Und wemme nootno gar

zweitusig zehlt, isch alles zsemmegkeit.

Und 's Dörfli sinkt no selber in si Grab.

Wo d'Chilche stoht, wo 's Vogts und 's Here Hus,

goht mit der Zit der Pflug –

 

Der Bub seit:

 

Nei, was de seisch!

 

Der Ätti seit:

 

Je, 's isch nit anderst, lueg mi a, wie d' witt!

Isch Basel nit e schöni tolli Stadt?

's sin Hüser drinn, 's isch mengi Chilche nit

so groß, und Chilche, 's sin in mengem Dorf

nit so viel Hüser. 's isch e Volchspiel, 's wohnt

e Richtum drinn, und menge brave Her,

und menge, woni gchennt ha, lit scho lang

im Chrützgang hinterm Münsterplatz und schloft.

's isch eitue, Chind, es schlacht emol e Stund,

goht Basel au ins Grab, und streckt no do

und dört e Glied zum Boden us, e Joch,

en alte Turn, e Giebelwand; es wachst

do Holder druf, do Büechli, Tanne dört,

und Moos und Farn, und Reiger niste drinn –

's isch schad derfür! – und sin bis dörthi d'Lüt

so närsch wie jez, so göhn au Gspenster um,

d'Frau Faste, 's isch mer jez, sie lang scho a,

me seit's emol, – der Lippi Läppeli,

und was weiß ich, wer meh? Was stoßisch mi?

 

Der Bub seit:

 

Schwetz lisli, Ätti, bis mer über d'Bruck

do sin, und do an Berg und Wald verbei!

Dört obe jagt e wilde Jäger, weisch?

Und lueg, do niden in de Hürste seig

gwiß 's Eiermeidli glege, halber ful,

's isch Johr und Tag. Hörsch, wie der Laubi schnuuft?

 

Der Ätti seit:

 

Er het der Pfnüsel! Seig doch nit so närsch!

– »Hüst, Laubi, Merz!« – und loß die Tote go,

sie tüen der nüt meh! – Je, was hani gseit?

Vo Basel, aß es au emol verfallt.

Und goht in langer Zit e Wandersma

ne halbi Stund, e Stund wit dra verbei,

se luegt er dure, lit ke Nebel druf,

und seit sim Kamerad, wo mittem goht:

»Lueg, dört isch Basel gstande! Selle Turn

seig d'Peterschilche gsi, 's isch schad derfür!«

 

Der Bub seit:

 

Nei, Ätti, isch's der Ernst? Es cha nit si!

 

Der Ätti seit:

 

Je, 's isch nit anderst, lueg mi a, wie d' witt,

und mit der Zit verbrennt die ganzi Welt.

Es goht e Wächter us um Mitternacht,

e fremde Ma, me weiß nit, wer er isch,

er funklet, wie ne Stern, und rüeft: »Wacht auf!

Wacht auf, es kommt der Tag!« – Drob rötet si

der Himmel, und es dundert überal,

zerst heimlig, alsgmach lut, wie sellemol,

wo Anno sechsenünzig der Franzos

so uding gschosse het. Der Bode schwankt,

aß d'Chilchtürn guge; d'Glocke schlagen a,

und lüte selber Bettzit wit und breit,

und alles bettet. Drüber chunnt der Tag;

o, bhütis Gott, me brucht ke Sunn derzu,

der Himmel stoht im Blitz, und d'Welt im Glast.

Druf gschieht no viel, i ha jez nit der Zit;

und endli zündet's a, und brennt und brennt,

wo Boden isch, und niemes löscht. Es glumst

wohl selber ab. Wie meinsch, sieht's us derno?

 

Der Bub seit:

 

O Ätti, sag mer nüt me! Zwor, wie goht's

de Lüte denn, wenn alles brennt und brennt?

 

Der Ätti seit:

 

He, d'Lüt sin nümme do, wenn's brennt, sie sin –

wo sin sie? Seig du frumm, und halt di wohl,

geb, wo de bisch, und bhalt di Gwisse rein!

