Voll mehligi Chörner

het er gschwankt und gseit: »Jez isch's mer afange verleidet,

und i merk, mi Zit isch us, was tueni ellei do,

zwische de Stupfelrüben, und zwische de Grumbirestude?«

Druf isch d'Muetter usen und 's Efersinli und 's Plunni,

's het ein scho an d'Finger gfrore z'morgen und z'obe.

Endli hemmer en brocht und in der staubige Schüre

hei sie'n dröscht vo früeih um Zwei bis z'oben um Vieri.

Druf isch's Müllers Esel cho, und hetten in d'Mühli

gholt, und wieder brocht, in chleini Chörnli vermahle;

und mit feister Milch vom junge fleckige Chüeihli

hetten 's Müetterli gchocht im Tüpfi. – Geltet, 's isch gut gsi?

Wüschet d'Löffel ab, und bet eis: ›Danket dem Heren – ‹

und jez göhnt in d'Schul, dört hangt der Oser am Simse!

Fall mer keis, gent Achtig, und lehret, was menich ufgit!

Wenn der wieder chömmet, so chömmet der Zibbertli über.

Wächterruf

 

Loset, was i euch will sage!

D'Glocke het Zehni gschlage.

Jez betet, und jez göhnt ins Bett,

und wer e rüeihig Gwisse het,

schlof sanft und wohl! Im Himmel wacht

e heiter Aug die ganzi Nacht.

Loset, was i euch will sage!

D'Glocke het Ölfi gschlage.

Und wer no an der Arbet schwitzt,

und wer no bi de Charte sitzt,

dem bieti jez zum leztemol, –

's isch hochi Zit – und schlofet wohl!

Loset, was i euch will sage!

D'Glocke het Zwölfi gschlage.

Und wo no in der Mitternacht

e Gmüet in Schmerz und Chummer wacht,

se geb der Gott e rüeihigi Stund,

und mach di wieder froh und gsund!

Loset, was i euch will sage!

D'Glocke het Eis gschlage.

Und wo mit Satans Gheiß und Not,

e Dieb uf dunkle Pfade goht,

– i will's nit hoffen, aber gschieht's –

gang heim! Der himmlisch Richter sieht's.

Loset, was i euch will sage!

D'Glocke het Zwei gschlage.

Und wem scho wieder, eb's no tagt,

die schweri Sorg am Herze nagt,

du arme Tropf, di Schlof isch hi!

Gott sorgt! Es wär nit nötig gsi.

Loset, was i euch will sage!

D'Glocke het Drü gschlage.

Die Morgestund am Himmel schwebt,

und wer im Friede der Tag erlebt,

dank Gott, und faß e frohe Muet,

und gang ans Gschäft, und – halt di guet!

Der Bettler

 

»En alte Ma, en arme Ma,

er sprichtich um e Wohltat a.

E Stückli Brot ab euem Tisch,

wenn's eue guete Willen isch!

He jo, dur Gotts Wille!

In Sturm und Wetter, arm und bloß,

gibore bini uf der Stroß,

und uf der Stroß in Sturm und Wind

erzogen, arm, e Bettelchind.

Druf woni chräftig worde bi,

und d'Eltere sin gstorbe gsi,

se hani denkt: Saldatetod

isch besser weder Bettelbrot.

I ha in schwarzer Wetternacht

vor Laudons Zelt und Fahne gwacht,

i bi bim Paschal Paoli

in Korsika Draguner gsi,

und gfochte hani, wie ne Ma,

und Bluet an Gurt und Sebel gha.

I bi vor menger Batterie,

i bi in zwenzig Schlachte gsi,

und ha mit Treu und Tapferkeit

dur Schwert und Chugle 's Lebe treit.

Zletzt hen sie mi mit lahmem Arm

ins Elend gschickt. Dass Gott erbarm!

He jo, dur Gotts Wille!«

»Chumm arme Ma!

I gunn der's wienis selber ha.

Und helf der Gott us diner Not,

und tröst di, bis es besser goht.«

»Vergelt's der Her, und dank der Gott

du zarten Engel wiiß und rot,

und geb der Gott e brave Ma! –

Was luegsch mi so biwegli a?

Hesch öbben au e Schatz im Zelt,

mit Schwert und Roß im wite Feld?

Biwahr di Gott vor Weh und Leid,

und geb dim Schatz e sicher Gleit,

und bring der bald e gsunde Ma!

's goht ziemli scharf vor Mantua.

's cha si, i chönnt der Meldig ge. –

Was luegsch mi a, und wirsch wie Schnee?

Denkwol, i henk mi Bettelgwand

mi falsche graue Bart an d'Wand!

Jez bschau mi recht, und chennsch mi no?

Geb Gott, i seig Gottwilche do!«

»Her Jesis, der Friedli, mi Friedli isch do!

