Besseri Zite

hani glebt ins Vatters Hus. Jez sin sie vorüber.

Chumm, do bringi der näumis, e Säckli voll dürri Chriesi,

schöni Gumpistöpfel, und au e bizzeli Geißchäs,

do ne Säckli Habermehl und do ne paar Würstli,

und e Logel voll Wi, gib achtig, aß es nit gäutschet,

's isch kei Bunte druf, und au ne Rölleli Tubak.

Chumm e wenig absits, bis do die Wälder verbei sin,

und bis ordli, hesch ghört, und nimm di Gwissen in Obacht.«

Aber der Friedli schwört: »Bi Gott, der Ueli muß sterbe!

's isch nit Gnad!« Doch 's Vreneli seit: »Jez los mer e Wörtli:

Gschwore hesch, und jo, wenn's Zit isch, sterbe mer alli,

und der Ueli au, doch loß du lebe, was Gott will,

und denk an di selber und an die chünftige Zite.

So blibsch nit, wie de bisch, und so ne Lebe verleidet.

Bisch nit im Land deheim, und hesch nit Vater und Mutter?

Öbbe möchtsch au heim, den erbsch en ordeli Gütli

in der Langenau, und gfallt der e Meidli, de hättsch's gern,

isch's bim Ätti nit Nei, de chasch no Stabhalter werde.

Nimm, wie müeßt's der werden, an so ne Missetat z'denke,

und mi's Here Stab mit blutige Hände z'regiere!

Halt's im Ueli z'gut! Si Grobheit nimmt für en Ehr uf,

's isch zwor keini gsi, doch denk au, aß er mi Ma isch!

Schlacht's nit z'Schopfen Ölfi! 's isch Zit, se sag mer, witt folge?«

Aber der Friederli stoht, er stoht in schwere Gidanke,

und het d'Auge voll Wasser, und möcht gern schwetzen und cha nit.

Endli bricht em's Herz: »Nu jo denn, wenn d'mer e Schmutz gisch!

Bhütdi Gott der Her, und jo i will mi bikehre.

Bube, jez packet uf, mer wen im Friede verlieb neh!

Göhnt e paar uf d'Möhr und schießet näumen e Hirzli!«

Seit's und goht in Wald, und lueget an Himmel und brieget.

bis si d'Sternen ins Morgelicht tunken, und drinn verlösche.

Endli goht er au, doch luege mengmol enander

d'Mannen a, und sage: »Was fehlt doch echterst im Hauptma?«

Aber 's Statthalters Tochter lit jez bim Ueli und stoßt en:

»Schnarchle mer doch nit so! Me cha jo nit nebe der schlofe!«

Und der Ueli zuckt und streckt si: »Vreni wie isch mer?« –

»He, wie wird's der si?« – »I ha ne blutige Traum gha.

Vreni, 's goht nit gut, i ha mi selber seh metzge.

Hen sie mi nit verstochen, und in der Büttene brüeihet,

mittem Misser gschabt? De glaubsch nit, wie's mer so weh tut!«

Aber 's Vreneli seit: »He, 's macht nüt. Chunnt der nit mengmol

öbbis für? Jez isch es d'Sau, drum hesch die seh metzge.«

Aber 's Ueli's Schlof isch us, und schweri Gidanke

chämpfe bis an Tag mit sine zerrüttete Sinne,

bis er 's Kaffi trinkt, bis 's Vreneli Suppen ischnidet,

bis en alte Ma verzagt zur Stubetür itritt:

»Chümmi, Reckholderberi! Will nieme nüt chrome do inne?«

»Nei, der löset nüt!« – »Drum isch's mer au nit ums Löse!

Chönnti, Meister Ueli, mit euch e wengeli rede?

Isch das eui Frau, se mag sie's hören, es schadt nüt.

Nechte fahri selbfeuft mit War der Wiese no abe,

ich, mi Rößli, mi Bueb, und 's Nichertlis Rößli und Matthis.

Womer an Fahrnau chömme, so stoht's voll Mannen und Buebe

links im Wald, und an der Stroß e luftige Kerli.

's stoht e Wibsbild binem, es mag e suferi gsi si,

wenni's unter hundert sieh, se willi 's erchenne;

het der Mond nit gschienen, und hani d'Auge nit bimer?

So viel hani ghört: ›'s isch gflucht, der Ueli muß sterbe!‹

Woni neben abe gang, se seit er's zum Wibsbild.

Witers weiß i nüt, und witers chani nüt sage.

Warten isch nit gut, me lost, und wandlet sis Wegs furt.

Bhütich Gott, i gang, und tünt jez selber, was gut isch.« –

Wie het's Vreneli glost! Doch bhaltet's verständigi Bsinnig.

»Hesch en denn nit gmerkt, es isch em nummen um Brenz gsi?«

Aber s' Uelis Ghör isch weg, er lit in der Ohnmacht,

d'Auge stöhn verchehrt, me sieht fast nüt meh vom Schwarze,

d'Zungen isch em glähmt, sie luegt vorusen, und chölschblau

isch er bis an Hals. Me holt der Meister vo Hage,

holt vo Zell der Dokter-Friedli, 's isch em nit z'helfe.

Friederli du hesch d'Wohret gseit, der Ueli muß sterbe.

Vormittag isch's so, und Nomittag isch's anderst.

Schwetze lehrt er nümmen, und siechet ebe so ane,

bis am dritte Tag; uf eimol schnappt er und endet,

und am Zistig druf, se singt's haupthöchlige: ›Mitten

wir im Leben sind‹ – d'Stroß uf zum Fahrnauer Chilchhof.

Furt treit hen sie en, sel isch gwis, doch heißt es, en andre

heig en gholt, und 's gang zu Ziten e blutigen Eber.

