WALLENSTEIN.

Nun denn zur Sache!

GEFREITER.

Ein kaiserlicher Brief kam uns zu Handen,

Der uns befiehlt, die Pflicht dir aufzukünden,

Weil du ein Feind und Landsverräter seist.

WALLENSTEIN.

Was habt ihr drauf beschlossen?

GEFREITER.

Unsre Kameraden

Zu Braunau, Budweis, Prag und Olmütz haben

Bereits gehorcht und ihrem Beispiel folgten

Die Regimenter Tiefenbach, Toscana.

– Wir aber glaubens nicht, daß du ein Feind

Und Landsverräter bist, wir haltens bloß

Für Lug und Trug und spanische Erfindung.

 

Treuherzig.

 

Du selber sollst uns sagen, was du vorhast,

Denn du bist immer wahr mit uns gewesen,

Das höchste Zutraun haben wir zu dir,

Kein fremder Mund soll zwischen uns sich schieben,

Den guten Feldherrn und die guten Truppen.

WALLENSTEIN.

Daran erkenn ich meine Pappenheimer.

GEFREITER.

Und dies entbietet dir dein Regiment.

Ists deine Absicht bloß, dies Kriegesszepter,

Das dir gebührt, das dir der Kaiser hat

Vertraut, in deinen Händen zu bewahren,

Östreichs rechtschaffner Feldhauptmann zu sein,

So wollen wir dir beistehn und dich schützen

Bei deinem guten Rechte gegen jeden –

Und wenn die andern Regimenter alle

Sich von dir wenden, wollen wir allein

Dir treu sein, unser Leben für dich lassen.

Denn das ist unsre Reiterpflicht, daß wir

Umkommen lieber, als dich sinken lassen.

Wenns aber so ist, wie des Kaisers Brief

Besagt, wenns wahr ist, daß du uns zum Feind

Treuloserweise willst hinüberführen,

Was Gott verhüte! ja so wollen wir

Dich auch verlassen und dem Brief gehorchen.

WALLENSTEIN.

Hört, Kinder –

GEFREITER.

Braucht nicht viel Worte. Sprich

Ja oder nein, so sind wir schon zufrieden.

WALLENSTEIN.

Hört an. Ich weiß, daß ihr verständig seid,

Selbst prüft und denkt und nicht der Herde folgt,

Drum hab ich euch, ihr wißts, auch ehrenvoll

Stets unterschieden in der Heereswoge,

Denn nur die Fahnen zählt der schnelle Blick

Des Feldherrn, er bemerkt kein einzeln Haupt,

Streng herrscht und blind der eiserne Befehl,

Es kann der Mensch dem Menschen hier nichts gelten –

So, wißt ihr, hab ichs nicht mit euch gehalten,

Wie ihr euch selbst zu fassen angefangen

Im rohen Handwerk, wie von euren Stirnen

Der menschliche Gedanke mir geleuchtet,

Hab ich als freie Männer euch behandelt,

Der eignen Stimme Recht euch zugestanden –

GEFREITER.

Ja, würdig hast du stets mit uns verfahren,

Mein Feldherr, uns geehrt durch dein Vertraun,

Uns Gunst erzeigt vor allen Regimentern.

Wir folgen auch dem großen Haufen nicht,

Du siehsts! Wir wollen treulich bei dir halten.

Sprich nur ein Wort, dein Wort soll uns genügen,

Daß es Verrat nicht sei, worauf du sinnst,

Daß du das Heer zum Feind nicht wollest führen.

WALLENSTEIN.

Mich, mich verrät man! Aufgeopfert hat mich

Der Kaiser meinen Feinden, fallen muß ich,

Wenn meine braven Truppen mich nicht retten.

Euch will ich mich vertrauen – Euer Herz

Sei meine Festung! Seht, auf diese Brust

Zielt man! Nach diesem greisen Haupte! – Das

Ist spansche Dankbarkeit, das haben wir

Für jene Mordschlacht auf der alten Feste,

Auf Lützens Ebnen! Darum warfen wir

Die nackte Brust der Partisan' entgegen,

Drum machten wir die eisbedeckte Erde,

Den harten Stein zu unserm Pfühl, kein Strom

War uns zu schnell, kein Wald zu undurchdringlich,

Wir folgten jenem Mansfeld unverdrossen

Durch alle Schlangenkrümmen seiner Flucht,

Ein ruheloser Marsch war unser Leben,

Und wie des Windes Sausen, heimatlos,

Durchstürmten wir die kriegbewegte Erde.