Gottwilche, Gottwilche, wohl chenni di no!

Wohl het mi bigleitet di liebligi Gstalt

uf duftige Matten, im schattige Wald.

Wohl het di bigleitet mi bchümmeret Herz

dur Schwerter und Chugle mit Hoffnig und Schmerz,

und brieget und betet. Gott het mer willfahrt,

und het mer mi Friedli und het mer en gspart.

Wie chlopft's mer im Buse, wie bini so froh!

O Muetter, chumm weidli, mi Friedli isch do!«

Der Storch

 

(Nach dem Frieden)

 

Willkumm, Her Storch! Bisch au scho do,

und schmecksch im Weiher d'Frösche scho?

Und meinsch, der Winter heig si Sach,

und 's besser Wetter chömm alsgmach?

He jo, der Schnee gieng überal;

me meint, es werd scho grün im Tal.

Der Himmel isch so rein und blau,

und 's weiht ein a so mild und lau.

Nei loset, wiener welsche cha!

Verstoht men au ne Wörtli dra?

Drum chunnt er über Strom und Meer

us wite fremde Ländere her.

Was bringsch denn Neu's us Afrika?

Sie hen gwis au so Umständ gha,

und d'Büchse gspannt, und d'Sebel gwezt,

und Freiheitsbäum vor d'Chilche gsetzt?

De hesch so roti Strümpfli a.

Isch öbbe Blut vom Schlachtfeld dra?

Wo hesch die schwarze Fegge gno?

Bisch öbbe z'noch an d'Flamme cho?

Um das hättsch über Land und Meer

nit reise dörfe hi und her

vom Rhistrom bis in Afrika.

De hättsch's jo in der Nööchi gha.

Mer wüsse leider au dervo,

und mengi Wunde blutet no,

und 's druckt no menge Chummer schwer,

und menge schöne Trog isch leer.

Und witer, an den Alpe hi,

isch's, Gott erbarm's, no ärger gsi,

und Weh und Ach het usem Wald

und us de Berge widerhallt.

Ans Wilhelm Telle Freiheitshut

hangt menge Tropfe Schwitzerblut.

Wie het's nit ummen blizt und gchracht,

und dunderet in der Wetternacht!

Doch öbben in der Wetternacht

het Gottis Engel au no gwacht.

»Jo frili«, seit er, »Chlip und Chlap!«

und schwenkt der Schnabel uf und ab.

Gang Muetter, und heiß 's Büebli cho!

Lueg Chind, di Storch isch wieder do!

Sag: ›Grüß di Gott! Was bringsch mer mit?‹

I glaub, bim Bluest, er chennt di nit.

's macht's, wil d'so groß und sufer bisch,

und 's Löckli chrüser worden isch.

Fern hesch no so ne Jüppli gha,

jez hesch scho gstreifti Hösli a.

Er pepperet no alliwil,

und 's schint, er wiß no sölli viel.

Es goht em au, wie mengem Ma,

er het si Gfalle selber dra!

's isch gnug, Her Storch! Mer wüsse's scho,

und was de seisch, mer glaube's jo!

Es freut di au, aß 's Dorf no stoht,

und alles gsund isch – dank der Gott!

He jo, 's mag wieder ziemli go,

und 's Feldpikett isch nümme do;

wo Lager gsi sin Zelt an Zelt,

goht jez der Pflug im Ackerfeld.

Und der, wo d'Storche heißet cho,

und d'Rabe nährt, isch au no do.

Er schafft den Arme Brot ins Hus,

und heilt die alte Presten us.

Und wo me luegt, und luege cha,

se lächlet ein der Frieden a,

wie Morgelicht, wenn d'Nacht vergoht,

und d'Sunne hinter de Tanne stoht.

Gang lueg e wenig d'Gegnig a!

I glaub, de wirsch e Gfalle ha.

Mi Matten isch der wol bikannt,

am Brunnen abe linker Hand.

Und triffsch am Bach e Fröschli a,

sen isch's der gunnt. Verstick nit dra!

Und, was i bitt, loß d'Imme goh!

Mi Große seit, sie fliege scho.

Sonntagsfrühe

 

Der Samstig het zum Sunntig gseit:

»Jez hani alli schlofe gleit;

sie sin vom Schaffe her und hi

gar sölli müed und schlöfrig gsi,

und 's gohtmer schier gar selber so,

i cha fast uf ke Bei me stoh.«

So seit er, und wo's Zwölfi schlacht,

se sinkt er aben in d'Mitternacht.

Der Sunntig seit: »Jez isch's an mir!«

Gar still und heimli bschließt er d'Tür.

Er düselet hinter de Sterne no,

und cha schier gar nit obsi cho.

