So too,
during years you’d ceased counting, you played devoutly
with that infinite happiness, as though it were not inside you
but lay all about, belonging to no one, in the earth’s
soft grasses, left there by celestial children.
Ah, what the highest crave, you, undesiring, erected
brick on brick: it stood. Even its collapse
left you unbewildered.
Why, after such a life, Eternal, do we go on
mistrusting the earthly? Instead of from provisional things
ardently learning the feelings for who knows
what inclination, awaiting us in space?
Irschenhausen, September 1914
Ausgesetzt auf den Bergen des Herzens. Siehe, wie klein dort,
siehe: die letzte Ortschaft der Worte, und höher,
aber wie klein auch, noch ein letztes
Gehöft von Gefühl. Erkennst du’s?
Ausgesetzt auf den Bergen des Herzens. Steingrund
unter den Händen. Hier blüht wohl
einiges auf; aus stummem Absturz
blüht ein unwissendes Kraut singend hervor.
Aber der Wissende? Ach, der zu wissen begann
und schweigt nun, ausgesetzt auf den Bergen des Herzens.
Da geht wohl, heilen Bewußtseins,
manches umher, manches gesicherte Bergtier,
wechselt und weilt. Und der große geborgene Vogel
kreist um der Gipfel reine Verweigerung.—Aber
ungeborgen, hier auf den Bergen des Herzens.…
On the mountains of the heart cast out to die. Look, how small there,
look: the last village of words, and higher,
but how small too, yet one last
farmstead of feeling. Do you see it?
On the mountains of the heart cast out to die. Rockground
under the hands. Here, it’s true,
some things flourish; out of mute downplunge
an unknowing herb breaks forth singing.
But for the one who knows? Ah, who began to know
and now is silent, on the mountains of the heart left to die.
True, many an unhurt consciousness roams here,
many, so many sure mountain animals
change fields and stay. And the great sheltered bird
circles the peaks’ pure refusal. —But
unsheltered, here on the mountains of the heart …
Irschenhausen, September 20, 1914
Immer wieder, ob wir der Liebe Landschaft auch kennen
und den kleinen Kirchhof mit seinen klagenden Namen
und die furchtbar verschweigende Schlucht, in welcher die andern
enden: immer wieder gehn wir zu zweien hinaus
unter die alten Bäume, lagern uns immer wieder
zwischen die Blumen, gegenüber dem Himmel.
Again and again, even though we know love’s landscape
and the little churchyard with its lamenting names
and the terrible reticent gorge in which the others
end: again and again the two of us go out together
under the ancient trees, lay ourselves down again and again
among the flowers, facing opposite the sky.
Munich (?), end of 1914
Ach wehe, meine Mutter reißt mich ein.
Da hab ich Stein auf Stein zu mir gelegt,
und stand schon wie ein kleines Haus, um das sich groß der Tag bewegt,
sogar allein.
Nun kommt die Mutter, kommt und reißt mich ein.
Sie reißt mich ein, indem sie kommt und schaut.
Sie sieht es nicht, daß einer baut.
Sie geht mir mitten durch die Wand von Stein.
Ach wehe, meine Mutter reißt mich ein.
Die Vögel fliegen leichter um mich her.
Die fremden Hunde wissen: das ist der.
Nur einzig meine Mutter kennt es nicht,
mein langsam mehr gewordenes Gesicht.
Von ihr zu mir war nie ein warmer Wind.
Sie lebt nicht dorten, wo die Lüfte sind.
Sie liegt in einem hohen Herz-Verschlag
und Christus kommt und wäscht sie jeden Tag.
Ah misery, my mother tears me down.
I had fitted stone on stone to make me
and stood already like a small house around which the day moves spaciously,
even all alone.
Now Mother comes, comes and tears me down.
Simply her coming and looking is enough.
She doesn’t see that someone builds.
She walks straight through my walls of stone.
Ah misery, my mother tears me down.
The birds circle me in lighter flight.
The strange dogs know: it’s him.
Only my mother doesn’t recognize it—
my painstakingly fashioned face.
No warm wind ever blew from her to me.
She doesn’t live where the breezes stir.
She lies high in a cramped heart-hutch
And Christ comes and washes her each day.
Munich, October 1915
DER TOD MOSES
Keiner, der finstere nur gefallene Engel
wollte; nahm Waffen, trat tödlich
den Gebotenen an. Aber schon wieder
klirrte er hin rückwärts, aufwärts,
schrie in die Himmel: Ich kann nicht!
Denn gelassen durch die dickichte Braue
hatte ihn Moses gewahrt und weitergeschrieben:
Worte des Segens und den unendlichen Namen.
Und sein Auge war rein bis zum Grunde der Kräfte.
Also der Herr, mitreißend die Hälfte der Himmel,
drang herab und bettete selber den Berg auf;
legte den Alten. Aus der geordneten Wohnung
rief er die Seele; die, auf! und erzählte
vieles Gemeinsame, eine unzählige Freundschaft.
Aber am Ende wars ihr genug. Daß es genug sei,
gab die vollendete zu. Da beugte der alte
Gott zu dem Alten langsam sein altes
Antlitz. Nahm ihn im Kusse aus ihm
in sein Alter, das ältere. Und mit Händen der Schöpfung
grub er den Berg zu. Daß es nur einer,
ein wiedergeschaffener, sei unter den Bergen der Erde,
Menschen nicht kenntlich.
THE DEATH OF MOSES
None of them, only the dark, fallen angel
was willing; took weapons, stepped with deadly aim
toward the commanded one. But already
he was clanging backwards, upwards,
and shouting into the heavens: I can’t!
For calmly through his brow’s thicket
Moses had noticed him and continued writing:
words of blessing and the infinite name.
And his eye was pure to the very depth of his powers.
So the Lord, tearing half the heavens with him,
forced his way down and prepared the mountainbed himself;
laid the old man on it. From her ordered dwelling
he called the soul; up she sped, and recounted
so many things in common, an unsummable friendship.
But in the end she was satisfied. Fulfilled, she
admitted it was time. Then the old god
slowly bowed his old countenance
to the old man. With a kiss extracted him
into his own older age. And with hands of creation
closed up the mountaintomb. So that it would be merely one,
a re-created one, among the mountains of the earth,
indistinguishable to men.
Lines 1–14, Paris, summer 1914; lines 15–22, Munich, October 1915
DER TOD
Da steht der Tod, ein bläulicher Absud
in einer Tasse ohne Untersatz.
Ein wunderlicher Platz für eine Tasse:
steht auf dem Rücken einer Hand. Ganz gut
erkennt man noch an dem glasierten Schwung
den Bruch des Henkels. Staubig. Und: ›Hoff-nung‹
an ihrem Bug in aufgebrauchter Schrift.
Das hat der Trinker, den der Trank betrifft,
bei einem fernen Frühstück ab-gelesen.
Was sind denn das für Wesen,
die man zuletzt wegschrecken muß mit Gift?
Blieben sie sonst? Sind sie denn hier vernarrt
in dieses Essen voller Hindernis?
Man muß ihnen die harte Gegenwart
ausnehmen, wie ein künstliches Gebiß.
Dann lallen sie.
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