Auf den Veit
Veit ist ein witz'ger Kopf, und zählet sechzig? – Mein!
Er hat noch lange hin, ein kluger Kopf zu sein.
132. Die Vorspiele der Versöhnung
Korinne schwur, mich zu vergessen:
Und doch kann sie mich nicht vergessen.
Wo sie mich sieht, und wo sie kann,
Fängt sie auf mich zu lästern an.
Doch warum tut sie das? warum erhitzt sie sich?
Ich wette was, noch liebt sie mich.
Ich schwur, Korinnen zu vergessen:
Und doch kann ich sie nicht vergessen.
Wo ich sie seh, und wo ich kann,
Fang' ich mich zu entschuld'gen an.
Doch warum tu ich das? und warum schweig' ich nie?
Ich wette was, noch lieb' ich sie.
133. Auf den Pfriem
Pfriem ist nicht bloß mein Freund; er ist mein andres Ich.
Dies sagt er nicht allein, dies zeigt er meisterlich.
Er steckt in seinen Sack ein Geld, das mit gehöret,
Und tut mit Dingen groß, die ihn mein Brief gelehret.
134. Auf den Avar
Avar stirbt, und vermacht dem Hospital das Seine,
Damit sein Erbe nicht verstellte Tränen weine.
135. Seufzer eines Kranken
Hier lieg' ich schwach und siech;
Und ach! die liebe Sophilette
Weicht keinen Schritt von meinem Bette.
O! daß der Himmel mich
Von beiden Übeln bald errette!
136. Auf den Laar
Daß Laar nur müßig geh, wie kann man dieses sagen?
Hat er nicht schwer genug an seinem Wanst zu tragen?
137. Ihr Wille und sein Wille
Er.
Nein, liebe Frau, das geht nicht an:
Ich muß hier meinen Willen haben.
Sie.
Und ich muß meinen haben, lieber Mann.
Er.
Unmöglich!
Sie.
Was? nicht meinen Willen haben?
Schon gut! so sollst du mich in Monatsfrist begraben.
Er.
Den Willen kannst du haben.
138. Grabschrift der Tochter eines Freundes, die vor der Taufe starb
Hier lieget, die Beate heißen sollte,
Und lieber sein, als heißen wollte.
139. Auf den Marius
Dem Marius ward prophezeiet,
Sein Ende sei ihm nah.
Nun lebet er drauf los; verschwelgt, verspielt, verstreuet:
Sein End' ist wirklich da!
140. Auf den einäugigen Spieler Pfiff
Indem der Spieler Pfiff – erzürnte Götter! –
Durch einen schlimmen Wurf ein Auge jüngst verlor:
»Brav, Kamerade!« rief ein Spötter;
»Du gibst uns jedem nun Ein Auge vor.«
141. An einen Autor
Mit so bescheiden stolzem Wesen
Trägst du dein neustes Buch – welch ein Geschenk! – mir an.
Doch, wenn ichs nehme, grundgelehrter Mann,
Mit Gunst: muß ich es dann auch lesen?
142. Auf den Ley
Der gute Mann, den Ley bei Seite dort gezogen!
Was Ley ihm sagt, das ist erlogen.
Wie weiß ich das? – Ich hör' ihn freilich nicht:
Allein ich seh doch, daß er spricht.
143. Die Sinngedichte über sich selbst
Weiß uns der Leser auch für unsre Kürze Dank?
Wohl kaum. Denn Kürze ward durch Vielheit leider! lang.
144. Abschied an den Leser
Wenn du von allem dem, was diese Blätter füllt,
Mein Leser, nichts des Dankes wert gefunden:
So sei mir wenigstens für das verbunden,
Was ich zurück behielt.
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