Suddenly (higher higher) over the center
of foaming screams, he stepped out onto the tall
tower of his endurance; without breathing,
stood, no handhold, possessor of pains. Was silent.
Paris, April 1913
Nun wachen wir mit den Erinnerungen
und halten das Gesicht an das, was war;
flüsternde Süße, die uns einst durchdrungen,
sitzt schweigend neben mit gelöstem Haar
Now we wake up with our memory
and fix our gazes on that which was;
whispering sweetness, which once coursed through us,
sits silently beside us with loosened hair
Paris, May 1913
Dich aufdenkend wird mein Wesen erglühter,
meine Adern röten die Nacht.
An meinem Herzen der gerüstete Hüter
klirrt vor Verdacht. Wacht
dein Gefühl durch die mündigen Sterne herüber?
Gehst du aus unaufhaltsamem Raum
Imagining you my being burns more brightly,
my veins turn the night red.
About my heart the armed guardian
rattles with suspicion. Has your feeling
caught sight of me down through the liberated stars?
Are you coming from unopposable space
Paris, May 1913
Bestürz mich, Musik, mit rhythmischem Zürnen!
Hoher Vorwurf, dicht vor dem Herzen erhoben,
das nicht so wogend empfand, das sich schonte. Mein Herz: da:
sieh deine Herrlichkeit. Hast du fast immer Genüge,
minder zu schwingen? Aber die Wölbungen warten,
die obersten, daß du sie füllst mit orgelndem Andrang.
Was ersehnst du der fremden Geliebten verhaltenes Antlitz?—
Hat deine Sehnsucht nicht Atem, aus der Posaune des Engels,
der das Weltgericht anbricht, tönende Stürme zu stoßen:
oh, so ist sie auch nicht, nirgends, wird nicht geboren,
die du verdorrend entbehrst …
Assault me, music, with rhythmic fury!
Lofty reproach, hurled up high before the heart
that didn’t feel so surgingly, that spared itself. My heart: there:
behold your glory. Can you almost always make do
with lesser pulsings? —But the arches wait,
the uppermost, to be filled with thundering onrush.
Why do you long for the unknown loved one’s withheld face?—
Has your craving not breath to blast echoing storms
from that angel’s trumpet who announces the world’s judgment:
then she too does not exist, is nowhere, will not be born,
she whose absence you parchingly endure …
Paris, May 1913
Hinter den schuld-losen Bäumen
langsam bildet die alte Verhängnis
ihr stummes Gesicht aus.
Falten ziehen dorthin …
Was ein Vogel hier aufkreischt,
springt dort als Weh-Zug
ab an dem harten Wahrsagermund.
O und die bald Liebenden
lächeln sich an, noch abschiedslos,
unter und auf über ihnen geht
sternbildhaft ihr Schicksal,
nächtig begeistert.
Noch zu erleben nicht reicht es sich ihnen,
noch wohnt es
schwebend im himmlischen Gang,
eine leichte Figur.
Behind the innocent trees
old Doom is slowly building up
her mute countenance.
Wrinkles make their way there …
What a bird shrieks here
leaps out there as a line of woe
on the hard soothsayer’s lips.
O and the soon-to-be lovers
smile on each other, still farewell-less,
their destiny setting and rising
over them constellationlike,
happy in nightspace.
Yet to be lived it doesn’t stretch toward them,
it still dwells
nestled in the celestial motion,
a ghostly outline.
Heiligendamm, August 1913
KOPF AMENOPHIS IV. IN BERLIN
Wie junge Wiesen, blumig, einen Abhang
durch einen leichten Überzug von Wachstum
teilnehmend machen am Gefühl des Jahres,
windwissend, fühlend, milde, beinah glücklich
über des Bergs gefährlich-schräger Bildung:
so ruht Gesicht, hinblühend, mildvergänglich
auf dieses Schädels Vorderflächen, die,
absteigend, wie mit eines Weinbergs Neigung,
zum All sich halten, Strahlendem gegenüber.