Und jetzt, da wir die schwere Waffenarbeit,

Die undankbare, fluchbeladene getan,

Mit unermüdet treuem Arm des Krieges Last

Gewälzt, soll dieser kaiserliche Jüngling

Den Frieden leicht wegtragen, soll den Ölzweig,

Die wohlverdiente Zierde unsers Haupts,

Sich in die blonden Knabenhaare flechten –

GEFREITER.

Das soll er nicht, so lang wirs hindern können.

Niemand als du, der ihn mit Ruhm geführt,

Soll diesen Krieg, den fürchterlichen, enden.

Du führtest uns heraus ins blutge Feld

Des Todes, du, kein andrer, sollst uns fröhlich

Heimführen in des Friedens schöne Fluren,

Der langen Arbeit Früchte mit uns teilen –

WALLENSTEIN.

Wie? denkt ihr euch im späten Alter endlich

Der Früchte zu erfreuen? Glaubt das nicht.

Ihr werdet dieses Kampfes Ende nimmer

Erblicken! Dieser Krieg verschlingt uns alle.

Östreich will keinen Frieden, darum eben,

Weil ich den Frieden suche, muß ich fallen.

Was kümmerts Östreich, ob der lange Krieg

Die Heere aufreibt und die Welt verwüstet,

Es will nur wachsen stets und Land gewinnen.

Ihr seid gerührt – ich seh den edeln Zorn

Aus euren kriegerischen Augen blitzen.

O daß mein Geist euch jetzt beseelen möchte,

Kühn wie er einst in Schlachten euch geführt!

Ihr wollt mir beistehn, wollt mich mit den Waffen

Bei meinem Rechte schützen – das ist edelmütig!

Doch denket nicht, daß ihrs vollenden werdet,

Das kleine Heer! Vergebens werdet ihr

Für euren Feldherrn euch geopfert haben.

 

Zutraulich.

 

Nein! Laßt uns sichergehen, Freunde suchen,

Der Schwede sagt uns Hülfe zu, laßt uns

Zum Schein sie nutzen, bis wir, beiden furchtbar,

Europens Schicksal in den Händen tragen,

Und der erfreuten Welt aus unserm Lager

Den Frieden schönbekränzt entgegenführen.

GEFREITER.

So treibst dus mit dem Schweden nur zum Schein,

Du willst den Kaiser nicht verraten, willst uns

Nicht schwedisch machen? – sieh, das ists allein,

Was wir von dir verlangen zu erfahren.

WALLENSTEIN.

Was geht der Schwed mich an? Ich haß ihn, wie

Den Pfuhl der Hölle, und mit Gott gedenk ich ihn

Bald über seine Ostsee heimzujagen.

Mir ists allein ums Ganze. Seht! Ich hab

Ein Herz, der Jammer dieses deutschen Volks erbarmt mich.

Ihr seid gemeine Männer nur, doch denkt

Ihr nicht gemein, ihr scheint mirs wert vor andern,

Daß ich ein traulich Wörtlein zu euch rede –

Seht! Fünfzehn Jahr schon brennt die Kriegesfackel,

Und noch ist nirgends Stillstand. Schwed und Deutscher!

Papist und Lutheraner! Keiner will

Dem andern weichen! Jede Hand ist wider

Die andre! Alles ist Partei und nirgends

Kein Richter! Sagt, wo soll das enden? Wer

Den Knäul entwirren, der sich endlos selbst

Vermehrend wächst – Er muß zerhauen werden.

Ich fühls, daß ich der Mann des Schicksals bin,

Und hoffs mit eurer Hilfe zu vollführen.

 

 

Sechszehnter Auftritt

Buttler. Vorige.

 

BUTTLER in Eifer.

Das ist nicht wohlgetan, mein Feldherr.

WALLENSTEIN.

Was?

BUTTLER.

Das muß uns schaden bei den Gutgesinnten.

WALLENSTEIN.

Was denn?

BUTTLER.

Es heißt den Aufruhr öffentlich erklären!