Göhntder znacht vom Bergwerch heim, und hentder uf d'Site

gladen, und der sehnt en Eber mit blutige Wunde,

göhnt em still usweg. Es isch der Egerten-Ueli.

Sehntder nüt, sen isch er's nit. Ich ha nen no nie gseh.

Aber wer wird jez mit Zuspruch 's Vreneli tröste?

Groß isch 's Leid just nit, und siebe Wuche no Pfingste

rüeft me 's wieder us. Mit wem? Der werdet nit froge.

Grüseli het der Vater gmacht, und gschworen: »I lid's nit!

So ne vertlaufene Burst mit miner liibliche Tochter,

mit mim Fleisch und Blut? I führ di selber ins Zuchthus.«

Aber was isch's gsi? – Es isch die einzigi Tochter,

und isch Frau für ihns, und mag er roten und warne,

muß er's ebe lo gscheh, – doch het's em nümmen ins Hus dörft,

het's au nümme bitrette, bis no Micheli si Vater

z'Wil dur d'Wiese ritet, er het e Wage voll Wi gchauft.

Groß isch's Wasser gsi, und finster, wo sie derdur sin,

und chunnt usem Weg, und 's tribt en aben und abe

bis er abem Choli fallt und nümmen ans Gstad chunnt.

An der Schorebruck, dört hen sie 'n mornderigs gfunde.

Aber jez zieht üser Paar im Friede go Schopfe,

und nimmt Bsitz vo Hus und Gut, der Friedli wird Burger,

führt si ordelig uf, er cha gut lesen und schribe, –

Helfis Gott! – und stigt nootno zu Würden und Ehre.

Wer wird Chilchelueger, und wer wird Weibel und wer stoht

bald am Rothusfenster und lächlet güetig, wenn öbbe

mittem Hut in der Hand e Langenauer verbei goht?

Isch's nit mi Herr Frieder mit siner lockige Stirne? –

Nei, wie macht's, und nei, wie schüttet's, loset doch numme,

fangt's nit vornen a? – Zletzt sage d'Burger: »Der Hügli

cha jo nit Gschriebes lese, wie chaner denn Statthalter blibe?

's wär für Ihn, Her Frieder, und Er muß d'Burger regiere.

Er isch e brave Ma, in alle Stücke biwandert,

und si Frau, Statthalters Blut, mit Tuged bihaftet,

isch die guti Stund, und gscheit, no gscheiter, as Er schier.

Sager nit lang Nei, 's nuzt nüt, mer lön is nit brichte.« –

»Nu, se sagi Jo, 's Regiere chunnt mi nit suur a.« –

Dreimol chlöpft der Hurlibaus – nei loset, wie's schüttet,

lueget, wie's dur d'Chlimse blizt! – Im Pflug und im Engel

hen sie tanzt bis tief in d'Nacht, und gessen und trunke.

Wohr isch's, e brävere Ma hätt d'Stadt nit chönnen erchise,

und im Vreneli gunni 's au. In d'Schopfemer Chilche

het er en Orgle gschafft, vor sine Ziten isch nüt gsi,

(z'Huse stoht sie no), d'Marodi het er vertriebe,

und uf d'Burger Obsicht treit, und groten und gwarnet.

Aber si Frau und er, sie hen in Frieden und Liebi

mit enander glebt, und Guts an Armen erwiese,

jo, und 's isch em e Muetter zu siebe Chindere worde, –

Helfis Gott! – und 's stammt von ihnen im Schopfemer Chilchspiel

mengi Famili her, und blüeiht in Richtum und Ehre. –

Helfis Gott, und bhütis Gott! Ins Here Gotts Name,

das het gchlöpft, und das het gmacht, 's isch weger e Schlag gsi! –

Menge Famili, se sagi – die wenigste wüsse's meh selber.

Wer sie sin, und wie sie heiße, das willi jez sage.

Zwor isch 's Chrügli leer – nei loset, was git's uf der Gaß duß?

Vetter Hans-Jerg, 's stürmt! Fürio! 's lauft alles der Drau zu.

Der Schreinergesell

 

Mi Hamberch hätti glert, so so, la la;

doch stoht mer 's Trinke gar viel besser a,

as 's Schaffe, sel bikenni frei und frank;

der Rucke bricht mer schier am Hobelbank.

Drum het mer d'Mutter mengmol profezeit:

»Du chunnsch ke Meister über wit und breit!«

Zletzt hani 's selber glaubt, und denkt: ›Isch's so,

wie wird's mer echterst in der Fremdi go?‹

Wie isch's mer gange? Numme z'gut! I ha

in wenig Wuche siebe Meister gha.

O Müetterli, wie falsch hesch profezeit!

I chömm kei Meister über, hesch mer gseit.

Hans und Verene

 

Es gfallt mer nummen eini,

und selli gfallt mer gwis!

O wenni doch das Meidli hätt

es isch so flink und dundersnett,

so dundersnett,

i wär im Paradies!

's isch wohr, das Meidli gfallt mer,

und 's Meidli hätti gern!

's het alliwil e frohe Muet,

e Gsichtli het's, wie Milch und Bluet,

wie Milch und Bluet,

und Auge wie ne Stern.

Und wenni 's sieh vo witem,

se stigt mer's Bluet ins Gsicht;

es wird mer übers Herz so chnapp,

und 's Wasser lauft mer d'Backen ab,

wohl d'Backen ab;

i weiß nit, wie mer gschicht.

Am Zistig früeih bim Brunne,

se redt 's mi frei no a:

»Chumm, lüpf mer, Hans! Was fehlt der echt?

Es isch der näume gar nicht recht,

nei gar nit recht!«

I denk mi Lebtig dra.

I ha 's em solle sage,

und hätti 's numme gseit!

