lastern gram nicht auß Tugend, nur auß Neid;

Daß er ihnen nicht mehr dient, schafft nicht Wille, sondern Zeit.

87.

Straffen

 

Nicht um das, daß was geschehn, daß es nicht soll mehr geschehn,

Pflegt man Köpffe hauen ab, pflegt man Leute hencken sehn.

88.

Grosser Herren Unrecht

 

Das Unrecht pflegen Grosse mit Unrecht zu ersetzen,

Weil sie dazu noch hassen die, die sie vor verletzen.

89.

Menschliche Unbesonnenheit

 

Wer auß Gottes Bunde läufft, fällt dem Teuffel in die Bande;

Wem das from seyn hier zu schwer, wehlt auff ewig Qual und Schande.

90.

Freye Zunge

 

Wo der Zustand knechtisch ist, wil die Zunge herrisch seyn,

Wird sie nicht auß Knechtschafft auß-, wird sie mehr sich wickeln ein;

Wo das reden nicht verfängt, hat das schweigen beßre stat;

Besser, daß man nichts gesagt, als gesagt vergebens hat.

91.

Enderung deß Anschlages

 

Zu Wasser muß nach Hause, wer nicht zu Lande kan;

Wem ein Rath nicht gelinget, greiff einen andren an.

92.

Geenderte Gunst

 

Bäume, die im Sommer Schatten, geben auff den Winter Kohlen.

Freunde, die in Noth man liebet, hasst im Glück man unverholen.

93.

Auff Galbam

 

Galba hat viel Bücher, weme denn zu gute?

Weil er nicht kan lesen, für die leichte Mote.

94.

Von Probâ

 

Proba ward von einem Buler um die Gunst gesprochen an;

Weil sie, sprach sie, meines Mannes, so befrage vor den Mann!

95.

Auff Claudium

 

Claudius ist lauter Maul, Claudius ist lauter Zahn,

Weil er alles schwetzet auß, weil er iedem was henckt an.

96.

Diener

 

Gott lest seine Diener fahren, aber doch im Friede;

Herren lassen Diener fahren, wann sie ihrer müde.

97.

Zustand

 

Wer hoch gestiegen ist, wil immer höher steigen;

Wer niedrig stehet an, wil tieffer sich nicht neigen.

Ein ieder wil hinauff und hasset seinen Stand,

Begehret immer das, was ihm doch nicht bekant.

98.

Unschuld

 

Wer fälschlich wird verklagt, darff keinen Advocaten,

Die Unschuld wird ihm selbst, was er sol reden, rathen.

99.

Fromer Ernst

 

Zu rechter Zeit gestrenge seyn, ist eine Gottes-Furcht;

Dem Schwerte bückt sich billich der, der keiner Hand gehorcht.

100.

Von meinen Sinn-Getichten

 

Was mein Sinn bißher gezeugt, und die Schrifft an Tag hin legte,

Liegt dahin, ob mans verwarff, oder ob es iemand pflegte.

Taug iemanden diese Zucht, kan sich noch Geschwister finden;

Daß sie schöner werden seyn, wil ich mich doch nicht verbinden.

 

Zu-Gabe

 

1.

Von meiner Zugabe

War meine Wahre nicht recht gut, so geb ich etwas zu,

Damit, was nicht die Güte thet, vielleicht die Menge thu.

2.

Verschwendung

 

Das die Nahrung ietzt so schwer, wil ein ieder sich beschweren;

O, ein ieder, wie mich dünckt, wil, als vor, nur besser zehren.

3.

An den Leser

 

Leser, wie gefall ich dir?

Leser, wie gefellst du mir?

4.

Küsse

 

Wie wenig saat macht küssen!

Es heist in Wind gebissen.

5.

Weltliche Flüchtigkeit

 

Unsres Lebens gantzes Thun ist wie eine Schlitten-Fahrt,

Eilet immer mit uns fort, biß es gar zu Wasser ward.

6.

Unterscheid

 

Was einem, ist nicht bald auch einem andren recht;

Sonst wer deß Herren Frau auch für deß Herren Knecht.

7.

Schnee

 

Wir sind mit Wasser gantz bedeckt; das Land hat keine Spur;

Wie daß denn auf dem Wasser noch zu Wagen mancher fuhr?

8.

Erinnerungen

 

Herren künnen leichtlich nicht gut Erinnerung ertragen;

Ihnen muß wie Bileam offt ein Esel Warheit sagen.

9.

Hofe-Leben

 

Bey Hof ist herrlich Leben, ist Ruhm und Ehren-werth,

Weil alles man kan haben, nur nicht, was man begehrt.

10.

Der Hof

 

Man schlägt bey Hofe viel nicht ab; allein es wird verschoben,

Und der, der was bekummen hat, weiß, wann ers hat erhoben.

11.

Vernunfft und Begierden

 

Die Besatzung in dem Haupte, die Besatzung in dem Bauche

(Die Vernunfft und die Begierden) haben immer Krieg im Brauche.

12.

Tugend und Laster

 

Wann wo kein Laster wär, wär keine Tugend nicht;

Dann tugendhafft ist der, der Lastern abebricht.

13.

An eine fürstliche Person

 

Fürstin, günnet meinen Reimen, Euer zu gedencken offte;

Als wann allen Neun-Göttinnen, ist es mehr, ich sonsten ruffte.

14.

Auff Cascam

 

Casca ist an Jahren alt, ist am Willen aber jung:

Weigert keinem keinen Kuß, scheuet nimmer keinen Sprung.

15.

Ehebrecher

 

Städter hassen Stöhrer hefftig, die im Lande rumher streiffen,

Ob wol derer mehr bey Städten, die ans Handwerck ihnen greiffen.

16.

Ein junges Mägdlein und ein alter Greiß

 

Ein guter Morgen ward gebracht zu einer guten Nacht,

Die aber keine gute Nacht hat gutem Morgen bracht.

17.

Anzeigungen oder Abmerckungen

 

Das Maul betreugt;

Die Nase leugt;

Ihr klugen Leute

Wisst, was ich deute.

18.

Welt-Götter

 

Obrigkeiten in der Welt pflegt zu Göttern Gott zu setzen;

Obrigkeiten in der Welt werden gern auß Göttern Götzen.

