Er verwandelt den Tod vielmehr in das Leben, indem er als Beerdigungsstätte für die Verstorbenen gern ein auf- und absteigendes, also reich bewegtes Terrain auswählt, welches er als lichten, sonnenklaren, froh grünenden Park behandelt, dessen nicht eng, sondern weitverteilten Denkmäler in die Ferne hin den Auferstehungsgedanken predigen. Und es herrscht auf diesen Friedhöfen eine geradezu rührende Gleichbehandlung aller derer, die verstorben sind. Da ist der Arme der Gast des Reichen der Ungelehrte ruht mit im Grabe des Gelehrten, und der Niedrigstehende bekommt ganz unentgeltlich ein Ruhebett unter der Marmorplatte hochgestellter Patrizier. Ein armer, unbekannter, namenloser Mensch wird überfahren. Er ist tot. Ein Millionär kommt dazu. Er bleibt stehen. Er fragt, ob man den Verunglückten kenne. Die Antwort lautet »nein«. »So gehört er zu mir,« sagt der Millionär, nimmt den Toten mit sich heim und gibt ihm einen Platz in seinem Familiengrabe. Das tut der Yankee. Wer tut es noch?
Es war ein schöner, klarer, sonnenwarmer Tag. Als wir die Blumen an dem Häuptlingssteine niedergelegt hatten, setzten wir uns auf die unterste Kante des Postamentes, auf welchem sein Standbild bis hoch in die Wipfel der umstehenden Bäume ragt. Wir sprachen von ihm, und zwar fast leise, wie man an den Gräbern Derer, die man besucht, zu sprechen pflegt, wenn man an die Auferstehung und an ein anderes Leben glaubt. Darum wurden wir von Denen, die sich hinter uns dem Denkmal näherten, nicht gehört. Und ebenso wenig wurden sie von uns gehört, weil weiches Gras rundum den Boden deckte und das Geräusch ihrer Schritte in Nichts verwandelte. Auch sehen konnten sie uns nicht eher, als bis sie um die Ecke des Postamentes getreten waren, welches uns ihnen verbarg. Dann sahen sie uns, und wir sahen sie. Und wer waren sie? Die beiden Indianerhäuptlinge aus dem Clifton-House! Auch sie hatten den berühmten Seneca-Redner besuchen wollen und bemerkten nun, daß wir von demselben Gedanken herbeigeführt worden waren. Aber sie taten gar nicht, als ob sie uns bemerkten. Sie schritten langsam weiter, an den Steinen hin, die man an der Vorderseite des Denkmales für ihn und die einzelnen Glieder seiner Familie in die Erde gesenkt hat. Da lagen unsere Blumen Als sie diese sahen, blieben sie stehen.
»Uff!« sagte Athabaska. »Hier hat Jemand in der Sprache der Liebe gesprochen! Wer mag das gewesen sein?«
»Ein Bleichgesicht jedenfalls nicht,« antwortete Algongka.
Er bückte sich nieder und hob einige der Blumen auf, um sie zu betrachten. Athabaska tat dasselbe. Beide wechselten einen schnellen, überraschten Blick.
»Sie sind noch frisch, vor noch nicht einer Stunde abgeschnitten!« meinte Athabaska.
»Und vor noch nicht einer Viertelstunde hierhergelegt,« stimmte Algongka bei, indem er die Spuren unserer Füße, die im Grase noch deutlich zu sehen waren, betrachtete. »So sind es also doch Bleichgesichter gewesen!«
»Ja, diese hier! Sprechen wir mit ihnen?«
»Wie mein roter Bruder will. Ich überlasse es ihm.«
Die Häuptlinge hatten ganz richtig vermutet. Wir hatten die Blumen nicht von Niagara mitgebracht, sondern sie waren von hier, und zwar ganz frisch geschnitten. Das Herzle hatte zwei davon zurückbehalten, für sich eine und für mich eine. Die bisherigen, kurzen Sätze der beiden Indianer waren im Apatsche gesprochen worden.
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