Doch endli ribt er d'Augen us,

er chunnt der Sunn an Tür und Hus;

sie schloft im stille Chämmerli;

er pöpperlet am Lädemli;

er rüft der Sunne: »D'Zit isch do!«

Sie seit: »I chumm enanderno.«

Und lisli uf de Zeche goht,

und heiter uf de Berge stoht

der Sunntig, und 's schloft alles no;

es sieht und hört en niemes goh;

er chunnt ins Dorf mit stillem Tritt,

und winkt im Guhl: »Verrot mi nit!«

Und wemmen endli au verwacht,

und gschlofe het die ganzi Nacht,

se stoht er do im Sunneschi,

und luegt eim zu de Fenstern i

mit sinen Auge mild und gut,

und mittem Meien uffem Hut.

Drum meint er's treu, und was i sag,

es freut en, wemme schlofe mag,

und meint, es seig no dunkel Nacht,

wenn d'Sunn am heitere Himmel lacht.

Drum isch er au so lisli cho,

drum stoht er au so liebli do.

Wie glitzeret uf Gras und Laub

vom Morgetau der Silberstaub!

Wie weiht e frische Maieluft,

voll Chriesibluest und Schlecheduft!

Und d'Immli sammle flink und frisch,

sie wüsse nit, aß 's Sunntig isch.

Wie pranget nit im Garteland

der Chriesibaum im Maiegwand,

Gelveieli und Tulipa,

und Sterneblume nebe dra,

und gfüllti Zinkli blau und wiiß,

me meint, me lueg ins Paradies!

Und 's isch so still und heimli do,

men isch so rüeihig und so froh!

Me hört im Dorf kei »Hüst« und »Hott«;

e »Gute Tag«, und »Dank der Gott«,

und »'s git gottlob e schöne Tag«,

isch alles, was me höre mag.

Und 's Vögeli seit: »Frili jo!

Potz tausig, jo, do isch er scho!

Er dringt jo in sim Himmelsglast

dur Bluest und Laub in Hurst und Nast!«

Und 's Distelzwigli vorne dra

het 's Sunntigröckli au scho a.

Sie lüte weger 's Zeiche scho,

der Pfarer, schint's, well zitli cho.

Gang, brechmer eis Aurikli ab,

verwüschet mer der Staub nit drab,

und Chüngeli, leg di weidli a,

de muesch derno ne Meie ha!

Auf einem Grabe

 

Schlof wohl, schlof wohl im chüle Bett!

De ligsch zwor hert uf Sand und Chies;

doch spürt's di müede Rucke nit.

Schlof sanft und wohl!

Und 's Deckbett lit der, dick und schwer

in d'Höchi gschüttlet, uffem Herz.

Doch schlofsch im Friede, 's druckt di nit.

Schlof sanft und wohl!

De schlofsch und hörsch mi »Bhütdi Gott«,

de hörsch mi sehnli Chlage nit.

Wär's besser, wenn de 's höre chönntsch?

Nei, weger nei!

O, 's isch der wohl, es isch der wohl!

Und wenni numme bi der wär,

se wär schon alles recht und gut.

Mer tolten is.

De schlofsch und achtisch 's Unrueih nit

im Chilcheturn die langi Nacht,

und wenn der Wächter Zwölfi rüeft

im stille Dorf.

Und wenn's am schwarze Himmel blizt,

und Gwülch an Gwülch im Donner chracht,

se fahrtder 's Wetter übers Grab,

und weckt di nit.

Und was di früeih im Morgerot

bis spot in d'Mittnacht bchümmert het,

gottlob, es ficht di nümmen a

im stille Grab.

Es isch der wohl, o, 's isch der wohl!

und alles, was de glitte hesch,

Gott Lob und Dank, im chüele Grund

tut's nümme weh.

Drum, wenni numme bi der wär,

so wär jo alles recht und gut.

Jez sitzi do, und weiß kei Trost

mim tiefe Schmerz.

Doch öbbe bald, wenn's Gottswill isch,

se chunnt mi Samstig-z' oben au,

und druf, se grabt der Nochber Chlaus

mir au ne Bett.

Und wenni lig, und nümme schnuuf,

und wenn sie 's Schloflied gsunge hen,

se schüttle sie mer 's Deckbett uf,

und – »Bhütdi Gott!«

I schlof derno so sanft wie du,

und hör' im Chilchturn 's Unrueih nit.

Mer schlofe, bis am Sunntig früeih

der Morge taut.

Und wenn emol der Sunntig tagt,

und d'Engel singe 's Morgelied,

se stöhn mer mitenander uf,

erquickt und gsund.

Und 's stoht e neui Chilche do,

sie funklet hell im Morgerot.

Mer göhn, und singen am Altar

Hallelujah!

Der Wächter in der Mitternacht

 

»Loset, was i euch will sage!

