Maj. mit einer gewaltigen Kriegesmacht auf die weitberühmte Reichsstadt Nürenberg zuzoge und daselbsten von einem hochweisen Rat und den Geschlechteren der Stadt auf das prächtigste ward empfangen, auch mit herlichen und königlichen Geschenken verehret und angenommen, welches geschehen den 21. Martii 1632.«
Rist.
2 Gaben. »Der Rat der Stadt Nürenberg hat J.K. Maj. alle mügliche Ehre angethan und dieselbe mit ansehnlichen Schenkungen, als Wein, Habern, Fisch und anderen schönen Sachen (dabei vier halle Carthaunen, samt aller zugehörigen Munition), auch zween große silberne Globi, als eine Himmels- und eine Erdkugel, welches zugleich Trinkgeschirr, inwendig vergüldet und auswendig schwarz eingelassen und gar künstlich und schön gemachet waren, verehret. Diese Geschenke haben Christoph Führer und Christoph Volkhammer, im Namen eines Ehrenfesten Rats, J.K. Maj. überantwortet und zugleich deroselben wegen Ihrer glücklichen Ankunft nacher Nürenberg Glück gewünschet.« Rist.
Rede Gustav Adolfs vor Ingolstadt
am 20. April 1632.
»Der unverhoffte Tod, das ritterliche Sterben,
Dadurch der theure Prinz von Baden thut erwerben
Ein Lob, das nimmer stirbt, der Ewigkeit Gewinn,
Das lehret mich, daß ich auch selber sterblich bin.
Schau' ich die Kugel an, die Kugel, so noch glimmet,
Die Kugel, so das Pferd gleich unter mir wegnimmet
Und mich zu Boden legt, so denk ich schnell daran,
Daß nichts auf Erden sei, das mich befreien kan.1
Es weiß der Würger ja so leicht mich zu bezwingen
Und ja so ring' und bald ins finstre Grab zu bringen,
Als den geringsten Knecht, der kriegrisch zwar geziert
In meinem Dienst' ein Schwert, Musket und Lanzen führt.
Das ist der alte Bund, das Wollen und Belieben
Des Höchsten; denn er hat an alles Fleisch geschrieben,
Daß nämlich keiner nicht, er sei auch was er wol',
Herr, Kaiser oder Knecht, dem Tod entfliehen sol.
Ob ich von Königen und Fürsten gleich erzeuget
So mächtig bin, daß mir ganz Schwedenreich sich neiget,
Ob ich gleich manchen Sieg erhalten durch mein Schwert,
So muß ich dennoch fort, wann mein der Herr begehrt.
Wolan, geliebt es denn des Allerhöchsten Willen,
Der Widersacher Neid durch meinen Tod zu stillen,
So steh' ich ihm bereit, ihm hab' ichs heimgestellt,
Er schaffe nur mit mir das was ihm wol gefällt.
Muß ich gleich diese Welt gesegnen und verlassen,
Laß immer sein, ich wil mir doch die Hoffnung fassen,
Daß Gott an meine Statt wird ordnen einen Mann,
Der besser noch als ich die Waffen führen kan.
Seht dieses hie mein Schwert, das ich zu eurem Nützen
Gebrauchet, Land und Leut vor fremder Macht zu schützen,
Zu heilen eure Not, zu wagen Leib und Blut,
Zu finden Fried' und Ruh', das allerhöchste Gut,
Das hie auf Erden ist. Vielleicht wird Gott erwählen
Ein anders treues Herz und ihm nach mir befehlen
Die schwere Kriegeslast, ein Herze, das mit Treu
Und mehrer Tapferkeit als ich versehen sei.
Es ist dem Herren leicht, solch einen Held zu senden,
Sein Werk, das gleichwol groß und wichtig ist, zu enden;
Ihm mangelts nie an Rat, er kan in kurzer Zeit
Zerbrechen Joch und Last der schweren Dienstbarkeit.