Und wenn i numme richer wär,

und wär mer nit mi Herz so schwer,

mi Herz so schwer,

's gäb wieder Glegeheit.

Und uf und furt, jez gangi,

's würd jäten im Salat,

und sag em's, wenni näume cha,

und luegt es mi nit fründli a,

nit fründli a,

so bini morn Saldat.

En arme Kerli bini,

arm bini, sel isch wohr.

Doch hani no nüt Unrechts to,

und sufer gwachse wäri jo,

das wäri scho,

mit sellem hätt's ke Gfohr.

Was wisplet in de Hürste,

was rüehrt si echterst dört?

Es fisperlet, es ruuscht im Laub.

O bhüetis Gott der Her, i glaub,

i glaub, i glaub,

es het mi näumer ghört.

»Do bini jo, do hesch mi,

und wenn de mi denn witt!

I ha's scho sieder'm Spötlig gmerkt;

am Zistig hesch mi völlig bstärkt,

jo, völlig bstärkt.

Und worum seisch's denn nit?

Und bisch nit rich an Gülte,

und bisch nit rich an Gold,

en ehrli Gmüet isch über Geld,

und schaffe chasch in Hus und Feld,

in Hus und Feld,

und lueg, i bi der hold!«

»O Vreneli, was seisch mer,

o Vreneli, isch's so?

De hesch mi usem Fegfüür gholt,

und länger hätti 's nümme tolt,

nei, nümme tolt.

Jo, friili willi, jo!«

Der Winter

 

Isch echt do obe Bauwele feil?

Sie schütten eim e redli Teil

in d'Gärten aben und ufs Hus;

es schneit doch au, es isch e Gruus;

und 's hangt no menge Wage voll

am Himmel obe, merki wol.

Und wo ne Ma vo witem lauft,

so het er vo der Bauwele gchauft;

er treit sie uf der Achsle no,

und uffem Hut, und lauft dervo.

Was laufsch denn so, du närsche Ma?

De wirsch sie doch nit gstohle ha?

Und Gärten ab, und Gärten uf

hen alli Scheie Chäpli uf.

Sie stöhn wie großi Here do;

sie meine, 's heig's sust niemes so.

Der Nußbaum het doch au si Sach,

und 's Herehus und 's Chilchedach.

Und wo me luegt, isch Schnee und Schnee,

me sieht ke Stroß und Fueßweg meh.

Meng Somechörnli, chlei und zart,

lit unterm Bode wohl verwahrt,

und schnei's, so lang es schneie mag,

es wartet uf si Ostertag.

Meng Summervögeli schöner Art

lit unterm Bode wohl verwahrt;

es het kei Chummer und kei Chlag,

und wartet uf si Ostertag;

und gang's au lang, er chunnt emol,

und sieder schloft's, und 's isch em wohl.

Doch wenn im Frühlig 's Schwälmli singt,

und d'Sunnewärmi abe dringt,

Potz tausig, wacht's in jedem Grab,

und streift si Totehemdli ab.

Wo nummen au ne Löchli isch,

schlieft 's Leben use jung und frisch.

Do fliegt er hungerig Spätzli her!

e Brösli Brot wär si Begehr.

Es luegt ein so verbärmli a;

's het sieder nechte nüt meh gha.

Gell, Bürstli, sel isch anderi Zit,

wenn 's Chorn in alle Fure lit?

Do hesch! Loß andern au dervo!

Bisch hungerig, chasch wieder cho! –

's muß wohr si, wie 's e Sprüchli git:

›Sie seihe nit, und ernde nit;

sie hen kei Pflug, und hen kei Joch,

und Gott im Himmel nährt sie doch.‹

 

Das Habermus

 

's Habermues wär ferig, se chömmet, ihr Chinder, und esset!

Betet: ›Aller Augen‹ – und gent mer ordeli Achtig,

aß nit eim am rueßige Tüpfi 's Ermeli schwarz wird.

Esset denn, und segnich's Gott, und wachset und trüeihet!

D'Haberchörnli het der Ätti zwische de Fure

gseiht mit flißiger Hand und abegeget im Früeihjohr.

Aß es gwachsen isch und zitig worde, für sel cha

euen Ätti nüt, sel tut der Vater im Himmel.

Denket numme, Chinder, es schloft im mehlige Chörnli

chlei und zart e Chiimli, das Chiimli tutich ke Schnüüfli,

nei, es schloft, und seit kei Wort, und ißt nit, und trinkt nit,

bis es in de Fure lit, im luckere Bode.

Aber in de Furen und in der füechtige Wärmi

wacht es heimli uf us sim verschwiegene Schlöfli,

streckt die zarte Gliedli, und suget am saftige Chörnli,

wie ne Mutterchind, 's isch alles, aß es nit brieget.

Siederie wird's größer, und heimli schöner und stärcher,

und schlieft us de Windlen, es streckt e Würzeli abe,

tiefer aben in Grund, und sucht si Nahrig und findt sie.

Jo, und 's sticht's der Wunderfitz, 's möcht nummen au wisse,

wie's denn witer oben isch. Gar heimlig und furchtsem

güggelet's zum Boden us – Potz tausig, wie gfallt's em!

Üse lieber Hergot, er schickt en Engeli abe.

»Bringem e Tröpfli Tau, und sag em fründli Gottwilche!«

Und es trinkt, und 's schmecktem wohl, und 's streckt si gar sölli.

Sieder strehlt si d'Sunnen, und wenn sie gwäschen und gstrehlt isch,

chunnt sie mit der Strickete füre hinter de Berge,

wandlet ihre Weg hoch an der himmlische Landstroß,

strickt und lueget aben, as wie ne fründligi Muetter

no de Chindlene luegt. Sie lächlet gegenem Chiimli,

und es tutem wohl, bis tief ins Würzeli abe.

