Weil es aus meinem Munde kommt,
Ist's albern Zeug, nicht wert, daß man es höre.
Doch hätte sich ein Großer selbst zerwalkt,
So würde man Mirakel schrein.
AMPHITRYON.
Laß mir die Pforte öffnen. – Doch was seh ich?
Alkmene kommt. Es wird sie überraschen,
Denn freilich jetzt erwartet sie mich nicht.
Zweite Szene
Alkmene. Charis. Die Vorigen.
ALKMENE.
Komm, meine Charis. Laß den Göttern uns
Ein Opfer dankbar auf den Altar legen.
Laß ihren großen, heil'gen Schutz noch ferner
Mich auf den besten Gatten niederflehn.
Da sie den Amphitryon erblickt.
O Gott! Amphitryon!
AMPHITRYON.
Der Himmel gebe,
Daß meine Gattin nicht vor mir erschrickt,
Nicht fürcht ich, daß nach dieser flücht'gen Trennung
Alkmene minder zärtlich mich empfängt,
Als ihr Amphitryon zurücke kehrt.
ALKMENE.
So früh zurück –?
AMPHITRYON.
Was! dieser Ausruf,
Fürwahr, scheint ein zweideutig Zeichen mir,
Ob auch die Götter jenen Wunsch erhört.
Dies: »Schon so früh zurück!« ist der Empfang,
Beim Himmel, nein! der heißen Liebe nicht.
Ich Törichter! Ich stand im Wahn, daß mich
Der Krieg zu lange schon von hier entfernt;
Zu spät, war meine Rechnung, kehrt ich wieder.
Doch du belehrst mich, daß ich mich geirrt,
Und mit Befremden nehm ich wahr, daß ich
Ein Überläst'ger aus den Wolken falle.
ALKMENE.
Ich weiß nicht –
AMPHITRYON.
Nein, Alkmene,
Verzeih. Mit diesem Worte hast du Wasser
Zu meiner Liebe Flammen hingetragen.
Du hast, seit ich dir fern, die Sonnenuhr
Nicht eines flücht'gen Blicks gewürdigt.
Hier ward kein Flügelschlag der Zeit vernommen,
Und unter rauschenden Vergnügen sind
In diesem Schloß fünf abgezählte Monden
Wie soviel Augenblicke hingeflohn.
ALKMENE.
Ich habe Müh, mein teurer Freund, zu fassen,
Worauf du diesen Vorwurf gründen magst.
Beklagst du über meine Kälte dich,
So siehst du mich verlegen, wie ich dich
Befried'gen soll. Ich denke gestern, als
Du um die Abenddämmrung mir erschienst,
Trug ich die Schuld, an welche du mich mahnst,
Aus meinem warmen Busen reichlich ab.
Kannst du noch mehr dir wünschen, mehr begehren,
So muß ich meine Dürftigkeit gestehn:
Ich gab dir wirklich alles, was ich hatte.
AMPHITRYON.
Wie?
ALKMENE.
Und du fragst noch! Flog ich gestern nicht,
Als du mich heimlich auf den Nacken küßtest,
Ich spann, ins Zimmer warst du eingeschlichen,
Wie aus der Welt entrückt, dir an die Brust?
Kann man sich inn'ger des Geliebten freun?
AMPHITRYON.
Was sagst du mir?
ALKMENE.
Was das für Fragen sind!
Du selber warst unmäß'ger Freude voll,
Dich so geliebt zu sehn; und als ich lachte,
Inzwischen mir die Träne floß, schwurst du
Mit seltsam schauerlichen Schwur mir zu,
Daß nie die Here so den Jupiter beglückt.
AMPHITRYON.
Ihr ew'gen Götter!
ALKMENE.
Drauf als der Tag erglühte,
Hielt länger dich kein Flehn bei mir zurück.
Auch nicht die Sonne wolltest du erwarten.
Du gehst, ich werfe mich aufs Lager nieder,
Heiß ist der Morgen, schlummern kann ich nicht,
Ich bin bewegt, den Göttern will ich opfern,
Und auf des Hauses Vorplatz treff ich dich!