Ich weiß es gar zu wol, doch thut michs nicht bewegen,
Daß mir die großen Sieg' auch großen Neid erregen;
Es schelten mich sehr viel, ja, sagen ohne Scheu,
Daß ich nur, Land und Leut zu plündern, kommen sei.
Dieß leid ich ohne Schuld. Euch ruf' ich an zu Zeugen,
Ihr teutsche Fürsten ihr, die ihr euch mustet beugen
Und arme Schlaven sein, hat euch nicht ohnverletzt
Der Höchste durch mein Schwert schnell wiedrum eingesetzt
In den verlornen Stand, Gut, Namen, Städt' und Länder?
Was schmähen mich denn noch die groben Ehrenschänder,
Sie hättens ja vielleicht wol nimmermehr gedacht,
Daß ich in kurzem so viel Schulden hie gemacht.
Noch wolt ich keine Beut aus euren Ländern holen,
Nur bloß der Armen Schar, der alles war gestolen,
Der wolt ich Hülfe thun; dieß bleibt annoch mein Ziel,
Wobei ich, hilft mir Gott, auch treulich helfen wil.
Was sag ich? Hab' ich nit mein großes Land verlassen,
Nicht daß ich etwa thät' aus Stolz und Hochmut hassen
Mein anererbtes Reich, es ist für euch geschehn,
Ihr Teutsche, euch in Not und Unglück beizustehn.
Die mancherlei Gefahr, die ich in diesen Landen
Von Anbeginn bis nun hab' oftmals überstanden,
Ja, diese Stunde noch, da ich zu Bodem fiel,
Laßt meine Zeugen sein, ob ich hie rauben wil.
Ihr Helden, gläubt mir das, ich führe diese Waffen,
Euch feste Sicherheit vor fremder Macht zu schaffen,
Damit ich Fried' erring' und freien Stand zugleich
Und zähme durch mein Schwert das Haus von Oesterreich.«
Fußnoten
1 »Herliche und vortreffliche Rede Gustav Adolf des Großen an die anwesende Fürsten, Herren und Obristen, als J.K. Maj. von Schweden der hochlöbl. Fürst Marggraf Christoph von Baden an der Seiten Ihrer Maj. Pferd deroselben unter dem Leibe wurde erschossen.«
Rist.
Gustav Adolphs Tod bei Lützen
6. Nov. 1632.
Ach weh, daß auch zuletzt der Würger kan bezwingen
Die Götter dieser Welt! Ach, daß er sie kan bringen
Zu sich ins finstre Grab! Ach, er hat unsern Held,
Der Potentaten Kron', ja den die ganze Welt
Mit Furcht verehren that, den Helfer und Erretter,
Den großen Capitein, der Libertet Vertreter,
Zu sich gerissen hin! Ach, Martis Grausamkeit,
Des Fürsten Löwenmut, der unerhörte Streit
Hat dieses edle Blut so jämmerlich vergossen!
Ach weh, daß wir den Sieg, den großen Sieg genossen
Mit blutigem Triumph, dadurch in kurzer Frist
Der Ueberwinder selbst hinweg gerissen ist.
Schaut an die ganze Welt, sie hat all' ihre Sinnen
Gerichtet auf sein Thun, sein Lassen und Beginnen;
Europa stehet stil, der türkische Tyrann,
Ganz Orient mit ihm, schaut diesen Helden an:
Der spanische Monarch mit Zittren ist ümgeben,
Er spricht: »Wen finden wir, der da kan widerstreben
Dem Held aus Schwedenreich?« Der Pabst zu Rom erschrickt
Vor einem, den er doch zuvor noch nie erblickt;
Ganz Oesterreich das bebt; es fliehen die Ligisten,
Sie richten nichtes aus mit Waffen und mit Listen;
Die Pfaffen halten Rat; Prälaten sammlen sich,
Sie finden keinen Trost, sie laufen emsiglich
Zu ihrem Abgott hin; da wils auch nicht gelingen,
Der Antichrist weiß selbst kein Rat zu diesen Dingen;
Ihr Beten ist ümsonst; die Messen taugen nicht;
Was hilfts, es kommt herzu des großen Gotts Gericht;
Es ist die letzte Zeit, daß Babylon sol fallen,
Daß die verfolgte Kirch' mit Freuden wird erschallen
Dieß schöne Siegeslied: Das Urteil gehet itzt
Ueber die Hure aus, die auf dem Berge sitzt,
Die trunken worden ist vom Blut der Auserwählten,
So unter ihrem Reich in der Verfolgung quälten;
Nun wird der Antichrist, das siebenköpfig Thier,
Der ungeheure Drach', werden zertreten schier.
