Lieber Vater! Darf ich Sie bitten, mich nur auf eine Viertelstunde hier allein zu lassen –
SEBASTIAN. Ja, was willst denn?
REGINE. Ich bitte Sie darum – nach dieser Viertelstunde werde ich an der Hand meines Bräutigams Sie um Ihren väterlichen Segen bitten –
SEBASTIAN. Was – in einer Viertelstund? – Ja, du tust ja grad, als ob sich die Bräutigams nur so g'schwind ausbacken ließen, wie d' Spritzkrapfen.
REGINE dringend. Ich bitte Sie, Vater! Wenn Ihnen an meiner Ehre, an meinem Lebensglücke gelegen ist, lassen Sie mich jetzt allein!
SEBASTIAN. Na, meinetwegen, ich geh' – Für sich. aber zuschauen muß ich doch, ich hab' mei Lebtag nicht g'sehen, wie in der Stadt a Bräutigam g'macht wird – Er geht ab, wird aber während der folgenden Szene oft im Gebüsche lauschend gesehen.
REGINE allein. Ja – es ist beschlossen – sie soll den Triumph nicht haben – und mein Herz? – Hm! Es sind altväterische Rechte, die sich das Herz anmaßt – fortan soll mich nur die Klugheit bestimmen! Sie setzt sich in die Laube, nimmt ein Buch vom Tische und stellt sich in dasselbe vertieft.
HUPFER kommt trillernd, erblickt Reginen und bleibt stehen.
Siebenter Auftritt.
Die Vorige. Hupfer. Später Apollonia und Sebastian.
HUPFER. Ha – sie hier – eine stolze Diana! Er tritt näher und räuspert sich.
REGINE wie überrascht aufblickend. Ha – Sie –
HUPFER zärtlich. Zürnt Diana dem sie überraschenden Aktäon?
REGINE lächelnd. Wenn ich auch zürnte – so würde ich Ihnen doch nicht Aktäons Schicksal bereiten, lieber Hupfer!
HUPFER. Wie – was? Er sieht sich um. Reden Sie mit mir?
REGINE. Mit wem sonst? Sie sieht ihn freundlich an.
HUPFER. O mein Himmel – und diese Augen – diese Blicke – o – o – es sind Sonnenstrahlen, die den Gletscher meines Herzens zur Dachtraufe machen – und dieser so lieblich – so minnig verzogene Mund – diese Lippen, ach –
REGINE mit Koketterie. Warum nicht gar! Wenn man den jungen Herren nur einen freundlichen Blick weist, so wollen sie gleich, Gott weiß was, vermuten –
APOLLONIA tritt auf und geht zu Sebastian, der ihr winkt, ins Gebüsch.
HUPFER. Aber mein Himmel – ich bin solche Blicke von Ihnen gar nicht gewöhnt – Sie haben mich sonst immer so spöttisch – so gewiß – wegwerferisch angesehen –
REGINE seufzt.
HUPFER. Ach Gott – und ein Seufzer auch, Regine! Fräulein Regine – sollte dieser Seufzer mir gewidmet sein?
REGINE. O ich bitte, lassen Sie mich – lassen Sie mich – seien Sie nicht so ungestüm –
HUPFER. War ich denn ungestüm? Er tritt näher und faßt ihre Hand.
REGINE erschreckt, als ob sie ihre Hand losmachen wollte. O mein Himmel! Was tun Sie – lassen Sie meine Hand –
HUPFER läßt die Hand los. Wenn Sie befehlen – Für sich. Ich weiß gar nicht, wie mir geschieht!
REGINE für sich. Der ist doch gar zu blöde. Sie erhebt sich vom Sitze.
HUPFER. Was, Sie wollen fort – Regine!
REGINE seufzend. Ich muß! Ach –
HUPFER.
1 comment