Es wäre gut, wenn Sie uns begleiteten, Inspektor.« Spät nachts holte man noch den Rat des obersten Dienstherrn der Polizei ein. Er hielt es für richtig, gegen die »Seal of Troy« nichts zu unternehmen.
Das Schiff stand während der ganzen Nacht zu Wasser und zu Land unter Beobachtung, und als Lord Siniford um sieben Uhr morgens von Bord ging, wurde er bis zu seiner Wohnung in der St. James's Street beschattet. Zu Hause angekommen, ging er ins Bett und zeigte sich den ganzen Tag nicht mehr. Um drei Uhr nachmittags legte der letzte Leichter von der »Seal of Troy« ab, und sie fuhr langsam stromabwärts. Am Abend ging sie in Gravesend vor Anker, wo ein Amtsarzt und zwei Sanitäter an Bord kamen. Man habe ihn aus London informiert, erklärte der Arzt höflich, daß jemand von der Mannschaft an einer Infektionskrankheit erkrankt sei, deshalb müßten er und seine Leute das Schiff sehr gründlich untersuchen. Als die drei Vertreter des Gesundheitsamtes ihre Aufgabe gewissenhaft erledigt hatten, begleitete Captain Aikness sie zum Fallreep und sagte grimmig: »Leider haben Sie Scotland Yard nicht viel zu berichten, nicht wahr?«
Der Amtsarzt lächelte nur rätselhaft. Die »Seal of Troy« wurde noch in der Nähe von Dungeness und später im Atlantik gesichtet. Vier Tage nachdem sie ausgelaufen war, bekam Inspektor Wade ein Funktelegramm von Bord des Schiffes. Es lautete: »Wenn ich wieder in London bin, möchte ich mich gern mit Ihnen unterhalten. Aikness« »Und daraus soll ich schlau werden«, sagte Wade. »Der versteht es, die Spannung aufrechtzuerhalten. Ein wahrer Künstler!« Was er damit meinte, erklärte er nicht. Die Polizeibarkasse lief zur allmorgendlichen Patrouille aus. Den wichtigsten Besuch hob Wade sich bis zuletzt auf. Der »Mekka«-Club war nicht leicht zu erreichen. Manchmal legte ein Boot noch an der verrotteten Holztreppe vor dem Club an, aber der Inspektor zog die benachbarte Werft vor, die einem gewissen Fräser gehörte.
Wade machte das Boot an der Treppe fest, stieg zum Pier hinauf, kletterte über den Drahtzaun und ging auf das Haus zu. Das bewußte Fenster stand offen, aber der Speiseraum war leer. Von Golly war nichts zu sehen, und auch Mutter Oaks' schrille Stimme schwieg. Er wartete eine Weile, dann kam ein Dienstmädchen, das er noch nicht kannte, herein. Als es ihn so plötzlich vor sich sah, zuckte es zusammen und hätte fast einen Teller fallen lassen. »Lila hier?« fragte Wade. Das Mädchen sah ihn mißtrauisch an. »Miss Lila ist oben«, sagte es.
Miss Lila? So hatte Lila Smith noch niemand genannt. »Bitten Sie — Miss Lila, doch einen Augenblick herunterzukommen. Wo ist Mrs. Oaks?«
Das Mädchen schüttelte den Kopf. »Das weiß ich nicht. Außerdem soll ich mit niemanden reden.
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