Wohlauf, sie brennet all, sie wird im Grimm zerrissen,
Sie wird beraubet ganz und ihre Macht zerschmissen,
Bald wollen wir mit Lust, hilf Gott, anschauen auch
Wie die verbrante Stadt läßt gehen auf den Rauch.
Der Held aus Schwedenreich der hat die Maur gebrochen
Der schnöden Babylon, er hat das Blut gerochen
Der frommen Martyrer, so durch des Thieres Macht
Ganz unerhörter Weis' wurden zum Tod gebracht.
Sein königliches Herz nicht länger kont' ertragen
Die große Tyrannei: Gustavus wolt' es wagen;
Er hat sein tapfres Volk in Eil zusammen bracht,
Sein Volk, das von dem Feind ganz höhnisch ward veracht;
Ein Volk, zwar klein von Zahl, jedoch sehr groß von Thaten,
Ein Volk, dem, Gott sei Lob! sein Anschlag ist geraten.
Des Volkes Führer war ein Leu, ein kühner Held,
Gottsfürchtig, treu, gerecht, berühmt in aller Welt,
Vorsichtig, unverzagt, großmächtig, hochgezieret
Mit Weisheit und Verstand, ja, dessen Lob berühret
Des hohen Himmels Spitz', weil er mit großem Mut.
Die teutsche Freiheit hielt in königlicher Hut.
Es war das Vaterland fast ganz und gar verzehret,
Es war der Fürsten Macht durch fremden Neid verheret;
Der erste ward ein Schlav', der andre ward verjagt,
Der dritt' gar abgethan, der letzte sehr geplagt
Von dem barbarschen Volk, den glaublosen Croaten;
Da mußte Gott zuletzt den großen Potentaten,
Den Held aus Nordenland, erwecken, daß er bald
Sein wolgeplagtes Volk erlöste mit Gewalt.
Er kam in Gottes Gleit mit den sieghaften Waffen,
Der armen Kirche Ruh', Rat, Hülf' und Trost zu schaffen,
Es war sein ganzes Heer mit einer großen Schar
Der Himmelsgeisterlein ümgeben ganz und gar;
Er schreckte seine Feind' und zog daher mit Brausen,
Gleich wie von Norden pflegt der Boreas zu sausen;
Er kam, sah und bezwang die Vesten ohne Zahl,
Die Schanzen wurden auch gewonnen allzumal,
Ja, ganze Fürstentum und was je war genommen
Den edlen Prinzen ab, must' zu der Freiheit kommen;
Ein jeder kriegt das Sein', ein jeder Herr sein Land,
Sein Haus, Ehr', Gut und Macht, ja hochfürstlichen Stand.
Die, so das fremde Land ein' kleine Zeit besessen,
Die musten schleunig fort, ihr ward gar bald vergessen;
Ihr Herschaft hatt' ein End', ihr Fürstenstand war aus,
Der große General floh wieder hin nach Haus.
Indessen fuhr der Held frisch fort den Feind zu zwingen
Und Teutschland zu der langgewünschten Ruhe bringen;
Er trieb den Feind hinweg, der Oderstrom ward frei,
Die Elbe ward erlöst, die Weser kam herbei,
Der weitberühmte Rhein must' auch die Schweden grüßen;
Die bischöfliche Städt' die musten auch einbüßen;
Der Feind floh überall; es war durchs ganze Land
Des großen Gideons Triumph und Sieg bekant.