D'Glocke het Zwölfi gschlage.«

Wie still isch alles! Wie verborgen isch,

was Lebe heißt, im Schoß der Mitternacht

uf Stroß und Feld! Es tönt kei Menschetritt;

es fahrt kei Wagen us der Ferni her;

kei Hustür gahret, und kei Otem schnuuft,

und nit emol e Möhnli rüeft im Bach.

's lit alles hinterm Umhang jez und schloft,

und öb mit lichtem Fuß und stillem Tritt

e Geist vorüber wandlet, weißi nit.

Doch was i sag, ruuscht nit der Tiich? Er schießt

im Leerlauf ab am müede Mühlirad,

und näume schliicht der Iltis unterm Dach

de Tremle no, und lueg, do obe zieht

vom Chilchturn her en Ül im stille Flug

dur d'Mitternacht, und hangt denn nit im Gwülch

die großi Nachtlaterne dört, der Mond?

Still hangt si dört, und d'Sterne flimmere,

wie wemmen in der dunkle Regenacht,

vom wite Gang ermattet, uf der Stroß

an d'Heimet chunnt, no keini Dächer sieht

und numme do und dört e fründli Licht.

Wie wird's mer doch uf eimol so kurios?

Wie wird's mer doch so weich um Brust und Herz,

as wenni briege möcht, weiß nit worum;

as wenni 's Heimweh hätt, weiß nit no was?

»Loset, was i euch will sage!

D'Glocke het Zwölfi gschlage.

Und isch's so schwarz und finster do,

se schine d'Sternli no so froh,

und us der Heimet chunnt der Schi

's muß lieblig in der Heimet si!«

Was willi? Willi dure Chilchhof goh

ins Unterdorf? Es isch mer d'Tür seig off,

as wenn die Toten in der Mitternacht

us ihre Gräbere giengen, und im Dorf

e wenig luegten, öb no alles isch

wie almig. 's isch mer doch bis dato ken

bigegnet, aß i weiß. Denkwol i tue's,

und rüef de Tote – nei sel tueni nit!

Still willi uf de stille Gräbere goh!

Sie hen jo d'Uhr im Turn, und weiß i denn,

isch au scho ihre Mitternacht verbei?

's cha si, es fallt no dunkler alliwil

und schwärzer uf sie abe – d'Nacht isch lang.

's cha si, es zuckt e Streifli Morgerot

scho an de Berge uf – i weiß es nit.

Wie isch's so heimli do? Sie schlofe wohl

Gott gunnene's! – e bizli schuderig,

sel läugni nit; doch isch nit alles tot.

I hör jo 's Unrueih in der Chilche; 's isch

der Pulz der Zit in ihrem tiefe Schlof,

und d'Mitternacht schnuuft vo de Berge her.

Ihr Otem wandlet über d'Matte, spielt

dört mittem Tschäubbeli am grüne Nast,

und pfift dur d'Scheie her am Gartehag.

Sie chuuchet füecht an d'Chilchemur und chalt;

die lange Fenster schnattere dervo

und 's lopperig Chrütz. Und lueg, do lüftet si

en offe Grab! – Du guten alte Franz,

se hen sie au di Bett scho gmacht im Grund,

und 's Deckbett wartet uf di nebe dra,

und d'Liechtli us der Heimet schine dri!

He nu, es gohtis alle so. Der Schlof

zwingt jeden uffem Weg, und eb er gar

in d'Heimet dure chunnt. Doch wer emol

si Bett im Chilchhof het, gottlob, er isch

zum leztemol do niden übernacht,

und wenn es taget, und mer wachen uf,

und chömmen use, hemmer nümme wit,

e Stündli öbben, oder nitemol. –

Se stolperi denn au no d'Stäpfli ab,

und bi so nüechter bliebe hinechtie.

»Loset, was i euch will sage!

D'Glocke het Zwölfi gschlage.

Und d'Sternli schine no so froh,

und us der Heimet schimmert's so,

und 's isch no umme chleini Zit.

Vom Chilchhof het me nümme wit.«

Wo bini gsi? Wo bini echterst jez?

E Stäpfli uf, e Stäpfli wieder ab,

und witers nüt? Nei weger, witers nüt?

Isch nit 's ganz Dörfli in der Mitternacht

e stille Chilchhof? Schloft nit alles do,

wie dört vom lange müede Wachen us,

vo Freud und Leid, und isch in Gottis Hand,

do unterm Straudach, dört im chüele Grund,

und warte, bis es taget um sie her?

He, 's würd jo öbbe! Und wie lang und schwarz

au d'Nacht vom hoche Himmel abe hangt,

verschlofen isch der Tag deswegen nie;

und bis i wieder chumm, und nonemol,

so gen mer d'Gühl scho Antwort, wenni rüef,

se weiht mer scho der Morgeluft ins Gsicht.