WALLENSTEIN.

Was ist es denn?

BUTTLER.

Graf Terzkys Regimenter reißen

Den kaiserlichen Adler von den Fahnen,

Und pflanzen deine Zeichen auf.

GEFREITER zu den Kürassieren.

Rechts um!

WALLENSTEIN.

Verflucht sei dieser Rat und wer ihn gab!

 

Zu den Kürassieren, welche abmarschieren.

 

Halt, Kinder, halt – Es ist ein Irrtum – Hört –

Und streng will ichs bestrafen – Hört doch! Bleibt.

Sie hören nicht.

 

Zu Illo.

 

Geh nach, bedeute sie,

Bring sie zurück, es koste, was es wolle.

 

Illo eilt hinaus.

 

Das stürzt uns ins Verderben – Buttler! Buttler!

Ihr seid mein böser Dämon, warum mußtet Ihrs

In ihrem Beisein melden! – Alles war

Auf gutem Weg – Sie waren halb gewonnen –

Die Rasenden, mit ihrer unbedachten

Dienstfertigkeit – O grausam spielt das Glück

Mit mir! Der Freunde Eifer ists, der mich

Zugrunde richtet, nicht der Haß der Feinde.

 

 

Siebenzehnter Auftritt

Vorige. Die Herzogin stürzt ins Zimmer. Ihr folgt Thekla und die Gräfin. Dann Illo.

 

HERZOGIN.

O Albrecht! Was hast du getan!

WALLENSTEIN.

Nun das noch!

GRÄFIN.

Verzeih mir, Bruder. Ich vermocht es nicht,

Sie wissen alles.

HERZOGIN.

Was hast du getan!

GRÄFIN zu Terzky.

Ist keine Hoffnung mehr? Ist alles denn

Verloren?

TERZKY.

Alles. Prag ist in des Kaisers Hand,

Die Regimenter haben neu gehuldigt.

GRÄFIN.

Heimtückischer Octavio! – Und auch

Graf Max ist fort?

TERZKY.

Wo sollt er sein? Er ist

Mit seinem Vater über zu dem Kaiser.

 

Thekla stürzt in die Arme ihrer Mutter, das Gesicht an ihrem Busen verbergend.

 

HERZOGIN sie in ihre Arme schließend.

Unglücklich Kind! Unglücklichere Mutter!

WALLENSTEIN beiseitegehend mit Terzky.

Laß einen Reisewagen schnell bereit sein

Im Hinterhofe, diese wegzubringen.

 

Auf die Frauen zeigend.

 

Der Scherfenberg kann mit, der ist uns treu,

Nach Eger bringt er sie, wir folgen nach.

 

Zu Illo, der wiederkommt.

 

Du bringst sie nicht zurück?

ILLO.

Hörst du den Auflauf?

Das ganze Korps der Pappenheimer ist

Im Anzug. Sie verlangen ihren Oberst,

Den Max zurück, er sei hier auf dem Schloß,

Behaupten sie, du haltest ihn mit Zwang,

Und wenn du ihn nicht losgebst, werde man

Ihn mit dem Schwerte zu befreien wissen.

 

Alle stehn erstaunt.

 

TERZKY.

Was soll man daraus machen?

WALLENSTEIN.

Sagt ichs nicht?

O mein wahrsagend Herz! Er ist noch hier.

Er hat mich nicht verraten, hat es nicht

Vermocht – Ich habe nie daran gezweifelt.

GRÄFIN.

Ist er noch hier, o dann ist alles gut,

Dann weiß ich, was ihn ewig halten soll!

 

Thekla umarmend.

 

TERZKY.

Es kann nicht sein. Bedenke doch! Der Alte

Hat uns verraten, ist zum Kaiser über,

Wie kann ers wagen hierzusein?

ILLO zu Wallenstein.

Den Jagdzug,

Den du ihm kürzlich schenktest, sah ich noch

Vor wenig Stunden übern Markt wegführen.

GRÄFIN.

O Nichte, dann ist er nicht weit!

THEKLA hat den Blick nach der Türe geheftet und ruft lebhaft.

Da ist er!

 

 

Achtzehnter Auftritt

Die Vorigen. Max Piccolomini.

 

MAX mitten in den Saal tretend.