Siehsch nit, wie d'Luft mit schöne Sterne prangt!

's isch jede Stern verglichlige ne Dorf,

und witer obe seig e schöni Stadt,

me sieht si nit vo do, und haltsch di gut,

se chunnsch in so ne Stern, und 's isch der wohl,

und findsch der Ätti dort, wenn's Gottswill isch,

und 's Chüngi selig, d'Mutter. Öbbe fahrsch

au d'Milchstroß uf in die verborgeni Stadt,

und wenn de sitwärts abe luegsch, was siehsch?

e Röttler Schloß! Der Belche stoht verchohlt,

der Blauen au, as wie zwee alti Türn,

und zwische drinn isch alles use brennt,

bis tief in Boden abe. D'Wiese het

ke Wasser meh, 's isch alles öd und schwarz,

und totestill, so wit me luegt – das siehsch,

und seisch dim Kamerad, wo mitder goht:

»Lueg, dört isch d'Erde gsi, und selle Berg

het Belche gheiße! Nit gar wit dervo

isch Wislet gsi; dört hani au scho glebt,

und Stiere gwettet, Holz go Basel gführt,

und brochet, Matte graust, und Liechtspöh gmacht,

und gvätterlet, bis an mi selig End,

und möcht jez nümme hi.« – »Hüst Laubi, Merz!«

Der Jänner

 

Im Ätti sezt der Öldampf zu.

Mer chönnte 's Ämpeli use tue,

und d'Läden uf. Der Morgeschi

blickt scho zum runde Nastloch i. –

O lueget doch, wie chalt und rot

der Jänner uf de Berge stoht!

Er seit: »I bi ne bliebte Ma,

der Stern am Himmel lacht mi a!

Er glitzeret vor Lust und Freud,

und mueß er furt, sen isch's em leid;

er luegt mi a, und cha's nit lo,

und würd bizite wieder cho.

Und untermer in Berg und Tal,

wie flimmeret's nit überal!

An allen Ende Schnee und Schnee;

's isch alles mir zu Ehre gscheh,

und woni gang im wite Feld,

sin Stroße bahnt, und Brücke gstellt.«

Er seit: »I bi ne frische Ma,

i ha ne luftig Tschöpli a,

und roti Backe bis ans Ohr,

e heiter Aug und Duft im Hoor,

ke Wintergfrist, ke Gliederweh,

und woni gang, se chracht der Schnee.«

Er seit: »I bi ne gschickte Ma,

lueg, wieni überzuckere cha!

I chuuch, und an de Hürste hangt's,

und an de zarte Birche schwankt's.

Der Zuckerbeck mit gschickter Hand,

mit Geld und Gut wär's nit im Stand.

Jez lueg au dini Schiben a,

und wieni Helgli chritzle cha!

Do hesch e Blüemli, wenn's der gfallt,

do hesch e ganze Tannewald!

Der Früehlig chönnt's nit halber so,

's isch mit der Farb nit alles to.«

Er seit: »I bi ne starche Ma,

und zwing mi näumer, wenn er cha!

Der Forster gstablet uf der Jacht,

der Brunntrog springt, der Eichbaum chracht.

D'Frau Sunne mittem Gsichtli rund

het's Herz nit, aß sie füre chunnt.«

's isch wohr, me weiß nit, was sie tribt.

und wo sie alli Morge blibt.

Wie länger Nacht, wie spöter Tag,

wie besser aß sie schlofe mag,

und blieb es bis um Zehni Nacht,

se chäm sie erst, wenn's Ölfi schlacht.

Nei, het sie's ghört? Dört chunnt sie jo!

Me meint, 's brenn alles liechterloh!

Sie stoht im chalte Morgeluft,

sie schwimmt im rote Nebelduft.

Zeig, chuuch e wenig d'Schiben a,

's isch, aß me besser luege cha!