Da kam zuletzt heran der alte Fuchs geschlichen
Ins werte Sachsenland, daraus der Held gewichen,
Das Land leid große Not, Mord, Raub und Tyrannei,
Der antichristisch Hauf' war aller Sorge frei;
Bis unser Josua in Eil' sich that begeben
Den Feinden ins Gesicht, und wolt Ehr', Leib und Leben
Aufsetzen, ja sogar die königliche Kron'
Vor teutsche Libertet und die Religion.
Er und sein ganzes Heer die riefen an den Namen
Des Herren Zebaoth, bis daß die Feind ankamen;
Da fieng der kühne Held den Kampf mit Freuden an,
Und schlug mit solcher Macht, daß beides Roß und Mann
Das Erdreich küsseten, ließ drauf Musketen klingen,
Und denn ohn Unterlaß auch die Kanonen singen,
Da war Feur, Rauch und Dampf, Menschen- und Thiergeschrei,
Das Brausen der Geschütz', Stein, Hagel, Eisen, Blei,
Ein gräuliches Getön der Trommeln und Trompeten;
Es schwebten in der Luft viel Fahnen und Corneten;
Gott half von oben her; die Feinde liefen vor,
Die Ueberwinder nach, der alte Fuchs verlor
Lob, Ehr' und allen Ruhm. Es ward viel Bluts vergossen,
Die treuen Rittersleut' die fochten unverdrossen,
Bis daß sie wunderlich durch Gottes große Macht
Den vollenkommnen Sieg rühmlich davon gebracht.
Da haben sie mit Lust ein Lobgesang gesungen
Dem allerhöchsten Gott, weils ihnen war gelungen;
Noch wars vollendet nicht, der Held aus Nordenland
Zog fort mit großem Ruhm, bis er die Feinde fand.
Der wunderschöne Strom, die Donau, sah ankommen
Das göttlich Kriegesheer; da das der Feind vernommen,
War er bemühet, sehr bald zu entrinnen noch,
Oder im Walde ja sich zu befreien doch;
Aber es war ümsonst, der Feind ist überwunden,
Und seine große Macht gedämpft in wenig Stunden.
Es war ein herrlich Sieg, dabei denn auch zuletzt
Der alt Colonel sein Leben zugesetzt.
In solcher großen Not, die Babel hatte troffen,
Da wolte doch der Feind noch gleichwol Sieg verhoffen:
Der Antichrist berief sein ganz geschornes Heer;
Der Feind erholte sich; die Liga rief zur Wehr;
Der ehmals Admiral ward abermal erkoren,
Daß er das wiederbrächt', was schändlich war verloren.
Der rüstet sich ins Feld, der samlet Roß und Mann,
Und zwar ein großes Volk; er fieng es tapfer an;
Er kam mit seinem Heer, den großen Held zu schlagen,
Verhofft ein ewigs Lob und Namen zu erjagen;
Aber, o starker Herr, heiliger Zebaoth,
Der du im Himmel sitzst, dir war es nur ein Spott;
Du hast des Gideons sein Arme lehren streiten,
Du thust ihm abermals ein neuen Sieg bereiten;
Mit Zuversicht auf dich und Hoffnung hat der Held
Des Feindes große Macht jetzt abermal gefällt.
Der Feind, der große Feind, so bald er hat gesehen
Den Siegesfürsten selbst ihm unter Augen gehen;
Ist er geflohen hin, doch folget ihm mit Macht
Des Ueberwinders Heer und reiset Tag und Nacht,
Bis es den Feind antrift. Der war vol Angst und Schrecken,
Da thut der höchste Gott des Helden Mut erwecken,
Daß er zum letzten Mal, ach weh! die große Schar
Viel tausend kühner Mann erleget ganz und gar.
Der Sieg war trefflich groß, nachdem der Feind geschlagen;
Doch müssen wir zumal, ach leider! schmerzlich klagen:
Der Held, der Kriegesfürst, die Kron in Israel,
Der König ist dahin, er ist gestorben schnell:
Er, leider! hat der Freud des Sieges nicht genossen.