19.

Auff Scotum, den Artzt

 

Scotus ist ein guter Artzt; wer sich sehnt hinauff zu ziehn

Und der Noth zu kummen ab, dieser schickt und ruffet ihn.

20.

Gesundheit

 

Wann ein Krancker wird gesund, ist Gesundheit Gottes Gabe,

Und dem Artzte kümmt nur zu, daß er für die Müh was habe.

21.

Auff Phanum

 

Phanus wil mit Christus ärmlich in der Kripp im Stalle liegen,

Wann ein Stern nur wolte kummen, der es also künte fügen,

Daß die Weisen kämen her und die Schätze legten auß,

Und von Ochsen immer voll und von Eseln sey sein Haus.

22.

Das Weib nennt man nach dem Manne

 

Nach dem Manne heist das Weib; wie wird dann nun die genennet,

Die der Männer zwantzig hat, wol auch derer mehr noch kennet?

23.

Abwechselung

 

Wil der Herr, daß seine Frau ihre Magd ihm lege bey,

Muß er, daß der Knecht zur Frau möge krichen, stellen frey.

24.

Artzung

 

Wer die Kranckheit wil verjagen, muß den Krancken nur vertreiben;

Wo kein Raum und Ort verhanden, wird auch nichts nicht seyn und bleiben.

25.

An eine fürstliche Person

 

Frühling ist deß Jahres Rose; Rosen sind deß Frühlings Zier,

Und der Rosen Rose-Fürstin seyd und heisset billich Ihr.

26.

Deßgleichen

 

Fürstin, Euer Tugend Blumen, wer zu mahlen sich läst dingen,

Wird auch alles Volck der Sterne zu Register künnen bringen.

27.

Verehrungen

 

Nicht gar nichts und nicht alles und auch von allen nicht,

Sol Gab und Ehrung nehmen der, den man an drum spricht.

28.

Schönheit

 

Schönheit kan den Degen

Manchmal nieder legen,

Manchmal auch erregen.

29.

Auff Simplum

 

Simplus kaufft ihm neulich Kreyde, die ihm nachmals ward zu Kohlen;

Seine Braut war schön in Augen, scheußlich aber sonst verholen.

30.

Feinde der Schönheit

 

Schöne Weiber, ihr seyd Blumen; eure Spinnen sind die Tage,

Die euch eurer Blumen Blätter stechen zu der Niederlage.

31.

Auff Senecionem

 

Senecio hat eine Seuche, daran er sterben muß;

Es ist, wie ich berichtet worden, ein neuntzig-jährig Fluß.

32.

Verstellungen

 

In ein Brillen-Futter muß bey Hoffe stecken

Augen, wer Gesichte lange wil erstrecken.

33.

Begierden

 

Menschen sind wie Pferde, die zu alle Zeiten

Mit dem schärffsten Sporne die Begierden reiten.

34.

Auff Canum

 

Canus hat ein junges Menschlein voller Glut und Geist genummen;

Zu der Hochzeit wird manch Schwager, drauff der Tod zu gaste kummen.

35.

Herren-Diener

 

Fürsten werden unverholen,

Als die Niedren, mehr bestohlen.

Grosses Brot gibt grosse Bissen,

Und von viel ist viel zu nissen;

Grosses Holtz gibt grosse Späne;

Ochs, als Schaf, wetzt mehr die Zähne.

36.

Dienstfertigkeit

 

Ob iedem ich nicht das kan thun, was er von mir begehret,

So ist mir selbst nicht alle mal, was ich gleich wil, gewehret.

37.

Feile Gerechtigkeit

 

Wo gleich und recht zu Marckte feil,

Da kriegt ein armer selten Theil.

38.

Hofe-Gunst

 

Da einsmals sich die Gunst entzoh der Hofestatt,

Da sah man lange Zeit bey Hofe keinen Rath.

39.

Ein engeländischer Gebrauch

 

Niemand darff auß Engelland was von Reichthum mitte nehmen;

Niemand darff auß Deutschland sich, was er wil, zu rauben schämen.

40.

Die lateinische Sprache

 

Latein hat keinen Sitz noch Land wie andre Zungen;

Ihm ist die Bürgerschafft durch alle Welt gelungen.

41.

Von einem Schmiede

 

Ein Schmied verließ sein Weib, war aussen manches Jahr;

Indessen ward der Knecht und dieses Weib ein Paar.

Als wieder kam der Schmied, da theilten sie die Stelle:

Für Meister arbte der, und jener für Geselle.

42.

Von der Sara

 

Weiber wollen haben zwar, was dort Abraham

Von dem Herren, seinem Gott, zum Befehl bekam,

(Was dir Sara sagt, dein Weib, sagte Gott, das thu!)

Wollen aber keine Magd Männern legen zu.

43.

Fleiß

 

Wer immer angelt,

Dem nimmer mangelt.

44.

Tugend-Haß

 

Von Redligkeit und Zucht wer viel ins Mittel bringt,

Dem trit man gerne bey, wie wem der Adem stinckt.

45.

Auff Ortrandum

 

Ortrandus war ein grosser Herr nach breite, nicht nach länge;

Sein Leben und sein Adelstand, die giengen gleiche Gänge.

46.

Auff Vitum

 

Was denn mehr, das um dich, Veit, alles wie gantz gölden sey?

Hartes Eisen ist dein Hertz, wie dein Sinn ist schweres Bley.

47.

Auff Humandum

 

Der Wein ist alter Leute Milch; Humandus sauget täglich,

Ist wie ein Seugling um die Brust der Mutter gar behäglich.

48.

Von einem Braut-Bette, drinne eine Tochter erzeuget

 

Hier lieget eine Jungferschafft, die durch Gewalt zwar starb,

Doch gerne, weil sie Jungferschafft mit Jungferschafft erwarb.

49.

Von den entblösten Brüsten

 

Frauen-Volck ist offenhertzig; so wie sie sich kleiden ietzt,

Geben sie vom Berg ein Zeichen, daß es in dem Thale hitzt.

50.

Keuschheit

 

Wann nicht bey Kampfer Hierse liegt, so wird er sich verzehren;

Wann Jungfern Zucht nicht wohnet bey, wird lang ihr Stand nicht wehren.

51.