Der Nebel woget uf und ab,

und d'Sunne chämpft, sie loßt nit ab.

Jez het sie's gunne. Wit und breit

strahlt ihri Pracht und Herrlichkeit.

O lueg, wie 's über d'Dächer wahlt,

am Chilchefenster, lueg, wie's strahlt!

Der Jänner sezt si Arm in d'Huft,

er ruckt am Hut, und schnellt in d'Luft.

Der Jänner seit: »I förch di nit.

Chumm, wenn de mit mer baschge witt!

Was gilt's, de würsch bizite goh,

und rüehmsch dim Büebli nüt dervo!«

Je, 's wär wohl hübsch und liebli so,

im warme Stübli gfallt's eim scho.

Doch mengi Frau, daß Gott erbarm,

sie nimmt ihr nackig Chind in d'Arm,

sie het em nüt um d'Gliedli z'tue,

und wicklet's mittem Fürtuech zue.

Sie het kei Holz, und het kei Brot,

sie sizt und chlagt's im liebe Gott.

Gfriert Stei und Bei, wohl taut der Schmerz

no Tränen uf im Muetterherz.

Der Jänner isch e ruuche Ma,

er nimmt si nüt um d'Armet a.

Gang, bring der arme Fischer-Lis

e Säckli Mehl, e Hemdli wiß,

nimm au ne Wellen oder zwo,

und sag, sie soll au zuenis cho,

und Weihe hole, wenni bach,

und decket jez der Tisch alsgmach.

Der Knabe im Erdbeerschlag

 

E Büebli lauft, es goht in Wald

am Sunntignomittag;

es chunnt in d'Hürst und findet bald

Erdbeeri Schlag an Schlag;

es günnt und ißt si halber z'tod,

und denkt: ›Das isch mi Obedbrot.‹

Und wie nes ißt, se ruuscht's im Laub;

es chunnt e schöne Chnab.

Er het e Rock, wie Silberstaub,

und treit e goldne Stab.

Er glänzt wie d'Sunn am Schwizerschnee.

Si lebelang het's nüt so gseh.

Druf redt der Chnab mi Büebli a:

»Was issisch? I halt's mit!«

»He, nüt«, seit's Büebli, luegt en a,

und lüpft si Chäppli nit.

Druf seit der Chnab: »He, issisch nüt,

du grobe Burst, se battet's nüt!«

Verschwunden isch mi Chnab, und's stöhn

die nöchste Hürst im Duft;

drus fliegt en Engeli wunderschön

uf in die blaui Luft,

und 's Büebli stoht, und luegt em no,

und chrazt im Hoor, und lauft dervo.

Und sieder isch kei Sege meh

im Beeri-Esse gsi.

I ha mi Lebtig nüt so gseh,

sie bschießen ebe nie.

Iß hampflevoll, so viel de witt,

sie stillen eim der Hunger nit!

Was gibi der für Lehre dri?

Was seisch derzu? Me mueß

vor fremde Lüte fründli si

mit Wort und Red und Grueß

und 's Chäppli lüpfe z'rechter Zit,

sust het me Schimpf, und chunnt nit wit.

Das Spinnlein

 

Nei, lueget doch das Spinnli a,

wie's zarti Fäde zwirne cha!

Bas Gvatter, meinsch, chasch's au ne so?

De wirsch mer's, traui, blibe lo.

Es macht's so subtil und so nett,

i wott nit, aß i 's z'hasple hätt.

Wo het's die fini Riste gno,

bi wellem Meister hechle lo?

Meinsch, wemme 's wüßt, wol mengi Frau,

sie wär so gscheit, und holti au!

Jez lueg mer, wie 's si Füeßli sezt,

und d'Ermel streift, und d'Finger nezt.

Es zieht e lange Faden us,

es spinnt e Bruck ans Nochbers Hus,

es baut e Landstroß in der Luft,

morn hangt sie scho voll Morgeduft,

es baut e Fußweg nebe dra,

's isch, aß es ehne dure cha.

