Sie schienen einander ganz gleichgültige Dinge zu erzählen.

Die Bäurin liebte den Sepp nicht, aber sie war ihm auch nicht feindlich gesinnt. Es überkam sie, wenn er bei ihr war, immer das Gefühl, als ob sie sich vor ihm in acht zu nehmen habe; aber sein heiteres, offenes Wesen brachte stets eine freundlichere Stimmung in ihr hervor.

So auch jetzt, als er sie kommen sah, stand er von seinem Sitze auf, schwenkte den Hut und sang:

„Schaut da kommt sie, da kommt sie,
Das prächtige Weib
Mit den klunkrigen Beinen
Und dem bucklichen Leib!“

An Stelle der Bäuerin antwortete der Knecht sogleich schlagfertig:

„Schaut, dort steht er, dort steht er,
Der wackliche Kauz
Mit der riesigen Nas und
Dera quabbüchen Schnauz!“

„Ja“, lachte der Sepp lustig auf, „der Fritz versteht's halt schon, einen heimzuleuchten. Dem darf man nicht kommen, besonderst, wenn er mit der schönsten Bäurin herumi in denen Bergen geht. Grüß Gott, Bäurin! Weiß der Teufel, daßt halt immer hübscher wirst!“

„Und du immer ausgelassener“, antwortete sie. „Grüß Gott! Na was hast denn hier auf dem Tisch stehen?“

„Das ist nix. Nur ein Schmortiegel oder eine Kasserollen, wie es andere Leutln zuweilen nennen.“

„Und da ist freilich was drin gewest!“

„Ganz und gar nix!“

„Oho! Man sieht und riecht es ja!“

„Da siehst und riechst eben falsch.“

„So denk ich wohl auch falsch, wann ich mein', daßt dir gleich ein Essen bestellt hast, bevor du dich noch niedersetzt hatt'st?“

„Nein, da hast freilich recht. Ich bin halt derjenige, der's denen Leutln lieber gleich sagt, was er will, sonst zerbrechen sie sich die Köpf vergebens und bringen nachher was, was ihnen viel Geld kostet und viel Mühen macht und mir aber doch nicht schmecken tut.“

„Was hatt'st dir denn bestellt?“

„Ein Ei, weiter nix.“

„So! War's groß genug?“

„Nicht ganz. Der Fritz hat's mir auf dem Teller bracht. Dann bin ich in das Kücherl gangen und hab nachschaut, ob noch was übrig ist. Ich hab mir den Tiegel holt; er war leer; aber ich hab ihn dennoch auskratzt und ausleckt. Der Mensch muß reinlich sein. Und nun braucht die Magd ihn nicht abzuwaschen.“

„Ja, du bist ein besonders Reinlicher. Das weiß man schon. Und gut ausdrücken kannst dich auch. Da redest von einem Tiegel oder von einer Kasserollen, und wann man's anschaut, so ist's halt eine große Pfannen, die drei Drescher nicht ausessen können. Du aber hast sie leermacht.“

„Soll ich etwa nicht?“

„O doch! Wann's nur schmeckt hat.“

„Da brauchst keine Sorg zu haben. Wozu hat man alle zweiunddreißig Zähne noch und einen Magen, der Flintenkugeln verdauen kann. Und wannst etwa meinst, daß ich zuviel gessen hab, so werd ich's dir gleich zahlen.“

„Du erhältst es gern. Behalt nur dein Geld.“

„Himmelsakra, Geld. Meinst, daß ich's dir mit einem Geldl bezahlt hätt?“

„Womit sonst?“

„Mit einem Busserl. Und das ist ein nobles Bezahlen. Drinnen im München hab ich letzter Tagen eine Gräfin küßt, die hat sich das Maul abwischt und sagt, ein Busserl von mir sei zwanzig Markerln wert!“

„Oho!“

„Ja. Ich kann's dir schriftlich bringen. Wann ich dir also für dein Ei eine Mark zahlen tu, so ist das sehr nobel. Ich geb dir einen Schmatz, und die übrigen neunzehn Mark gibst mir heraus.“

„Damit wollen wir ja noch warten. Kannst dein Großgeld noch behalten. Zum Wechseln hab ich keine Lust.“

„Ganz wie du denkst. Aber ich werd dir das Essen doch bezahlen, nicht mit Geld, sondern mit einem guten Geschäft, wast machen sollst.“

„So! Willst mir Eier abkaufen oder Milch oder Heu oder Stroh?“

„Nein. Das Heu laß ich in denen Leuten ihren Köpfen. Ich brauch es nicht.