Ich denke, Auskunft, traun, bist du mir schuldig,
Wenn deine Wiederkehr mich überrascht,
Bestürzt auch, wenn du willst; nicht aber ist
Ein Grund hier, mich zu schelten, mir zu zürnen.
AMPHITRYON.
Hat mich etwan ein Traum bei dir verkündet,
Alkmene? Hast du mich vielleicht im Schlaf
Empfangen, daß du wähnst, du habest mir
Die Forderung der Liebe schon entrichtet?
ALKMENE.
Hat dir ein böser Dämon das Gedächtnis
Geraubt, Amphitryon? hat dir vielleicht
Ein Gott den heitern Sinn verwirrt, daß du
Die keusche Liebe deiner Gattin, höhnend,
Von allem Sittlichen entkleiden willst?
AMPHITRYON.
Was? Mir wagst du zu sagen, daß ich gestern
Hier um die Dämmrung eingeschlichen bin?
Daß ich dir scherzend auf den Nacken – Teufel!
ALKMENE.
Was? Mir wagst du zu leugnen, daß du gestern
Hier um die Dämmrung eingeschlichen bist?
Daß du dir jede Freiheit hast erlaubt,
Die dem Gemahl mag zustehn über mich?
AMPHITRYON.
– Du scherzest. Laß zum Ernst uns wiederkehren,
Denn nicht an seinem Platz ist dieser Scherz.
ALKMENE.
Du scherzest. Laß zum Ernst uns wiederkehren,
Denn roh ist und empfindlich dieser Scherz.
AMPHITRYON.
– Ich hätte jede Freiheit mir erlaubt,
Die dem Gemahl mag zustehn über dich? –
War's nicht so? –
ALKMENE.
Geh, Unedelmütiger!
AMPHITRYON.
O Himmel! Welch ein Schlag trifft mich! Sosias!
Mein Freund!
SOSIAS.
Sie braucht fünf Grane Niesewurz;
In ihrem Oberstübchen ist's nicht richtig.
AMPHITRYON.
Alkmene! Bei den Göttern! du bedenkst nicht,
Was dies Gespräch für Folgen haben kann.
Besinne dich. Versammle deine Geister.
Fortan werd ich dir glauben, was du sagst.
ALKMENE.
Was auch daraus erfolgt, Amphitryon,
Ich will's, daß du mir glaubst, du sollst mich nicht
So unanständ'gen Scherzes fähig wähnen.
Sehr ruhig siehst du um den Ausgang mich.
Kannst du im Ernst ins Angesicht mir leugnen,
Daß du im Schlosse gestern dich gezeigt,
Falls nicht die Götter fürchterlich dich straften,
Gilt jeder andre schnöde Grund mir gleich.
Den innern Frieden kannst du mir nicht stören,
Und auch die Meinung, hoff ich, nicht der Welt:
Den Riß bloß werd ich in der Brust empfinden,
Daß mich der Liebste grausam kränken will.
AMPHITRYON.
Unglückliche! Welch eine Sprach! – Und auch
Schon die Beweise hast du dir gefunden?
ALKMENE.
Ist es erhört? die ganze Dienerschaft
Ist, dieses Schlosses, Zeuge mir; es würden
Die Steine mir, die du betratst, die Bäume,
Die Hunde, die deine Knie umwendeten,
Von dir mir Zeugnis reden, wenn sie könnten.
AMPHITRYON.
Die ganze Dienerschaft? Es ist nicht möglich!
ALKMENE.
Soll ich, du Unbegreiflicher, dir den
Beweis jetzt geben, den entscheidenden?
Von wem empfing ich diesen Gürtel hier?
AMPHITRYON.
Was, einen Gürtel? du? Bereits? Von mir?
ALKMENE.
Das Diadem, sprachst du, des Labdakus,
Den du gefällt hast in der letzten Schlacht.
AMPHITRYON.
Verräter dort! Was soll ich davon denken?
SOSIAS.
Laßt mich gewähren. Das sind schlechte Kniffe,
Das Diadem halt ich mit meinen Händen.
AMPHITRYON.
Wo?
SOSIAS.
Hier.
Er zieht ein Kästchen aus der Tasche.
AMPHITRYON.
Das Siegel ist noch unverletzt!
Er betrachtet den Gürtel an Alkmenes Brust.