Ja! Ja! da ist er! Ich vermags nicht länger,

Mit leisem Tritt um dieses Haus zu schleichen,

Den günstgen Augenblick verstohlen zu

Erlauern – Dieses Harren, diese Angst

Geht über meine Kräfte!

 

Auf Thekla zugehend, welche sich ihrer Mutter in die Arme geworfen.

 

O sieh mich an! Sieh nicht weg, holder Engel.

Bekenn es frei vor allen. Fürchte niemand.

Es höre, wer es will, daß wir uns lieben.

Wozu es noch verbergen? Das Geheimnis

Ist für die Glücklichen, das Unglück braucht,

Das hoffnungslose, keinen Schleier mehr,

Frei unter tausend Sonnen kann es handeln.

 

Er bemerkt die Gräfin, welche mit frohlockendem Gesicht auf Thekla blickt.

 

Nein, Base Terzky! Seht mich nicht erwartend,

Nicht hoffend an! Ich komme nicht, zu bleiben.

Abschied zu nehmen komm ich – Es ist aus.

Ich muß, muß dich verlassen, Thekla – muß!

Doch deinen Haß kann ich nicht mit mir nehmen.

Nur einen Blick des Mitleids gönne mir,

Sag, daß du mich nicht hassest. Sag mirs, Thekla.

 

Indem er ihre Hand faßt, heftig bewegt.

 

O Gott! – Gott! Ich kann nicht von dieser Stelle.

Ich kann es nicht – kann diese Hand nicht lassen.

Sag, Thekla, daß du Mitleid mit mir hast,

Dich selber überzeugst, ich kann nicht anders.

 

Thekla seinen Blick vermeidend, zeigt mit der Hand auf ihren Vater, er wendet sich nach dem Herzog um, den er jetzt erst gewahr wird.

 

Du hier? – Nicht du bists, den ich hier gesucht.

Dich sollten meine Augen nicht mehr schauen.

Ich hab es nur mit ihr allein. Hier will ich,

Von diesem Herzen freigesprochen sein,

An allem andern ist nichts mehr gelegen.

WALLENSTEIN.

Denkst du, ich soll der Tor sein und dich ziehen lassen,

Und eine Großmutsszene mit dir spielen?

Dein Vater ist zum Schelm an mir geworden,

Du bist mir nichts mehr als sein Sohn, sollst nicht

Umsonst in meine Macht gegeben sein.

Denk nicht, daß ich die alte Freundschaft ehren werde,

Die er so ruchlos hat verletzt. Die Zeiten

Der Liebe sind vorbei, der zarten Schonung,

Und Haß und Rache kommen an die Reihe.

Ich kann auch Unmensch sein, wie er.

MAX.

Du wirst mit mir verfahren, wie du Macht hast.

Wohl aber weißt du, daß ich deinem Zorn

Nicht trotze, noch ihn fürchte. Was mich hier

Zurück hält, weißt du!

 

Thekla bei der Hand fassend.

 

Sieh! Alles – alles wollt ich dir verdanken,

Das Los der Seligen wollt ich empfangen

Aus deiner väterlichen Hand. Du hasts

Zerstört, doch daran liegt dir nichts. Gleichgültig

Trittst du das Glück der Deinen in den Staub,

Der Gott, dem du dienst, ist kein Gott der Gnade.

Wie das gemütlos blinde Element,

Das furchtbare, mit dem kein Bund zu schließen,

Folgst du des Herzens wildem Trieb allein.

Weh denen, die auf dich vertraun, an dich

Die sichre Hütte ihres Glückes lehnen,

Gelockt von deiner gastlichen Gestalt!

Schnell, unverhofft, bei nächtlich stiller Weile

Gärts in dem tückschen Feuerschlunde, ladet

Sich aus mit tobender Gewalt, und weg

Treibt über alle Pflanzungen der Menschen

Der wilde Strom in grausender Zerstörung.

WALLENSTEIN.

Du schilderst deines Vaters Herz. Wie dus

Beschreibst, so ists in seinem Eingeweide,

In dieser schwarzen Heuchlersbrust gestaltet.

