Widerruf des Vorigen

Ich möchte so ein Gut nicht haben.

Denn sollt' ich auch die sechste drauf begraben:

Könnt' ich doch leicht – nicht wahr, Pompil? –

Sechs gute Tage nur erlebet haben.

 

 

14. An die Herren X und Y

Welch Feuer muß in eurem Busen lodern!

Ihr habt den Mut, euch kühn herauszufodern.

Doch eure Klugheit hält dem Mute das Gewicht:

Ihr fodert euch, und stellt euch nicht.

 

 

15. Die Ewigkeit gewisser Gedichte

Verse, wie sie Bassus schreibt,

Werden unvergänglich bleiben: –

Weil dergleichen Zeug zu schreiben,

Stets ein Stümper übrig bleibt.

 

 

16. Auf das Jungfernstift zu **

Denkt, wie gesund die Luft, wie rein

Sie um dies Jungfernstift muß sein!

Seit Menschen sich besinnen,

Starb keine Jungfer drinnen.

 

 

17. An den Doktor Sp**

Dein Söhnchen läßt dich nie den Namen Vater hören:

Herr Doktor ruft es dich. Ich dankte dieser Ehren! –

Die Mutter wollt' es wohl so früh nicht lügen lehren?

 

 

18. Auf den Mnemon

Ist Mnemon nicht ein seltner Mann!

Wie weit er sich zurück erinnern kann!

Bis an die ersten Kinderpossen:

Wie viel er Vögel abgeschossen,

Wie manches Mädchen er begossen;

Bis an das Gängelband, bis an die Ammenbrust,

Ist, was er litt und tat, ihm alles noch bewußt.

Zwar alles glaub' ich nicht; ich glaub' indessen,

Die Zeit ist ihm noch unvergessen,

Als seine Mutter Dorilis

Noch nicht nach seinem Vater hieß.

 

 

19. Baus Gast

So oft Kodyll mich sieht zu Baven schmausen gehen,

Beneidet mich Kodyll. Der Tor!

Das Mahl bei Baven kömmt mir teuer gnug zu stehen:

Er liest mir seine Verse vor.

 

 

20. Auf den Rufus

Weiß ichs, was Rufus mag so viel Gelehrten schreiben?

Dies weiß ich, daß sie ihm die Antwort schuldig bleiben.

 

 

21. Auf Dorinden

Ist nicht Dorinde von Gesicht

Ein Engel? – Ohne Zweifel. –

Allein ihr plumper Fuß? – Der hindert nicht.

Sie ist ein Engel von Gesicht,

Von Huf ein Teufel.

 

 

22. An das Bild der Gerechtigkeit, in dem Hause eines Wucherers, nebst der Antwort

Gerechtigkeit! wie kömmst du hier zu stehen?

Hat dich dein Hausherr schon gesehen?

»Wie meinst du, Fremder, diese Frage?

Er sieht und übersieht mich alle Tage.«

 

 

23. Auf einen adeligen Dummkopf

Das nenn' ich einen Edelmann!

Sein Ur-Ur-Ur-Ur-Älterahn

War älter Einen Tag, als unser aller Ahn.

 

 

24. An eine würdige Privatperson

Gibt einst der Leichenstein von dem, was du gewesen,

Dem Enkel, der dich schätzt, so viel er braucht, zu lesen,

So sei die Summe dies: »Er lebte schlecht und recht,

Ohn' Amt und Gnadengeld, und niemands Herr noch Knecht.«

 

 

25. Auf die Iris

Der Iris blühend volle Brust

Reizt uns, o D*, zu welcher Lust!

Doch ihr erbärmliches Gesichte,

O D*, macht Reiz und Lust zu nichte.

Sieh, Freund, so liegen Frost und Flammen,

Und Gift und Gegengift beisammen.

 

 

26. Auf Frau Trix

Frau Trix besucht sehr oft den jungen Doktor Klette.

Argwohnet nichts! Ihr Mann liegt wirklich krank zu Bette.

 

 

27. Auf Lukrins Grab

Welch tötender Gestank hier, wo Lukrin begraben,

Der unbarmherz'ge Filz! – Ich glaube gar, sie haben

Des Wuchrers Seele mit begraben.

 

 

28. Im Namen eines gewissen Poeten, dem der König von Preußen eine goldene Dose schenkte

Die goldne Dose, – denkt nur! denkt! –

Die König Friedrich mir geschenkt,

Die war – was das bedeuten muß? –

Statt voll Dukaten, voll Helleborus.

 

 

29. Auf den falschen Ruf von Nigrinens Tode

Es sagte, sonder alle Gnade,

Die ganze Stadt Nigrinen tot.

Was tat die Stadt in dieser Not?

Ein Zehnteil von der Stadt sprach: Schade!

Doch als man nach und nach erfuhr, daß das Geschrei

Ein bloßes blindes Lärmen sei:

So holten, was zuvor das eine Zehnteil sprach,

Die andern neune nach.

 

 

30. Auf den Gargil

Mit richtrisch scharfem Kiel durchackert seine Lieder

Gargil. Ins neunte Jahr schreibt, löscht und schreibt er wieder.

Sein Lied ist Lieb' und Wein. Kann man es ihm verdenken,

Daß er der Nachwelt will vollkommne Possen schenken?

 

 

31. Die Flucht

»Ich flieh, um öfter noch zu streiten!«

Rief Fix, der Kern von tapfern Leuten.

Das hieß: (so übersetz' ich ihn)

Ich flieh, um öfter noch zu fliehn.

 

 

32. Die Wohltaten

Wär' auch ein böser Mensch gleich einer lecken Bütte,

Die keine Wohltat hält: dem ungeachtet schütte –

Sind beides, Bütt' und Mensch nicht allzu morsch und alt, –

Nur deine Wohltat ein. Wie leicht verquillt ein Spalt!

 

 

33. An einen Geizigen

Ich dich beneiden? – Tor! Erspar', ererb', erwirb,

Hab' alles! – Brauche nichts, laß alles hier, und stirb!

 

 

34. Hinz und Kunz

Hinz.

 

Was doch die Großen alles essen!

Gar Vogelnester; eins, zehn Taler wert.

 

Kunz.

 

Was? Nester? Hab' ich doch gehört,

Daß manche Land und Leute fressen.

 

Hinz.

 

Kann sein! kann sein, Gevattersmann!

Bei Nestern fingen die denn an.

 

 

35. Auf eine lange Nase

O aller Nasen Nas'! Ich wollte schwören,

Das Ohr kann sie nicht schnauben hören.

 

 

36. Auf Stipsen

Stips ist, trotz einem Edelmann,

Ein Dummkopf und ein braver Degen;

Borgt, wie ein frecher Edelmann;

Zahlt, wie ein Edelmann, mit Schlägen;

Verprasset sein und anderer Vermögen,

Wie ein geborner Edelmann:

Und doch – wer kann dergleichen Torheit fassen? –

Will Stips sich noch erst adeln lassen.

 

 

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