Er überprüfte seine Rüstung, um sich zu vergewissern, dass ihr struktureller Zusammenhalt nicht gelitten hatte. Hier und da waren ein paar Schrammen, wo Splitter vom gehärteten Ceramit der Rüstung abgeprallt waren. An zwei Stellen hatte die Tarnbemalung Blasen geworfen, die von der flüchtigen Bekanntschaft mit dem Strahl einer Laserkanone kündeten. An einem Schulterpolster hatte ein Geschoss die leicht erhöhte Umrandung durchschlagen. Nichts Ernstes. Die Servomotoren, die den mächtigen Kampfanzug mit Energie versorgten, arbeiteten gegenwärtig mit 75 Prozent Wirkungsgrad, da die meisten Systeme leerliefen, um Energie zu sparen. Die in den Anzug eingebauten Auto-Sensoren informierten ihn über schwache Spuren von Schadstoffen, Verseuchungsstoffen und Neurotoxinen, welche die Ketzer zu Beginn des Aufstands bei ihrem Überraschungsangriff auf die loyalistischen Truppen eingesetzt hatten.

Kein Grund zu übermäßiger Sorge, gelobt sei Russ. Die Fähigkeit seines Körpers, Gifte abzubauen, wurde kaum benötigt, um mit den Schadstoffen fertig zu werden. Er hatte schon mit Giften zu tun gehabt, die stark genug waren, um Kopfschmerzen, Muskelkrämpfe und Schwindelanfälle zu verursachen, während sein Körper sich daran anpasste. Diese hier waren nicht annähernd von so einem Kaliber. Alles in allem sah es gar nicht so schlecht aus. Um die Wahrheit zu sagen, er genoss die Situation sogar. Nach einem Monat der Meditation in seiner Zelle im Fang und einer Woche beklemmender Enge an Bord eines der großen Imperiums-Sternenkreuzer auf dem Weg zu diesem unbedeutenden Kriegsschauplatz schwelgte er förmlich in der Aktivität.

Tatsächlich war das kaum überraschend: er war dazu geboren und ausgebildet. Sein ganzes Leben war eine Vorbereitung auf diesen Augenblick. Denn schließlich war er ein Kaiserlicher Space Marine vom Orden der Space Wolves. Was konnte er mehr vom Leben verlangen als das hier? Er hatte eine geladene Bolzenpistole in der Hand und die Feinde des Kaisers vor sich.

In diesem Leben gab es kein größeres Vergnügen, als seine Pflicht zu erfüllen und dem Leben jener verblendeten Ketzer ein Ende zu setzen.

Das Mauerwerk in seinem Rücken erbebte. Steinbrocken prallten von seiner Rüstung ab. Jemand hatte seine Deckung unter Beschuss genommen, vielleicht mit einer Rakete oder einer schweren Bolzengranate. Es spielte keine Rolle. Aus langer Erfahrung wusste er, dass der metallverstärkte Beton so etwas verkraften konnte. Er studierte die Zeitanzeige, die sich über sein Gesichtsfeld legte. Eine Minute und vier Sekunden waren verstrichen, seit er Bruder Hrolf seine Befehle erteilt hatte. Seiner Schätzung nach würde Hrolf zwei Minuten brauchen, um Stellung zu beziehen, und weitere zehn Sekunden, um die Raketen auszurichten und abzufeuern.

Das war mehr als genug Zeit für den Rest seiner Streitmacht, um in Stellung zu gehen. Für die Ketzer hingegen reichte die Zeit nicht aus, um seine Deckung zu pulverisieren, wenn sie nicht mehr Feuerkraft aufwendeten, als dies augenblicklich der Fall war.

Offenbar war dem gegnerischen Kommandant dieser Gedanke ebenfalls gekommen.