Auf die Iris

Der Iris blühend volle Brust

Reizt uns, o D*, zu welcher Lust!

Doch ihr erbärmliches Gesichte,

O D*, macht Reiz und Lust zu nichte.

Sieh, Freund, so liegen Frost und Flammen,

Und Gift und Gegengift beisammen.

 

 

26. Auf Frau Trix

Frau Trix besucht sehr oft den jungen Doktor Klette.

Argwohnet nichts! Ihr Mann liegt wirklich krank zu Bette.

 

 

27. Auf Lukrins Grab

Welch tötender Gestank hier, wo Lukrin begraben,

Der unbarmherz'ge Filz! – Ich glaube gar, sie haben

Des Wuchrers Seele mit begraben.

 

 

28. Im Namen eines gewissen Poeten, dem der König von Preußen eine goldene Dose schenkte

Die goldne Dose, – denkt nur! denkt! –

Die König Friedrich mir geschenkt,

Die war – was das bedeuten muß? –

Statt voll Dukaten, voll Helleborus.

 

 

29. Auf den falschen Ruf von Nigrinens Tode

Es sagte, sonder alle Gnade,

Die ganze Stadt Nigrinen tot.

Was tat die Stadt in dieser Not?

Ein Zehnteil von der Stadt sprach: Schade!

Doch als man nach und nach erfuhr, daß das Geschrei

Ein bloßes blindes Lärmen sei:

So holten, was zuvor das eine Zehnteil sprach,

Die andern neune nach.

 

 

30. Auf den Gargil

Mit richtrisch scharfem Kiel durchackert seine Lieder

Gargil. Ins neunte Jahr schreibt, löscht und schreibt er wieder.

Sein Lied ist Lieb' und Wein. Kann man es ihm verdenken,

Daß er der Nachwelt will vollkommne Possen schenken?

 

 

31. Die Flucht

»Ich flieh, um öfter noch zu streiten!«

Rief Fix, der Kern von tapfern Leuten.

Das hieß: (so übersetz' ich ihn)

Ich flieh, um öfter noch zu fliehn.

 

 

32. Die Wohltaten

Wär' auch ein böser Mensch gleich einer lecken Bütte,

Die keine Wohltat hält: dem ungeachtet schütte –

Sind beides, Bütt' und Mensch nicht allzu morsch und alt, –

Nur deine Wohltat ein. Wie leicht verquillt ein Spalt!

 

 

33. An einen Geizigen

Ich dich beneiden? – Tor! Erspar', ererb', erwirb,

Hab' alles! – Brauche nichts, laß alles hier, und stirb!

 

 

34. Hinz und Kunz

Hinz.

 

Was doch die Großen alles essen!

Gar Vogelnester; eins, zehn Taler wert.

 

Kunz.

 

Was? Nester? Hab' ich doch gehört,

Daß manche Land und Leute fressen.

 

Hinz.

 

Kann sein! kann sein, Gevattersmann!

Bei Nestern fingen die denn an.

 

 

35. Auf eine lange Nase

O aller Nasen Nas'! Ich wollte schwören,

Das Ohr kann sie nicht schnauben hören.

 

 

36. Auf Stipsen

Stips ist, trotz einem Edelmann,

Ein Dummkopf und ein braver Degen;

Borgt, wie ein frecher Edelmann;

Zahlt, wie ein Edelmann, mit Schlägen;

Verprasset sein und anderer Vermögen,

Wie ein geborner Edelmann:

Und doch – wer kann dergleichen Torheit fassen? –

Will Stips sich noch erst adeln lassen.

 

 

37. Auf den Sanktulus

Dem Alter nah, und schwach an Kräften,

Entschlägt sich Sanktulus der Welt

Und allen weltlichen Geschäften,

Von denen keins ihm mehr gefällt.

Die kleine trübe Neige Leben

Ist er in seinem Gott gemeint,

Der geistlichen Beschauung zu ergeben;

Ist weder Vater mehr, noch Bürger mehr, noch Freund.

Zwar sagt man, daß ein trauter Knecht

Des Abends durch die Hintertüre

Manch hübsches Mädchen zu ihm führe.

Doch, böse Welt, wie ungerecht!

Ihm so was übel auszulegen!

Auch das geschieht bloß der Beschauung wegen.

 

 

38. An Grillen

Sei kürzer! sprichst du, Grill. Schweig, Grill! du bist nicht klug.

Ist das dir kurz genug?

 

 

39. An den Salomon

Hochweiser Salomon! dein Spruch,

»Daß unter Tausenden kein gutes Weib zu finden«,

Gehört – gerad' heraus – zu deinen Zungensünden;

Und jeder Fluch ist minder Fluch,

Als dieser schöne Sittenspruch.

Wer sie bei Tausenden will auf die Probe nehmen,

Wie du getan, hochweiser Mann,

Muß sich bei Tausenden der Probe freilich schämen,

Wird drüber wild, und lästert dann.

 

 

40. Auf ebendenselben

Daß unter Tausenden ein weiser Mann

Kein gutes Weibchen finden kann:

Das wundert mich recht sehr.

Doch wundert mich noch mehr,

Daß, unter Tausenden, ein weiser Mann

Nicht Eine gut sich machen kann.

 

 

41. Das böse Weib

Ein einzig böses Weib lebt höchstens in der Welt:

Nur schlimm, daß jeder seins für dieses einz'ge hält.

 

 

42. An den Aemil

Mit Unrecht klagest du, treuherziger Aemil,

Daß man so selten nur auf deine Worte bauen,

Mit Gleichem Gleiches dir gar nicht vergelten will:

Wer allen alles traut, dem kann man wenig trauen.

 

 

43. Trux an den Sabin

Ich hasse dich, Sabin; doch weiß ich nicht weswegen:

Genug, ich hasse dich. Am Grund' ist nichts gelegen.

 

 

44. Antwort des Sabin

Haß' mich, so viel du willst! doch wüßt' ich gern, weswegen:

Denn nicht an deinem Haß, am Grund' ist mir gelegen.

 

 

45. An einen Lügner

Du magst so oft, so fein, als dir nur möglich, lügen:

Mich sollst du dennoch nicht betriegen.

Ein einzigmal nur hast du mich betrogen:

Das kam daher, du hattest nicht gelogen.

 

 

46. Auf Trill und Troll

Ob Trill mehr, oder Troll mehr zu beneiden ist,

Trill, der Dorindens Bild, Troll, der Dorinden küßt:

Das möcht' ich wohl entschieden wissen, –

Da beide sie gemalt nur küssen.

 

 

47. Entscheidung des Vorigen

Ich denke, Trill ist noch am besten dran:

Weil ihn das Bild nicht wieder küssen kann.

 

 

48. An die **

Du fragst: Wer gibt für meinen Sohn

Mir einen Namen an?

Für deinen Sohn, und wessen Sohn? –

Du schweigest? – Nenn' ihn Pan.

 

 

49. Auf Alandern

Alander, hör' ich, ist auf mich gewaltig wild;

Er spöttelt, lästert, lügt und schilt.

Kennt mich der gute Mann? – Er kennt mich nicht, ich wette.

Doch was? als ob nicht auch sein Bruder an der Kette

Auf die am heftigsten, die er nicht kennet, billt.

 

 

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