Der Tag verwacht im Tannewald, er lüpft

alsgmach der Umhang obsi; 's Morgeliecht,

es rieslet still in d'Nacht, und endli wahlt's

in goldne Strömen über Berg und Tal.

Es zuckt und wacht an allen Orte; 's goht

e Lade do und dört e Hustür uf,

und 's Lebe wandlet use frei und froh.

Du liebi Seel, was wird's e Firtig si,

wenn mit der Zit die lezti Nacht versinkt,

wenn alli goldne Sterne groß und chlei,

und wenn der Mond und 's Morgerot und d'Sunn

in Himmelsliecht verrinnen, und der Glast

bis in die tiefe Gräber abe dringt,

und d'Muetter rüeft de Chindlene: »'s isch Tag!«

und alles usem Schlof verwacht, und do

ne Laden ufgoht, dört e schweri Tür!

Die Tote luegen use jung und schön.

's het menge Schade gutet übernacht,

und menge tiefe Schnatte bis ins Herz

isch heil. Sie luegen use gsund und schön,

und tunke 's Gsicht in Himmelsluft. Sie stärkt

bis tief ins Herz – o wenn 's doch bald so chäm!

»Loset, was i euch will sage!

D'Glocke het Zwölfi gschlage.

Und d'Liechtli brennen alli no;

der Tag will iemerst no nit cho.

Doch Gott im Himmel lebt und wacht,

er hört wohl, wenn es Vieri schlacht!«

Der zufriedene Landmann

 

Denkwol, jez lengi au in Sack,

und trink e Pfifli Rauchtubak,

und fahr jez heim mit Eg und Pflug,

der Laubi meint scho lang, 's seig gnug.

Und wenn der Kaiser usem Rot

in Feld und Forst ufs Jage goht,

se lengt er denkwol au in Sack,

und trinkt e Pfifli Rauchtubak.

Doch trinkt er wenig Freud und Lust,

es isch em näume gar nit just.

Die goldne Chrone drucke schwer;

's isch nit, as wenn's e Schiehut wär.

Wohl goht em menge Batzen i,

doch will au menge gfuttert si;

und woner lost, isch Bitt und Bitt,

und alli tröste chaner nit.

Und wenn er hilft, und sorgt und wacht

vom früeihe Morge bis in d'Nacht,

und meint, jez heiger alles to,

se het er erst ke Dank dervo.

Und wenn, vom Treffe blutig rot,

der Jeneral im Lager stoht,

se lengt er endli au in Sack,

und trinkt e Pfifli Rauchtubak.

Doch schmeckt's em nit im wilde Gwühl

bim Ach und Weh und Saitespiel;

er het turnieret um und um,

und niemes will en lobe drum.

Und Fürio und Mordio

und schweri Wetter ziehnem no;

do lit der Granedier im Blut,

und dört e Dorf in Rauch und Glut.

Und wenn in d'Meß mit Gut und Geld

der Chaufher reist im wite Feld,

se lengt er eben au in Sack,

und holt si Pfifli Rauchtubak.

Doch schmeckt's der nit, du arme Ma!

Me sieht der dini Sorgen a,

und 's Eimoleis, es isch e Gruus,

es luegt der zu den Augen us.

De treisch so schwer, es tut der weh;

doch hesch nit gnug, und möchtsch no me,

und weisch jo nit, wo ane mit;

drum schmeckt der au di Pfifli nit.

Mir schmeckt's Gottlob, und 's isch mer gsund.

Der Weize lit im füechte Grund,

und mittem Tau im Morgerot,

und mit sim Otem segnet's Gott.

Und 's Anne-Meili flink und froh,

es wartet mit der Suppe scho,

und d'Chinderli am chleine Tisch,

me weiß nit, welles 's fürnehmst isch.

Drum schmeckt mer au mi Pfifli wohl.

Denkwol, i füllmer's nonemol!

Zum frohe Sinn, zum freie Mut,

und heimetzu schmeckt alles gut.

Die Vergänglichkeit

 

(Gespräch auf der Straße nach Basel zwischen Steinen und Brombach, in der Nacht)

 

Der Bub seit zum Ätti:

 

Fast allmol, Ätti, wenn mer's Röttler Schloß

so vor den Auge stoht, se denki dra,

öb's üsem Hus echt au emol so goht.

Stoht's denn nit dört, so schuderig, wie der Tod

im Basler Totetanz? Es gruset eim,

wie länger as me's bschaut. Und üser Hus,

es sitzt jo wie ne Chilchli uffem Berg,

und d'Fenster glitzeren, es isch e Staat.

Schwetz, Ätti, goht's em echterst au no so?

I mein emol, es chönn schier gar nit si.

 

Der Ätti seit:

 

Du gute Burst, 's cha frili si, was meinsch?

