Ich ging hinaus, spazierte über die Brücke nach der andern Seite des Ortes, wo ich eine Viertelstunde später im Prospect-House ein Zimmer besaß, ein Billett an Mr. Hariman F. Enters schickte, zu Abend speiste und mich dann, mit meinem Tagewerk zufrieden, zur Ruhe niederlegte. Ich hatte mich natürlich auch hier als Mr. Burton eingetragen.
Als ich am andern Morgen halb acht in den Saloon trat, um Kaffee zu trinken, saßen die beiden Enters schon da. Hariman beeilte sich, mir Sebulon vorzustellen, und teilte mir mit, daß sie zunächst sehr erfreut gewesen seien, zu hören, daß ich angekommen sei, dann aber hier ganz enttäuscht, weil kein Mensch im Hotel von einer Mrs. May und einem Mr. May Etwas gewußt habe.
»Ich reise pseudonym, unter dem Namen Burton.«
»Well!« nickte Hariman. »Der Leser wegen, die Euch nicht in Ruhe lassen würden, Sir, wenn sie Eure Anwesenheit erführen.«
»Allerdings.«
»Und Mrs. Burton? Man sieht sie nicht.«
»Sie ist noch nicht mit hier. Ihr werdet sie später sehen. Vielleicht morgen oder übermorgen. Ich war natürlich zuerst im Clifton-House. Da aber standen eure Namen im Buche. Darum wendete ich mich hierher. Ich hoffe, das ist euch recht?«
»Gewiß, gewiß! Was aber Mrs. Burton betrifft, die wir sehr gern gleich heut begrüßt hätten, so müssen wir, wenn sie noch nicht da ist, leider darauf verzichten, ihr morgen oder übermorgen zu begegnen. Wir reisen nämlich heut schon ab.«
»So? Dann ist es ja genau so, wie ich Euch vorausgesagt habe: Auch die jetzige Unterredung hat keinen Erfolg.«
»Das kann man nicht behaupten. Wir hoffen ganz im Gegenteil, mit Euch zum Abschluß zu kommen, Mr. Burton.«
»Welcher Umstand ist es, der euch diese Hoffnung gibt?«
»Eure Klugheit, Eure Einsicht. Aber sprechen wir später hiervon! Ich sehe, hier ist nicht der Ort dazu.«
Da hatte er allerdings Recht. Der Saloon war voller Kaffee-, Tee- und Kakaotrinker, und man hatte sich also zu hüten, etwas Diskretes zu besprechen. Ich beeilte mich darum, mein Frühstück zu beenden, und dann machten wir einen kurzen Spaziergang längs des Stromes, um uns auf einer der am Ufer stehenden Bänke niederzulassen. Da konnten wir alles Mögliche besprechen, ohne daß uns irgend Jemand hörte. Hariman war noch so, wie ich ihn im ersten Kapitel beschrieben habe. Sebulon besaß dieselben »traurigen« Augen, schien aber ein mehr verbissener und dabei unzuverlässiger Charakter zu sein. Was mich selbst betrifft, so war ich entschlossen, nicht viel, wie man sich auszudrücken pflegt, »Federlesens« mit ihnen beiden zu machen, sondern mich so kurz wie möglich zu fassen. Als wir uns niedergesetzt hatten, begann Hariman sofort:
»Ich habe Euch gesagt, daß wir auf Eure Einsicht und auf Eure Klugheit rechnen, Sir. Dürfen wir mit dem Geschäftlichen beginnen?«
»Ja,« antwortete ich. »Doch muß ich mich bei euch erkundigen, mit wem ihr überhaupt zu sprechen habt, mit dem Westmann oder mit dem Schriftsteller?«
»Mit dem Ersteren vielleicht später, zunächst aber nur mit dem Letzteren.«
»Well! Sie stehen euch beide zur Verfügung; jeder für sich aber höchstens nur eine Viertelstunde.
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