Alte

 

An der hohen Haupter Seite stehen graue Haupter schön;

Dennoch sind ietzt hohen Hauptern graue Haupter ein Gehön.

52.

Ein Nachbar

 

Nachbar heist ein Nahe-Bauer; gar zu nahe bauet der,

Der bey Nacht ins Nachbars Bette bauet eines andren leer.

53.

Auff Blandum

 

Blandus ist ein Weideman; zu erjagen grössre Habe,

Führet er am Weidestrick: etwas Schenck und kleine Gabe.

54.

Auff Bonnam

 

Bonna hat zu allen Schlössern Schlüssel an dem Gürtel hangen;

Nur zu dem, daß ihr am nützten, muß der Nachbar einen langen.

55.

Auff Virosam

 

Virosa ist zwar wol ein Weib, doch nicht ein schwaches Faß,

Weil keines Mannes Stärcke nie ihr konte schaden was.

56.

Der Neid

 

Der Neid ist gar ein Wunder-Gast; denn wo er kehret ein,

Da ist das allerbeste Ding sein allerärgste Pein.

57.

Gerechtigkeit

 

Das Recht schleust für die Armen sich in ein eisern Thor;

Schlag an mit göldnem Hammer, so kümstu balde vor.

58.

Zustand

 

Beßres Glücke künt ich leyden; kümt es nicht, ich bin vergnügt,

Wann sichs, als ietzund ichs habe, nur nicht ärger mit mir fügt.

59.

Verwüste Güter

 

Seinen Beutel baue vor, wer ein wüstes Gut wil pflügen!

Wann das Gut wird sein erbaut, wird der Beutel wüste liegen,

Wird sich kaum ums sechste Jahr wieder auß den falten fügen.

60.

Steuer

 

Wann wir unsre wüsten Güter wieder bauen also theuer,

Was denn werden sie uns bringen? Steuer, Steuer, Steuer, Steuer!

61.

Auff Weinholden

 

Wann Weinholdens Hertzens-Wuntsch solte Ja und Amen seyn,

Würde zwar nicht alles Gold, wie dem Midas, aber Wein.

62.

Verdachte Dienste

 

Wann Freundschafft und Gevatterschafft geht ein ins Amtmanns Haus,

So geht gewiß deß Herren Nutz zur Hinterthüre nauß.

63.

Die Laster

 

Nennt man Laster von der Last: warlich keine größre Last

Trägt die Erd, als einen Knecht, der den Lastern ist verfast.

64.

Hofe-Proceß

 

Bey Hof in seinen Sachen ist der am besten dran,

Der, eh er wird verklaget, klagt lieber ander an;

Dann wer am ersten klaget, der trägt die Sieges-Fahn.

65.

Gelehrte Leute

 

Die Gelehrten sind nicht gerne von den Alten und den Rothen;

Dann sie sind bey allen Zeiten untermischet mit den Todten.

66.

Auff Simplicem und Duplicem

 

Simplex ist ein grober Mann; was er sagt, das pflegt zu seyn;

Duplex ist ein Hofe-Mann; was er sagt, hat blossen Schein;

Demnach acht ich Grobheit viel, Höfligkeit hingegen klein.

67.

Das Manna

 

Manna fiel am Sabbath nicht, sonst bey allen Morgen immer:

Wer sich Gottes Dienst entbricht, dem gedeyt sein Anschlag nimmer.

68.

Hofe-Treu

 

Treu, die auff der Zunge wohnet, Treu, die in dem Hertzen wohnt,

Diese wird bey Hofe selten, meistens jene wird belohnt.

69.

Auff Pravum

 

Sicher wäre zwar bey Juden Pravus, weil er ist ein Schwein;

Weil er aber auch ein Ochse, würd er doch nicht sicher seyn.

70.

Judaische Opffer

 

Solten Christen Farren, Wieder, Tauben opffern für die Sünden,

Wie bey Juden, würden Christen derer kaum genugsam finden.

71.

Hofe-Moten

 

Zwar das Tuch zu Fürsten-Kleidern wird genummen von dem guten;

Dennoch dürffen sie offt neues; dann bei Hofe hats viel Moten.

72.

Von Probo

 

Probus thu gleich, was er thu, taug doch nimmer, was er thut;

Ist er dann so böser Art? O, sein Richter ist nicht gut.

73.

Auff Rumricum

 

Rumrich ist ein Tausend-Künstler; was er wil, muß ihm gelingen;

Kan er eines, glaub ich alles: über seinen Schaten springen

Oder (ist ihm dieses lieber) pfeiffen und zu gleiche singen.

74.

Rathschläge

 

Dieses ist der beste Rath, den man kan zu Wercke setzen;

Weißheit, die nicht würcken kan, ist für Thorheit nur zu schätzen.

75.

Die Gelegenheit

 

Der Will ist zwar ein Reisemann, der da und dort hin wil;

Spannt ihm nicht für Gelegenheit, so langt er nicht ans Ziel.

76.

Enderung der Kleider

 

Die Mode gieng spatziren und kam zu einem Alten;

Da war ihr gar zu wider bei ihm sich auff zu halten.

Der Alte, der diß merckte, sprach: Liebe Freundin, dencke,

Man legt dich nach sechs Monden gleichwol schon unter Bäncke.

77.

Auff Vanum

 

Vanus ward gar schön gestrafft, ders doch gröblich hat verschuldet;

Seine Straff ist eine Frau, zwar voll Runtzeln, doch vergoldet.

78.

Vom Cornelio

 

Ihr Jungfern, seht euch für; habt Achtung auff das schreiben!

Die Zeit ist wunderbar, pflegt List und Kunst zu treiben!

Cornelius war weg und kunte doch zwey Erben

Vom Weibe durch drey Jahr mit Briefen nur erwerben.

79.

Die Jagt

 

Grossen Herren gibt es Lust, wann die Hunde wacker jagen;

Grossen Herren gibts Verdruss, wann die armen Leute klagen.

80.

Verkehrte Sitten

 

Weiland war das seyn

Werther als der Schein;

Nunmehr ist der Schein

Werther als das seyn.

81.

Wie die Arbeit, so der Lohn

 

Wer einem dient mit Sang und Klang,

Hat seinen Lohn an Lob und Danck.

82.