Wie die Eichel in ihrem Becher, so ruhte diesem becherig fassenden Haupte von oben die Krone ein: es war ein Teil von ihr, sie bildeten zusammen ein einziges Stück Herrschaft, die Frucht König die der Himmel zur Süße brachte. (Ein so leicht auf seinen Kern gelegtes Gesicht, kaum mehr als die Einteilung des Gnomons auf schwerem schrägem Stein. Gesicht, lautlos abfließend, oh Weinberg, von der Schräge des Skeletts, breite ganz niedere Stirn, über deren ersten Streifen schon die Krone Besitz ergreift; flügeliges Abstehen der geistig-feinen Ohren. Der Bacchos eines inneren Weines. Gesicht, dessen konstruktive Bedingungen mit seiner Verwendung überein-stimmten, so daß sie aus sich selbst, ohne Zutat, zum reinsten Ausdruck wurden. Ausdrücklichkeit des Mundes. Oberlippe über der unteren, wie die Göttin, die den Himmel abhebt, von der Erde sich wegbiegend. Aufruhen ihres reinen Schwunges auf der vorge-schobenen Fülle der unteren Lippe. Leichtes Eingezeichnetsein der oberen Züge, des flachen Auges, der groß tragenden Augenbogen, gegen das Ausgeführtsein im Munde; die Nase giebt den Übergang mit ihren rein sinnlich auseinander gestellten Flügeln.) (Vorläufig)
HEAD OF AMENOPHIS IV IN BERLIN
As young meadows, flowerfilled, through
a light blanket of new growth cause a slope
to take part in the feelings of the year,
windknowing, sentient, gentle, almost happy
over the mountain’s slant-perilous form:
so this visage, bloomprofuse, gently transient,
rests on its skull’s anteriors, which,
descending, as with a vineyard’s contours,
jut out into the cosmos, all radiance everywhere.
As the acorn in its cup, so the crown nestled from above in the cuplike containing head: it was a part of it, they formed together a single piece of rulership, the king-fruit that Heaven brought to sweetness. (A face laid so lightly on its core, scarcely more than the distribution of the gnomon on heavy slanting stone. Face, soundlessly flowing away—oh vineyard—from the slope of the skeleton; broad, quite low forehead, over whose first stria the crown already takes possession; winglike protrusion of the finely intellectual ears. The Bacchus of an interior wine. Face, whose structural prerequisites coincided with the reason for its being, so that of themselves, without supplement, they grew to the purest expression. Expressiveness of the mouth. Upper lip above the lower like the goddess who lifts Heaven’s rim, bending away from Earth. Onresting of its pure élan on the outthrust fullness of the lower lip. Light in-sketchedness of the upper features, of the shallow eyes, of the great supporting eyebrow-arches, in contrast to the outward elaboration in the mouth; the nose defines the transition point with the purely sensual separation of its nostrils.) (Provisional)
Late summer or autumn 1913
Wie das Gestirn, der Mond, erhaben, voll Anlaß,
plötzlich die Höhn übertritt, die entworfene Nacht
gelassen vollendend: siehe: so steigt mir
rein die Stimme hervor aus Gebirgen des Nichtmehr.
Und die Stellen, erstaunt, an denen du dawarst und fortkamst,
schmerzen klarer dir nach.
The way that bright planet, the moon, exalted, full of purpose,
all at once surmounts the peaks, filling in serenely
the outlined night: look: just so my voice
rises purely out of the mountains of nevermore.
And the places—awestruck—that you occupied and left
ache more clearly for you.
Autumn 1913
Tränen, Tränen, die aus mir brechen.
Mein Tod, Mohr, Träger
meines Herzens, halte mich schräger,
daß sie abfließen. Ich will sprechen.
Schwarzer, riesiger Herzhalter.
Wenn ich auch spräche,
glaubst du denn, daß das Schweigen bräche?
Wiege mich, Alter.
Tears, tears that break out of me.
My death, great Moor, bearer
of my heart, hold me at a slant
so they’ll run off. I want to speak.
Black, gigantic heart-holder.
Even if I were to speak,
do you think the silence would break?
Cradle me, old man.
Paris, late autumn 1913
Einmal nahm ich zwischen meine Hände
dein Gesicht. Der Mond fiel darauf ein.
Unbegreiflichster der Gegenstände
unter überfließendem Gewein.
Wie ein williges, das still besteht,
beinah war es wie ein Ding zu halten.
Und doch war kein Wesen in der kalten
Nacht, das mir unendlicher entgeht.
O da strömen wir zu diesen Stellen,
drängen in die kleine Oberfläche
alle Wellen unsres Herzens,
Lust und Schwäche,
und wem halten wir sie schließlich hin?
Ach dem Fremden, der uns mißverstanden,
ach dem andern, den wir niemals fanden,
denen Knechten, die uns banden,
Frühlingswinden, die damit entschwanden,
und der Stille, der Verliererin.
Once I took your face into
my hands. Moonlight fell on it.
Most incomprehensible object
under overflowing tears.
Like something docile, that quietly endures,
it felt almost the way a thing feels.
And yet there was no being in that chill
night, which endlessly eludes me.
O these places toward which we surge,
pushing into the scant surfaces
all the waves of our heart,
our pleasures and our weaknesses,
and to whom do we finally hold them out?
To the stranger, who misunderstood us,
to the other, whom we never found,
to those slaves, who bound us,
to the spring winds, which promptly vanished,
and to silence, that spendthrift.
Paris, end of 1913
DIE GROSSE NACHT
Oft anstaunt ich dich, stand an gestern begonnenem Fenster,
stand und staunte dich an. Noch war mir die neue
Stadt wie verwehrt, und die unüberredete Landschaft
finsterte hin, als wäre ich nicht.
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