Sterben

an Frauen.

Singe der Jüngling die tödlichen,

wenn sie ihm hoch durch den Herzraum

wandeln. Aus seiner blühenden Brust

sing er sie an:

unerreichbare! Ach, wie sie fremd sind.

Über den Gipfeln

seines Gefühls gehn sie hervor und ergießen

süß verwandelte Nacht ins verlassene

Tal seiner Arme. Es rauscht

Wind ihres Aufgangs im Laub seines Leibes. Es glänzen

seine Bäche dahin.

Aber der Mann

schweige erschütterter. Er, der

pfadlos die Nacht im Gebirg

seiner Gefühle geirrt hat:

schweige.

Wie der Seemann schweigt, der ältere,

und die bestandenen

Schrecken spielen in ihm wie in zitternden Käfigen.

“ONE MUST DIE BECAUSE ONE HAS KNOWN THEM”

(“Papyrus Prisse.” From the sayings of Ptah-hotep, manuscript ca. 2000 B.C.)

“One must die because one has known them.” Die

of their smile’s unsayable flower. Die

of their light hands. Die

of women.

Let the youth sing those deadly ones

as they come spiraling up through heartspace.

Out of his burgeoning breast

let him sing to them:

unattainable! Ah, how strange they are.

Over the peaks

of his feeling they rise and pour

sweetly transfigured night into the desolate

vale of his arms. Breeze of their

rising leafs through his body’s boughs. Glistening

his brooks run forth.

But may the grown man

keep silent more shakenly. He

who, pathless, at night on his feelings’

far ranges has strayed:

keep silent.

As the sailor keeps silent, the older one,

and the outlasted

terrors play in him as in trembling cages.

 

Paris, July 1914

 

Fast wie am Jüngsten Tag die Toten sich reißen

aus der Umarmung der Erde, und der erleichterte Ball

hinter ihnen empor sich in die Himmel verliert—:

so fast stürzen sich jetzt diese, die leben, ins Erdreich,

und die beladene sinkt, die Erde, zum Weltgrund

in der Jahrtausende Tang, wo die Schicksale noch—

stumme mit stumpfem Fischblick—

kalte Begegnungen haben. Wo aus Röhren hervor,

wie See-Anemonen,

prachtvoll die Wunden erblühn, und dem furchtbaren Pulp

selber die Strömung den Tast-Arm

an das zu Fassende trägt. Da bildet

aus dem gebeinernen Kalk sich die blasse Koralle

starrlebendigen Grauns, die sich schweigend verzweigt.

 

Almost as on the last day the dead will tear themselves

from the earth’s embrace, and the unburdened ball,

racing after them, will vanish into the sky—:

thus almost now these, the living, plunge into the soil,

and that soil, the earth, sinks laden toward the watery worldbed

into millennial weed, where destinies as yet—

mutely with blank fishgaze—

have cold encounters. Where out of tubes,

as with sea anemones,

wounds bloom resplendently, and the terrible pulp’s

waving slime-arm is borne by the current

toward the thing to be seized. On the floor

out of skeletal lime the pale coral’s

stiff-living horror evolves, and branches in silence.

 

Irschenhausen, early September 1914

AN HÖLDERLIN

Verweilung, auch am Vertrautesten nicht,

ist uns gegeben; aus den erfüllten

Bildern stürzt der Geist zu plötzlich zu füllenden; Seen

sind erst im Ewigen. Hier ist Fallen

das Tüchtigste. Aus dem gekonnten Gefühl

überfallen hinab ins geahndete, weiter.

Dir, du Herrlicher, war, dir war, du Beschwörer, ein ganzes

Leben das dringende Bild, wenn du es aussprachst,

die Zeile schloß sich wie Schicksal, ein Tod war

selbst in der lindesten, und du betratest ihn; aber

der vorgehende Gott führte dich drüben hervor.

O du wandelnder Geist, du wandelndster! Wie sie doch alle

wohnen im warmen Gedicht, häuslich, und lang

bleiben im schmalen Vergleich. Teilnehmende. Du nur

ziehst wie der Mond. Und unten hellt und verdunkelt

deine nächtliche sich, die heilig erschrockene Landschaft,

die du in Abschieden fühlst. Keiner

gab sie erhabener hin, gab sie ans Ganze

heiler zurück, unbedürftiger. So auch

spieltest du heilig durch nicht mehr gerechnete Jahre

mit dem unendlichen Glück, als wär es nicht innen, läge

keinem gehörend im sanften

Rasen der Erde umher, von göttlichen Kindern verlassen.

Ach, was die Höchsten begehren, du legtest es wunschlos

Baustein auf Baustein: es stand. Doch selber sein Umsturz

irrte dich nicht.

Was, da ein solcher, Ewiger, war, mißtraun wir

immer dem Irdischen noch? Statt am Vorläufigen ernst

die Gefühle zu lernen für welche

Neigung, künftig im Raum?

TO HÖLDERLIN

Lingering, even among what’s most intimate,

is not our option. From fulfilled images

the spirit abruptly plunges toward ones to be filled;

there are no lakes until eternity. Here falling

is our best. From the mastered emotion

we fall over into the half-sensed, onward and onward.

For you, you superb one, you conjurer,

the urgent image was an entire life, when you pronounced it

the line locked shut like fate, a death was

even in the mildest one, and you entered it; but

the god ahead led you out and beyond.

O you wandering spirit, deftest at change! How all the others

dwell in warm poems, snugly, and make long stays

in narrow similes. Taking part. Only you

drift like the moon. And down below, your nocturnal

landscape grows bright and darkens—that sacredly startled

landscape you feel in departure. No one ever

gave it up more sublimely, gave it back to the whole

more uninjured, less marred by need.