Es spinnt und wandlet uf und ab,

potz tausig, im Galopp und Trab!

Jez goht's ringum, was hesch, was gisch!

Siehsch, wie ne Ringli worden isch?

Jez schießt es zarti Fäden i.

Wird's öbbe solle gwobe si?

Es isch verstuunt, es haltet still,

es weiß nit recht, wo 's ane will,

's goht weger zruck, i sieh's em a;

's muß näumis Rechts vergesse ha.

›Zwor‹, denkt es, ›sel pressiert jo nit,

i halt mi nummen uf dermit.‹

Es spinnt und webt, und het kei Rast,

so gliichlig, me verluegt si fast.

Und 's Pfarers Christoph het no gseit,

's seig jede Fade zsemmegleit.

Es mueß ein guti Auge ha,

wer's zehlen und erchenne cha.

Jez puzt es sini Händli ab,

es stoht, und haut der Faden ab.

Jez sizt es in si Summerhus,

und luegt die lange Stroßen us.

Es seit: ›Me baut si halber z'tod,

doch freut's ein au, wenn's Hüsli stoht.‹

In freie Lüfte wogt und schwankt's,

und an der liebe Sunne hangt's;

sie schint em frei dur d'Beinli dur,

und 's isch em wohl. In Feld und Flur

sieht 's Mückli tanze, jung und feiß;

's denkt bi nem selber: ›Hätti eis!‹

O Tierli, wie hesch mi verzückt!

Wie bisch so chlei, und doch so gschickt!

Wer het di au die Sache glehrt?

Denkwol der, wonis alli nährt,

mit milde Händen alle git.

Bis z'frieden! Er vergißt di nit.

Do chunnt e Fliege, nei wie dumm!

Sie rennt em schier gar 's Hüsli um.

Sie schreit und winslet Weh und Ach!

Du arme Chetzer hesch di Sach!

Hesch keine Auge bi der gha?

Was göhn di üsi Sachen a?

Lueg, 's Spinnli merkt's enanderno,

es zuckt und springt und het si scho.

Es denkt: ›I ha viel Arbet gha,

jez mußi au ne Brotis ha!‹

I sag's jo, der, wo alle git,

wenn's Zit isch, er vergißt ein nit.

Dem aufrichtigen und wohlerfahrnen Schweizerboten an seinem Hochzeittage

 

I ha 's jo gseit, und 's isch so cho!

Was hani gseit? 's werd nit lang goh,

se bringt der Bott vom Schwitzerland

es Brütli an der weiche Hand,

es lieblig Brütli mit'm Chranz

zum Chilgang und zum Hochzittanz.

's isch frili wohr, und so ne Ma

es Fraueli, das mueß er ha.

Früeih, wenn er mit'm Morgerot

uf d'Stroß go Brugg und Basel goht,

wer nimmt en z' erst no lieb und warm,

zum Bhüetdigott und Chuß, in Arm?

Und wenn er mittem Abedstern

in d'Heimet chunnt, was hätt er gern?

's sött näumis an der Huustür stoh,

es sött em lieb eggege cho,

und fründli säge: »Grüeß di Gott,

du liebe Ma und Schwizerbott!«

Und säge sött's em: »Liebe Ma,

chumm weidli, leg d'Pantofflen a,

und 's Tschöpli! Uffem Tischtuch stoht

di 's Süppli scho vo wißem Brot.

Chumm liebi Seel, und iß jez z' Nacht!

Und 's Bettli isch der au scho gmacht.«

Das weiß er wohl, mi Schwizerbott,

's isch nit, as wennim 's säge wott.

Drum het er au am lange Rhi

und Kanton us und Kanton i

meng Meidschi scharf in d'Auge gno,

öb nit bald wöll die rechti cho.

Und Kanton us und Kanton i,

bald an der Limmet, bald am Rhi,

wol het er bravi Meidsch'ne gseh,

wie 's Rösli rot, wiß wie der Schnee,

so tusigschön und gut und froh.