Von dem Stella

 

Stella ist ein Handelsmann; Glücke lacht ihm ohne wancken;

Kein Verlust betrifft ihn ie; dann er handelt mit Gedancken.

83.

Auff Marcum

 

Marcus suchet Hofe-Dienst, ist ein Künstler nützer Sachen,

Kan auß Schnee gar scharffes Saltz, kan auß Wasser Essig machen.

84.

Auff Vitum

 

Veit hat ein wolberathnes Haus, darinnen wol zu sehen an

In grosser Meng ein iedes Ding, was man im finstren sehen kan.

85.

Tage-Jungfern

 

Lerchen sind bey Tage minder als bey Nachte fett geacht;

Paula ist bey Tage Jungfer etwas mehr als bey der Nacht.

86.

Hofe-Speise

 

Bey Fürsten-Taffeln geht was auff, und wie der Zedel weist,

So werden Zungen immer mehr als Hertzen da verspeist, gespeist.

87.

Gewalt

 

Unbedacht ist bey Gewalt; wer Gewalt hat, pflegt zu dencken,

Nachwelt muß ihm alles Frech gar vergessen oder schencken.

88.

Sache, nicht Worte

 

Wo die Hand von nöthen ist, schafft man wenig mit der Zunge;

Wo das Hertze hin gehört, da verrichtet nichts die Lunge.

89.

Der Mittel-Weg

 

In Gefahr und grosser Noth

Bringt der Mittel-Weg den Tod.

90.

Spielende Würde

 

Mancher kan durch Fleiß und Schweiß dennoch nicht zu Ehren kummen;

Mancher wird in Schimpff und Schertz auff die Oberbanck genummen.

91.

Von dem Sinan Bassa beym Jovio, im 17 Buche seiner Historien

 

Den, dem Glücke günstig ist, kan zum grossen Manne machen

Eine Sau, die ihm beist weg, drauß der Mann ist Mann, die Sachen.

92.

Auff Ignavum

 

Ignavus ist ein wirthlich Mann; er siht der Arbeit fleissig zu,

Und wann er so dann müde wird, so braucht er gerne seiner Ruh.

93.

Verdacht

 

Argwohn ist ein scheußlich Kind; wenn es in die Welt nur blickt,

Sols nicht schaden, ist es wehrt, daß man es so bald erstickt.

94.

Sieg

 

Wann man feinden oben liegt, sol man Feinde so besiegen,

Daß sie klagen, daß sie nicht eher solten unten liegen.

95.

Ratschläge

 

Einem Fürsten ist gut rathen, der der Räthe Schluß und Rath

Für sich selbsten kan ermessen, ob er Grund und Glauben hat.

96.

Jugend und Alter

 

Jugend liebt und wird geliebt; Alter liebt und wird verlacht;

Liebe nimmt so leichte nicht Liebe, die nicht Liebe macht.

97.

Fremde Diener

 

Fürsten, die auffs Fremde bauen und verachten ihren Grund,

Werden endlich innen werden, daß ihr Bau nicht ihnen stund.

98.

Eingeborne Diener

 

Zwar man kan von fremden Bäumen dennoch haben eine Frucht;

Wer die Früchte sam den Bäumen eigen hat, hat mehr vermucht.

99.

Auff Proculum

 

Es kam von fremdem Proculus, fand Ehr und Nutz, so viel er suchte;

Noch taug ihm nichts; so mag er zihn hin, wie er her sich finden muchte.

100.

Von meinen Reimen

 

Wann ich meinen Sinn-Getichten, sie zu schreiben, Ende gebe,

Mach ich Anfang, daß sich Witzel, sie zu tadeln, bald erhebe.

 

101.

Feinde der Keuschheit

 

Tieffer Dienste Demuth, göldner Gaben Glantz,

Süsser Worte Zucker lassen Keusch nicht gantz.

102.

Der Soldaten gutes Werck

 

Busse zeucht dem Kriege nach; wo das Heer nur hingetreten,

Thun die Leut als weinen nichts, nichts als fasten, feyern, beten.

103.

Dupelter Simson

 

Weil Onander Esels-Backen einen mehr als Simson trägt,

Hört man, das zwey tausent Maden er bey einem Kese schlägt.

104.

Auff Jungfer Lusthold

 

Laternen trägt man auff den Gassen; im Hause braucht man selten sie;

Bey Leuten ist Lustolda züchtig; im Winckel acht sie Ehre nie.

105.

Auff Floridanum

 

Floridan liebt mit Gewien; eh Gewien herfür mag brechen,

Sagt man, daß er seinen Gaul woll um einen Lauff besprechen.

Mäurer pflegens so zu thun, daß sie nach deß Bogens schliessen

Ihre Böck und andren Zeug ab- und weg zu reumen wissen.

106.

Jungfrauen

 

Jungfern-Volck hat diese Sinnen: der zu erst ihr Kräntzlein nimt,

Bleibt gemeinlich stets der Liebste, gebe Gott, wer folgends kümt.

107.

Vormünden

 

Ist ein Vormund für den Mund, werden Weiber nimmer mündig;

Wann nicht Mund und Grund versorgt, halten sie ihr Thun für sündig.

108.

Betrug

 

Betrug und Weiber-Schmüncke hat keines nie Bestand;

Die Warheit und das Wasser macht beydes bald bekant.

109.

Jungfern-Weise

 

Lieber als zum Abend zu wenden Jungfern sich zum Morgen;

Wollen lieber ihre Wahr Jungen als den Alten borgen;

Meinen, daß sie ihren Kram mehr durch jung als alt versorgen.

110.

Auff Lucidam

 

Lucida, du klare Tochter, bist gewiß deß Lichtes Kind,

Mutter aber derer Wercke, die im finstren thätig sind.

111.

Die Rache

 

Zugedackte Rach ist süsse; sie erwecket Freud in Leid;

Außgeübte Rach ist bitter; macht auß Freude Traurigheit.

112.

Auff Porciam

 

Porcia schont ihrer Augen; einen kleinen schlechten Mann

Sihet sie nur über Achsel, siht sie mit Verachtung an;

Kleine Schrifft vexirt die Augen, daß man übler sehen kan.

113.