O, weh der großen Not! er hat sein Blut vergossen,
Sein Blut, sein edles Blut, das er samt Reich und Kron'
Gewaget hat für uns und die Religion.
Ach, schauet an den Leib, wie ligt er ausgezogen,
Nachdem der hohe Geist von ihm hinweg geflogen,
Hier ist sein' tapfre Brust, hier ist sein Angesicht,
Hier ist sein starker Arm, hie seiner Augen Licht!
Seht, hie ligt Hannibal, Hektor und Alexander,
Gottfridus, Carolus, und David mit einander,
Hie Kaiser Julius, hie Josua der Held,
Hie Scipio von Rom, hie ligt das Haubt der Welt!
Hie ligt die Frömmigkeit, die Gottesfurcht daneben,
Hie ligt Gerechtigkeit, mit wahrer Lieb' umgeben!
Lauf, Fama, lauf geschwind, fleug schnell durch alle Land
Und mach des Helden Tod, ach weh! der Welt bekant.
Steht stil, ihr Wasserflüß', und schauet doch mit Thränen
Den toten Körper an; ihr Wälder, thut euch sehnen
Nach diesem Gideon; o Luft, verändre dich
Und deck' den Himmel zu mit Wolken jämmerlich!
Ihr Winde, seufzet doch; ihr Vöglein in den Lüften,
Singt euren Traurgesang, ihr Thier' in finstern Klüften,
Betrübet euch mit uns; ihr Fisch im tiefen See,
Verlasset eure Stell'; ihr Geister, schreiet weh:
O hellleuchtende Sonn', verbirg doch deine Stralen;
Ihr Sternlein, die ihr pflegt den Himmel schön zu malen,
Verkriechet euch zugleich; Diana, kleide dich
Mit deinem bleichen Rock; o Firmament, zerbrich!
Du aber, hoher Geist, du hast hinweg genommen
An einen solchen Ort, da nimmer wird hinkommen
Der Thränen schwere Klag; du bist im Freudensal,
Du bist in süßer Lust, wir bleiben in der Qual.
Dir ist mit großem Pracht und Ehren aufgesetzet
Die Kron' der Ewigkeit, die dir niemand verletzet,
Du schauest nunmehr an den Herren Zebaoth,
Den König aller Welt, den dreieinigen Gott.
Der Körper ruhet sanft, bis daß in jenem Leben
Ihm wird sein edle Seel' mit Freuden wiedergeben;
Wir leben hier in Not, in Trübsal und Gefahr
Und bitten höchlich Gott, daß er uns doch bewahr,
Sein kleines Häufelein. Ach, Herr, laß dichs erbarmen,
Daß in der letzten Zeit verlassen sein wir Armen;
Herr, der du in der Not ein treuer Helfer bist,
Erhalt' dein Kirchelein, und steur dem Antichrist;
Erwecke doch den Mut der teutschen Potentaten,
Laß all ihr Werk und Thun glücklich und wol geraten;
Gib, daß sie bleiben stets in rechter Einigkeit,
So bleibt dein heiligs Wort und Vaterland befreit.
Die Schlacht bei Hameln
1633.
Ihr Himmel, triumphirt und thut für Freuden springen!
Du helles Firmament, laß Lob und Dank erklingen!
Aurora, zeig uns nun dein lieblichs Angesicht,
Komm, komm und bring heran des güldnen Phöbus Licht!
Schaut an, wie thut die Nacht, die finstre Nacht vergehen,
Man sieht den bleichen Mond am hohen Himmel stehen
In seinem vollen Schein, man sieht die große Schar
Der Himmelslichterlein aufhüpfen hie und dar.1
Neptunus hat gestillt der Wellen tolles Brausen,
Und Aeolus hält ein der kühlen Winde Sausen,
Die Finsternus vergeht, der helle Tag bricht an,
Der mit der Sonnen Glanz die Welt erfreuen kan.