Die rechti het nit welle cho.

's macht nüt. Mi liebe Schwizerbott

het gseit: »I find sie doch, will's Gott!«

I glaub es schier, Herr Bottema!

Längst heit er 's in der Nöchi gha.

Tüent d'Augen uf! Bim Saferlot,

sie chunnt nit selbst. Verzeih mir's Gott!

Jez het er sie, und isch er froh,

der Landamma isch's gwüs nit so.

Gib, was de hesch, biet, was de witt,

er tuuschte mit dem Kaiser nit.

Er lueget nu sis Brütli a:

»Jez bisch mi Wib und i di Ma!«

I säg es frei, und säg es lut:

Herr Schwitzerbott mit euer Brut,

Gott gunntich wol e bravi Frau,

und wie 's euch freut, so freut's üs au,

und gebich Gott de alliwil

der liebe neue Freude viel.

Denk, wenn's no einist gwintert het,

was streckt si da im chline Bett,

und lächlet lieb? Mi Bottema,

er luegt si goldig Buebli a.

Er lengt e süße Zuckerring:

»Lueg, was i der von Aarau bring!«

Nu flink dur's Land, Herr Bottema,

mit euer Täschen uf und a,

und bringet, wie mer's gwohnet sin,

viel schöne Bricht und Lehre drinn.

An Zuckerbrot und Marzipa

für d'Chindli soll's nit Mangel ha.

Die Feldhüter

 

Hinte Wald und Berg bis an die duftige Wulke,

vorne Matte voll Chlee, und Saat und goldene Lewat,

stoht e Hütten im Feld und in der einsame Mittnacht.

Numme d'Sterne wachen, und numme no d'Feldberger Wiese,

und der Schuhu im Wald und öbbe Geister und Hirze.

Aber im Hüttli sitzen und hüte die buschige Felder

's Meiers muntere Fritz und 's Müllers lockige Heiner

»Heinerli«, seit der Fritz, »der Schlof goht lisli um d'Hütte.

Lueg, jez chuunt er is inen, und lueg doch weger, er het di!

Weidli, chumm ins Grün! Mer wenn im lieblige Wechsel

mitenander singen. Es weiht e lustige Nachtluft,

gvätterlet mittem Laub und exerzirt mit de Halme:

»Rechts um kehrt euch! Links her stellt euch! Nonemol rechts um!«

Aber 's Müllers Heiner mit siner lockige Stirne

streckt si und stoht uf, und sucht si gläserni Röhre.

»Fritzli, stoß mi nit!« Jez stehn sie gegen enander,

der am Chriesibaum, der an der duftige Linde,

und probire d'Tön in ihrer Höchi und Tiefi,

setzen ab, und setzen a. »Sing, Heinerli, du z'erst!«

seit der Fritz, »de hesch doch, traui, näume ne Schätzli.«

 

Heiner.

 

Tränki früeih am Brunne, so holt au's Meieli Wasser.

Wäscht es am Obe Salat, se chummi wieder und tränki.

»Guten Obe!« – »Dank der Gott! Mer treffe's doch ordli.« –

»Jo, mer treffe's ordli; 's isch hüt e lieblige Tag gsi.«

 

Fritz.

 

In der Chilchen im Chor, und wenn der Her Pfarer e Spruch seit,

luegi mi Vreneli a, öb es au ordeli acht git,

und es luegt mi a, öb ich au ordeli acht gib.

Lauft au drüber 's Sprüchli furt, mer chönne's nit hebe.

 

Heiner.

 

Schön tönt d'Schopfemer Glocke, wenn früeih der Morgen in d'Nacht luegt;

süeß tönt d'Menschestimm wohl in der Schopfemer Orgle:

Schöner tönt es mi a, und süßer goht's mer zu Herze,

wenn mi's Meieli grüßt, und seit: »Mer treffe's doch ordli.«

 

Fritz.

