Draußen krachte ein Donnerschlag nach dem andern, und riesige Blitze erhellten seine Kabine wie Tageslicht.

Ein schweres Gewitter! Er wollte das Licht anknipsen; aber die Lampe brannte nicht. Augenscheinlich versagte die Stromversorgung. Dann erhellte wieder ein Blitz die Kabine. Der kleine Toilettetisch war wie reingefegt, der Fußboden mit Scherben bedeckt. Eiligst zog Alec sich Hemd, Hose und Schuhe an und ging zur Tür. Auf einmal hielt er inne, kehrte zum Bett zurück, holte darunter eine Schwimmweste hervor und schnallte sie um. Er hoffte, sie nicht brauchen zu müssen, aber Vorsicht schien doch ratsam zu sein.

Er machte die Tür auf und stieg schwankend an Deck. Die Gewalt des Sturmes trieb ihn in den Gang zurück; er klammerte sich ans Treppengeländer und spähte in die schwarze Leere hinaus. Die Kommandos des Kapitäns und die Antwortrufe der Besatzung übertönten das Brüllen des Windes kaum. Augenscheinlich waren alle Mann an Deck. Große Wellen überschwemmten die »Drake« vom einen Ende bis zum andern. In dem engen Gang zum Deck drängten sich die aufgeregten Fahrgäste. Alec erschrak jetzt wirklich; noch nie hatte er ein solches Gewitter erlebt!

Es kam ihm vor, als vergingen Stunden, während die »Drake« durch die Wellenberge pflügte; sie rollte schwerer, und der ganze Rumpf ächzte; doch irgendwie gelang es ihr, sich in dem Wellengang zu halten. Die langen Blitze hörten nicht auf; sie zickzackten über den Himmel, und das Krachen der ihnen rasch folgenden Donnerschläge widerhallte auf dem Wasser.

Von seinem Standort im Gang aus sah Alec einen Matrosen über das Deck auf sich zukommen; verzweifelt bemühte sich der Mann, sich an der Reling festzuhalten. Die »Drake« neigte sich, und eine besonders große Woge überschwemmte das Deck. Als sie sich verzogen hatte, war der Matrose nicht mehr da. Der Knabe schloß die Augen und betete.

Der Sturm begann etwas nachzulassen, und Alec schöpfte neue Hoffnung. Dann schienen die dunklen Wolken plötzlich auseinanderzureißen; eine wahre Feuergarbe schoß vom Himmel hernieder. Ein scharfer Knall ertönte, dem das Krachen des Donners folgte. Das Schiff hob sich förmlich aus dem Wasser und fiel dann wieder zurück. Alec wurde zu Boden geschleudert und blieb betäubt liegen. Allmählich kam er zu Bewußtsein. Er lag auf dem Bauch; sein Gesicht fühlte sich heiß und klebrig an. Er hob die Hand und zog sie blutbedeckt zurück. Dann merkte er, daß er getreten wurde. Laut schreiend kletterten die Fahrgäste über ihn hinweg. Die »Drake« machte keine Fahrt mehr — ihre Maschine stand still — Dampf zischte aus geborstenen Rohren.

Mühsam kroch Alec auf das schräg liegende Deck hinaus. Erschrocken gewahrte er das Bild, das sich seinen Augen bot. Der schwere Blitzschlag hatte die »Drake« getroffen. An der einen Seite klaffte ein riesiges Leck, das bis zur Mitte des Decks reichte. Das Schiff sank! Seltsam, obwohl das Ende so nahe war, blieb Alec ganz kühl.