Kein Wölklein sieht man itzt, der Himmel steht gemalet
Lichtblau, wie ein Saphir; der helle Phöbus stralet
Weit über alle Berg und lecket von der Au
(Die voller Blümlein steht) den klaren Perlenthau.
Man hört das leichte Volk der Vögel trielieren,
Man sieht den Corydon ins Feld hinaus spazieren;
Der spielet von der Lieb' auf seiner Baurschalmei
Und singet drein, wie schön sein edle Schäfrin sei.
Der Wald ist voller Lust, die Hügel sind voll Freuden,
Ja, alles was man sieht, thut sich mit Wollust kleiden.
Komm' ich denn hin zu Mars, dem großen Kriegesheld,
Der mit dem starken Heer ümgeben ligt zu Feld,
Da geht die Freud' erst an, da ist ein Triumphiren,
Da sieht man Gold und Geld (der Feinde Raub) wegführen,
Da ist der Pauken Klang, da ist Trompetenschall,
Da ist der Roß' Geschrei, da ist der Büchsen Knall,
Da spielt man fröhlich auf. Ich seh die Fahnen fliegen,
Die man gewonnen hat, der Feinde Haufen ligen
Erschlagen hin und her; da singt ein jedermann:
Frisch auf, ihr Rittersleut, wer ist, der trauren kan?
Frisch auf, der große Gott hat uns den Sieg verliehen,
Jehova ist mit uns, der macht die Feinde fliehen,
Der stürzet Roß und Mann, er selber führt den Krieg,
Er hilft wann niemand hilft, er gibt allein den Sieg.
O Teutschland, freue dich, jetzt ist aufs Neu zerbrochen
Die Macht des Antichrists; es ist im Grimm gerochen
Des großen Königs Blut, das Blut, das edle Blut,
So noch ohn' Unterlaß um Rache schreien thut.
Der Feind vermeinte zwar, das Häuflein zu verschlingen,
Nun hat sichs umgekehrt, es wolt ihm nicht gelingen.
Der Held von Lünenburg war mutig und bereit,
Zu leben oder auch zu sterben in dem Streit;
Er ließ sein tapfres Volk ganz unerschrocken führen
Den Feinden ins Gesicht, sprach: »So wir denn verlieren,
So sterben wir mit Ruhm für teutsche Libertet,
Für Gott, fürs Vaterland; Ehr' dem, der kühnlich steht!
Erhalten wir den Sieg, so weiß die Welt zu sagen
Von unserm hohen Preis, den wir von hinnen tragen.
Nun dran, ihr Rittersleut, ich leb' und sterb' bei euch.«
Hiemit schwang er sein Pferd. Ihm war in allem gleich
Sein Marschalk, der begunt' die Ordnung anzustellen;
Es hat ein guten Mut, des Feindes-Macht zu fällen.
Und damit fieng sichs an. Das Donnern der Geschütz'
Vertäubte Roß und Mann, der Musketierer Blitz
Ließ Hagel, Feur und Blei hin zu den Feinden fliegen;
Bald sah man ihren Trotz mit großem Spott erligen.
Der Schweden kühnes Volk schlug drein so grimmiglich,
Daß von der Feinde Blut das Erdreich färbte sich.
Da half kein Bitten, noch kein Flehen, kein Vermahnen,
Mit Piken, Schwerten, Spieß, Musketen, Partisanen
Hieß man sie willkomm sein; des großen Königs Sohn
War selber auch dabei, gab ihrer viel den Lohn.
Er schrie die Schweden an: »Ihr Brüder, helft mir rächen
Den, der mich hat erzeugt. Auf, lasset uns zerbrechen
Der Widersacher Trotz, itzt ist die rechte Zeit;
Denn hier barmherzig sein, ist Unbarmherzigkeit.«
Und hiemit fiel er an mit Reißen, Würgen, Schlagen;
Sein Volk stund wie ein' Maur, der Feind fieng an zu zagen;
Der Prinz, von Rach ergrimmt, schlug drauf mit solcher Macht,
Daß er zuletzt den Feind in schwere Not gebracht,
Der gerne fliehen wolt' und doch nicht kont' entrinnen,
Ja, wuste sich für Angst nicht einmal zu besinnen.