Auff Plumbinum

 

Plumbinus ist ein Musicant; wer ihn was fragt, im tieffsten Thon

Und gleich als wie in langem Tackt bringt er die Antwort dann davon.

114.

Von der schönen, aber armen Asteria

 

Asteria hat Tag in Augen; im Beutel aber hat sie Nacht,

Und diese Nacht hat jenem Tage bißher noch immer Nacht gemacht.

115.

Vermögen

 

Menschen wollen in der Welt ihrem Stand und allen Thaten

Nach der fromen Regel nicht, nach der göldnen Regel rathen.

116.

De Pyrinna et Olao

 

Pyrinna ist ein Feuer;

Olaus ist eine Öle.

Mich dünckt, das Feuer theuer;

Mich dünckt, das Öle fehle.

117.

Auff Blandulam

 

Blandula, du Jungfer-Mutter, kanst so schöne Kinder bringen;

Lieber treibs als ein Gewerbe, mancher wird dir was verdingen.

118.

Ein unbescheiden Weib

 

In deß Unglücks Rock hat sich der gekleidet,

Der ihm nam ein Weib, das Vernunfft nicht leidet.

119.

Auff Flavianum

 

Ein Spiegel ist dein Hertz, du guter Flavian;

Es nimt die Bildungen von aller Schönheit an.

120.

Auff Ameam

 

Amea ist so wunder hübsch; die Schwangern meiden sie:

Es gehet ab ohn Mißgeburt, wo sie begegnet, nie.

121.

Auff den unbeständigen Volvulum

 

Deinem Hertzen und dem Monden, Volvulus, dient gar kein Kleid;

Beides bleibt nie, wie es ware, wandelt sich zu aller Zeit.

122.

Hinter-List

 

Falschheit streicht sich zierlich an, ist auff Mäntel gar befliessen;

Wer nur wil, der kennt sie bald; denn sie hinckt auff beyden Füssen.

123.

Liebe und Wollust

 

Wo die Lieb und Wollust bulen, zeugen erstlich sie vergnügen;

Aber bald wil Stieff-Geschwister, Schmertz und Reu, sich drunter fügen.

124.

Auff Mutium

 

Mutius ist eine Biene, fleucht herum auff allem süssen;

Ist nicht stoltz, was nur begegnet zu behertzen, zu beküssen.

125.

Eine reiche Heurath

 

Wer in Ehstand treten wil, nimt ihm meistens vor,

Drein zu treten, ob er kan, durch das goldne Thor.

126.

Streit-Händel

 

Händel sind wie Fischer-Reusen: leichtlich kümt man drein;

Leichtlich wieder rauß zu kummen, kan nicht balde seyn.

127.

Eine spitzfündige Jungfrau

 

Welche Buler gar zu sehr wil mustern,

Die bleibt sitzen, taug kaum endlich Schustern.

128.

Jungfrauen

 

Gute Bißlein bleiben selten in der Schüssel liegen;

Jungfern bleiben selten sitzen, wann sie nur was tügen.

129.

Gerechtfertigung

 

Daß die Wercke selig machen, ist zwar nirgend zu verführen;

Daß hingegen sie dem Glauben, ist gar klar, mit Recht gebühren;

Wer wil da viel Glauben glauben, wo sich keine Wercke rühren?

130.

Ietzige Gottesfurcht

 

Hat das alte Gott-verehren Schul- und Kirchen auffgerichtet,

Hat des neue Gott-vergessen Schul- und Kirchen gantz vernichtet.

131.

Die heutigen Schuhe

 

Schuh halb länger als der Fuß, wozu solln sie nütze seyn?

Jungfern solln, ihr wist wol, was, (lacht nicht!) ihnen bilden ein.

132.

Das Wort Gottes

 

Abbruch wil an seinem Wort unser Gott mit nichten leiden;

Zusatz sol bey seinem Wort auch sein Volck nicht minder meiden.

Gottes Wort nicht dürffen lesen, dieser Abbruch ist nicht klein.

Alles Thun, was Menschen setzen, wil ein starcker Zusatz seyn.

133.

Vom Opitio

 

Im Latein sind viel Poeten, immer aber ein Virgil;

Deutsche haben einen Opitz, Tichter sonsten eben viel.

134.

Auff Cajam

 

Caja, du berühmtes Wunder, bist du doch wie Alabaster!

Iedem aber liegstu unten wie ein schlechter Stein im Pflaster.

135.

Auff Vlascam

 

Vlasca ist mehr keine Jungfer, träget gleichwol einen Krantz;

Ey, sie pranget: brach die Jungfer, ist die Frau hingegen gantz.

136.

Pater-Noster-Körner

 

Wann man Pater-noster hätte von den zarten Jungfer-Küssen,

Wär viel beten keine Straffe; ieder würde wollen büssen.

137.

Auff Laxam

 

Laxa hat ein schönes Fleisch, eines von dem weissen;

Doch man saget, daß ihr drauff offte sitzen Schmeissen.

138.

Das Glücke

 

Unglück herrschet so die Welt, daß man auch sein toben,

Daß es noch nicht ärger ist, muß mit Dancke loben.

139.

Ein außgeklärtes Gemüte

 

Besser als durch Ader-lassen kan man saubern sein Geblüte,

Wann man kan die Sorgen meiden und sich freuen im Gemüte.

140.

Kriegen

 

Schlechte Kunst ist Krieg erwecken;

Schwere Last ist Krieg erstrecken;

Grosse Kunst ist Krieg erstecken.

141.

Hofe-Donner

 

Donner, der vom Hofe-Himmel wird herab geschickt,

Trifft zuvor, eh als man merckt, daß er hat geblickt.

142.

Glauben und Wercke

 

Hastu einen Engels-Glauben, treibstu aber Teuffels-Wercke,

Glaub ich gar nicht, daß dein Glauben, die du vorgibst, hat die Stärcke.

143.

Kindbetterin

 

Weiber wolln auch Hünner nagen,

Sollen sie ja Kinder tragen.

144.

Ein Umstand oder eine Magd

 

Ein Umstand macht, daß Veit sein Weib nicht völlig liebt,

Und daß er, was der Frau gehört, der Magd vergiebt.

145.

Auff Firmum

 

Firmus ist ein treuer Buhler; dann er hat Magneten-Art,

Daß er nie von einem Sterne hat zum andern sich gekahrt.