»So ne tolli Frau, und doch so güetig und fründli!«

Aber was sie strickt? He, Gwülch us himmlische Düfte!

's tröpflet scho, ne Sprützerli chunnt, druf regnet's gar sölli.

's Chiimli trinkt bis gnug; druf weiht e Lüftli und trochnet's,

und es seit: »Jez gangi nümmen untere Bode,

um ke Pris! Do blibi, geb, was no us mer will werde!«

Esset Chindli, gsegn' es Gott, und wachset und trüeihet!

's wartet herbi Zit ufs Chiimli. Wulken an Wulke

stöhn am Himmel Tag und Nacht, und d'Sunne verbirgt si.

Uf de Berge schneit's, und witer niede hurniglet's.

Schocheli schoch, wie schnatteret jez, und brieget mi Chiimli!

und der Boden isch zu, und 's het gar chündigi Nahrig.

»Isch denn d'Sunne gstorbe«, seit es, »aß sie nit cho will!

Oder förcht sie au, es frier sie? Wäri doch bliebe,

woni gsi bi, still und chlei im mehlige Chörnli,

und deheim im Boden und in der füechtige Wärmi!«

Lueget Chinder, so goht's! Der werdet au no so sage,

wenn der use chömmet, und unter fremde Lüte

schaffe müent und reblen, und Brot und Plunder verdiene:

»Wäri doch deheim bim Müetterli, hinterem Ofe!«

Tröstich Gott! 's nimmt au en End, und öbbe wird's besser,

wie's im Chiimli gangen isch. Am heitere Maitag

weiht's so lau, und d'Sunne stigt so chräftig vom Berg uf,

und sie luegt, was 's Chiimli macht, und git em e Schmützli,

und jez isch em wohl, und 's weiß nit z'blibe vor Freude.

Nootno prange d'Matte mit Gras und farbige Blume;

nootno duftet 's Chriesibluest, und grünet der Pflumbaum;

nootno wird der Rogge buschig, Weizen und Gerste,

und mi Häberli seit: »Do blibi jo nit dehinte!«

Nei, es spreitet d'Blättli us – wer het em sie gwobe?

und jez schießt der Halm – wer tribt in Röhren an Röhre

's Wasser us de Wurzle bis in die saftige Spitze?

Endli schlieft en Ähri us, und schwankt in de Lüfte –

sagmer au ne Mensch, wer het an sideni Fäde

do ne Chnöspli ghenkt und dört mit chünstlige Hände?

D'Engeli, wer denn sust? Sie wandle zwische de Furen

uf und ab, vo Halm zu Halm, und schaffe gar sölli.

Jez hangt Bluest an Bluest am zarte schwankigen Ähri,

und mi Haber stoht, as wie ne Brüütli im Chilchstuhl.

Jez sin zarti Chörnli drin, und wachsen im Stille,

und mi Haber merkt afange, was es will werde.

D'Chäferli chömme und d'Fliege, sie chömme z'Stubete zunem,

luege, was er macht, und singen: ›Eie Popeie!‹

Und 's Schiiwürmli chunnt, Potz tausig mittem Laternli,

z'nacht um Nüni z'Licht, wenn d'Fliegen und d'Chäferli schlofe.

Esset Chinder, segn es Gott, und wachset und trüeihet!

Sieder het me gheuet, und Chriesi gunne no Pfingste;

sieder het me Pflümli gunne hinterem Garte;

sieder hen sie Rogge gschnitte, Weizen und Gerste,

und die arme Chinder hen barfis zwische de Stupfle

gfalleni Ähri glesen, und 's Müüsli het ene ghulfe.

Druf het au der Haber bleicht. Voll mehligi Chörner

het er gschwankt und gseit: »Jez isch's mer afange verleidet,

und i merk, mi Zit isch us, was tueni ellei do,

zwische de Stupfelrüben, und zwische de Grumbirestude?«

Druf isch d'Muetter usen und 's Efersinli und 's Plunni,

's het ein scho an d'Finger gfrore z'morgen und z'obe.

Endli hemmer en brocht und in der staubige Schüre

hei sie'n dröscht vo früeih um Zwei bis z'oben um Vieri.

Druf isch's Müllers Esel cho, und hetten in d'Mühli

gholt, und wieder brocht, in chleini Chörnli vermahle;

und mit feister Milch vom junge fleckige Chüeihli

hetten 's Müetterli gchocht im Tüpfi. – Geltet, 's isch gut gsi?

Wüschet d'Löffel ab, und bet eis: ›Danket dem Heren – ‹

und jez göhnt in d'Schul, dört hangt der Oser am Simse!

Fall mer keis, gent Achtig, und lehret, was menich ufgit!

Wenn der wieder chömmet, so chömmet der Zibbertli über.

Wächterruf

 

Loset, was i euch will sage!

D'Glocke het Zehni gschlage.

Jez betet, und jez göhnt ins Bett,

und wer e rüeihig Gwisse het,

schlof sanft und wohl! Im Himmel wacht

e heiter Aug die ganzi Nacht.

Loset, was i euch will sage!

D'Glocke het Ölfi gschlage.

Und wer no an der Arbet schwitzt,

und wer no bi de Charte sitzt,

dem bieti jez zum leztemol, –

's isch hochi Zit – und schlofet wohl!

Loset, was i euch will sage!

D'Glocke het Zwölfi gschlage.

Und wo no in der Mitternacht

e Gmüet in Schmerz und Chummer wacht,

se geb der Gott e rüeihigi Stund,

und mach di wieder froh und gsund!

Loset, was i euch will sage!

D'Glocke het Eis gschlage.