Das Schwert, das hitzig' Schwert erwürgte Groß und Klein;
Bei ihnen wolte doch gar kein Erbarmen sein.
Der Weserfluß stund stil und sah die Feinde laufen,
Die Berge möchten kaum den weit erschlagnen Haufen
Beschatten; ja, das Blut hat alles rot gemacht,
Bis man zuletzt den Sieg mit Gott davon gebracht.
O Teutschland, freue dich, es ist in wenig Stunden
Itzt abermal dein Feind und Räuber überwunden;
Die Liga sitzt betrübt und muß bekennen frei,
Daß unser Beistand selbst der Herr gewesen sei;
Der Herr, der große Gott, der Abraham half kriegen,
Der David, Josua und Gideon ließ siegen,
Der Pharao gestürzt, der Ahitophels Rat
Durch seiner Weisheit Macht zum Spott gemachet hat.
O Teutschland, freue dich, Westphalen ist entbunden
Von seiner schweren Last; die Feinde sind verschwunden;
Die Münche laufen fort; die Pfaffen gehn zu Haus;
Die Meß ist abgethan; der Greuel ist heraus;
Das Narrenwerk hört auf, die Bilder sind entschlafen.
So weiß der Götter Gott den Götzendienst zu strafen;
Der Gott, der helfen kan, ihm bleibt die Ehr' allein,
Er sol stets unser Hort, Schutz, Trost und Helfer sein.
O Teutschland, freue dich, thu aller Welt vermelden
Die hochberühmte That des Lüneburger Helden!
Fleuch, Fama, fleuch von hier und mach durch alle Land
Der Welt, der großen Welt, des Fürsten Sieg bekant!
Und ihr, ihr Musenvolk, thut ihm die Kron' bereiten
Der langen Ewigkeit, damit sein tapfres Streiten,
Sein Siegen und sein Lob erschalle noch so weit,
Als Phöbus selber läuft in seinem güldnen Kleid.
Wir rufen all' zu Gott, er woll euch lang erhalten,
O hochgeborner Fürst, er laß euch ja veralten
In solchem hohen Lob, daß es je mehr und mehr
Aufwachse, weil ihr seid der Teutschen Preis und Ehr'.
Wir wünschen, edler Held, daß ihr uns wiederbringet
Die Freiheit, da man nun so lange Zeit nach ringet.
Deß helf euch unser Gott, der laß euch glücklich sein
In allem, das ihr thut, von ihm kommt Hülf' allein.
Fußnoten
1 »Auf die gewaltige Schlacht für Hamelen, in welcher der Fürst, Herr Georg, Herzog zu Braunschweig und Lüneburg, einen herlichen und rühmlichen Sieg hat erhalten und davon getragen. Im Jahr 1633.«
Als der Herzog von Friedland zu Eger war ermordet,
25. Febr. 1634.
Was ist dies Leben doch? Ein Traurspiel ists zu nennen:
Da ist der Anfang gut, und wie wirs wünschen können,
Das Mittel voller Angst, das End ist Herzeleid,
Ja, wol der bittre Tod. O kurze Frölichkeit!
Dieß thut uns Wallenstein in seinem Spiel erweisen:
Der Kaiser pflag ihn selbst anfänglich hoch zu preisen
Als eine Seul des Reichs (so nant' ihn Ferdinand),
Der Teutschen Furcht und Zwang, des Kaisers rechter Hand.
Bald aber, wie sein Glaub und Treu fieng an zu wanken,
Verkehrte sich das Spiel, man wandte die Gedanken
Auf seinen Untergang; der Tag gebar die Nacht,
Das Traurspiel hatt' ein End' und er ward umgebracht.
So tummlet sich das Glück, so läuft es hin und wieder:
Den einen macht es groß, den andren drückt es nieder;
Sein End' ist oft der Tod. O, selig ist der Mann,
Der sich der Eitelkeit des Glücks entschlagen kan.
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