Du wirst keine unritterliche Rache an ihr ausüben?
Freiburg. Nein; Gott behüt mich! Keinem Knecht mut ich zu, sie an
ihr zu vollziehn.--Ich bringe sie nach der Steinburg zum Rheingrafen
zurück, wo ich nichts tun will, als ihr das Halstuch abnehmen: das
soll meine ganze Rache sein!
Georg. Was! Das Halstuch abnehmen?
Freiburg. Ja Georg; und das Volk zusammen rufen.
Georg. Nun, und wenn das geschehn ist, da willst du--?
Freiburg. Ei, da will ich über sie philosophieren. Da will ich euch
einen metaphysischen Satz über sie geben, wie Platon, und meinen Satz
nachher erläutern, wie der lustige Diogenes getan. Der Mensch
ist--Aber still: (Er horcht.)
Georg. Nun! der Mensch ist?-Freiburg. Der Mensch ist, nach Platon,
ein zweibeinigtes ungefiedertes Tier; du weißt, wie Diogenes dies
bewiesen; einen Hahn, glaub ich, rupft' er, und warf ihn unter das
Volk.--Und diese Kunigunde, Freund, diese Kunigunde von Thurneck, die
ist nach mir--Aber still! So wahr ich ein Mann bin: dort steigt
jemand vom Pferd!
Siebenter Auftritt
Der Graf vom Strahl und Ritter Flammberg treten auf.
Nachher Gottschalk.--Die Vorigen.
Der Graf vom Strahl (an die Hütte klopfend). Heda! Ihr wackern
Köhlersleute!
Flammberg. Das ist eine Nacht, die Wölfe in den Klüften um ein
Unterkommen anzusprechen.
Der Graf vom Strahl. Ists erlaubt, einzutreten?
Freiburg (ihm in den Weg). Erlaubt, ihr Herrn! Wer ihr auch sein
mögt dort-Georg. Ihr könnt hier nicht einkehren.
Der Graf vom Strahl. Nicht? Warum nicht?
Freiburg. Weil kein Raum drin ist, weder für euch noch für uns.
Meine Frau liegt darin todkrank, den einzigen Winkel der leer ist mit
ihrer Bedienung erfüllend: ihr werdet sie nicht daraus vertreiben
wollen.
Der Graf vom Strahl. Nein, bei meinem Eid! Viel mehr wünsche ich,
daß sie sich bald darin erholen möge.--Gottschalk!
Flammberg. So müssen wir beim Gastwirt zum blauen Himmel übernachten.
Der Graf vom Strahl. Gottschalk sag ich!
Gottschalk (draußen). Hier!
Der Graf vom Strahl. Schaff die Decken her! Wir wollen uns hier ein
Lager bereiten, unter den Zweigen.
(Gottschalk und der Köhlerjunge treten auf.)
Gottschalk (indem er ihnen die Decken bringt). Das weiß der Teufel,
was das hier für eine Wirtschaft ist. Der Junge sagt, drinnen wäre
ein geharnischter Mann, der ein Fräulein bewachte: das läge geknebelt
und mit verstopftem Munde da, wie ein Kalb, das man zur Schlachtbank
bringen will.
Der Graf vom Strahl. Was sagst du? Ein Fräulein? Geknebelt und mit
verstopftem Munde?--Wer hat dir das gesagt?
Flammberg. Jung! Woher weißt du das?
Köhlerjunge (erschrocken). St!--Um aller Heiligen willen! Ihr
Herren, was macht ihr?
Der Graf vom Strahl. Komm her.
Köhlerjunge. Ich sage: St!
Flammberg. Jung! Wer hat dir das gesagt? So sprich.
Köhlerjunge (heimlich nachdem er sich umgesehen).
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