Und wo mit Satans Gheiß und Not,

e Dieb uf dunkle Pfade goht,

– i will's nit hoffen, aber gschieht's –

gang heim! Der himmlisch Richter sieht's.

Loset, was i euch will sage!

D'Glocke het Zwei gschlage.

Und wem scho wieder, eb's no tagt,

die schweri Sorg am Herze nagt,

du arme Tropf, di Schlof isch hi!

Gott sorgt! Es wär nit nötig gsi.

Loset, was i euch will sage!

D'Glocke het Drü gschlage.

Die Morgestund am Himmel schwebt,

und wer im Friede der Tag erlebt,

dank Gott, und faß e frohe Muet,

und gang ans Gschäft, und – halt di guet!

Der Bettler

 

»En alte Ma, en arme Ma,

er sprichtich um e Wohltat a.

E Stückli Brot ab euem Tisch,

wenn's eue guete Willen isch!

He jo, dur Gotts Wille!

In Sturm und Wetter, arm und bloß,

gibore bini uf der Stroß,

und uf der Stroß in Sturm und Wind

erzogen, arm, e Bettelchind.

Druf woni chräftig worde bi,

und d'Eltere sin gstorbe gsi,

se hani denkt: Saldatetod

isch besser weder Bettelbrot.

I ha in schwarzer Wetternacht

vor Laudons Zelt und Fahne gwacht,

i bi bim Paschal Paoli

in Korsika Draguner gsi,

und gfochte hani, wie ne Ma,

und Bluet an Gurt und Sebel gha.

I bi vor menger Batterie,

i bi in zwenzig Schlachte gsi,

und ha mit Treu und Tapferkeit

dur Schwert und Chugle 's Lebe treit.

Zletzt hen sie mi mit lahmem Arm

ins Elend gschickt. Dass Gott erbarm!

He jo, dur Gotts Wille!«

»Chumm arme Ma!

I gunn der's wienis selber ha.

Und helf der Gott us diner Not,

und tröst di, bis es besser goht.«

»Vergelt's der Her, und dank der Gott

du zarten Engel wiiß und rot,

und geb der Gott e brave Ma! –

Was luegsch mi so biwegli a?

Hesch öbben au e Schatz im Zelt,

mit Schwert und Roß im wite Feld?

Biwahr di Gott vor Weh und Leid,

und geb dim Schatz e sicher Gleit,

und bring der bald e gsunde Ma!

's goht ziemli scharf vor Mantua.

's cha si, i chönnt der Meldig ge. –

Was luegsch mi a, und wirsch wie Schnee?

Denkwol, i henk mi Bettelgwand

mi falsche graue Bart an d'Wand!

Jez bschau mi recht, und chennsch mi no?

Geb Gott, i seig Gottwilche do!«

»Her Jesis, der Friedli, mi Friedli isch do!

Gottwilche, Gottwilche, wohl chenni di no!

Wohl het mi bigleitet di liebligi Gstalt

uf duftige Matten, im schattige Wald.

Wohl het di bigleitet mi bchümmeret Herz

dur Schwerter und Chugle mit Hoffnig und Schmerz,

und brieget und betet. Gott het mer willfahrt,

und het mer mi Friedli und het mer en gspart.

Wie chlopft's mer im Buse, wie bini so froh!

O Muetter, chumm weidli, mi Friedli isch do!«

Der Storch

 

(Nach dem Frieden)

 

Willkumm, Her Storch! Bisch au scho do,

und schmecksch im Weiher d'Frösche scho?

Und meinsch, der Winter heig si Sach,

und 's besser Wetter chömm alsgmach?

He jo, der Schnee gieng überal;

me meint, es werd scho grün im Tal.

Der Himmel isch so rein und blau,

und 's weiht ein a so mild und lau.

Nei loset, wiener welsche cha!

Verstoht men au ne Wörtli dra?

Drum chunnt er über Strom und Meer

us wite fremde Ländere her.

Was bringsch denn Neu's us Afrika?

Sie hen gwis au so Umständ gha,

und d'Büchse gspannt, und d'Sebel gwezt,

und Freiheitsbäum vor d'Chilche gsetzt?

De hesch so roti Strümpfli a.

Isch öbbe Blut vom Schlachtfeld dra?

Wo hesch die schwarze Fegge gno?

Bisch öbbe z'noch an d'Flamme cho?

Um das hättsch über Land und Meer

nit reise dörfe hi und her

vom Rhistrom bis in Afrika.

De hättsch's jo in der Nööchi gha.

Mer wüsse leider au dervo,

und mengi Wunde blutet no,

und 's druckt no menge Chummer schwer,

und menge schöne Trog isch leer.

Und witer, an den Alpe hi,

isch's, Gott erbarm's, no ärger gsi,

und Weh und Ach het usem Wald

und us de Berge widerhallt.

Ans Wilhelm Telle Freiheitshut

hangt menge Tropfe Schwitzerblut.

Wie het's nit ummen blizt und gchracht,

und dunderet in der Wetternacht!

Doch öbben in der Wetternacht

het Gottis Engel au no gwacht.

»Jo frili«, seit er, »Chlip und Chlap!«

und schwenkt der Schnabel uf und ab.

Gang Muetter, und heiß 's Büebli cho!

Lueg Chind, di Storch isch wieder do!

Sag: ›Grüß di Gott! Was bringsch mer mit?‹

I glaub, bim Bluest, er chennt di nit.

's macht's, wil d'so groß und sufer bisch,

und 's Löckli chrüser worden isch.

Fern hesch no so ne Jüppli gha,

jez hesch scho gstreifti Hösli a.

Er pepperet no alliwil,

und 's schint, er wiß no sölli viel.

Es goht em au, wie mengem Ma,

er het si Gfalle selber dra!

's isch gnug, Her Storch! Mer wüsse's scho,

und was de seisch, mer glaube's jo!