146.

Soldaten

 

Krieger waren freche Teuffel, waren von derselben Zahl,

Die man durch Gebet und fasten hat vertrieben nie kein mal.

147.

Ein Verleumder

 

Falsus ist ein guter Redner; iedes Wort ist eine Blume

Von Verleumdung andrer Leute und von stoltzem Eigen-Ruhme.

148.

Auff Justum

 

Justus lernet die Gesetz, ob er gleich nun alle kan,

Meint er doch, daß keines sey, das ihn selbsten gehet an.

149.

Frantzösische Kranckheit

 

Planus ist gefährlich kranck; aber die Gefahr

Trifft sein Leben nicht so wol, als sein krauses Haar.

Anstand kan zwar manchmal auch mit der Kranckheit seyn;

Aber Friede wil sie nie mit ihm gehen ein.

150.

Spiel-Karten

 

Karten, die bey Tage streiten, liegen Nachts beysammen stille;

Weiber, die mit Männern zancken, stillt bey Nacht ein guter Wille.

151.

Hurerey

 

Dir zu Hofe, Venus, ziehn,

Ist ein Dienst von viel Gewin:

Ist es nicht ein Liebes-Kind,

Ist es ein Frantzösisch Grind.

152.

Menschliche Unvollkommenheit

 

Diese Welt ist unsre Wiege, drinnen liegen wir als Kinder;

Was wir wissen, ist nur Stückwerck; sind wir was, so sind wir Sünder.

153.

Deß Landes Schlesien Art

 

Unser Land hat dieses Glücke: der, wann er zu uns ist kummen,

Hatte lauter Staub im Beutel, hat voll Geld ihn weg genummen.

154.

Wassersucht

 

Wassersucht ist schwer zu heilen. Manchmal kümt sie Jungfern an;

Diese trägt man auff den Armen, biß sie selbsten lauffen kan.

155.

Liebe und Zorn

 

Lieb und Zorn zeugt blinde Jungen;

Anders ist es kaum gelungen.

156.

Von der Bella und Varna

 

Bella ist ein schwartz Magnet, der das Eisen an sich zeucht;

Varna ist ein weiß Magnet, der das Eisen immer fleucht.

Bella liebt nicht, wird geliebt; Varna liebt, wird nicht geliebt;

Jene gibt nicht, wann sie nimmt; diese nimmt nicht, wann sie gibt.

157.

Verleumder

 

Wer mit Weiber-Schwerdtern haut, schadet nicht deß Leibes Leben,

Kan hingegen schnöden Tod unsrer Ehr und Leumuth geben.

158.

Verachtung der Schmach

 

Manchen Frevel acht man nicht; manches Unrecht wird verlacht;

Selten rächt man einen Fleck, den uns Ochs und Esel macht.

159.

Die Liebe und der Todt

 

Tod und Liebe wechseln offters ihr Geschoß;

Jenes geht auff junge, diß auff alte los.

160.

Gerechtigkeit zum sauffen

 

Stände soll man unterscheiden; sauffen soll nicht Iederman:

Bauren straffe man ums sauffen; sauffen steht den Edlen an.

161.

Weiber-Eifer

 

Weiber sind zum zörnen hurtig, und ihr Zorn ist nicht zu sagen,

Wann der Mann auß ihrer Küche Feuer wil in fremde tragen.

162.

Auff Mœchum

 

Mœchus ist ein milder Mann ausser Haus und karg im Bette;

Seine Frau lernt diese Kunst, treibt sie mit ihm in die Wette.

163.

Von dem Magno

 

Magnus hat mehr Hertz im Leibe, als er Geld im Beutel hat.

Gar genug! ein kühner Muth findt zu Reichthum leichtlich Rath.

164.

Auff Rumholdum

 

Rumhold sagt von lauter stürmen, schiessen, stechen, schlachten, hauen.

Ey, man hat ihn von der Mutter in die Welt bald fechten schauen.

165.

Zorn-Urthel

 

Wo der Zorn der Richter ist, hat Gerechter schon verspielt,

Weil der Zorn nicht auff daß Recht, sondern auff die Rache zielt.

166.

Schmeichler

 

Wer wil einer fetten Kuchel alle Mücken abetreiben?

Heuchler werden nie vergehen, weil die Höfe werden bleiben.

167.

Auff Futlum

 

Futlus sol mit seinem Feinde, wie man sagt, den Degen messen,

Spricht: er hätte diese Künste vorgelernt und ietzt vergessen.

168.

Gesönnte Brüste

 

Diese Wahr ist nicht die beste, die im Gaden vornen leit;

Dieses Pferd ist nicht das beste, das man frey zu marckte reit.

Eure Brüste feil zu bitten, bringt euch keinen Kauffmann ein;

Guter Wein darff keines Krantzes, Jungfern, sondern sauer Wein.

169.

Grabschrifft eines Geitzhalses

 

Der nur einstrich, nie gab aus,

Hat allhier sein enges Haus.

Hast du Geld, so sih dich für!

Nicht gar sicher stehstu hier;

Denn ietzt schneidet Beutel ab,

Der vor einen Geld-Wolff gab.

170.

Auff Brennum

 

Brennus dienet keinem Herren, hat ihm selbsten zu befehlen,

Und man wil ihm seinen Herren dennoch unter Narren zehlen.

171.

Tichter

 

Tichter sind gemeinlich arm; arm ist aber nimmer nicht,

Wer ihm selbsten Geld und Gut, Würde, Ruhm und Hoheit ticht.

172.

Wuntsch

 

Wann mich Gott für Schanden dort und für Schanden hier bewahrt,

Wann er an mir Seelen-Brot, wann er Mund-Brot nur nicht spart,

Geht mein Glücke, wie ich wil, in der allerbesten Fahrt.

173.

Fremde Schutz-Herren

 

Der, der uns für Ketzer helt, solt uns kriegen für den Glauben?

Freyheit solten schützen die, die uns Freyheit helffen rauben?

Außgang wird zu glauben dir Freyheit, was du wilst, erlauben.

174.

Ein verdächtiger Richter

 

Ist ein Esel zu erstreiten, ey, so suche dir zur Hand

Einen Richter, der nicht selbsten ist dem Esel anverwand.