 

Weiht der Früehlig ins Tal, und riesle die lustige Bächli,

und der Vogel zieht, furt möchti riten, und d'Welt us.

Wenn i bi mim Vreneli siz im heitere Stübli,

isch das Stübli mi Welt und, Gott verzeih mer's, mi Himmel.

 

Heiner.

 

Ziehni der Nüntelstei, gschickt baui Mühlen an Mühle:

»Uf und zu, und mir die Chue!« – Wer zeigt mer mi Meister?

Aber isch's Meieli do, und höri si Stimm und si Rädli,

oder es lueget mer zu, ne Schulerbüebli chönnt's besser.

 

Fritz.

 

Cheigle mer uf em Plaz, sitzt's Vreneli unter der Linde,

fallemer Siebe gwis. Doch seits: »Zeig, triffsch mer der Chünig«,

triffi der Chünig ellei. Doch seit's: »Jez gangi«, und 's goht au,

und isch's nümme do, blind lauft mer d'Chugle dur d'Gasse.

 

Heiner.

 

Lieblige Ton und Schall, wo hesch di Gang in de Lüfte?

Ziehsch mer öbben ins Dorf, und chunnsch ans Meielis Fenster,

weck mer's lisli uf: »Es loßt di der Heinerli grüße.«

Frogt's mi früeih, so läugni's. Doch werde mi d'Auge verrote.

 

Fritz.

 

Vreneli, schlof frei wohl in dim vertäfelte Stübli,

in dim stille Herz, und chummi der öbben im Traum vor,

lueg mi fründli a, und gib mer herzhaft e Schmützli!

Chummi heim, und triff di a, i gib der en anders.

 

Heiner.

 

Her Schulmeister, o Mond, mit diner wulkige Stirne,

mit dim glehrte Gsicht, und mit dim Pflaster am Backe,

folge der dini Chinder, und chönne sie d'Sprüchli und d'Psalme?

Blib mer nit z'lang stoh bi sellem gattige Sternli!

 

Fritz.

 

Wülkli der chüele Nacht, in diner luftige Höchi,

seif mer der Schulmeister i mit diner venedische Seife,

mach em e rechte Schuum! So brav, und alliwil besser,

aß er sie nit chüsse cha, die gattige Sternli.

 

Heiner.

 

Ruuscht scho der Morgen im Laub? Göhnd' Geister heim uffe Chilchhof?

Arme Steffi, du bisch tief in der Wiesen ertrunke,

und di Chüngeli isch im heimlige Chindbett verschieden.

Aber jez chömmeter z'semmen all Nacht am luftige Chrützweg.

 

Fritz.

 

Füürige Manne im Ried und am verschobene Marchstei,

machetich numme lustig! Me weiß scho, werich zum Tanz spielt.

Chömmer kein in d'Nöchi mit siner brennige Stange!

Daß di dieser und jener, du sappermentische Rotchopf! –

»Friederli«, seit der Heiner, gern ißi Eieren-Anke,

Ziebeleweihe so gern, doch chönnti alles vergesse,

höri di lieblige Stimm und dini chünstlige Wise.

Chömme mer heim ins Dorf, o wüßti, was der e Freud wär!

Gell, de nimmsch mer's ab, vier neui weltlichi Lieder

von des Sultans Töchterlein, der Schreiber im Korbe,

's dritt vom Dokter Faust, und 's viert vom Lämmlein im Grünen

's isch nit lang, i ha sie neu am Chanderer Märt gchauft.«

»Heinerli«, seit der Fritz, »i schenk dir e sufere Helge.

d'Mutter Gottis luegt im goldene Helgen in Himmel.

»Jesis Mareie«, seit sie, »wie isch's do oben so heiter«,

und ihr Gsicht wird sunnehell und lächlet so liebli,

aß me möcht katholisch werde, wemme sie aluegt.