's chunnt alles jung und neu, und alles schliicht

sim Alter zu, und alles nimmt en End,

und nüt stoht still. Hörsch nit, wie 's Wasser ruuscht,

und siehsch am Himmel obe Stern an Stern?

Me meint, von alle rühr sie kein, und doch

ruckt alles witers, alles chunnt und goht.

Je, 's isch nit anderst, lueg mi a, wie d'witt.

De bisch no jung; Närsch, ich bin au so gsi,

jez würd's mer anderst, 's Alter, 's Alter chunnt,

und woni gang, go Gresgen oder Wies,

in Feld und Wald, go Basel oder heim,

's isch einerlei, i gang im Chilchhof zu, –

brieg, alder nit! – und bis de bisch wien ich,

e gstandene Ma, se bini nümme do,

und d'Schof und Geiße weide uf mim Grab.

Jo wegerli, und 's Hus wird alt und wüst;

der Rege wäscht der's wüster alli Nacht,

und d'Sunne bleicht der's schwärzer alli Tag,

und im Vertäfer popperet der Wurm.

Es regnet no dur d'Bühne ab, es pfift

der Wind dur d'Chlimse. Drüber tuesch du au

no d'Auge zu; es chömme Chindeschind,

und pletze dra. Zlezt fuults im Fundement,

und 's hilft nüt me. Und wemme nootno gar

zweitusig zehlt, isch alles zsemmegkeit.

Und 's Dörfli sinkt no selber in si Grab.

Wo d'Chilche stoht, wo 's Vogts und 's Here Hus,

goht mit der Zit der Pflug –

 

Der Bub seit:

 

Nei, was de seisch!

 

Der Ätti seit:

 

Je, 's isch nit anderst, lueg mi a, wie d' witt!

Isch Basel nit e schöni tolli Stadt?

's sin Hüser drinn, 's isch mengi Chilche nit

so groß, und Chilche, 's sin in mengem Dorf

nit so viel Hüser. 's isch e Volchspiel, 's wohnt

e Richtum drinn, und menge brave Her,

und menge, woni gchennt ha, lit scho lang

im Chrützgang hinterm Münsterplatz und schloft.

's isch eitue, Chind, es schlacht emol e Stund,

goht Basel au ins Grab, und streckt no do

und dört e Glied zum Boden us, e Joch,

en alte Turn, e Giebelwand; es wachst

do Holder druf, do Büechli, Tanne dört,

und Moos und Farn, und Reiger niste drinn –

's isch schad derfür! – und sin bis dörthi d'Lüt

so närsch wie jez, so göhn au Gspenster um,

d'Frau Faste, 's isch mer jez, sie lang scho a,

me seit's emol, – der Lippi Läppeli,

und was weiß ich, wer meh? Was stoßisch mi?

 

Der Bub seit:

 

Schwetz lisli, Ätti, bis mer über d'Bruck

do sin, und do an Berg und Wald verbei!

Dört obe jagt e wilde Jäger, weisch?

Und lueg, do niden in de Hürste seig

gwiß 's Eiermeidli glege, halber ful,

's isch Johr und Tag. Hörsch, wie der Laubi schnuuft?

 

Der Ätti seit:

 

Er het der Pfnüsel! Seig doch nit so närsch!

– »Hüst, Laubi, Merz!« – und loß die Tote go,

sie tüen der nüt meh! – Je, was hani gseit?

Vo Basel, aß es au emol verfallt.

Und goht in langer Zit e Wandersma

ne halbi Stund, e Stund wit dra verbei,

se luegt er dure, lit ke Nebel druf,

und seit sim Kamerad, wo mittem goht:

»Lueg, dört isch Basel gstande! Selle Turn

seig d'Peterschilche gsi, 's isch schad derfür!«

 

Der Bub seit:

 

Nei, Ätti, isch's der Ernst? Es cha nit si!

 

Der Ätti seit:

 

Je, 's isch nit anderst, lueg mi a, wie d' witt,

und mit der Zit verbrennt die ganzi Welt.

Es goht e Wächter us um Mitternacht,

e fremde Ma, me weiß nit, wer er isch,

er funklet, wie ne Stern, und rüeft: »Wacht auf!

Wacht auf, es kommt der Tag!« – Drob rötet si

der Himmel, und es dundert überal,

zerst heimlig, alsgmach lut, wie sellemol,

wo Anno sechsenünzig der Franzos

so uding gschosse het. Der Bode schwankt,

aß d'Chilchtürn guge; d'Glocke schlagen a,

und lüte selber Bettzit wit und breit,

und alles bettet. Drüber chunnt der Tag;

o, bhütis Gott, me brucht ke Sunn derzu,

der Himmel stoht im Blitz, und d'Welt im Glast.

