Wer unterbricht,
wenn du dort hin drängst,
die Strömung? Keiner. Es sei denn,
daß du plötzlich ringst mit der gewaltigen Richtung
jener Gestirne nach dir. Atme.
Atme das Dunkel der Erde und wieder
aufschau! Wieder. Leicht und gesichtlos
lehnt sich von oben Tiefe dir an. Das gelöste
nachtenthaltne Gesicht giebt dem deinigen Raum.
Overflowing heavens of squandered stars
flame brilliantly above your troubles. Instead
of into your pillows, weep up toward them.
There, at the already weeping, at the ending visage,
slowly thinning out, ravishing
worldspace begins. Who will interrupt,
once you force your way there,
the current? No one. You may panic,
and fight that overwhelming course of stars
that streams toward you. Breathe.
Breathe the darkness of the earth and again
look up! Again. Lightly and facelessly
depths lean toward you from above. The serene
countenance dissolved in night makes room for yours.
Paris, April 1913
NARZISS [I]
Narziss verging. Von seiner Schönheit hob
sich unaufhörlich seines Wesens Nähe,
verdichtet wie der Duft vom Heliotrop.
Ihm aber war gesetzt, daß er sich sähe.
Er liebte, was ihm ausging, wieder ein
und war nicht mehr im offnen Wind enthalten
und schloß entzückt den Umkreis der Gestalten
und hob sich auf und konnte nicht mehr sein.
NARCISSUS [I]
Narcissus vanished. His beauty gave off
incessantly the fragrance of his being,
heightened like the scent from heliotrope.
But for him self-seeing was the task.
Whatever escaped him he loved back in,
and was borne no longer in the open breeze
and closed raptly the radius of forms
and eclipsed himself and could exist no more.
Paris, April 1913
NARZISS [II]
Dies also: dies geht von mir aus und löst
sich in der Luft und im Gefühl der Haine,
entweicht mir leicht und wird nicht mehr das Meine
und glänzt, weil es auf keine Feindschaft stößt.
Dies hebt sich unaufhörlich von mir fort,
ich will nicht weg, ich warte, ich verweile;
doch alle meine Grenzen haben Eile,
stürzen hinaus und sind schon dort.
Und selbst im Schlaf. Nichts bindet uns genug.
Nachgiebige Mitte in mir, Kern voll Schwäche,
der nicht sein Fruchtfleisch anhält. Flucht, o Flug
von allen Stellen meiner Oberfläche.
Was sich dort bildet und mir sicher gleicht
und aufwärts zittert in verweinten Zeichen,
das mochte so in einer Frau vielleicht
innen entstehn; es war nicht zu erreichen,
wie ich danach auch drängend in sie rang.
Jetzt liegt es offen in dem teilnahmslosen
zerstreuten Wasser, und ich darf es lang
anstaunen unter meinem Kranz von Rosen.
Dort ist es nicht geliebt. Dort unten drin
ist nichts, als Gleichmut überstürzter Steine,
und ich kann sehen, wie ich traurig bin.
War dies mein Bild in ihrem Augenscheine?
Hob es sich so in ihrem Traum herbei
zu süßer Furcht? Fast fühl ich schon die ihre.
Denn, wie ich mich in meinem Blick verliere:
ich könnte denken, daß ich tödlich sei.
NARCISSUS [II]
And this: this escapes from me and dissolves
in the air and in the aura of the grove,
leaves me softly and becomes mine no longer
and gleams, because it meets no enmity.
This rises incessantly away from me,
I try to stay, I wait, I linger;
but all my borders hasten elsewhere,
rush out and even now are there.
In sleep also. Nothing binds us in.
Pliant core in me, kernel full of weakness
that can’t control its fruitflesh.
Fleeing, O flight from all places on my surface.
What forms down there and must resemble me
and quivers up in bleary outlines,—
it might have taken shape that way inside
a woman; but I could not attain it
as I struggled toward it pressing into her.
Now it lies open in the apathetic
scattered water, and I can gaze at it
for ages under my wreath of roses.
It is not loved there. Down there is nothing
but the equanimity of tumbled stones,
and I can see my sadness.
Was this my image in her eyes’ flashing?
Did it surge into her dream like this
as some sweet fear? I can almost feel her fright.
For as I lose myself inside my gaze:
I could think that I am deadly.
Paris, April 1913
CHRISTI HÖLLENFAHRT
Endlich verlitten, entging sein Wesen dem schrecklichen
Leibe der Leiden. Oben. Ließ ihn.
Und die Finsternis fürchtete sich allein
und warf an das Bleiche
Fledermäuse heran,—immer noch schwankt abends
in ihrem Flattern die Angst vor dem Anprall
an die erkaltete Qual. Dunkle ruhlose Luft
entmutigte sich an dem Leichnam; und in den starken
wachsamen Tieren der Nacht war Dumpfheit und Unlust.
Sein entlassener Geist gedachte vielleicht in der Landschaft
anzustehen, unhandelnd. Denn seiner Leidung Ereignis
war noch genug. Maßvoll
schien ihm der Dinge nächtliches Dastehn,
und wie ein trauriger Raum griff er darüber um sich.
Aber die Erde, vertrocknet im Durst seiner Wunden,
aber die Erde riß auf, und es rufte im Abgrund.
Er, Kenner der Martern, hörte die Hölle
herheulend, begehrend Bewußtsein
seiner vollendeten Not: daß über dem Ende der seinen
(unendlichen) ihre, währende Pein erschrecke, ahne.
Und er stürzte, der Geist, mit der völligen Schwere
seiner Erschöpfung herein: schritt als ein Eilender
durch das befremdete Nachschaun weidender Schatten,
hob zu Adam den Aufblick, eilig,
eilte hinab, schwand, schien und verging in dem Stürzen
wilderer Tiefen. Plötzlich (höher höher) über der Mitte
aufschäumender Schreie, auf dem langen
Turm seines Duldens trat er hervor: ohne Atem,
stand, ohne Geländer, Eigentümer der Schmerzen. Schwieg.
CHRIST’S DESCENT INTO HELL
Finally suffered-out, his being exited the terrible
body of pain. Up there. Left it.
And the darkness, abandoned, grew afraid,
and at the pallor
cast bats (even now in their nightfall swervings
one can see the fear of impact
with that chilled anguish). Dark restless air
grew disheartened near the corpse; and in the strong
watchful animals of the night there was dullness and torpor.
His released spirit thought perhaps to bide its time
in the landscape, inactive. For the extremes of his suffering
still throbbed in him. There was measure, he thought,
in the nocturnal standing-there of things,
and like a saddened space he began groping all around it.
But the earth, parched in the thirst of his wounds,
the earth ripped open, and there were calls in its chasm.
He, expert in agony, heard Hell howling toward him,
craving knowledge that his pain was finished:
envisioning—such horror!—beyond the end of his torment
(boundless), its own stretching on forever.
And he, the spirit now, plunged into it with the full weight
of his exhaustion: strode as one hastening
through the puzzled backward stare of pasturing shades,
raised his glance toward Adam, hastily,
hurried down, vanished, gleamed briefly, and dissolved in the plunging
of wilder depths.
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