Es freut di au, aß 's Dorf no stoht,

und alles gsund isch – dank der Gott!

He jo, 's mag wieder ziemli go,

und 's Feldpikett isch nümme do;

wo Lager gsi sin Zelt an Zelt,

goht jez der Pflug im Ackerfeld.

Und der, wo d'Storche heißet cho,

und d'Rabe nährt, isch au no do.

Er schafft den Arme Brot ins Hus,

und heilt die alte Presten us.

Und wo me luegt, und luege cha,

se lächlet ein der Frieden a,

wie Morgelicht, wenn d'Nacht vergoht,

und d'Sunne hinter de Tanne stoht.

Gang lueg e wenig d'Gegnig a!

I glaub, de wirsch e Gfalle ha.

Mi Matten isch der wol bikannt,

am Brunnen abe linker Hand.

Und triffsch am Bach e Fröschli a,

sen isch's der gunnt. Verstick nit dra!

Und, was i bitt, loß d'Imme goh!

Mi Große seit, sie fliege scho.

Sonntagsfrühe

 

Der Samstig het zum Sunntig gseit:

»Jez hani alli schlofe gleit;

sie sin vom Schaffe her und hi

gar sölli müed und schlöfrig gsi,

und 's gohtmer schier gar selber so,

i cha fast uf ke Bei me stoh.«

So seit er, und wo's Zwölfi schlacht,

se sinkt er aben in d'Mitternacht.

Der Sunntig seit: »Jez isch's an mir!«

Gar still und heimli bschließt er d'Tür.

Er düselet hinter de Sterne no,

und cha schier gar nit obsi cho.

Doch endli ribt er d'Augen us,

er chunnt der Sunn an Tür und Hus;

sie schloft im stille Chämmerli;

er pöpperlet am Lädemli;

er rüft der Sunne: »D'Zit isch do!«

Sie seit: »I chumm enanderno.«

Und lisli uf de Zeche goht,

und heiter uf de Berge stoht

der Sunntig, und 's schloft alles no;

es sieht und hört en niemes goh;

er chunnt ins Dorf mit stillem Tritt,

und winkt im Guhl: »Verrot mi nit!«

Und wemmen endli au verwacht,

und gschlofe het die ganzi Nacht,

se stoht er do im Sunneschi,

und luegt eim zu de Fenstern i

mit sinen Auge mild und gut,

und mittem Meien uffem Hut.

Drum meint er's treu, und was i sag,

es freut en, wemme schlofe mag,

und meint, es seig no dunkel Nacht,

wenn d'Sunn am heitere Himmel lacht.

Drum isch er au so lisli cho,

drum stoht er au so liebli do.

Wie glitzeret uf Gras und Laub

vom Morgetau der Silberstaub!

Wie weiht e frische Maieluft,

voll Chriesibluest und Schlecheduft!

Und d'Immli sammle flink und frisch,

sie wüsse nit, aß 's Sunntig isch.

Wie pranget nit im Garteland

der Chriesibaum im Maiegwand,

Gelveieli und Tulipa,

und Sterneblume nebe dra,

und gfüllti Zinkli blau und wiiß,

me meint, me lueg ins Paradies!

Und 's isch so still und heimli do,

men isch so rüeihig und so froh!

Me hört im Dorf kei »Hüst« und »Hott«;

e »Gute Tag«, und »Dank der Gott«,

und »'s git gottlob e schöne Tag«,

isch alles, was me höre mag.

Und 's Vögeli seit: »Frili jo!

Potz tausig, jo, do isch er scho!

Er dringt jo in sim Himmelsglast

dur Bluest und Laub in Hurst und Nast!«

Und 's Distelzwigli vorne dra

het 's Sunntigröckli au scho a.

Sie lüte weger 's Zeiche scho,

der Pfarer, schint's, well zitli cho.

Gang, brechmer eis Aurikli ab,

verwüschet mer der Staub nit drab,

und Chüngeli, leg di weidli a,

de muesch derno ne Meie ha!

Auf einem Grabe

 

Schlof wohl, schlof wohl im chüle Bett!

De ligsch zwor hert uf Sand und Chies;

doch spürt's di müede Rucke nit.

Schlof sanft und wohl!

Und 's Deckbett lit der, dick und schwer

in d'Höchi gschüttlet, uffem Herz.

Doch schlofsch im Friede, 's druckt di nit.

Schlof sanft und wohl!

De schlofsch und hörsch mi »Bhütdi Gott«,

de hörsch mi sehnli Chlage nit.

Wär's besser, wenn de 's höre chönntsch?

Nei, weger nei!

O, 's isch der wohl, es isch der wohl!

Und wenni numme bi der wär,

se wär schon alles recht und gut.

Mer tolten is.

De schlofsch und achtisch 's Unrueih nit

im Chilcheturn die langi Nacht,

und wenn der Wächter Zwölfi rüeft

im stille Dorf.

Und wenn's am schwarze Himmel blizt,

und Gwülch an Gwülch im Donner chracht,

se fahrtder 's Wetter übers Grab,

und weckt di nit.

Und was di früeih im Morgerot

bis spot in d'Mittnacht bchümmert het,

gottlob, es ficht di nümmen a

im stille Grab.

Es isch der wohl, o, 's isch der wohl!

und alles, was de glitte hesch,

Gott Lob und Dank, im chüele Grund

tut's nümme weh.

Drum, wenni numme bi der wär,

so wär jo alles recht und gut.

Jez sitzi do, und weiß kei Trost

mim tiefe Schmerz.

Doch öbbe bald, wenn's Gottswill isch,

se chunnt mi Samstig-z' oben au,

und druf, se grabt der Nochber Chlaus

mir au ne Bett.