Und gleichwohl – trügen mich nicht alle Sinne –
Zu Sosias.
Schnell öffne mir das Schloß.
SOSIAS.
Mein Seel, der Platz ist leer.
Der Teufel hat es wegstipitzt, es ist
Kein Diadem des Labdakus zu finden.
AMPHITRYON.
O ihr allmächt'gen Götter, die die Welt
Regieren! Was habt ihr über mich verhängt?
SOSIAS.
Was über Euch verhängt ist? Ihr seid doppelt,
Amphitryon vom Stock ist hier gewesen,
Und glücklich schätz ich Euch, bei Gott –
AMPHITRYON.
Schweig Schlingel!
ALKMENE zu Charis.
Was kann in aller Welt ihn so bewegen?
Warum ergreift Bestürzung ihn, Entgeisterung,
Bei dieses Steines Anblick, den er kennt?
AMPHITRYON.
Ich habe sonst von Wundern schon gehört,
Von unnatürlichen Erscheinungen, die sich
Aus einer andern Welt hieher verlieren;
Doch heute knüpft der Faden sich von jenseits
An meine Ehre und erdrosselt sie.
ALKMENE zu Amphitryon.
Nach diesem Zeugnis, sonderbarer Freund,
Wirst du noch leugnen, daß du mir erschienst
Und daß ich meine Schuld schon abgetragen?
AMPHITRYON.
Nein; doch du wirst den Hergang mir erzählen.
ALKMENE.
Amphitryon!
AMPHITRYON.
Du hörst, ich zweifle nicht.
Man kann dem Diadem nicht widersprechen.
Gewisse Gründe lassen bloß mich wünschen,
Daß du umständlich die Geschichte mir
Von meinem Aufenthalt im Schloß erzählst.
ALKMENE.
Mein Freund, du bist doch krank nicht?
AMPHITRYON.
Krank – krank nicht.
ALKMENE.
Vielleicht daß eine Sorge dir des Krieges
Den Kopf beschwert, dir, die zudringliche,
Des Geistes heitre Tätigkeit befangen? –
AMPHITRYON.
Wahr ist's. Ich fühle mir den Kopf benommen.
ALKMENE.
Komm, ruhe dich ein wenig aus.
AMPHITRYON.
Laß mich.
Es drängt nicht. Wie gesagt, es ist mein Wunsch,
Eh ich das Haus betrete, den Bericht
Von dieser Ankunft gestern – anzuhören.
ALKMENE.
Die Sach ist kurz. Der Abend dämmerte,
Ich saß in meiner Klaus und spann, und träumte
Bei dem Geräusch der Spindel mich ins Feld,
Mich unter Krieger, Waffen hin, als ich
Ein Jauchzen an der fernen Pforte hörte.
AMPHITRYON.
Wer jauchzte?
ALKMENE.
Unsre Leute.
AMPHITRYON.
Nun?
ALKMENE.
Es fiel
Mir wieder aus dem Sinn, auch nicht im Traume
Gedacht ich noch, welch eine Freude mir
Die guten Götter aufgespart, und eben
Nahm ich den Faden wieder auf, als es
Jetzt zuckend mir durch alle Glieder fuhr.
AMPHITRYON.
Ich weiß.
ALKMENE.
Du weißt es schon.
AMPHITRYON.
Darauf?
ALKMENE.
Darauf
Ward viel geplaudert, viel gescherzt, und stets
Verfolgten sich und kreuzten sich die Fragen.
Wir setzten uns – und jetzt erzähltest du
Mit kriegerischer Rede mir, was bei
Pharissa jüngst geschehn, mir von dem Labdakus,
Und wie er in die ew'ge Nacht gesunken
– Und jeden blut'gen Auftritt des Gefechts.
Drauf – ward das prächt'ge Diadem mir zum
Geschenk, das einen Kuß mich kostete;
Viel bei dem Schein der Kerze ward's betrachtet
– Und einem Gürtel gleich verband ich es,
Den deine Hand mir um den Busen schlang.
AMPHITRYON für sich.
Kann man, frag ich, den Dolch lebhafter fühlen?
ALKMENE.
