Gnädigster Herr! Eurer Mutter, der Gräfin, Gebot; sie
befahl mir den besten Renner zu nehmen, und Euch entgegen zu reiten!
Der Graf vom Strahl. Nun? Und was bringst du mir?
Flammberg. Krieg, bei meinem Eid, Krieg! Ein Aufgebot zu neuer
Fehde, warm, wie sie es eben von des Herolds Lippen empfangen hat.
Der Graf vom Strahl (betreten). Wessen?--Doch nicht des Burggrafen,
mit dem ich eben den Frieden abschloß? (Er setzt sich den Helm auf.)
Flammberg. Des Rheingrafen, des Junkers vom Stein, der unten am
weinumblühten Neckar seinen Sitz hat.
Der Graf vom Strahl. Des Rheingrafen!--Was hab ich mit dem
Rheingrafen zu schaffen, Flammberg?
Flammberg. Mein Seel! Was hattet Ihr mit dem Burggrafen zu
schaffen? Und was wollte so mancher andere von Euch, ehe Ihr mit dem
Burggrafen zu schaffen kriegtet? Wenn Ihr den kleinen griechischen
Feuerfunken nicht austretet, der diese Kriege veranlaßt, so sollt Ihr
noch das ganze Schwabengebirge wider Euch auflodern sehen, und die
Alpen und den Hundsrück obenein.
Der Graf vom Strahl. Es ist nicht möglich! Fräulein
Kunigunde-Flammberg. Der Rheingraf fordert, im Namen Fräulein
Kunigundens von Thurneck, den Wiederkauf Eurer Herrschaft Stauffen;
jener drei Städtlein und siebzehn Dörfer und Vorwerker, Eurem
Vorfahren Otto, von Peter, dem ihrigen, unter der besagten Klausel,
käuflich abgetreten; grade so, wie dies der Burggraf von Freiburg,
und, in früheren Zeiten schon ihre Vettern, in ihrem Namen getan
haben.
Der Graf vom Strahl (steht auf). Die rasende Megäre! Ist das nicht
der dritte Reichsritter, den sie mir, einem Hund gleich, auf den Hals
hetzt, um mir diese Landschaft abzujagen! Ich glaube, das ganze
Reich frißt ihr aus der Hand. Kleopatra fand einen, und als der sich
den Kopf zerschellt hatte, schauten die anderen; doch ihr dient alles,
was eine Ribbe weniger hat, als sie, und für jeden einzelnen, den
ich ihr zerzaust zurücksende, stehen zehn andere wider mich auf.--Was
führt' er für Gründe an?
Flammberg. Wer? Der Herold?
Der Graf vom Strahl. Was führt' er für Gründe an?
Flammberg. Ei, gestrenger Herr, da hätt er ja rot werden müssen.
Der Graf vom Strahl. Er sprach von Peter von Thurneck--nicht? Und
von der Landschaft ungültigem Verkauf?
Flammberg. Allerdings. Und von den schwäbischen Gesetzen; mischte
Pflicht und Gewissen, bei jedem dritten Wort, in die Rede, und rief
Gott zum Zeugen an, daß nichts als die reinsten Absichten seinen
Herrn, den Rheingrafen, vermöchten, des Fräuleins Sache zu ergreifen.
Der Graf vom Strahl. Aber die roten Wangen der Dame behielt er für
sich?
Flammberg. Davon hat er kein Wort gesagt.
Der Graf vom Strahl. Daß sie die Pocken kriegte! Ich wollte, ich
könnte den Nachttau in Eimern auffassen, und über ihren weißen Hals
ausgießen! Ihr kleines verwünschtes Gesicht ist der letzte Grund
aller dieser Kriege wider mich; und so lange ich den Märzschnee nicht
vergiften kann, mit welchem sie sich wäscht, hab ich auch vor den
Rittern des Landes keine Ruhe. Aber Geduld nur!--Wo hält sie sich
jetzt auf?
Flammberg. Auf der Burg zum Stein, wo ihr schon seit drei Tagen
Prunkgelage gefeiert werden, daß die Feste des Himmels erkracht, und
Sonne, Mond und Sterne nicht mehr angesehen werden. Der Burggraf,
den sie verabschiedet hat, soll Rache kochen, und wenn Ihr einen
Boten an ihn absendet, so zweifl' ich nicht, er zieht mit Euch gegen
den Rheingrafen zu Felde.
Der Graf vom Strahl. Wohlan! Führt mir die Pferde vor, ich will
reiten.--Ich habe dieser jungen Aufwieglerin versprochen, wenn sie
die Waffen ihres kleinen schelmischen Angesichts nicht ruhen ließe
wider mich, so würd ich ihr einen Possen zu spielen wissen, daß sie
es ewig in einer Scheide tragen sollte; und so wahr ich diese Rechte
aufhebe, ich halte Wort!--Folgt mir, meine Freunde!
(Alle ab.)
Vierter Auftritt
Szene: Köhlerhütte im Gebirg. Nacht, Donner und Blitz.
Burggraf von Freiburg und Georg von Waldstätten treten auf.
Freiburg (in die Szene rufend). Hebt sie vom Pferd herunter!--(Blitz
und Donnerschlag.)--Ei, so schlag ein wo du willst; nur nicht auf die
Scheitel, belegt mit Kreide, meiner lieben Braut, der Kunigunde von
Thurneck!
Eine Stimme (außerhalb). He! Wo seid Ihr?
Freiburg. Hier!
Georg. Habt Ihr jemals eine solche Nacht erlebt?
Freiburg. Das gießt vom Himmel herab, Wipfel und Bergspitzen
ersäufend, als ob eine zweite Sündflut heranbräche.--Hebt sie vom
Pferd herunter!
Eine Stimme (außerhalb).
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