Leise. Ariadne ist die eine unter Millionen, sie ist die Frau, die nicht vergißt.
ZERBINETTA tritt heraus. Kindskopf. Sie kehrt ihm den Rücken; zu ihren vier Partnern, die herangetreten sind. Merkt auf, wir spielen mit in dem Stück »Ariadne auf Naxos«. Das Stück geht so: eine Prinzessin ist von ihrem Bräutigam sitzengelassen, und ihr nächster Verehrer ist vorerst noch nicht angekommen. Die Bühne stellt eine wüste Insel dar. Wir sind eine muntere Gesellschaft, die sich zufällig auf dieser Insel befindet. Die Kulissen sind Felsen, und wir plazieren uns dazwischen. Ihr richtet euch nach mir, und sobald sich eine Gelegenheit bietet, treten wir auf und mischen uns in die Handlung!
KOMPONIST während sie spricht, vor sich. Sie gibt sich dem Tod hin – ist nicht mehr da – weggewischt – stürzt sich hinein ins Geheimnis der Verwandlung – wird neu geboren – entsteht wieder in seinen Armen! – Daran wird er zum Gott. Worüber in der Welt könnte eins zum Gott werden als über diesem Erlebnis? Springt auf.
ZERBINETTA tritt zu ihm, sieht ihm in die Augen. Courage! Jetzt kommt Vernunft in die Verstiegenheit!
KOMPONIST. Lebendig wars! Stand da – so!
Malts mit den Händen in die Luft.
ZERBINETTA. Und wenn ich hineinkomme, wirds schlechter?
KOMPONIST vor sich. Ich überlebe diese Stunde nicht!
ZERBINETTA. Du wirst noch ganz andere überleben.
KOMPONIST verloren. Was wollen Sie damit – in diesem Augenblick – sagen?
ZERBINETTA mit äußerster Koketterie, scheinbar ganz schlicht. Ein Augenblick ist wenig – ein Blick ist viel. Viele meinen, daß sie mich kennen, aber ihr Auge ist stumpf. Auf dem Theater spiele ich die Kokette, wer sagt, daß mein Herz dabei im Spiele ist? Ich scheine munter und bin doch traurig, gelte für gesellig und bin doch so einsam.
KOMPONIST naiv entzückt. Süßes, unbegreifliches Mädchen!
ZERBINETTA. Törichtes Mädchen, mußt du sagen, das sich manchmal zu sehnen verstünde nach dem einen, dem sie treu sein könnte, treu bis ans Ende. –
KOMPONIST. Wer es sein dürfte, den du ersehnest! Du bist wie ich – das Irdische unvorhanden deiner Seele.
ZERBINETTA schnell, zart. Du sprichst, was ich fühle. – Ich muß fort. Vergißt du gleich wieder diesen einen Augenblick?
KOMPONIST. Vergißt sich in Äonen ein einziger Augenblick?
Zerbinetta macht sich los, läuft schnell in ihr Zimmer nach rechts. Während dieses Dialoges: Der Musiklehrer, als Regisseur der Oper, hat die übrigen Figuren, den Tenor, dann die drei Nymphen nach rückwärts, wo die Bühne angenommen ist, dirigiert, und kommt jetzt eilfertig nach vorne, die Primadonna abzuholen, die noch einmal in ihr Garderobezimmer verschwunden war.
MUSIKLEHRER.
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