Druf gschieht no viel, i ha jez nit der Zit;

und endli zündet's a, und brennt und brennt,

wo Boden isch, und niemes löscht. Es glumst

wohl selber ab. Wie meinsch, sieht's us derno?

 

Der Bub seit:

 

O Ätti, sag mer nüt me! Zwor, wie goht's

de Lüte denn, wenn alles brennt und brennt?

 

Der Ätti seit:

 

He, d'Lüt sin nümme do, wenn's brennt, sie sin –

wo sin sie? Seig du frumm, und halt di wohl,

geb, wo de bisch, und bhalt di Gwisse rein!

Siehsch nit, wie d'Luft mit schöne Sterne prangt!

's isch jede Stern verglichlige ne Dorf,

und witer obe seig e schöni Stadt,

me sieht si nit vo do, und haltsch di gut,

se chunnsch in so ne Stern, und 's isch der wohl,

und findsch der Ätti dort, wenn's Gottswill isch,

und 's Chüngi selig, d'Mutter. Öbbe fahrsch

au d'Milchstroß uf in die verborgeni Stadt,

und wenn de sitwärts abe luegsch, was siehsch?

e Röttler Schloß! Der Belche stoht verchohlt,

der Blauen au, as wie zwee alti Türn,

und zwische drinn isch alles use brennt,

bis tief in Boden abe. D'Wiese het

ke Wasser meh, 's isch alles öd und schwarz,

und totestill, so wit me luegt – das siehsch,

und seisch dim Kamerad, wo mitder goht:

»Lueg, dört isch d'Erde gsi, und selle Berg

het Belche gheiße! Nit gar wit dervo

isch Wislet gsi; dört hani au scho glebt,

und Stiere gwettet, Holz go Basel gführt,

und brochet, Matte graust, und Liechtspöh gmacht,

und gvätterlet, bis an mi selig End,

und möcht jez nümme hi.« – »Hüst Laubi, Merz!«

Der Jänner

 

Im Ätti sezt der Öldampf zu.

Mer chönnte 's Ämpeli use tue,

und d'Läden uf. Der Morgeschi

blickt scho zum runde Nastloch i. –

O lueget doch, wie chalt und rot

der Jänner uf de Berge stoht!

Er seit: »I bi ne bliebte Ma,

der Stern am Himmel lacht mi a!

Er glitzeret vor Lust und Freud,

und mueß er furt, sen isch's em leid;

er luegt mi a, und cha's nit lo,

und würd bizite wieder cho.

Und untermer in Berg und Tal,

wie flimmeret's nit überal!

An allen Ende Schnee und Schnee;

's isch alles mir zu Ehre gscheh,

und woni gang im wite Feld,

sin Stroße bahnt, und Brücke gstellt.«

Er seit: »I bi ne frische Ma,

i ha ne luftig Tschöpli a,

und roti Backe bis ans Ohr,

e heiter Aug und Duft im Hoor,

ke Wintergfrist, ke Gliederweh,

und woni gang, se chracht der Schnee.«

Er seit: »I bi ne gschickte Ma,

lueg, wieni überzuckere cha!

I chuuch, und an de Hürste hangt's,

und an de zarte Birche schwankt's.

Der Zuckerbeck mit gschickter Hand,

mit Geld und Gut wär's nit im Stand.

Jez lueg au dini Schiben a,

und wieni Helgli chritzle cha!

Do hesch e Blüemli, wenn's der gfallt,

do hesch e ganze Tannewald!

Der Früehlig chönnt's nit halber so,

's isch mit der Farb nit alles to.«

Er seit: »I bi ne starche Ma,

und zwing mi näumer, wenn er cha!

Der Forster gstablet uf der Jacht,

der Brunntrog springt, der Eichbaum chracht.

D'Frau Sunne mittem Gsichtli rund

het's Herz nit, aß sie füre chunnt.«

's isch wohr, me weiß nit, was sie tribt.

und wo sie alli Morge blibt.

Wie länger Nacht, wie spöter Tag,

wie besser aß sie schlofe mag,

und blieb es bis um Zehni Nacht,

se chäm sie erst, wenn's Ölfi schlacht.

Nei, het sie's ghört? Dört chunnt sie jo!

Me meint, 's brenn alles liechterloh!

Sie stoht im chalte Morgeluft,

sie schwimmt im rote Nebelduft.

Zeig, chuuch e wenig d'Schiben a,

's isch, aß me besser luege cha!

Der Nebel woget uf und ab,

und d'Sunne chämpft, sie loßt nit ab.

Jez het sie's gunne. Wit und breit

strahlt ihri Pracht und Herrlichkeit.

O lueg, wie 's über d'Dächer wahlt,

am Chilchefenster, lueg, wie's strahlt!

Der Jänner sezt si Arm in d'Huft,

er ruckt am Hut, und schnellt in d'Luft.

Der Jänner seit: »I förch di nit.

