Der Backapfelhandel bleibt also auch geheim. Daher kommt es, daß er nicht alle Orte erfährt, an denen er welche bekommen könnte.“
„Und Sie meinen, je älter desto besser?“
„Natürlich!“
„Na, die meinigen sind, wie gesagt, zwanzig und mehrere Jahre alt.“
„Er würde sie teuer bezahlen.“
„Oh, ich schenke sie ihm!“
„Sie wollen sie ihm also anbieten?“
„Warum nicht, wenn er sie nimmt!“
„Mit geküßten Händen! Er wird es Ihnen nicht vergessen.“
„Da werde ich ihm sagen, daß ich daheim noch meinen Mann seinen ganzen Hut voll habe. Mein Mann ist dabei; da sieht er also den Hut und kann so ungefähr taxieren, wie viele es sind.“
„Er wird sofort bitten, sie ihm zu schicken.“
„Er soll sie haben. Wir sind Ihnen sehr dankbar für diesen Wink, Herr Doktor.“
„O bitte, bitte! Wo ich einem Mitmenschen einen Dienst erweisen kann, tue ich es gern. Die Freundschaft dieses hohen Herrn kann Ihnen von großem Nutzen sein.“
„Das läßt sich denken. Was aber antworten wir denn, wenn er uns fragt, wie wir auf den Gedanken gekommen sind, ihm die Äpfel zu schenken.“
„Na, zunächst können Sie sich ein bißchen zieren.“
„Ja, das schickt sich. Herausplatzen darf man nicht gleich.“
„Dann können Sie so etwas von einer Hasenscharte murmeln, verstanden, nur murmeln.“
„Ja, ja.“
„Versteht er Sie noch nicht, so reden Sie deutlich von einem verborgenen Wolfsrachen, von einer unterirdischen Hasenscharte. Dann weiß er ganz gewiß warum und wozu.“
„Ja, aber wenn er fragt, woher wir es wissen?“
„So machen Sie zunächst eine Ausrede. Sie sagen, daß es im ganzen Land bekannt sei.“
„Und wenn das nicht zieht?“
„Na, dann können Sie meinetwegen die Wahrheit sagen.“
„Daß Sie davon gesprochen haben?“
„Ja.“
„Es wird Ihnen doch nichts schaden?“
„O nein; gar nicht. Ich bin – aber das wissen Sie vielleicht noch nicht. Kennen Sie meinen Namen?“
„Nein. Ich komme wenig unter die Leute. Sie sind mir eben nur als der Herr Bezirksarzt bekannt.“
„Nun, ich heiße auch von Eichendörffer.“
„Ah! So! Sie sind mit ihm verwandt?“
„Er ist mein Onkel!“
„Das trifft sich gut. Sollen wir ihn vielleicht von Ihnen grüßen, Herr Doktor?“
„Gleich nicht, sondern erst zuletzt. Sind Sie nun bereit?“
„Ja. Oder hast du noch etwas zu besorgen?“
„Hm, ja.“
„Was denn?“
„Wenn ich es mir so recht überlege, so ist es vielleicht besser, wir nehmen gleich die ganzen Äpfel mit.“
„Nein“, fiel der Arzt ein. „Das ist nicht notwendig. Wenn Sie alle mitnehmen, so müssen Sie ihm auch alle schenken.“
„Das ist wahr.“
„Und Sie sind arm. Einen Teil können Sie ihm verehren; die anderen aber mag er Ihnen abkaufen. Sie schicken sie ihm dann sehr einfach mit der Post. Also wenn Sie fertig sind, so wollen wir nun einsteigen.“
Es gab noch eine umständliche Verabschiedung von den Zurückbleibenden, dann rollte die Kalesche der nächsten Station entgegen. Unterwegs lächelte der Arzt immer heimlich in sich hinein; als er dann aber die beiden am Bahnhof abgeladen hatte und dann davonfuhr, lachte er laut auf.
„Prächtige Leute, die beiden Alten! Sie werden in der Residenz Aufsehen erregen. Und der Onkel! Sapperment, wird der lachen! Unterirdische Hasenscharte! Ich möchte dabei sein. Ich gäbe gleich zehn Gulden darum!“
Der Köhler, der noch nie in einem Bahnwagen gesessen hatte, erkundigte sich sehr vorsichtig nach der Art und Weise, wie er sich zu verhalten habe. Ihr Äußeres fiel bereits hier auf, und so kam es, daß der Schaffner sie ganz allein in ein Coupé plazierte.
„Siehst du nun, wie gut es ist, daß ich die Äpfel aufgehoben habe?“ meinte die Alte in selbstbewußtem Ton.
„Ja, aber für meinen Hut ist's nicht gut gewesen!“
„Na, er ist ein bißchen nachgiebig geworden. Das wird sich aber wieder verlieren. Wenn wir nach Hause kommen, setzen wir ihn ein paar Tage auf den Ofen. Und der Käse! Wer denkt auch so etwas!“
„Von dem Fürsten?“
„Ja. Daß der gerade solchen alten haben will. Siehst du, nun hast du auch Angst gehabt vor diesen beiden Herren.
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