Jetzt ward das Abendessen aufgetragen,
Doch weder du noch ich beschäftigten
Uns mit dem Ortolan, der vor uns stand,
Noch mit der Flasche viel, du sagtest scherzend,
Daß du von meiner Liebe Nektar lebtest,
Du seist ein Gott, und was die Lust dir sonst,
Die ausgelaßne, in den Mund dir legte.
AMPHITRYON.
– Die ausgelaßne in den Mund mir legte!
ALKMENE.
– Ja, in den Mund dir legte. Nun – hierauf –
Warum so finster, Freund?
AMPHITRYON.
Hierauf jetzt –?
ALKMENE.
Standen
Wir von der Tafel auf; und nun –
AMPHITRYON.
Und nun?
ALKMENE.
Nachdem wir von der Tafel aufgestanden –
AMPHITRYON.
Nachdem ihr von der Tafel aufgestanden –
ALKMENE.
So gingen –
AMPHITRYON.
Ginget –
ALKMENE.
Gingen wir – – – nun ja!
Warum steigt solche Röt ins Antlitz dir?
AMPHITRYON.
O dieser Dolch, er trifft das Leben mir!
Nein, nein, Verräterin, ich war es nicht!
Und wer sich gestern um die Dämmerung
Hier eingeschlichen als Amphitryon,
War der nichtswürdigste der Lotterbuben!
ALKMENE.
Abscheulicher!
AMPHITRYON.
Treulose! Undankbare! –
Fahr hin jetzt Mäßigung, und du, die mir
Bisher der Ehre Fordrung lähmtest, Liebe,
Erinnrung fahrt, und Glück und Hoffnung hin,
Fortan in Wut und Rache will ich schwelgen.
ALKMENE.
Fahr hin auch du, unedelmüt'ger Gatte,
Es reißt das Herz sich blutend von dir los.
Abscheulich ist der Kunstgriff, er empört mich.
Wenn du dich einer andern zugewendet,
Bezwungen durch der Liebe Pfeil, es hätte
Dein Wunsch, mir würdig selbst vertraut, so schnell dich
Als diese feige List zum Ziel geführt.
Du siehst entschlossen mich das Band zu lösen,
Das deine wankelmüt'ge Seele drückt;
Und ehe noch der Abend sich verkündet,
Bist du befreit von allem, was dich bindet.
AMPHITRYON.
Schmachvoll, wie die Beleid'gung ist, die sich
Mir zugefügt, ist dies das mindeste,
Was meine Ehre blutend fordern kann.
Daß ein Betrug vorhanden ist, ist klar,
Wenn meine Sinn auch das fluchwürdige
Gewebe noch nicht fassen. Zeugen doch
Jetzt ruf ich, die es mir zerreißen sollen.
Ich rufe deinen Bruder mir, die Feldherrn,
Das ganze Heer mir der Thebaner auf,
Aus deren Mitt ich eher nicht gewichen,
Als mit des heut'gen Morgens Dämmerstrahl.
Dann werd ich auf des Rätsels Grund gelangen,
Und Wehe! ruf ich, wer mich hintergangen!
SOSIAS.
Herr, soll ich etwa –?
AMPHITRYON.
Schweig, ich will nichts wissen.
Du bleibst, und harrst auf diesem Platze mein.
Ab.
CHARIS.
Befehlt Ihr Fürstin?
ALKMENE.
Schweig, ich will nichts wissen,
Verfolg mich nicht, ich will ganz einsam sein.
Ab.
Dritte Szene
Charis. Sosias.
CHARIS.
Was das mir für ein Auftritt war! Er ist
Verrückt, wenn er behaupten kann, daß er
Im Lager die verfloßne Nacht geschlafen. –
Nun wenn der Bruder kommt, so wird sich's zeigen.
SOSIAS.
Dies ist ein harter Schlag für meinen Herrn.
– Ob mir wohl etwas Ähnliches beschert ist?
Ich muß ein wenig auf den Strauch ihr klopfen.
CHARIS für sich.
Was gibt's? Er hat die Unverschämtheit dort,
Mir maulend noch den Rücken zuzukehren.
SOSIAS.
Es läuft, mein Seel, mir übern Rücken, da ich
Den Punkt, den kitzlichen, berühren soll.