Und wenni lig, und nümme schnuuf,

und wenn sie 's Schloflied gsunge hen,

se schüttle sie mer 's Deckbett uf,

und – »Bhütdi Gott!«

I schlof derno so sanft wie du,

und hör' im Chilchturn 's Unrueih nit.

Mer schlofe, bis am Sunntig früeih

der Morge taut.

Und wenn emol der Sunntig tagt,

und d'Engel singe 's Morgelied,

se stöhn mer mitenander uf,

erquickt und gsund.

Und 's stoht e neui Chilche do,

sie funklet hell im Morgerot.

Mer göhn, und singen am Altar

Hallelujah!

Der Wächter in der Mitternacht

 

»Loset, was i euch will sage!

D'Glocke het Zwölfi gschlage.«

Wie still isch alles! Wie verborgen isch,

was Lebe heißt, im Schoß der Mitternacht

uf Stroß und Feld! Es tönt kei Menschetritt;

es fahrt kei Wagen us der Ferni her;

kei Hustür gahret, und kei Otem schnuuft,

und nit emol e Möhnli rüeft im Bach.

's lit alles hinterm Umhang jez und schloft,

und öb mit lichtem Fuß und stillem Tritt

e Geist vorüber wandlet, weißi nit.

Doch was i sag, ruuscht nit der Tiich? Er schießt

im Leerlauf ab am müede Mühlirad,

und näume schliicht der Iltis unterm Dach

de Tremle no, und lueg, do obe zieht

vom Chilchturn her en Ül im stille Flug

dur d'Mitternacht, und hangt denn nit im Gwülch

die großi Nachtlaterne dört, der Mond?

Still hangt si dört, und d'Sterne flimmere,

wie wemmen in der dunkle Regenacht,

vom wite Gang ermattet, uf der Stroß

an d'Heimet chunnt, no keini Dächer sieht

und numme do und dört e fründli Licht.

Wie wird's mer doch uf eimol so kurios?

Wie wird's mer doch so weich um Brust und Herz,

as wenni briege möcht, weiß nit worum;

as wenni 's Heimweh hätt, weiß nit no was?

»Loset, was i euch will sage!

D'Glocke het Zwölfi gschlage.

Und isch's so schwarz und finster do,

se schine d'Sternli no so froh,

und us der Heimet chunnt der Schi

's muß lieblig in der Heimet si!«

Was willi? Willi dure Chilchhof goh

ins Unterdorf? Es isch mer d'Tür seig off,

as wenn die Toten in der Mitternacht

us ihre Gräbere giengen, und im Dorf

e wenig luegten, öb no alles isch

wie almig. 's isch mer doch bis dato ken

bigegnet, aß i weiß. Denkwol i tue's,

und rüef de Tote – nei sel tueni nit!

Still willi uf de stille Gräbere goh!

Sie hen jo d'Uhr im Turn, und weiß i denn,

isch au scho ihre Mitternacht verbei?

's cha si, es fallt no dunkler alliwil

und schwärzer uf sie abe – d'Nacht isch lang.

's cha si, es zuckt e Streifli Morgerot

scho an de Berge uf – i weiß es nit.

Wie isch's so heimli do? Sie schlofe wohl

Gott gunnene's! – e bizli schuderig,

sel läugni nit; doch isch nit alles tot.

I hör jo 's Unrueih in der Chilche; 's isch

der Pulz der Zit in ihrem tiefe Schlof,

und d'Mitternacht schnuuft vo de Berge her.

Ihr Otem wandlet über d'Matte, spielt

dört mittem Tschäubbeli am grüne Nast,

und pfift dur d'Scheie her am Gartehag.

Sie chuuchet füecht an d'Chilchemur und chalt;

die lange Fenster schnattere dervo

und 's lopperig Chrütz. Und lueg, do lüftet si

en offe Grab! – Du guten alte Franz,

se hen sie au di Bett scho gmacht im Grund,

und 's Deckbett wartet uf di nebe dra,

und d'Liechtli us der Heimet schine dri!

He nu, es gohtis alle so. Der Schlof

zwingt jeden uffem Weg, und eb er gar

in d'Heimet dure chunnt. Doch wer emol

si Bett im Chilchhof het, gottlob, er isch

zum leztemol do niden übernacht,

und wenn es taget, und mer wachen uf,

und chömmen use, hemmer nümme wit,

e Stündli öbben, oder nitemol. –

Se stolperi denn au no d'Stäpfli ab,

und bi so nüechter bliebe hinechtie.

»Loset, was i euch will sage!

D'Glocke het Zwölfi gschlage.

Und d'Sternli schine no so froh,

und us der Heimet schimmert's so,

und 's isch no umme chleini Zit.

Vom Chilchhof het me nümme wit.«

Wo bini gsi? Wo bini echterst jez?

E Stäpfli uf, e Stäpfli wieder ab,

und witers nüt? Nei weger, witers nüt?

Isch nit 's ganz Dörfli in der Mitternacht

e stille Chilchhof? Schloft nit alles do,

wie dört vom lange müede Wachen us,

vo Freud und Leid, und isch in Gottis Hand,

do unterm Straudach, dört im chüele Grund,

und warte, bis es taget um sie her?

He, 's würd jo öbbe! Und wie lang und schwarz

au d'Nacht vom hoche Himmel abe hangt,

verschlofen isch der Tag deswegen nie;

und bis i wieder chumm, und nonemol,

so gen mer d'Gühl scho Antwort, wenni rüef,

se weiht mer scho der Morgeluft ins Gsicht.

Der Tag verwacht im Tannewald, er lüpft

alsgmach der Umhang obsi; 's Morgeliecht,

es rieslet still in d'Nacht, und endli wahlt's

in goldne Strömen über Berg und Tal.

