Geht durch die leeren Bäume über den Schnee, über das Schilfdach einer Hütte, über einen kauernden blauen Mann und eine gelbe ziehende Herde.
Der Schnee in blauen Scherben auf dem Hüttendach, um die Hütte in gelben Meerschaumwellen. Vergißmeinnichtblüten und Rosa in den Schneegruben. Der Schnee knistert fiebernd wie Seide. Seiden die Luft, goldweiß und goldrosig gestrählt.
Opalfarben schweben über den Schnee, kaum hörbar, zart wie der Atem der Perlen.
Aber über allem bricht rauschend das Licht im Duftguß aus weißem Kern. Steht in weißem Rosa und höher Gold, blasses Silbergold, und blüht entfaltet wie eine Blume.
Es wird lebendig der Schnee. In blauglimmenden Schatten steigen Flammen und aus Kristallbrüchen Gase, blaue und rosige weiten die Luft. Mit ihnen summende violette Dämpfe, rauschen unter der Hütte, saugen sich im Baumgeäst hoch. Die kahlen Bäume stehen in der Luft, wie die rosigen Adern auf durchsichtigen Blütenblättern.
Es geht aus allem eine nadeldünne Kühle, eine streichelnde Weichheit, wie die Schiller auf kühlen Muschelschalen und Perlmutter.
Der blaue Mann steht gebeugt im Licht. An ihm vorbei zieht die Schafherde aus der Hütte und breitet sich über den Schnee.
Es geht warmer Lichtfriede über den kalten Schnee. Auf Engelfittichen eine kinderlallende Andacht. Im schmeichelnden Gießen von Düften das Entfalten einer Taube auf rosigem Silbergrund. Das wispernde Beten ganz kleiner runder Engel mit Veilchenaugen und Blütenstaub im Haar und Daunenflügel am Nacken. Und Musik von elfenbeinernen Harfen.
Chorgesang
Stimmblumen eine tauhelle Wiese voll. Und der Frühhauch treibt sie in gelben Scharen zusammen. Ein See, grün und violett, und das silberne Herzpochen der Wellen.
Auf einer Klippe ein Weib. Steil, mager aller Wollust entkleidet. Bleiche Verhärmtheit liegt wie ein strenges Gewand an diesen dünnen, blauen Gliedern.
Eine Lustsäule saugt sich zum Himmel. Ein gerades hochgerecktes Greifen. Die Augen zurückgebeugt, weit, daß die Iris fast hinter die Lider taucht, und das Weiße in verzehrendem Weiß.
Ein schwächlich rankendes Wimmern. Aber doch Rubinmark in weißen durchsichtig zitternden Dämpfen.
Dann schließt sich das alles. – Weich, lau wie graue samtne Blütenblätter zum Sonnenschlummer gefaltet.
Ein Schluchzen quillt aus der Erde. Warme Tränen quellen. Die Starre und die Steile zerfließen.
Die Flucht nach Ägypten
Sie ziehen über eine graue Wiese durch matte Frühnebel an blassen Blütenbüschen vorbei. Eine Frau mit goldnem Schein überm Haupt auf einem Esel. Nur noch der Kopf des Esels geht über den Halmen. Ihr nach, an einem Stabe im Mantel gebeugt, eine Kapuze spitz über den Kopf, der Mann.
Rings um sie steigt blauer Blütenrauch aus der Wiese. Blasse leuchtende Düfte aus dem Graugrün und Graugelb. Ein müder dünner Spinnwebenflaum belegt jede Lichtpore, die Luft steht verdichtet, wie zartes Horn über allen Farben.
Am Horizont ein Streif, rosig wie süße Weindünste, aber noch ein Lila darin, das blutet wie aus weher Narbe.
Wie ganz dünner Schaum schwimmen die Blütensträucher über der Wiese. Ihr Duft saugt die Halme zur Höhe und beugt den Himmel nieder.
Durch die behutsame Stille ziehen der Mann und die Frau auf dem Esel. Unter ihrem Mantel, am Herzen hält sie ein schlafendes Kind.
1 comment