Bring's dim Meili, weisch was, 's het au so fründligi Augen,

 

und bis nit so schüüch, und sag em, wie's der ums Herz isch.

Des neuen Jahres Morgengruß

 

Der Morge will und will nit cho,

und woni los, schloft alles no;

i weck si nit, so lang i cha,

i lueg e wengeli d'Gegnig a.

Zeig Wülkli, mach jez keini Streich!

Der Mond schint ohni das so bleich.

Kei Blümli rot, kei Blümli wiiß!

An alle Bäume nüt as Ris!

Um alli Brunntrög Strau und Strau,

vor Chellertür und Stalltür au.

Mi Vetter het's drum sölli gmacht,

und lauft jez furt in dunkler Nacht.

Das Ding, das muß mer anderst cho!

Ich bi der Ma, und's blibt nit so.

Die Gärte müen mer gsüfert si,

Aurikeli und Zinkli dri,

und neui Blüten alli Tag,

was Hurst und Nast vertrage mag.

Es rüehrt si nüt. Sie schlofe no. –

Nei lueg, es sizt e Späzli do!

Du arme Tropf bisch übel dra.

Was gilt's, er het e Wibli gha,

und druf isch Not und Mangel cho,

sie hen si müße scheide lo.

Jez het er e bitrübti Sach,

kei Frau, kei Brot, kei Dach und Fach,

und stoht er uf, so spot er mag,

se seit em niemes ›Gute Tag‹;

und niemes schnidt em d'Suppen i.

Wart Bürstli, dir muß ghulfe si.

Es rührt si nüt. Sie schlofe no. –

Ne gattig Chilchli hen si do,

so sufer wie in menger Stadt,

's isch Sechsi uffem Zifferblatt.

Der Morge chunnt. Bi miner Treu,

es friert ein bis in Mark und Bei.

Die Tote gspüre nüt dervo;

ne rüeihig Lebe hen si do.

Si schlofe wohl, und's friert si nit;

der Chilchhof macht vo allem quitt.

Sin echt no leeri Plätzli do?

's cha si, me bruucht e paar dervo.

Ne Chindli, wo ke Mutter het,

denk wohl, i mach em do si Bett.

En alte Ma, en armi Frau,

denk wohl, i bring di Stündli au.

Hesch mengi Stund im Schmerz verwacht,

do schlof, und hesch e stilli Nacht.

Jez brennt emol e Liechtli a,

und dört en anders nebe dra,

und d'Läde schettere druf und druf,

do goht, bim Blust, e Hustür uf!

»Grüß Gott, ihr Lüt, und ich bi do,

i bi scho z'nacht um Zwölfi cho.

Mi Vetter het si Bündel gmacht,

und furt, bi Nebel und bi Nacht.

Wär ich nit uf d'Minute cho,

's hätt weger chönne gföhrli go.

Wie gfall ich in mim Sunntiggwand?

's chunnt fadeneu us Schniders Hand.

E Rübelirock, er stoht mer wohl

zum rote Scharlachkamisol,

und plüschi Hose han i a,

e Zitli drin, e Bendeli dra,

ne gchrüslet Hoor, e neue Huet,

e heiter Aug, e frohe Muet.

Es luegt do ein mi Schnappsack a,

und 's nimmt en Wunder, was i ha.

Ihr liebe Lüt, das sagi nit,

wenn's chunnt, so nimm verlieb dermit!

's sin Rösli drinn und Dorne dra,

me cha nit jedes bsunder ha.

Und Wagleschnür, und Wickelband.

e Fingerring ans Brütlis Hand,

en Ehrechranz ins lockig Hoor,

e Schlüssel au zum Chilchhoftor.

Gent Achtig, was i bitt und sag,

's cha jede treffen alle Tag.

E stille Sinn in Freud und Not,

e rueihig Gwisse gebich Gott!

Und wer's nit redli meint und gut

und wer si Sach nit ordli tut,

dem bring i au kei Sege mit,

und wenni wott, se chönnti nit.