O mich hat Höllenkunst getäuscht. Mir sandte

Der Abgrund den verstecktesten der Geister,

Den Lügekundigsten herauf, und stellt' ihn

Als Freund an meine Seite. Wer vermag

Der Hölle Macht zu widerstehn! Ich zog

Den Basilisken auf an meinem Busen,

Mit meinem Herzblut nährt ich ihn, er sog

Sich schwelgend voll an meiner Liebe Brüsten,

Ich hatte nimmer Arges gegen ihn,

Weit offen ließ ich des Gedankens Tore,

Und warf die Schlüssel weiser Vorsicht weg –

Am Sternenhimmel suchten meine Augen,

Im weiten Weltenraum den Feind, den ich

Im Herzen meines Herzens eingeschlossen.

– Wär ich dem Ferdinand gewesen, was

Octavio mir war – Ich hätt ihm nie

Krieg angekündigt – nie hätt ichs vermocht.

Er war mein strenger Herr nur, nicht mein Freund,

Nicht meiner Treu vertraute sich der Kaiser.

Krieg war schon zwischen mir und ihm, als er

Den Feldherrnstab in meine Hände legte,

Denn Krieg ist ewig zwischen List und Argwohn,

Nur zwischen Glauben und Vertraun ist Friede.

Wer das Vertraun vergiftet, o der mordet

Das werdende Geschlecht im Leib der Mutter!

MAX.

Ich will den Vater nicht verteidigen.

Weh mir, daß ichs nicht kann!

Unglücklich schwere Taten sind geschehn,

Und eine Frevelhandlung faßt die andre

In enggeschloßner Kette grausend an.

Doch wie gerieten wir, die nichts verschuldet,

In diesen Kreis des Unglücks und Verbrechens?

Wem brachen wir die Treue? Warum muß

Der Väter Doppelschuld und Freveltat

Uns gräßlich wie ein Schlangenpaar umwinden?

Warum der Väter unversöhnter Haß

Auch uns, die Liebenden, zerreißend scheiden?

 

Er umschlingt Thekla mit heftigem Schmerz.

 

WALLENSTEIN hat den Blick schweigend auf ihn geheftet und nähert sich jetzt.

Max! Bleibe bei mir. – Geh nicht von mir, Max!

Sieh, als man dich im Pragschen Winterlager

Ins Zelt mir brachte, einen zarten Knaben,

Des deutschen Winters ungewohnt, die Hand

War dir erstarrt an der gewichtigen Fahne,

Du wolltest männlich sie nicht lassen, damals nahm ich

Dich auf, bedeckte dich mit meinem Mantel,

Ich selbst war deine Wärterin, nicht schämt ich

Der kleinen Dienste mich, ich pflegte deiner

Mit weiblich sorgender Geschäftigkeit,

Bis du von mir erwärmt, an meinem Herzen,

Das junge Leben wieder freudig fühltest.

Wann hab ich seitdem meinen Sinn verändert?

Ich habe viele Tausend reich gemacht,

Mit Ländereien sie beschenkt, belohnt

Mit Ehrenstellen – dich hab ich geliebt,

Mein Herz, mich selber hab ich dir gegeben.

Sie alle waren Fremdlinge, du warst

Das Kind des Hauses – Max! du kannst mich nicht verlassen!

Es kann nicht sein, ich mags und wills nicht glauben,

Daß mich der Max verlassen kann.

MAX.

O Gott!

WALLENSTEIN.

Ich habe dich gehalten und getragen

Von Kindesbeinen an – Was tat dein Vater

Für dich, das ich nicht reichlich auch getan?

Ein Liebesnetz hab ich um dich gesponnen,

Zerreiß es, wenn du kannst – Du bist an mich

Geknüpft mit jedem zarten Seelenbande,

Mit jeder heilgen Fessel der Natur,

Die Menschen aneinanderketten kann.

Geh hin, verlaß mich, diene deinem Kaiser,

Laß dich mit einem goldnen Gnadenkettlein,

Mit seinem Widderfell dafür belohnen,

Daß dir der Freund, der Vater deiner Jugend,

Daß dir das heiligste Gefühl nichts galt.

MAX in heftigem Kampf.

O Gott! Wie kann ich anders? Muß ich nicht?

Mein Eid – die Pflicht –

WALLENSTEIN.

Pflicht, gegen wen? Wer bist du?

Wenn ich am Kaiser unrecht handle, ists

Mein Unrecht, nicht das deinige.