Er hatte sich dort ein Nest gebaut und war dabei brütend befunden worden. Er fletschte die Zähne und schrillte in einem durchdringenden Ton: »Zirrizittig-Zirritig.« Aber es half ihm nicht. Man zerrte die Dame, auf deren Sonnenschirm er flanierte, hin und her. Man beschimpfte, bespie und beschuldigte sie. Man erteilte ihr einen Stoß ins Gesäß, denn man hielt sie für eine Spitzelin. Da fiel er heraus aus dem Nest und die Eier mit ihm, und ein Johlen erhob sich.
Aber man riß ihm nur seinen Papieranzug vom Leib. Er selber entkam und retirierte in das Gestänge der Bahnhofshalle, oben hinauf, wo sich der Rauch aufhält. Dort war es ganz offenbar, dort oben könne er sich nicht lange halten.
In der Tat kam er herunter nach fünf Tagen und ward vor den Richter gestellt. Jämmerlich war er anzusehen. Das Gesicht geschwärzt von Kohlenruß und die Hände besudelt von Tintendreck. In der Hosentasche trug er einen Revolver. In der Brusttasche neben dem Portefeuille das Handbuch der Kriminalpsychologie von Ludwig Rubiner. Noch immer fletschte er die Zähne »Zirritig-Zirrizittig«. Da kamen die Tintenfische aus ihren Löchern und lachten. Da kamen die Zackopadoren und schnupperten an ihm. Da schwirrten die Zauberdrachen und Seepferdchen überlings um seinen Kopf.
Und man machte ihm den Prozeß: »In grauer Gestalt ruiniert zu haben die Weideplätze der Mystiker. Durch mancherlei Unfug Aufsehen erregt zu haben. Aber der Teufel machte sich zu seinem Anwalt und verteidigte ihn. »Afterreden und Schläfrigkeit«, sprach der Teufel, »was wollt ihr von ihm? Sehet, da stehet ein Mensch. Wollt ihr, daß ich meine Hände in Unschuld wasche, oder soll er geschunden werden?« Und die Armen und Bettler sprangen herfür und riefen: »Herr, hilf uns, wir haben Fieber.« Aber er schob sie zurück mit der flachen Hand und sagte: »Bitte, nachher.« Und der Prozeß wurde vertagt.
Am nächsten Tag aber kamen sie wieder, viel Volks, brachten Rasiermesser und schrieen: »Gib ihn heraus. Er hat Gott und den Teufel gelästert. Er ist ein Journalist. Er hat unser Mondhaus befleckt und sich ein Nest gebaut auf dem Sonnenschirm einer Dame.«
Und der Teufel sagte zu Lilienstein: »Verteidige dich.« Und ein Herr aus dem Publikum rief mit erhobener Stimme: »Dieser Herr hat keine Gemeinschaft mit der Aktion.«
Und Lilienstein fiel auf die Knie, beschwor die Sterne, den Mond und die Menge und rief: »Autolax ist das beste. Aus weichem Holz und Bast gebundene trichterähnliche Zapfen kennt schon das Altertum. Der Soxletapparat ist eine Erfindung der Neuzeit. Das beste Abführmittel ist Autolax. Es besteht aus Pflanzenextrakten. Hören Sie mich: aus Pflanzenextrakten! Es braucht kaum erwähnt zu werden, daß es sich um ein Erzeugnis der deutschen Industrie handelt«, stammelte er in seiner Not. »Nehmet hin dieses Rezept. Ich beschwöre Euch.
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