Ich möchte fast den Vorwitz bleibenlassen,
Zuletzt ist's doch so lang wie breit,
Wenn man's nur mit dem Licht nicht untersucht. –
Frisch auf, der Wurf soll gelten, wissen muß ich's!
– Helf dir der Himmel Charis!
CHARIS.
Was? du nahst mir noch,
Verräter? Was? du hast die Unverschämtheit,
Da ich dir zürne, keck mich anzureden?
SOSIAS.
Nun, ihr gerechten Götter, sag, was hast denn du?
Man grüßt sich doch, wenn man sich wieder sieht.
Wie du gleich über nichts die Fletten sträubst.
CHARIS.
Was nennst du über nichts? Was nennst du nichts?
Was nennst du über nichts? Unwürd'ger! Was?
SOSIAS.
Ich nenne nichts, die Wahrheit dir zu sagen,
Was nichts in Prosa wie in Versen heißt,
Und nichts, du weißt, ist ohngefähr so viel,
Wie nichts, versteh mich, oder nur sehr wenig –
CHARIS.
Wenn ich nur wüßte, was die Hände mir
Gebunden hält. Es kribbelt mir, daß ich's
Kaum mäß'ge, dir die Augen auszukratzen,
Und was ein wütend Weib ist, dir zu zeigen.
SOSIAS.
Ei, so bewahr der Himmel mich, was für ein Anfall!
CHARIS.
Nichts also nennst du, nichts mir das Verfahren,
Das du dir schamlos gegen mich erlaubt?
SOSIAS.
Was denn erlaubt ich mir? Was ist geschehn?
CHARIS.
Was mir geschehn? Ei seht! Den Unbefangenen!
Er wird mir jetzo, wie sein Herr, behaupten,
Daß er noch gar in Theben nicht gewesen.
SOSIAS.
Was das betrifft, mein Seel! Da sag ich dir,
Daß ich nicht den Geheimnisvollen spiele.
Wir haben einen Teufelswein getrunken,
Der die Gedanken rein uns weggespült.
CHARIS.
Meinst du, mit diesem Pfiff mir zu entkommen?
SOSIAS.
Nein Charis. Auf mein Wort. Ich will ein Schuft sein,
Wenn ich nicht gestern schon hier angekommen.
Doch weiß ich nichts von allem, was geschehn,
Die ganze Welt war mir ein Dudelsack.
CHARIS.
Du wüßtest nicht mehr, wie du mich behandelt,
Da gestern abend du ins Haus getreten?
SOSIAS.
Der Henker hol es! Nicht viel mehr, als nichts.
Erzähl's, ich bin ein gutes Haus, du weißt,
Ich werd mich selbst verdammen, wenn ich fehlte.
CHARIS.
Unwürdiger! Es war schon Mitternacht,
Und längst das junge Fürstenpaar zur Ruhe,
Als du noch immer in Amphitryons
Gemächern weiltest, deine Wohnung noch
Mit keinem Blick gesehn. Es muß zuletzt
Dein Weib sich selber auf die Strümpfe machen,
Dich aufzusuchen, und was find ich jetzt?
Wo find ich jetzt dich, Pflichtvergessener?
Hin auf ein Kissen find ich dich gestreckt,
Als ob du, wie zu Haus, hier hingehörtest.
Auf meine zartbekümmerte Beschwerde,
Hat dies dein Herr, Amphitryon, befohlen,
Du sollst die Reisestunde nicht verschlafen,
Er denke früh von Theben aufzubrechen,
Und was dergleichen faule Fische mehr.
Kein Wort, kein freundliches, von deinen Lippen.
Und da ich jetzt mich niederbeuge, liebend,
Zu einem Kusse, wendest du, Halunke,
Der Wand dich zu, ich soll dich schlafen lassen.
SOSIAS.
Brav, alter, ehrlicher Sosias!
CHARIS.
Was?
Ich glaube gar du lobst dich noch? Du lobst dich?
SOSIAS.
Mein Seel, du mußt es mir zugute halten.
Ich hatte Meerrettich gegessen, Charis,
Und hatte recht, den Atem abzuwenden.
CHARIS.
Ei was! Ich hätte nichts davon gespürt,
Wir hatten auch zu Mittag Meerrettich.
SOSIAS.
Mein Seel.
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