Das nationale Einkommen der Vereinigten Staaten belief sich Im Jahre 1920 zum ersten Mal auf 69 Milliarden Dollar, um im folgenden Jahr auf 50 Milliarden (dass heißt um 27 Prozent) zu fallen. Infolge menschlicher Arbeit stieg das nationale Einkommen 1929 auf seinen höchsten Punkt, das heißt auf 81 Milliarden Dollar, um im Jahr 1932 auf 40 Milliarden, also um mehr als die Hälfte zu fallen. Während der neun Jahre, 1930 bis 1938 wurden annähernd 43 Millionen Jahre menschlicher Arbeit und 133 Milliarden Dollar an nationalem Einkommen verloren! Arbeit und Einkommen wurden auf der Basis der Zahlen von 1939 berechnet. Wenn das alles nicht Anarchie ist, was könnte dieses Wort sonst bedeuten?
Die Zusammenbruchstheorie
Die Gemüter der Intellektuellen der Mittelklasse und der Gewerkschaftsbürokraten waren fast gänzlich hypnotisiert von den Resultaten des Kapitalismus in der Epoche vom Tode Karl Marx’s bis zum Ausbruch des Weltkriegs. Die Idee der Evolution schien für immer gesichert zu sein, während die Idee der Revolution als ein Weg der Barbarei betrachtet wurde. Der Prophezeiung Marx’s stellte man die gegenteilige Prophezeiung einer besser angeglichenen Verteilung des nationalen Einkommens durch die Milderung der Klassengegensätze und durch eine stufenweise Reform der kapitalistischen Gesellschaft entgegen. Jean Jaurès, der begabteste Sozialdemokrat dieser klassischen Epoche, hoffte, der politischen Demokratie wieder sozialen Inhalt zu geben. Darin besteht das Wesen des Reformismus. Dies war die Marx entgegengestellte Prophezeiung. Was ist von ihr übrig geblieben? Das Leben des Monopolkapitalismus ist eine Kette von Krisen. Jede Krise ist eine Katastrophe. Der Wunsch, diesen Katastrophen teilweise mit den Mitteln befestigter Grenzen, Inflation, Anwachsen der Staatsausgaben, Zoll, etc. zu entgehen, bereitet das Gebiet für neue, tiefere und ausgedehntere Krisen vor. Der Kampf um die Märkte, die Rohstoffe, um die Kolonien, macht die militärische Katastrophe unvermeidlich. Dies alles bereitet unausweichlich revolutionäre Katastrophen vor. Es ist wahrhaft nicht leicht, mit Sombart gelten zu lassen, dass der Kapitalismus mit der Zeit mehr und mehr „still, ruhig, vernünftig“ wird. Es wird richtiger sein zu sagen, dass er auf dem Weg ist, seine letzten Spuren von Vernunft zu verlieren. Auf alle Fälle gibt es keinen Zweifel. dass die Zusammenbruchstheorie über die Theorie der friedlichen Entwicklung triumphiert hat.
Der Verfall des Kapitalismus
Wenn die Kontrolle der Produktion durch den Markt die Gesellschaft viel gekostet hat, ist es nicht weniger wahr, dass die Menschheit bis zu einer bestimmten Etappe, annähernd bis zum ersten Weltkrieg, sich durch alle Teil- und allgemeinen Krisen schob, bereicherte und entwickelte. Das Privateigentum an den Produktionsmitteln war in dieser Epoche ein relativ fortschrittlicher Faktor. Heute erweist sich die blinde Kontrolle durch das Wertgesetz als unbrauchbar. Der menschliche Fortschritt steckt in einer Sackgasse.
Trotz der letzten Triumphe der Technik wachsen die natürlichen Produktivkräfte nicht an. Das klarste Symptom des Verfalls ist der weltumfassende Stillstand, welcher in der Bauindustrie herrscht, als Folge des Stopps der Investitionen in die fundamentalen Zweige der Industrie. Die Kapitalisten sind nicht mehr im Stande, an die Zukunft ihres eigenen Systems zu glauben. Der Anreiz zur Bautätigkeit durch den Staat bedeutet eine Vermehrung der Steuern und spontane Verminderung des nationalen Einkommens, vor allem deshalb, weil der größte Teil der staatlichen Investitionen direkt für Kriegszwecke bestimmt ist.
Der Niedergang hat insbesondere in der Sphäre der ältesten menschlichen Tätigkeit, welche aufs engste mit den fundamentalen Lebensbedürfnissen des Menschen verbunden ist, einen degradierenden Charakter angenommen – in der Landwirtschaft. Nicht zufrieden mit dem Hindernis, welches das Privateigentum in seiner reaktionärsten Form, jener des kleinbürgerlichen Eigentums, vor die Entwicklung der Landwirtschaft stellte, sehen sich die kapitalistischen Staaten immer häufiger genötigt, sie mittels gesetzlicher und administrativer Maßnahmen, gleich jenen, welche die Handwerker von den Zünften in der Epoche ihres Verfalls abgeschreckt hatten, künstlich zu begrenzen.
Die Geschichte zeigt, dass die Regierungen der mächtigsten kapitalistischen Länder den Bauern Prämien geben, damit sie ihre Pflanzungen reduzieren, das heißt künstlich, das schon fallende Nationaleinkommen zu vermindern. Die Ergebnisse sprechen für sich selbst: Trotz grandioser Produktionsmöglichkeiten, Ergebnis von Erfahrung und Wissenschaft, macht sich die Agrarwirtschaft nicht frei von einer Krise der Fäulnis, während die Zahl der Ausgehungerten des größten Teils der Menschheit, anhaltend viel schneller anwächst, als die Bevölkerung unseres Planeten. Die Konservativen sehen die Verteidigung einer sozialen Ordnung, die bis zu einem gewissen Grade destruktivem Wahnsinn verfallen ist, als gefühlsmäßige, humanitäre Politik an und verurteilen den sozialistischen Kampf gegen einen solchen Wahnsinn als destruktiven Utopismus!
Faschismus und New Deal
Zwei Methoden rivalisieren auf der Weltarena, um den historisch verurteilten Kapitalismus zu retten: Der Faschismus und der New Deal. Der Faschismus gründet sein Programm auf die Auflösung der Arbeiterorganisationen, auf die Zerstörung sozialer Reformen und auf die komplette Annullierung der demokratischen Rechte, um eine Wiedergeburt des Klassenkampfes zu verhindern. Der faschistische Staat legalisiert offiziell die Degradation der Arbeiter und die Verarmung der Mittelklassen im Namen des „Heils der Nation“ und der „Rasse“, dünkelhafte Worte, hinter welchen sich der verfallende Kapitalismus verbirgt.
1 comment