175.

Diana und Dione

 

Der Diana solte ruffen Elsa, ruffte der Dione,

Solt ins Kloster, lag in Wochen vor mit einem jungen Sohne.

176.

Geraubte Jungferschafft

 

Diebstal kan man wieder geben; abgenummen Jungferschafft

Kan man also wieder geben, wie dem Todten seine Krafft.

177.

Fremde Tracht

 

Alamode-Kleider, Alamode-Sinnen;

Wie sichs wandelt aussen, wandelt sichs auch innen.

178.

An die Grossen

 

Lieben Herren, wie so sehr habet ihr das Eitel lieb!

Und wie gerne haben auch Lügen bey euch ihren Trieb!

Lieben Herren, mercket drauff! lieben Herren, dencket nach!

Eitelkeit gebiert nur Reu; Lügen bringen Ungemach.

179.

Verfolgung

 

Dieweil Religion bestehet im Gemüte,

Wie daß man sie dann sucht mit Eisen im Geblüte

180.

Auff Vitum

 

Alten Glauben hälstu hoch, gibst ihn doch für neuen hin,

Veit? man gibt dir Würd und Gut außzugleichen zum Gewin.

181.

Supim und Hupim

 

Supim, Hupim waren Brüder;

Säuffer hupffen hin und wieder.

182.

Ärtzte und Krancken

 

Krancken führen über Aertzte leichtlich nicht Beschwerden;

Jenen können diese stopffen fein das Maul mit Erden.

183.

Grosser Herren Mahler

 

Grosse Herren, wann sie blind, daß sie Mahler gerne zahlen,

Pflegen nach dem Durchschnidt sie oder schlafend sie zu mahlen.

184.

Auff Atrinam

 

Atrina ist Pech-schwartz; damit sie wer berathe,

So sagt sie: schwartzes Feld trägt gerne reiche Saate.

185.

Trunckenbolde

 

Die, die immer gerne trincken, müssen selten weit gedencken;

Wann sie ietzt getruncken haben, soll man ihnen wieder schencken.

186.

Stand und Wesen

 

Wer den Beutel hat verloren, mag den Weg zu rücke messen;

Schwer ist neuer zu erwerben; alter ist nicht zu vergessen.

187.

Verheischungen

 

Wer mit viel verheischen zahlet,

Zahlt mit Gelde, das man mahlet.

188.

Güter deß Gemütes

 

Wer ihm Güter handeln wil, der erhandle solchen Grund,

Den kein Brand, kein Raub verterbt, weil er im Gemüte stund.

189.

Liebhabende

 

Ein Krancker hat nicht Witz, der seine Kranckheit liebet:

Ein Buhler raset so, der sich der Lieb ergibet.

190.

Verschwiegenheit

 

Wenig reden, viel verschweigen

Ist den Weibern selten eigen.

191.

Von der Aristea

 

Aristea, du bist schön; allen Leuten macht dich hold

Zier am Leibe, Zucht im Sinn, und im Beutel eignes Gold.

192.

Stadt und Land

 

Städte sind die Beutel-Mühlen, und das Land ist Müller-Gast;

Iedem wird daselbst zu Staube, was sein Beutel in sich fast.

193.

Auff Frejam

 

Freja solte seyn die Thüre, da man durch zum Richter geht,

Weil ihr Dienst und guter Wille iedem immer offen steht.

194.

Amtleute

 

Schösser, die in Ämtern dienen, sind der Herren Kunst zu heissen,

(Auff Lateinisch) weil sie manchen, auch die Herren selbst, beschmeissen.

195.

Der Christen Stern-Deutung

 

Christen dörffen nicht Planeten;

Ihre Wercke sind Propheten,

Ietzt zu Segen, ietzt zu Nöthen.

196.

Menschen sind Menschen

 

Trägt der Diener Menschen-Haut, trägt der Herr ein Menschen-Hemde;

Herren ist das fehlen auch wie den Dienern selten fremde.

197.

Haus-Friede

 

Halt dich friedlich mit den deinen;

Trau nicht leichtlich fremden meinen!

198.

Rathschläge

 

Wer deß Freundes treuen Rath nach dem Außgang achten wil,

Der muß selbsten, kan es seyn, treten harte biß ans Ziel,

Muß ihm selbsten wissen Rath, darff deß Freundes so nicht viel.

199.

Hitzige Rathschläge

 

Rath, der gar zu spitzig, wil sich leichte setzen;

Rath, der nicht zu spitzig, läst sich leichte wetzen.

200.

Haben und gehabt

 

Haben ist ein reicher Mann, und Gehabt ein armer Mann;

Daß auß Haben wird Gehabt, ist offt Haben Schuld daran.

 

201.

Glückwuntsch an eine fürstliche Person über geschlossenem Friede

 

An von der Zeit, da das Heil

Uns durch Christum ward zu theil,

Hatte gleich den Bilder-Bogen

Und der zwölffer Thiere Zahl

Titan rüstig durchgezogen

Sechzehn hundert sechzen mal,

Herr und Fürst, da unsrer Welt

Euch der Herren Herr gestellt.

Zweymal drüber war die Sonne

Durchgereiset diese Bahn,

Als Alecto Zunder sponne,

Drauß der lange Krieg entbran.

Herr, ihr dencket nicht ein Jahr,

Drinnen freyer Friede war!

Weil ihr dieses Liecht genussen,

Weil ihr diesen Hut besitzt,

Hat die Oder roth geflussen;

Denn das Land hat Blut geschwitzt.

Eurer Einkunfft bestes war

Treu bey untergebner Schaar;

Liebe habt ihr außgegeben;

Liebe namt ihr wieder ein.

Eure Sorge halff uns leben,

Würden sonsten wenig seyn.

Denn was ietzund noch sind wir,

Euch habt billich dieses Ihr.

Was wol sonst für viel ermüden

Steht Regenten zum Genieß,

Dieses fraß der Wider-Frieden,

Daß er wenig übrig ließ.

Frevel, Boßheit, Tölpeley,

Hoffart, Neyd, Trug, Schinderey

Hat sich offt an Euch gerieben;

Den die Säu vor hörten nicht,

Wann er sie Stall-ein getrieben,

Der hat Fürsten ietzt vernicht.