Chumm, wenn de mit mer baschge witt!

Was gilt's, de würsch bizite goh,

und rüehmsch dim Büebli nüt dervo!«

Je, 's wär wohl hübsch und liebli so,

im warme Stübli gfallt's eim scho.

Doch mengi Frau, daß Gott erbarm,

sie nimmt ihr nackig Chind in d'Arm,

sie het em nüt um d'Gliedli z'tue,

und wicklet's mittem Fürtuech zue.

Sie het kei Holz, und het kei Brot,

sie sizt und chlagt's im liebe Gott.

Gfriert Stei und Bei, wohl taut der Schmerz

no Tränen uf im Muetterherz.

Der Jänner isch e ruuche Ma,

er nimmt si nüt um d'Armet a.

Gang, bring der arme Fischer-Lis

e Säckli Mehl, e Hemdli wiß,

nimm au ne Wellen oder zwo,

und sag, sie soll au zuenis cho,

und Weihe hole, wenni bach,

und decket jez der Tisch alsgmach.

Der Knabe im Erdbeerschlag

 

E Büebli lauft, es goht in Wald

am Sunntignomittag;

es chunnt in d'Hürst und findet bald

Erdbeeri Schlag an Schlag;

es günnt und ißt si halber z'tod,

und denkt: ›Das isch mi Obedbrot.‹

Und wie nes ißt, se ruuscht's im Laub;

es chunnt e schöne Chnab.

Er het e Rock, wie Silberstaub,

und treit e goldne Stab.

Er glänzt wie d'Sunn am Schwizerschnee.

Si lebelang het's nüt so gseh.

Druf redt der Chnab mi Büebli a:

»Was issisch? I halt's mit!«

»He, nüt«, seit's Büebli, luegt en a,

und lüpft si Chäppli nit.

Druf seit der Chnab: »He, issisch nüt,

du grobe Burst, se battet's nüt!«

Verschwunden isch mi Chnab, und's stöhn

die nöchste Hürst im Duft;

drus fliegt en Engeli wunderschön

uf in die blaui Luft,

und 's Büebli stoht, und luegt em no,

und chrazt im Hoor, und lauft dervo.

Und sieder isch kei Sege meh

im Beeri-Esse gsi.

I ha mi Lebtig nüt so gseh,

sie bschießen ebe nie.

Iß hampflevoll, so viel de witt,

sie stillen eim der Hunger nit!

Was gibi der für Lehre dri?

Was seisch derzu? Me mueß

vor fremde Lüte fründli si

mit Wort und Red und Grueß

und 's Chäppli lüpfe z'rechter Zit,

sust het me Schimpf, und chunnt nit wit.

Das Spinnlein

 

Nei, lueget doch das Spinnli a,

wie's zarti Fäde zwirne cha!

Bas Gvatter, meinsch, chasch's au ne so?

De wirsch mer's, traui, blibe lo.

Es macht's so subtil und so nett,

i wott nit, aß i 's z'hasple hätt.

Wo het's die fini Riste gno,

bi wellem Meister hechle lo?

Meinsch, wemme 's wüßt, wol mengi Frau,

sie wär so gscheit, und holti au!

Jez lueg mer, wie 's si Füeßli sezt,

und d'Ermel streift, und d'Finger nezt.

Es zieht e lange Faden us,

es spinnt e Bruck ans Nochbers Hus,

es baut e Landstroß in der Luft,

morn hangt sie scho voll Morgeduft,

es baut e Fußweg nebe dra,

's isch, aß es ehne dure cha.

Es spinnt und wandlet uf und ab,

potz tausig, im Galopp und Trab!

Jez goht's ringum, was hesch, was gisch!

Siehsch, wie ne Ringli worden isch?

Jez schießt es zarti Fäden i.

Wird's öbbe solle gwobe si?

Es isch verstuunt, es haltet still,

es weiß nit recht, wo 's ane will,

's goht weger zruck, i sieh's em a;

's muß näumis Rechts vergesse ha.

›Zwor‹, denkt es, ›sel pressiert jo nit,

i halt mi nummen uf dermit.‹

Es spinnt und webt, und het kei Rast,

so gliichlig, me verluegt si fast.

Und 's Pfarers Christoph het no gseit,

's seig jede Fade zsemmegleit.

Es mueß ein guti Auge ha,

wer's zehlen und erchenne cha.

Jez puzt es sini Händli ab,

es stoht, und haut der Faden ab.

Jez sizt es in si Summerhus,

und luegt die lange Stroßen us.

Es seit: ›Me baut si halber z'tod,

doch freut's ein au, wenn's Hüsli stoht.‹

In freie Lüfte wogt und schwankt's,

und an der liebe Sunne hangt's;

sie schint em frei dur d'Beinli dur,

und 's isch em wohl.