Auf einen Brand zu **

Ein Hurenhaus geriet um Mitternacht in Brand.

Schnell sprang, zum Löschen oder Retten,

Ein Dutzend Mönche von den Betten.

Wo waren die? Sie waren – – bei der Hand.

Ein Hurenhaus geriet in Brand.

 

 

51. An Einen

Du schmähst mich hinterrücks? das soll mich wenig kränken.

Du lobst mich ins Gesicht? das will ich dir gedenken!

 

 

52. Grabschrift des Nitulus

Hier modert Nitulus, jungfräulichen Gesichts,

Der durch den Tod gewann: er wurde Staub aus Nichts.

 

 

53. Auf den Kodyll

Der kindische Kodyll wird keiner Steigrung satt,

Läßt keinen Krämer laufen,

Kauft alles, was er sieht: um alles, was er hat,

Bald wieder zu verkaufen.

 

 

54. An den Pompil

Ich halte Spielen zwar für keine Sünde:

Doch spiel' ich eher nicht, Pompil,

Als bis ich keinen finde,

Der mir umsonst Gesellschaft leisten will.

 

 

55. Auf den Tod eines Affen

Hier liegt er nun, der kleine, liebe Pavian,

Der uns so manches nachgetan!

Ich wette, was er itzt getan,

Tun wir ihm alle nach, dem lieben Pavian.

 

 

56. Grabschrift auf ebendenselben

Hier faulet Mimulus, ein Affe.

Und leider! leider! welch ein Affe!

So zahm, als in der Welt kein Affe;

So rein, als in der Welt kein Affe;

So keusch, als in der Welt kein Affe;

So ernst, als in der Welt kein Affe;

So ohne Falsch. O welch ein Affe!

Damit ichs kurz zusammen raffe:

Ein ganz originaler Affe.

 

 

57. Auf die Phasis

Von weitem schon gefiel mir Phasis sehr:

Nun ich sie in der Nähe

Von Zeit zu Zeiten sehe,

Gefällt sie mir – auch nicht von weitem mehr.

 

 

58. Auf Nickel Fein

In Jahresfrist, verschwor sich Nickel Fein,

Ein reicher, reicher Mann zu sein.

Auch wär' es, traun! nach seinem Schwur gegangen,

Hätt' man ihn nicht vor Jahresfrist gehangen.

 

 

59. Auf eine Liebhaberin des Trauerspiels

Ich höre, Freund, dein ernstes, schönes Kind

Will sich des Lachens ganz entwöhnen,

Kömmt in den Schauplatz nur, wenn süße Tränen

Da zu vergießen sind. –

Wie? fehlt es ihr bereits an schönen Zähnen?

 

 

60. Auf ein Schlachtstück von Hugtenburg

Furchtbare Täuscherei! Bramarbas stand vor ihr,

Ward blaß, und zitterte, und fiel, und rief: Quartier!

 

 

61. Auf den Hablador

Habladors Mund, Utin, ist dir ein Mund zum Küssen?

Wie er spricht, spricht dir niemand nicht? –

Wie sollte so ein Mann auch nicht zu sprechen wissen?

Er tut ja nichts, als daß er spricht.

 

 

62. Auf den Mison

Ich warf dem Mison vor, daß ihn so viele hassen.

Je nun! wen lieb' ich denn? sprach Mison ganz gelassen.

 

 

63. Der reiche Freier

Ein Bettler ging auf Freiersfüßen,

Und sprach zu einer Magd, die er nach Wunsche fand:

Nimm mich! Sie fragt: worauf? »Auf diese dürre Hand:

Die soll uns wohl ernähren müssen!«

Die Magd besann sich kurz, und gab ihm ihre Hand.

 

 

64. Auf den Rufinus

Rufinus endet nichts, er fängt nur alles an.

Ob alles? Lesbia, sprich doch! du kennst den Mann.

 

 

65. Hänschen Schlau

»Es ist doch sonderbar bestellt«,

Sprach Hänschen Schlau zu Vetter Fritzen,

»Daß nur die Reichen in der Welt

Das meiste Geld besitzen.«

 

 

66. An die Dorilis

Dein Hündchen, Dorilis, ist zärtlich, tändelnd, rein:

Daß du es also leckst, soll das mich wundern? nein!

Allein dein Hündchen lecket dich:

Und dieses wundert mich.

 

 

67. Grabschrift eines Unglücklichen, welcher zuletzt in einem Schiffbruche umkam

Hier warfen mich die Wellen an das Land.

Hier grub mich tot, mit frommer Hand,

Ein Fischer in den leichten Sand.

 

Dein Mitleid, Leser, ist bei mir nicht angewandt!

Im Sturme scheitern und ersaufen,

Hieß mir Unglücklichem, mit Sturm in Hafen laufen.

 

 

68. An einen schlechten Maler

Ich saß dir lang' und oft: warum denn, Meister Steffen?

Ich glaube fast, mich nicht von ungefähr zu treffen.

 

 

69. Auf eine Bildsäule des Amor

Hier blieb, als Amor, sich noch mächtiger zu sehen,

Eleonora ward, sein Körper geistlos stehen.

 

 

70. Auf ebendieselbe

So lieb euch, Kinder, Ruh und Glück:

Zurück von ihm, dem Schalke! weit zurück! –

(Ich hätte viel für diesen Rat gegeben!)

Er stellt sich so nur ohne Leben.

 

 

71. Auf ebendieselbe

Kommt diesem Amor nicht zu nah,

Und stört ihn nicht in seinem Staunen!

Noch steht er so, in Einem süßen Staunen,

Seit er Philinden sah.

 

 

72. Auf ebendieselbe

Die Unschuld naht sich ihm, und bebt:

Sie fühlt, sie fühlt es, daß er lebt.

 

 

73. Auf ebendieselbe

O Chloe, halte deinen Blick

Von diesem Schalke ja zurück!

Gesetzt, er wär' auch ohne Leben:

Was er nicht hat, das kann dein Blick ihm geben.

 

 

74. Auf den Fabull

Fabull verschließet alle Kisten

Vor Freunden, Dienern, Weib und Kind,

Damit sich niemand läßt gelüsten

Zu sehen, daß sie ledig sind.

 

 

75. Auf den trägen Y

Mit dir und über dich zu lachen,

Soll ich ein Sinngedichte machen?

Gut! daß du ohne Müh kannst lachen,

So will ichs sonder Einfall machen.

 

 

76. Entschuldigung wegen unterlassenen Besuchs

So wahr ich lebe, Freund, ich wollte ganze Tage

Und ganze Nächte bei dir sein:

Um mich mit dir die ganzen Tage,

Die ganzen Nächte zu erfreun.

Doch tausend Schritte sinds, die unsre Wohnung trennen;

Und hundert wohl noch oben drein.

Und wollt' ich sie auch gern, die tausend Schritte, rennen,

Und jene hundert oben drein:

So weiß ich doch, daß ich am Ende

Des langen Wegs, dich zwanzigmal nicht fände.

Denn öfters bist du nicht zu Hause,

Und manchmal bist du's nicht für mich:

Wenn nach dem langen Zirkelschmause

Der kleinste Gast dir hinderlich.

Ich wollte, wie gesagt, gern tausend Schritte rennen,

Dich, liebster Freund, dich sehn zu können:

Doch, allzu weiter Freund, dich nicht zu sehn,

Verdreußt michs, Einen nur zu gehn.

 

 

77. An den Paul

Es scheinet, daß du, Paul, der einz'ge Trunkne bist:

Denn du willst nüchtern sein, wo keiner nüchtern ist.

 

 

78.