Denn es gieng ein loser Mann

Offters einen beßren an;

Welcher unsrer Väter Hunden

Fürzustehen nichtig war,

Dieser hat sich unterwunden,

Thron zu meistern und Altar.

Gott in Euch und Ihr in Gott

Waret mehr als Drang und Spott;

Eure Brust voll Himmels-Sinnen

Lachte, wann ein kotig Wurm

Eures Geistes hohen Zinnen

Bote spöttisch einen Sturm.

Weil an Gott rechtschaffen war

Euer Hertz nur immerdar,

Hat es künnen frey gebitten,

Von dem Himmel stets gestärckt,

Dieser Zeiten wildem Wüten,

Daß es immer Ruh gemerckt.

Felsen, die mit Meer und Wind

Täglich gleich zu Felde sind,

Künnen täglich dennoch siegen;

Zuversicht, auff Gott gesetzt,

Ward von keinem unten-liegen

Ie bestritten, ie verletzt.

Gott sey Danck! Ihr seyd durch hin;

Seht nun traurig abeziehn

Das verruchte Raub-Geschmeisse,

Welches unsrer Wolfahrt Graß,

Und was wuchs von unsrem Schweisse,

Geitzig immer abe fraß.

Gott sey danck! deß Friedens-Thau

Feuchtet wieder unser Au,

Die deß Krieges-Brunst besenget,

Daß sich wieder frischer Safft

In die dürre Wurtzel menget

Und zum wachsen gibet Krafft.

Gott sey danck! sein Feuer-Heerd

Wird wievor nicht umgekehrt;

Seine Diener, seine Lieben,

Die für Drang, Zwang, Pein und Schmach

Endlich mehr kaum kunten giben,

Hoffen Lufft und mehr Gemach.

Fürsten werden Fürsten seyn;

Praler müssen legen ein.

Ehre darff nicht mehr der Schande

Wie bißher zu Hofe gehn;

Haupt wird in deß Hauptes-Stande,

Fuß wird zu den Füssen stehn.

Satzung, Ordnung, Gleich und Recht

Bleibt nicht mehr der Boßheit Knecht;

Diebe werden wieder hangen

Fest an Hanff und hoch an Holtz,

Nicht in göldnen Ketten prangen,

Arg im Sinn und frech an Stoltz.

Der dem Pfluge vor entlieff,

Bauren in den Beutel grieff

Und bey fremdem Tische schmauste,

Wird nun wieder mussen hin,

Wo die Krä dem Schweine lauste,

Ochsen her für Flegeln ziehn.

Unser ungesparter Fleiß,

Unser ungescheuter Schweiß

Wird uns ja was wieder nützen,

Daß wir nicht für raubrisch Maul

Wie bißher so bitter schwitzen

Und ernehren fremdes Faul.

Gott sey Danck! der Zornes Brunst

Hat gekehrt in Güt und Gunst,

Der verleyh uns wahres büssen,

Daß wir Argen Gutes thun,

Lange diesen Schatz geniessen

Und beständig mögen ruhn!

Herr, das jüngst-verfloßne Jahr

Zeigte das, was noch nicht war,

Da sich Friede, Ruh, vergnügen

In der Armen warmes Band,

Wie Ihrs nimmer wüntschen mügen,

Euch von Strelitz her sich fand.

Da empfinget Ihr voran

Alles, was der Friede kan;

Diesen Außbund aller Gaben,

Diese wehrte, kleine Welt

Schaut ihr reichlich in sich haben

Mehr noch, als die grosse helt.

Weil ihr Friede nie gehabt,

Seyd Ihr desto mehr begabt:

Euer Hertz ist voll vergnügen;

Innen ist und aussen Ruh;

Kümt nur bald dazu das Wiegen,

Ist des Glückes Circkel zu.

Auch für dieses Friedens Zier

Sey dir Danck, Gott, für und für!

Gib, das dieser duple Friede

Mög in steter Güte stehn,

Biß die Welt und Ihr seyd müde

Und wollt selbst zu Bette gehn!

 

Salomons von Golaw Deutscher Sinn-Getichte drittes Tausend

 

Carolus Scribanus Institut. Polit. Christian. Part. II Capit. XIV pag. mihi 235.

 

Es ist fast keinerley Art der Lehre, welche ihren Liebhaber mehr schmücke und mehr Vorschub thue, alle andere Wissenschafft zierlich, verwunderlich und lobreich zumachen, als die Poeterey. Von dieser borgen wir im Schreiben und Reden solche Sachen, damit die Höhe der Wissenschafft mit funckelndem Gesteine, gleich wie ein andrer Himmel, beäuget und besternet wird, ohne welche, so es were, die Circkel der Wissenschafft blind und wie entseelet stehen oder an allem Zierath Schiffbruch leiden müsten. Ob ich ieder Wissenschafft ihren Glantz gleich lasse, so ist es doch die Poeterey alleine, womit der andren ihre Stirnen gleichsam bekleinodet werden. Und gewiß, ist irgend was von löblichen Geschichten, von Witz und Scharffsinnigkeit, von Schimpff und lustigen Erfindungen, von gelehrten Sprüchen und Sätzen von Nöthen, der Leute Sitten und Gemüther recht zu gestalten, so muß solches hergenummen werden auß dem reichen Vorrath der Poeten.

 

Bey Aristophane fraget Äschylus den Euripidem: Weßwegen hat man sich über guten poetischen Köpffen zu verwundern? Euripides antwortet: Ihrer Geschickligkeit und guten Erinnerung wegen, dadurch sie die Leute besser machen.

 

An den Leser

 

Geneigter Leser, in der Fürrede der ersten zwey Tausend meiner Sinn-Getichte habe ich etwas weniges gedacht von der Reim Fügung; hier solte ich etwas erinnern von der Rechtschreibung. Ich habe mich darinnen aber auch noch zur Zeit bequämet unserer Übligkeit, um meine Sachen nicht gar zu ungewöhnlich zu machen, als der ich mehr auff die Art der Getichte als etwas anders gesehen; wiewol ich nicht verwerffe, was von fleissigen Sinnen, sonderlich von Herren Schottelio, welcher meines ermessens wol die erste Stelle hat, dißfalls richtig gewiesen worden.