Er richtete sich auf und blickte sich um. Die Mannschaft befand sich bei den Rettungsbooten, und Kapitän Wilson gab dort Befehle. Gerade wurde das eine Boot ins Wasser hinuntergelassen. Eine große Welle stürzte sich von der Seite darauf und kippte es um — die Insassen verschwanden im Meer. Er ging zu den Rettungsbooten hinüber und wartete.

Das zweite Boot füllte sich. Als Alec an die Reihe kam, war das Boot besetzt.

»Warte aufs nächste, Junge«, sagte Kapitän Watson ernst und legte ihm den Arm um die Schultern. Alec zwang sich zu einem Lächeln.

Als sie zusahen, wie sich das zweite Rettungsboot hinabsenkte, erschien der dunkelhäutige Mann und rannte auf den Kapitän zu, wobei er mit den Armen fuchtelte und erregte Worte ausstieß.

»Unter dem Bett! Unter dem Bett!« rief ihm der Kapitän zu.

Da bemerkte Alec, daß der Mann keine Schwimmweste trug. Mit entsetztem Blick schaute er von dem Kapitän auf Alec. Wie ein Wahnsinniger stürzte er sich auf den Knaben und versuchte ihm die Schwimmweste vom Rücken zu reißen. Alec wehrte sich; aber er konnte es mit dem Halbverrückten nicht aufnehmen. Im nächsten Augenblick wurde der Mann von Kapitän Watson gepackt und an die Reling geschleudert.

Alec sah die Augen des Mannes zu dem Rettungsboot gehen, das soeben hinuntergelassen wurde. Ehe der Kapitän ihn hindern konnte, kletterte er über die Reling, um in das Boot zu springen! Plötzlich neigte sich die »Drake« stark zur Seite. Der Dunkelhäutige verlor das Gleichgewicht und fiel schreiend ins Wasser. Er tauchte nicht mehr auf.

Der Dunkelhäutige war ertrunken. Sofort fiel Alec der Rappe ein. Wie erging es ihm? Befand er sich noch in seinem Stall? Von einem unwiderstehlichen Drang getrieben, rannte Alec zum Heck des Schiffes. Wenn der Hengst noch am Leben war, wollte er ihn befreien und ihm die Möglichkeit geben, um sein Leben zu kämpfen.

Der Stall war noch vorhanden. Alec hörte das schrille Wiehern und die Hufschläge gegen die Tür, die den Sturm übertönten. Er lief zu der Tür, schob die schwere Stange beiseite, die sie festhielt, und machte die Tür weit auf. Sogleich verstummte das Gestampfe der starken Hufe, und das Pferd schwieg. Alec wich langsam zurück.

Jetzt sah er den Rappen, der den Kopf hochwarf und erregt die Nüstern blähte. Plötzlich schnaubte er und sprengte geradewegs auf die Reling und auf Alec zu. Alec war wie gelähmt; er vermochte sich nicht zu rühren. Seine eine Hand ruhte auf der Reling, die dicht daneben zerbrochen war, so daß hier nichts den Abgrund zwischen dem Deck und dem offenen Meer versperrte. Der Rappe machte einen Seitensprung, als er näher kam, und der Knabe erfaßte, daß das Pferd der Lücke zustrebte. Im Sprung streifte es ihn an der Schulter, und Alec flog durch die Luft. Er fühlte, wie das Wasser über ihn zusammenschlug.

Als er auftauchte, galt sein erster Gedanke dem Schiff. Dann hörte er eine Explosion, und er sah die »Drake« mit dem Bug voran ins Wasser tauchen. Verzweifelt blickte er sich nach einem Rettungsboot um; aber nirgends war eines in Sicht. Auf einmal sah er den Rappen keine fünf Meter entfernt schwimmen. Irgend etwas fegte an ihm vorbei — ein langer Strick. Er erinnerte sich an die beiden Stricke, die die Männer benutzt hatten, um den Hengst an Bord des Dampfers zu schaffen; seither hatte sich ihm niemand nähern können, um die Stricke anzubinden.