Damit hat Gott seine Kirche auf Erden zugerichtet zu seinem ewigen Lobe.
Dagegen hat der Teufel gewütet und getobet und manchen edlen Zweig verderbet durch die Grimmigkeit in der Natur, welches Fürst und Gott er ist.
20. Wenn die Natur hat oft einen gelehrten, verständigen Menschen zugerichtet mit schönen Gaben, so hat der Teufel seinen höchsten Fleiß daran geleget, daß er denselben verführet in fleischliche Lüste, in Hoffart, in Begierde reich zu sein und Gewalt zu haben. Damit hat der Teufel in ihm geherrschet und hat die grimme Qualität die gute überwunden und ist aus seinem Verstande und aus seiner Kunst und Weisheit Ketzerei und Irrtum gewachsen, welcher der Wahrheit gespottet und große Irrtum auf Erden angerichtet hat und ist dem Teufel ein guter Heerführer gewesen.
21. Denn die böse Qualität in der Natur hat vom Anfang und noch immer mit der guten gerungen und sich emporgehoben und manche edle Frucht im Mutterleibe verderbet, wie solches klar zu sehen ist erstlich bei Kain und Habel, die aus einer Mutter Leibe kamen. Kain war von Mutterleibe ein Verächter Gottes und hoffärtig, dagegen Habel ein demütiger Gott−fürchtiger Mensch. So siehet mans auch bei den Söhnen Noae sowohl auch bei Abraham mit Isaak und Ismael, sonderlich aber beim Isaak mit Esau und Jakob, welche sich im Mutterleibe gestoßen und gerungen, darum auch Gott saget: Jakob habe ich geliebet und Esau gehasset (Gen 25,23). Ist anders nichts, denn daß beide Qualitäten in der Natur haben heftig miteinander gerungen.
22. Denn als Gott in der Natur zur selben Zeit wallete und wollte sich der Welt offenbaren durch den frommen Abraham, Isaak und Jakob und wollte ihm eine Kirche auf Erden zurichten zu seiner Glorie und Herrlichkeit, so wallete in der Natur auch mit die Bosheit und derselben Fürst Luzifer. Weil denn in dem Menschen Böses und Gutes war, so konnten beide Qualitäten in ihm regieren.
Derowegen ward ein böser und ein guter Mensch in einer Mutter auf einmal geboren.
23. Auch so ist es bei der ersten Welt, sowohl auch an der andern bis ans Ende unserer Zeit klar zu sehen, wie das himmlische und höllische Reich in der Natur hat je und allewege miteinander gerungen und in großer Arbeit gestanden, als ein Weib in der Geburt.
24. Bei Adam und Heva ist es am lautersten zu sehen; denn da wuchs ein Baum im Paradies auf von beider Qualität, Böses und Gutes. Da sollten Adam und Heva versucht werden, ob sie könnten in der guten Qualität, in englischer Art und Form bestehen. Denn der Schöpfer verbot Adam und Heva, von der Frucht zu essen. Aber die böse Qualität in der Natur rang mit der guten und brachte Adam und Heva in Lust, von beiden zu essen. Darum bekamen sie auch bald zur Stunde tierische Art und Form und aßen von Bös und Gut und mußten sich auf tierische Art mehren und leben, und verdarb mancher edler Zweig, von ihnen geboren.
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Jakob Böhme: Aurora oder Morgenröte im Aufgang
25. Hernach sieht man, wie Gott in der Natur gewirket, als die heiligen Väter in der ersten Welt geboren, als Abel, Seth, Enos, Kenan, Mahalalel, Jared, Henoch, Methusalem, Lamech und der heilige Noah. Die haben der Welt des Herren Namen verkündiget und Buße geprediget, denn der Hl.
Geist hat in ihnen gewirket.
26. Dagegen hat der höllische Gott auch gewirket in der Natur und Spötter und Verächter geboren, erstlich Kain und seine Nachkommen, und ist mit der ersten Welt gegangen wie mit einem jungen Baume; der wächset, grünet und blühet schön, bringet aber wenig guter Früchte von wegen seiner linden Art. Also brachte die Natur in der ersten Welt wenig guter Früchte, ob sie gleich schön blühete in weltlicher Kunst und Üppigkeit; denn das konnte der Hl. Geist nicht ergreifen, der auch diesmal in der Natur sowohl als jetzt hat gewirket.
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