Den Plan ausgeführt hat Herr Vossen: Er hat ein drehbares Regal gemacht, das sich nach der einen Seite als Tür öffnet. Natürlich mußte er zu diesem Zweck »eingeweiht« werden und ist nun die Hilfsbereitschaft selbst. Wir müssen uns nun immer, wenn wir nach unten gehen, zuerst bücken und dann springen, weil die Stufe nicht mehr da ist. Nach drei Tagen hatten wir alle die Stirn voller Beulen, weil natürlich jeder ohne achtzugeben gegen die niedrige Tür lief. Inzwischen ist da ein Pölsterchen aus Holzwolle angenagelt worden. Wollen mal sehen, ob es etwas nützt!
Ich lese nicht viel. Inzwischen habe ich schon eine ganze Menge von meiner Schulweisheit vergessen. Viel Abwechslung haben wir hier nicht. Herr v. Daan und ich liegen uns oft in den Haaren. Natürlich findet er Margot viel netter als mich. Mama tut manchmal, als wäre ich ein kleines Kind, und das kann ich nicht vertragen. Peter ist auch nicht netter geworden. Er ist langweilig, faulenzt den ganzen Tag auf seinem Bett herum, tischlert mal ein bißchen und dann döst er wieder. Ein richtiger Döskopp!
Es ist warmes Wetter, und wir räkeln uns auf dem großen Speicher im Liegestuhl.
Das drehbare Regal verbirgt den Zugang zum Hinterhaus. Dreht man das Regal zur Seite, so wird die Treppe zum Hinterhaus sichtbar


Mittwoch, 2. September 1942
Liebe Kitty!
Herr und Frau v. Daan haben sich schrecklich gezankt.
So etwas habe ich noch nie erlebt. Vater und Mutter würden sich nie so anschreien. Der Anlaß war so nebensächlich, daß es sich nicht lohnt, ein Wort darüber zu verlieren. Aber jeder nach seiner Fasson! Für Peter ist es schrecklich, dazwischenzustehen. Aber ihn nimmt auch niemand ernst, weil er so faul und zimperlich ist. Gestern hat er sich mächtig aufgeregt, weil er eine ganz blaue Zunge hatte. Das hat sich aber schnell wieder gegeben. Heute hat er einen dicken Schal um den Hals, behauptet, Hexenschuß zu haben und außerdem Schmerzen an Lunge, Herz und Nieren. Sonst noch was! Der Jüngling ist ein echter Hypochonder! (So heißt es doch, nicht wahr?)
Mit Mutter und Frau v. Daan geht es auch nicht so gut, und es ist auch reichlich Grund dazu vorhanden. Nur ein Beispiel: Frau v. Daan hat im gemeinsamen Wäscheschrank nur drei Bettücher gelassen in der menschenfreundlichen Absicht, ihre zu schonen und unsere zu gebrauchen. Sie wird höchst erstaunt sein, wenn sie sieht, daß Mutter ihrem guten Beispiel gefolgt ist. Stets ist Madame wütend darüber, daß ihr Service gebraucht wird und nicht unseres.
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