Unter mir d' Donau, die nach Wien abagrunnen ist – o Herr! Schauns, wie i weit davon weg war, hab' i mei Vaterstadt no viel lieber g'habt als jetzt, wo ich mitten drinat bin – da hab' i in die Gegend g'schaut, wo's liegt, und hab' an meine Eltern denkt und an alle, die i dort lieb hab', und hab' für sie bet' – o Herr! Herr! Ma kann in keiner Kirchen so frumm beten, als dort auf'n Berg, so nah dem blauen Himmel, und mitten unter die grean Tanabam!

ROBERT hingerissen ihre Hand fassend. Glückliche Einfalt! Sie würden also ein Leben in ländlicher Zurückgezogenheit dem Glanze der Stadtwelt vorziehen?

KLOTILDE. O gewiß! Gott behüt mi vor dem Unglück, a vornehme gnädige Frau wern z' müssen, wann i anmal heirat, denn Seufzend. heiraten muß i doch – und – Wieder seufzend. o mein, ein' Herrn aus der Stadt, hat der Vetter g'sagt –

ROBERT. Und die Stadtherrn sind Ihnen also so zuwider –

KLOTILDE verlegen. Na – schauns – das heißt – Für sich, Robert von der Seite anblickend. der da war vielleicht noch der einzige –

ROBERT ihre Hand fassend. Also – einen Stadtherrn könnten Sie durchaus nicht lieben?

KLOTILDE will sich sanft losmachen. Na – ich mein – ich mein Fast unwillig. wann auch i ein recht gut sein könnt – die Stadtherrn wissen ja gar nicht, was recht gut sein ist – hab's ja schon g'sehn. Nachahmend. Mein Fräulein! Meine Göttin – ich bete Sie an – Sie allein – ewig! – Und 's ist ka Wort davon wahr! Da machens es droben am Land ganz anderst, wann a Bua sagt: O mein Dearndl, ich bin dir so gut – so gut, i kann nit sein ohne dir – da liegt mehr Lieb drin, als wann so an Stadtherr sich d' Gurgel wund redt!

ROBERT sie sanft an sich ziehend. Laß sehen, ob ich's nicht auch treffe. In österreichischer Mundart. Mein Dearndl! Was willst denn, was häst denn no gern – I steig aufi zum Himmel! und hol dir an Stern!

KLOTILDE freudig zurücktretend und die Hände zusammenschlagend. O mei, o mei! Sie reden mei Sprach, und so lieb – so lieb – und schaun so aufrichtig drein – o – ich bitt Ihnen, redens noch einmal a so – redens nur no a klans bissel so.

ROBERT. Aber was ich jetzt sage, ist wahr – wahr – ich schwöre es Ihnen! Aber – Sie müssen mir auch wahr darauf antworten.

KLOTILDE. Ja, ja, redens nur –

ROBERT.

Mein Herz und mei Hand und a grundsichers Haus,

Das alles sollst habn – sag mei Dirn! schlagst es aus?

KLOTILDE sich vergessend, preßt beide Hände ans Herz und sagt beinahe weinend.

Dein Herz und dei Lieb? – Nachher red nichts vom Haus

Und wannst ganz allan stundst, i schlag di nit aus!

 

Sie fällt ihm an die Brust.

 

ROBERT plötzlich horchend. Horch – es kommt jemand –

KLOTILDE sich schnell losmachend. A dös ist recht fatal –

ROBERT. Ich werde während des Balls in Ihrer Nähe bleiben.

BEIDE stehen etwas verlegen.

REGINE kommt.

 

Achter Auftritt.

Die Vorigen. Regine.

 

REGINE Klotilde fixierend. Wie, Cousine! Du bist noch hier? Die Kammerjungfer hat dir zwei von meinen Kleidern zurecht gemacht – du hast die Wahl –

KLOTILDE zu Robert. O weh! Grad jetzt, wo ich mich so lebhaft an mein Wald erinnert hab', jetzt ist mir das G'flanz no z'widrer!

REGINE es bemerkend. Was soll das? – Du hast gehört – es ist höchste Zeit, dich umzuziehn.

KLOTILDE leise zu Robert. O noch einen Augenblick –

REGINE eifersüchtig. Sehr schön – Herr von Wellenschlag – mich würdigten Sie noch keines Grußes! Man hört plötzlich hinter der Kulisse laut sprechen.

ROBERT. Was ist das?

FAUSTIN, SEBASTIAN UND APOLLONIA werden sichtbar.

 

Neunter Auftritt.

Die Vorigen. Faustin.