Es zuckt und wacht an allen Orte; 's goht

e Lade do und dört e Hustür uf,

und 's Lebe wandlet use frei und froh.

Du liebi Seel, was wird's e Firtig si,

wenn mit der Zit die lezti Nacht versinkt,

wenn alli goldne Sterne groß und chlei,

und wenn der Mond und 's Morgerot und d'Sunn

in Himmelsliecht verrinnen, und der Glast

bis in die tiefe Gräber abe dringt,

und d'Muetter rüeft de Chindlene: »'s isch Tag!«

und alles usem Schlof verwacht, und do

ne Laden ufgoht, dört e schweri Tür!

Die Tote luegen use jung und schön.

's het menge Schade gutet übernacht,

und menge tiefe Schnatte bis ins Herz

isch heil. Sie luegen use gsund und schön,

und tunke 's Gsicht in Himmelsluft. Sie stärkt

bis tief ins Herz – o wenn 's doch bald so chäm!

»Loset, was i euch will sage!

D'Glocke het Zwölfi gschlage.

Und d'Liechtli brennen alli no;

der Tag will iemerst no nit cho.

Doch Gott im Himmel lebt und wacht,

er hört wohl, wenn es Vieri schlacht!«

Der zufriedene Landmann

 

Denkwol, jez lengi au in Sack,

und trink e Pfifli Rauchtubak,

und fahr jez heim mit Eg und Pflug,

der Laubi meint scho lang, 's seig gnug.

Und wenn der Kaiser usem Rot

in Feld und Forst ufs Jage goht,

se lengt er denkwol au in Sack,

und trinkt e Pfifli Rauchtubak.

Doch trinkt er wenig Freud und Lust,

es isch em näume gar nit just.

Die goldne Chrone drucke schwer;

's isch nit, as wenn's e Schiehut wär.

Wohl goht em menge Batzen i,

doch will au menge gfuttert si;

und woner lost, isch Bitt und Bitt,

und alli tröste chaner nit.

Und wenn er hilft, und sorgt und wacht

vom früeihe Morge bis in d'Nacht,

und meint, jez heiger alles to,

se het er erst ke Dank dervo.

Und wenn, vom Treffe blutig rot,

der Jeneral im Lager stoht,

se lengt er endli au in Sack,

und trinkt e Pfifli Rauchtubak.

Doch schmeckt's em nit im wilde Gwühl

bim Ach und Weh und Saitespiel;

er het turnieret um und um,

und niemes will en lobe drum.

Und Fürio und Mordio

und schweri Wetter ziehnem no;

do lit der Granedier im Blut,

und dört e Dorf in Rauch und Glut.

Und wenn in d'Meß mit Gut und Geld

der Chaufher reist im wite Feld,

se lengt er eben au in Sack,

und holt si Pfifli Rauchtubak.

Doch schmeckt's der nit, du arme Ma!

Me sieht der dini Sorgen a,

und 's Eimoleis, es isch e Gruus,

es luegt der zu den Augen us.

De treisch so schwer, es tut der weh;

doch hesch nit gnug, und möchtsch no me,

und weisch jo nit, wo ane mit;

drum schmeckt der au di Pfifli nit.

Mir schmeckt's Gottlob, und 's isch mer gsund.

Der Weize lit im füechte Grund,

und mittem Tau im Morgerot,

und mit sim Otem segnet's Gott.

Und 's Anne-Meili flink und froh,

es wartet mit der Suppe scho,

und d'Chinderli am chleine Tisch,

me weiß nit, welles 's fürnehmst isch.

Drum schmeckt mer au mi Pfifli wohl.

Denkwol, i füllmer's nonemol!

Zum frohe Sinn, zum freie Mut,

und heimetzu schmeckt alles gut.

Die Vergänglichkeit

 

(Gespräch auf der Straße nach Basel zwischen Steinen und Brombach, in der Nacht)

 

Der Bub seit zum Ätti:

 

Fast allmol, Ätti, wenn mer's Röttler Schloß

so vor den Auge stoht, se denki dra,

öb's üsem Hus echt au emol so goht.

Stoht's denn nit dört, so schuderig, wie der Tod

im Basler Totetanz? Es gruset eim,

wie länger as me's bschaut. Und üser Hus,

es sitzt jo wie ne Chilchli uffem Berg,

und d'Fenster glitzeren, es isch e Staat.

Schwetz, Ätti, goht's em echterst au no so?

I mein emol, es chönn schier gar nit si.

 

Der Ätti seit:

 

Du gute Burst, 's cha frili si, was meinsch?

's chunnt alles jung und neu, und alles schliicht

sim Alter zu, und alles nimmt en End,

und nüt stoht still. Hörsch nit, wie 's Wasser ruuscht,

und siehsch am Himmel obe Stern an Stern?

Me meint, von alle rühr sie kein, und doch

ruckt alles witers, alles chunnt und goht.

Je, 's isch nit anderst, lueg mi a, wie d'witt.

De bisch no jung; Närsch, ich bin au so gsi,

jez würd's mer anderst, 's Alter, 's Alter chunnt,

und woni gang, go Gresgen oder Wies,

in Feld und Wald, go Basel oder heim,

's isch einerlei, i gang im Chilchhof zu, –

brieg, alder nit! – und bis de bisch wien ich,

e gstandene Ma, se bini nümme do,

und d'Schof und Geiße weide uf mim Grab.

Jo wegerli, und 's Hus wird alt und wüst;

der Rege wäscht der's wüster alli Nacht,

und d'Sunne bleicht der's schwärzer alli Tag,

und im Vertäfer popperet der Wurm.

Es regnet no dur d'Bühne ab, es pfift

der Wind dur d'Chlimse. Drüber tuesch du au

no d'Auge zu; es chömme Chindeschind,

und pletze dra.