Jez göhnt und leget d'Chinder a,

und was i gseit ha, denket dra,

und wenn der au in d'Chilche went,

se schaffet, was der z'schaffe hent.

Der Tag isch do, der Mond vergoht,

und d'Sunne luegt ins Morgerot.«

Geisterbesuch auf dem Feldberg

 

Hani gmeint, der Denglegeist, ihr Chnabe vo Todtnau

seig e böse Geist, jez wüßti andere Bricht z'ge.

Us der Stadt, das bini, und will's au redli bekenne,

mengem Chaufher verwandt, vo siebe Suppe ne Tünkli,

aber e Sunntigchind. Wo näume luftigi Geister

uffem Chrützweg stöhn, in alte Gwölbene huse,

und verborge Geld mit füürigen Augen hüete,

oder vergosse Blut mit bittere Träne wäsche,

und mit Grund verscharre, mit rote Nägle verchratze,

sieht's mi Aug, wenn's wetterleicht. Sie wimsle gar sölli.

Und wo heilige Engel mit schöne blauen Auge

in der tiefe Nacht in stille Dörfere wandle,

an de Fenstere lose, und, höre sie lieblig Rede,

gegen enander lächlen, und an de Hustüre sitze,

und die frumme Lüt im Schlof vor Schade bewahre,

oder wenn sie, selbander und -dritt, uf Gräbere wandle,

und enander sage: »Do schloft e treui Mutter,

do en arme Ma, doch het er niemes betroge.

Schlofet sanft und wohl, mer wennich wecke, wenn's Zit isch«,

sieht's mi Aug im Sterneliecht, und höri sie rede.

Menge chenni mit Namen, und wemmer enander bigegne,

biete mer is d'Zit, und wechsle Reden und Antwort:

»Grüß di Gott! Hesch guti Wacht?« – »Gott dank der! so zimli.«

Glaubet's oder nit! – Nemol, se schickt mi der Vetter

Todtnau zu, mit allerhand verdrießlige Gschäfte.

Wo mer's Kaffi trinken und Ankeweckli drin tunke:

»Halt er si nienen uf, und schwetz er nit, was em ins Mul chunnt«,

rüft mer der Vetter no, »und loß er si Tabatiere

nit im Wirtshus lige, wie's sust bim Here der Bruuch isch.«

Uf und furt, i gang, und was mi der Vetter ermahnt het,

hani richtig versorgt. Jez sitzi z'Todtnau im Adler –

und jez gang i spaziere und mein, i chönn nit verirre,

mein, i seig am Dorf; zlezt chresmi hinten am Feldberg,

d'Vögel hen mi g'lockt, und an de Bächlene d'Blümli.

Selle Fehler hani, i cha mi an allem vertörle.

Drüber wird es chüel, und d'Vögel sitzen und schwige.

S' streckt scho dört und do e Stern am düstere Himmel

's Chöpfli use, und luegt, öb d'Sunn echt aben ins Bett seig,

öb es echt dörf cho, und ruft den andere: »Chömmet!«

Und i ha kei Hoffnig meh. Druf leg i mi nieder.

's isch e Hütte dört, und isch en Ärfeli Strau drinn.

›O du liebe Zit‹, so denki, ›wenn i deheim wär!

Oder es wär scho Mitternacht. Es wird doch e Gspenstli

näume dohinte si, und z'nacht um Zwölfi verwache,

und mer d'Zit vertribe, bis früeih die himmlische Lichter

d'Morgeluft verlöscht, und wird mer zeige, wo's Dorf isch.‹

Und jez, woni's sag, und mittem vordere Finger

's Zitli frog, wo's Zeigerli stand, 's isch z'finster für's Aug gsi,

und wo's Zitli seit, 's gang ab den Ölfen, und woni

's Pfifli use leng, und denk: »Jez trinki no Tubak,

aßi nit verschlof‹ – bim Bluest, se fangen uf eimol

ihrer zwee ne Gspröchli a.