An den Wesp

Nur Neues liebest du? nur Neues willst du machen?

Du bist, mein guter Wesp, sehr neu in allen Sachen.

 

 

93. An den Trill

Bald willst du, Trill, und bald willst du dich nicht beweiben:

Bald dünkt dichs gut, bald nicht, ein Hagestolz zu bleiben.

Ich soll dir raten? Wohl! Tu, was dein Vater tat:

Bleib frei; heirate nicht! – Da hast du meinen Rat.

 

 

94. An ebendenselben

Du nennest meinen Rat ein schales Sinngedicht?

Trill, einen andern Rat bekömmst du wahrlich nicht.

Zum Hängen und zum Freien

Muß niemand Rat verleihen.

 

 

95. An die Fuska

Sei nicht mit deinem roten Haar

So äußerst, Fuska, unzufrieden!

Ward dir nicht schönes braunes Haar,

So ward dir braune Haut beschieden.

 

 

96. Auf den Tod des D. Mead

Als Mead am Styx erschien, rief Pluto voller Schrecken:

Weh mir! nun kömmt er gar, die Toten zu erwecken.

 

 

97. Auf die schöne Tochter eines schlechten Poeten

Der Vater reimt und suchet allen,

Nicht wenig Kennern, zu gefallen.

Die Tochter buhlt: o! straft sie nicht!

Das gute Kind will allen,

Wie ihres Vaters Reim, gefallen.

 

 

98. Auf ebendieselbe

Dein braunes Mädchen, Freund, ist schön:

Das muß ihr auch der Neid gestehn.

So schön, daß man es ganz vergißt,

Daß sie ein wenig buhlrisch ist;

So schön, daß man es gar vergißt,

Daß ihr Papa ein Reimschmied ist.

 

 

99. Auf den Sextus

 

Die, der Ein Auge fehlt, die will sich Sextus wählen?

Ein Auge fehlet ihr, ihm müssen beide fehlen.

 

 

100. Kunz und Hinz

Kunz.

 

Hinz, weißt du, wer das Pulver hat erfunden?

Der leid'ge böse Geist.

 

Hinz.

 

Wer hat dir, Kunz, das aufgebunden?

Ein Pfaffe wars, der Berthold heißt.

 

Kunz.

 

Sei drum! so ward mir doch nichts aufgebunden.

Denn sieh! Pfaff' oder böser Geist

Ist Maus wie Mutter, wie mans heißt.

 

 

101. Auf den Bav

Ein schlechter Dichter Bav? ein schlechter Dichter? nein!

Denn der muß wenigstens ein guter Reimer sein.

 

 

102. Auf Dorinden

Sagt nicht, die ihr Dorinden kennt,

Daß sie aus Eitelkeit nur in die Kirchen rennt;

Daß sie nicht betet, und nicht höret,

Und andre nur im Beten störet.

Sie bat, (mein eignes Ohr ist Zeuge;

Denn ihre Schönheit geht allmählig auf die Neige)

Sie bat mit ernstlichen Gebärden:

»Laß unser Angesicht, Herr, nicht zu Schanden werden!«

 

 

103. Auf die Galathee

Die gute Galathee! Man sagt, sie schwärz' ihr Haar;

Da doch ihr Haar schon schwarz, als sie es kaufte, war.

 

 

104. Auf die Hütte des Irus

Vorbei verwegner Dieb! denn unter diesem Dache,

In jedem Winkel hier, hält Armut treue Wache.

 

 

105. Auf einen gewissen Leichenredner

O Redner! dein Gesicht zieht jämmerliche Falten,

Indem dein Maul erbärmlich spricht.

Eh du mir sollst die Leichenrede halten,

Wahrhaftig, lieber sterb' ich nicht!

 

 

106. Das schlimmste Tier

Wie heißt das schlimmste Tier mit Namen?

So fragt' ein König einen weisen Mann.

Der Weise sprach: von wilden heißts Tyrann,

Und Schmeichler von den zahmen.

 

 

107. Auf die Magdalis

Die alte reiche Magdalis

Wünscht mich zum Manne, wie ich höre.

Reich wäre sie genug, das ist gewiß;

Allein so alt! – Ja, wenn sie älter wäre!

 

 

108. Auf Lorchen

Lorchen heißt noch eine Jungfer. Wisset, die ihrs noch nicht wißt:

So heißt Lucifer ein Engel, ob er gleich gefallen ist.

 

 

109. Klimps

Der alte fromme Klimps, bei jedem Bissen Brot,

Den er genoß, sprach: Segne Gott!

Den schönen Spruch nicht halb zu lassen, sprach

Und stirb! sein frommes Weib mit Hiobs Weib' ihm nach.

 

 

110. Der spielsüchtige Deutsche

So äußerst war, nach Tacitus Bericht,

Der alte Deutsch' aufs Spiel erpicht,

Daß, wenn er ins Verlieren kam,

Er endlich keinen Anstand nahm,

Den letzten Schatz von allen Schätzen,

Sich selber, auf das Spiel zu setzen.

 

Wie unbegreiflich rasch! wie wild!

Ob dieses noch vom Deutschen gilt?

Vom deutschen Manne schwerlich. – Doch,

Vom deutschen Weibe gilt es noch.

 

 

111. Das Pferd Friedrich Wilhelms auf der Brücke zu Berlin

Ihr bleibet vor Verwundrung stehn,

Und zweifelt doch an meinem Leben?

Laßt meinen Reiter mir die Ferse geben:

So sollt ihr sehn!

 

 

112. Auf die feige Mumma

Wie kömmts, daß Mumma vor Gespenstern flieht,

Sie, die doch täglich eins im Spiegel sieht?

 

 

113. Eine Gesundheit auf die Gesundheiten

Weg, weg mit Wünschen, Reimen, Schwänken!

Trinkt fleißig, aber trinket still!

Wer wird an die Gesundheit denken,

Wenn man die Gläser leeren will?

 

 

114. Auf einen unnützen Bedienten

Im Essen bist du schnell, im Gehen bist du faul.

Iß mit den Füßen, Freund, und nimm zum Gehn das Maul.

 

 

115. Der Schwur

Ich schwöre Lalagen, daß sonder ihre Küsse,

Kein königliches Glück mein Leben mir versüße.

Dies schwör' ich ihr im Ernst, wofern sie sich ergibt;

Und schwör' es ihr im Scherz, wofern sie mich nicht liebt.

 

 

116. Themis über ihr Bildnis in dem Hause eines Richters

Womit, o Zeus, hab' ich den Schimpf verschuldet,

Daß man mein Bild in diesem Hause duldet?

 

 

117. Der Furchtsame

Kaum seh' ich den Donner die Himmel umziehen,

So flieh' ich zum Keller hinein.

Was meint ihr? ich suchte den Donner zu fliehen?

Ihr irrt euch; ich suche den Wein.

 

 

118. An den Herrn V.

Du ladest zwanzig Schmauser ein,

Wovon ich keinen kenn'; und dann mich oben drein.

Doch zürnst du, und erstaunst, warum ich nicht erscheine?

Ich schmause, Freund, nicht gern alleine.

 

 

119.