Dauernd versucht sie herauszukriegen, wo unser Porzellan ist, und sie hat keine Ahnung, wie dicht sie dabei sitzt! Es ist auf dem Speicher hinter allerlei Reklamematerial gut aufgehoben und wird dort so lange untergetaucht sein wie wir. Ich habe immer Pech. Gestern ließ ich einen Suppenteller fallen. »Oh«, schrie sie wütend, »nimm dich doch in acht. Das ist das einzige, was ich noch habe!« Herr v. Daan ist jetzt aber immer sehr katzenfreundlich zu mir.

Mama hat mir heute morgen wieder eine große Predigt gehalten. Ich kann das nicht haben. Unsere Meinungen sind zu verschieden. Vater versteht es ganz anders, auch wenn er mal fünf Minuten böse ist.

In der vorigen Woche gab es einen Zwischenfall. Der Anlaß war ein Buch über Frauen und ... Peter. Du mußt nämlich wissen, daß Margot und Peter fast alle Bücher lesen dürfen, die Herr Koophuis aus der Bibliothek mitbringt. Doch dieses Buch wollten die Erwachsenen ihnen nicht geben.

Natürlich war Peters Neugier aufgestachelt. Was konnte in solchem verbotenen Buch stehen? Er nahm es seiner Mutter heimlich weg, während sie unten war, und verzog sich mit seiner Beute unters Dach. Das ging zwei Tage gut. Seine Mutter hatte es gemerkt, aber nichts verraten. Dann kam aber sein Vater dahinter. Er war böse, nahm Peter das Buch weg und hielt damit die Sache für erledigt. Er hatte aber nicht mit der Neugier seines Sohnes gerechnet, dem das energische Eingreifen des Vaters absolut kein Grund schien, seine Sache aufzugeben. Er sann auf Möglichkeiten, dieses »geheimnisvolle« Buch doch wieder zu ergattern. Frau v. Daan hatte inzwischen mit Mutter darüber gesprochen, die dies Buch auch für Margot nicht so geeignet fand, doch gegen die meisten anderen Bücher nichts einzuwenden hatte.

»Zwischen Margot und Peter ist doch auch noch ein Unterschied, Frau v. Daan«, sagte Mutter, »erstens sind Mädchen meist reifer als Jungens, zweitens hat Margot schon sehr viel gelesen, auch ernste und bedeutende Bücher, und drittens ist sie auch weiter, was Verstand und Bildung betrifft. Sie hat schließlich das Lyzeum beinahe absolviert!« Prinzipiell stimmte Frau v. Daan zu, aber sie fand es doch nicht nötig, junge Menschen Bücher lesen zu lassen, die eigentlich nur für Erwachsene bestimmt sind.

Inzwischen hatte Peter nur auf die passende Gelegenheit gewartet, sich wieder des Buches zu bemächtigen. Als dann abends die ganze Familie im Privatkontor saß, um Radio zu hören, hockte er mit seinem Schatz auf dem Speicher. Um halb neun hätte er unten sein müssen, aber bei dem spannenden Buch vergaß er natürlich die Zeit und schlich gerade die Speichertreppe herunter, als sein Vater ins Zimmer kam. Du kannst dir denken, was folgte ... man hörte eine schallende Ohrfeige, einen Ruck, das Buch flog auf den Tisch, Peter ungefähr in die Zimmerecke. Das Ehepaar kam allein zum Essen, Peter blieb oben.