Und sieh, daß du ihn bis zwölf Uhr nachts zurückhältst – diese Stunde ist die Ruhestunde auf meinem Ball – dann führst du ihn und sein Weib auf der Hintertreppe in das kleine Gastzimmer, und siehst du, daß er schnell zu Bette komme – ermüdet von der Reise, wird er bald einschlafen – und so sind wir für heute sicher vor jeder Störung!
FAUSTIN. Hm! Der Plan ist nicht übel – meinetwegen! Aber morgen müssen Euer Gnaden schauen, daß er für immer fort kommt – entweder ich oder er – diese Alternative stell' ich –
HOCHHEIM. Ja, ja, wir werden schon sehen – also ich verlasse mich ganz auf deine Klugheit – ich muß nun hinüber – es könnten neue Gäste gekommen sein, die ich empfangen muß.
BEIDE gehen ab.
Verwandlung.
Prächtig dekorierter Tanzsaal,
Kandelaber in den Ecken, reiche Lüster mit vielen Lichtern – seitwärts eine Tribüne für das Orchester.
Dienerschaft ist eben mit dem Arrangement beschäftigt.
Sechster Auftritt.
Eulalia an Hupfers Arm, Klotilde an Roberts Arm kommen herein.
KLOTILDE. Gott! Aber dö Pracht – i waß mi zwar no recht gut aus meiner Kindheit z' erinnern, 's war alleweit nobel in mein Vatern sein Haus – aber so prächti –
EULALIA sich nach ihr umsehend. Aber Kind, Kind, was für einen horriblen Dialog sprichst du – diese Gemeinheit! Hast du denn während deines unheilvollen Landlebens ganz den Ton vergessen, der in unserem Hause herrscht –
KLOTILDE. Liebe Mutter –
EULALIA entrüstet. Mutter! Mutter! Was das wieder für ein Wort ist. – Bauern haben Mütter – wir in der noblen Welt haben eine Mama und Papas.
KLOTILDE sich mühsam zum Hochdeutschen zwingend. Liebe Mama – ich werde mich schon zusammennehmen und acht haben, daß i mi nit vergiß –
EULALIA. So laß ich mir's gefallen – und dann – in dieser Tracht darfst du nicht bleiben – Reginens Kammerjungfer soll dir einige von deren Kleidern geben – sie werden dir schon passen – kleide dich schnell um – ich muß jetzt ins Empfangszimmer – bis ich zurückkomme, will ich dich ganz verwandelt sehen. Sie geht ab mit Hupfer.
Siebenter Auftritt.
Robert. Klotilde.
KLOTILDE seufzt. Ach Gott! Bis ich mich wieder in all das vornehme Wesen hineinfinden werde.
ROBERT. Aber Sie freuen sich doch wohl auf den neuen Putz, womit Sie sich nun schmücken werden?
KLOTILDE. O Gott, i wollt, 's passet ma gar kans von die vornehmen Klader! Sich bemeisternd. Verzeihen Sie, Herr von Wellenschlag.
ROBERT. Wie? Sie ziehen also diese Kleidung vor –
KLOTILDE. Ja, schauns – Sie mögen mich auslachen, aber das städtische Wesen ist mir seit den zehn Jahren, die ich bei meinem lieben Vetter so glücklich zubrachte, ganz fremd geworden. Es geht mir mit den Kleidern, wie mit der Sprache Wieder österreichisch. ich werd' mich nicht z'rechtfinden können, mir geht halt gar nichts übers echte oberöstreichsche, 's hat halt an ganz andern Klang –
ROBERT. Sie haben recht – es spricht so zum Herzen.
KLOTILDE. Aber Sie reden ja selbst so hochdeutsch, so rein –
ROBERT. Je nun, hier in unsern Zirkeln muß ich wohl – aber ich habe bisher jeden Sommer in den Gebirgsgegenden Oberösterreichs zugebracht, auf Gütern von Bekannten – und ich fühle mich nirgends so heimisch als dort – die liebe herzige österreichische Sprache tut mir so wohl –
KLOTILDE. Was – da könnt' ich ja nachher mit Ihnen ganz ungeniert reden?
ROBERT. O ich bitte Sie, tun Sie das, Sie glauben nicht, wie lieb mir diese Sprache gerade aus Ihrem Munde klingt –
KLOTILDE. So ist's recht. Lachend. Und i hab' mir grad so viel Zwang antan, weil i g'furchten hab', daß Sie mi auslacheten – Schauns! Jetzt ist mir mit einmal wieder so wohl – wann i hochdeutsch reden soll, ist's mir alleweil, als wann mich der Schuh drucket. – Bei mein Vetter im Oberlandl da hab' i reden und tun können, was i g'wollt hab' – und drum bin i a dort so g'sund wurn und so frisch. – In aller Fruh bin i nauf auf'n Berg – o 's ist a schöne Gegend durt! Wie da d' Lauber tröpfelt hab'n, und der Tau blitzt hat, und der Tanawald so frisch und kräfti g'schmeckt hat – da hab' i a Lieblingsplatzl g'habt, wo i d' Sunn gar oft hab' aufgehn g'sehn.
1 comment