Männer und Frauen. Aber alle gefühllos, eingepreßt, umkrustet vom Schweigen.

Bis zur Wölbung staut grünmehlige Weihrauchluft, süßätzender Nebel.

Lange hagere Fenster, ein steifes glattes Licht, draußen hartweißer Himmel, wie eine Eisplatte.

Vor dem Altar scheuer Raum. Ein Betstuhl. Ein Priester in starrem Faltenhemd und Spitzen. Die Arme breitgestützt. Stahlblaue Stille strahlt von ihm. In strengen gläsernen Kristallen zersticht es im Kreise jeden roten Pulsschlag.

Die Lichtaugen am Altar gefrieren zu goldenen Dornen. Blumenfarben gerinnen. Bleiche Larven.

Oben über der kriechenden moorbraunen Stille, in den Gipsgirlanden der Säulen, in Falten geschwollener Engelleiber hockt höhnischer Moder. Nagt, grinst und fletscht Affenzähne.

Unten am Ende der Halle prallt der Tag an der offenen Türe zurück.

Weißblaues Hyazinthenlicht, sein Atem greift herein. Der Moder sträubt sich. Gelbe Katzen pfauchen. Eine große graue staubweiche Motte flattert auf. Über der Tonsur des Priesters. Taumelt zum Altar. Sinkt in die Lichtdornen. Die Dolche stoßen zischend zu. Der morsche Leib krampft sich. Die dünnen Flügel versengt, schlagen die Blumen. Die Blüten kreischen auf. Gellende Lohe reckt sich vom Altar. Ein Scharlachstrom überblutet das bleiche Kreuz. Die veilchenblauen Laken glutgebläht rollen vom Altar hoch, getrieben von Feuerstacheln. Schrecken verknöchert das Schweigen.

Rote glühende Stirnen heben sich aus der kauernden Menge. Augen schmelzen und erwachen.

Der Priester duckt sich, rutscht zurück. Purpurne Flammenflügel fegen die Halle.

– Auferstehung!

 

Eine Schmerzstimmung

 

Es ist eine starre frostige Ebene,

Tiefes graues Gewölk,

Lautlose schwarze Vögel

In flachem Flug.

Und zwischen dem Himmel

Und zwischen dem Erdrand

Ein blasser hilfloser Strahl,

Liegt einsam an der Erde,

Einsam am Himmel.

 

Es ist eine blutleere Hand,

Blaß ausgestreckt,

Mit dünnem, mattgrünem Geäder,

Und zitternd gereckten, blauen kranken Adern.

Und die graue leere Hand

Liegt hungernd geöffnet.

 

Es ist das erstickte Auge einer Leiche,

Blauweiß in stechender Steilheit,

Grell unter halbgeöffnetem Lid

Ein erwürgter aufschreiender Blick.

 

Und es ist von der Leiche

Noch der blaue gekrampfte Mund,

Mit den schweren harten Lippen,

Und dem schweren harten Schweigen.

 

Aber von Tönen ist es kein Akkord, und kein Laut,

Es ist die vibrierende Fieberstille zwischen zwei Lauten.

Und von Gerüchen ist es

der schluchzende Duft

nasser schwarzer Erde.

Und von Farben:

Das geronnene Rot

und das flehende Blaß

scharfer, verwester Rosen.

 

 

Enttäuschung

 

Die junge Rose war erwacht

In sehnsuchtschwüler Mondennacht.

»Bist du die Sonne! Du blaues Licht?« –

Sie preßt voll Wonne ihr Blütengesicht,

Bebend in wogenden Qualen,

In die traumblassen, leblosen Strahlen.

»Bist du die Sonne?« – – –

 

Der Tag hat ihr die Sonne gebracht.

Der Tag war zerronnen. Duftweiße Nacht.

»Das also Sonne? Empfindloses Gold?!

Und mein Traum, Weichheit so schmiegsam und hold –

Küßt, küsset mich blaue Strahlen,

Löschet die zehrenden Qualen,

Seid Sonne, Sonne!!« –

 

 

Im Paradies

 

Wie weißes Eisen glüht die Sonnenluft. Jeder Atemzug ein Schluck qualmendes Blut.

Der stumme Mann hält seinen Hut in der Hand. Die Straße hinauf. Immer im Schatten.