Hier tritt heran! Hier sollst du Rede stehn.
Käthchen (stellt sich neben den Grafen vom Strahl, und sieht die
Richter an).
Graf Otto. Nun?
Wenzel. Wirds?
Hans. Wirst du gefällig dich bemühn?
Graf Otto. Wirst dem Gebot dich deiner Richter fügen?
Käthchen (für sich). Sie rufen mich
Wenzel. Nun, ja!
Hans. Was sagte sie?
Graf Otto (befremdet). Ihr Herrn, was fehlt dem sonderbaren Wesen?
(Sie sehen sich an.)
Käthchen (für sich). Vermummt von Kopf zu Füßen sitzen sie, Wie das
Gericht, am jüngsten Tage, da!
Der Graf vom Strahl (sie aufweckend). Du wunderliche Maid! Was
träumst, was treibst du? Du stehst hier vor dem heimlichen Gericht!
Auf jene böse Kunst bin ich verklagt, Mit der ich mir, du weißt, dein
Herz gewann, Geh hin, und melde jetzo, was geschehn!
Käthchen (sieht ihn an und legt ihre Hände auf die Brust). - Du
quälst mich grausam, daß ich weinen möchte! Belehre deine Magd, mein
edler Herr, Wie soll ich mich in diesem Falle fassen?
Graf Otto (ungeduldig). Belehren--was!
Hans. Bei Gott! Ist es erhört?
Der Graf vom Strahl (mit noch milder Strenge). Du sollst sogleich
vor jene Schranke treten, Und Rede stehn, auf was man fragen wird!
Käthchen. Nein! sprich! Du bist verklagt?
Der Graf vom Strahl. Du hörst.
Käthchen. Und jene Männer dort sind deine Richter?
Der Graf vom Strahl. So ists.
Käthchen (zur Schranke tretend). Ihr würdgen Herrn, wer ihr auch
sein mögt dort, Steht gleich vom Richtstuhl auf und räumt ihn diesem!
Denn, beim lebendgen Gott, ich sag es euch, Rein, wie sein Harnisch
ist sein Herz, und eures Verglichen ihm, und meins, wie eure Mäntel.
Wenn hier gesündigt ward, ist er der Richter, Und ihr sollt zitternd
vor der Schranke stehn!
Graf Otto. Du, Närrin, jüngst der Nabelschnur entlaufen, Woher kommt
die prophetsche Kunde dir? Welch ein Apostel hat dir das vertraut?
Theobald. Seht die Unselige!
Käthchen (da sie den Vater erblickt, auf ihn zugehend).
Mein teurer Vater!
(Sie will seine Hand ergreifen.)
Theobald (streng). Dort ist der Ort jetzt wo du hingehörst!
Käthchen. Weis mich nicht von dir.
(Sie laßt seine Hand und küßt sie.)
Theobald.--Kennst du das Haar noch wieder, Das deine Flucht mir
jüngsthin grau gefärbt?
Käthchen. Kein Tag verging, daß ich nicht einmal dachte, Wie seine
Locken fallen. Sei geduldig, Und gib dich nicht unmäßgem Grame preis:
Wenn Freude Locken wieder dunkeln kann So sollst du wieder wie ein
Jüngling blühn.
Graf Otto. Ihr Häscher dort! ergreift sie! bringt sie her!
Theobald. Geh hin, wo man dich ruft.
Käthchen (zu den Richtern, da sich ihr die Häscher nähern).
Was wollt ihr mir?
Wenzel. Saht ihr ein Kind, so störrig je, als dies?
Graf Otto (da sie vor der Schranke steht). Du sollst hier Antwort
geben, kurz und bündig, Auf unsre Fragen! Denn wir, von unserem
Gewissen eingesetzt, sind deine Richter Und an der Strafe, wenn du
freveltest Wirds deine übermütge Seele fühlen.
Käthchen.
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