Sie hat heute abend zu spielen. Zu Frau Wahl und Erna. Die Damen waren heute wohl auch in der Stadt? Ich sah Sie in der Früh' während dieses schrecklichen Wolkenbruchs zur Bahn fahren.

FRAU WAHL. Wir haben dem Begräbnis von Korsakow beigewohnt.

OTTO. Richtig, das war ja heute. Weiß man eigentlich, warum er sich umgebracht hat?

ERNA. Nein.

FRAU WAHL. Irgendwer heut' auf dem Friedhof meinte, es sei ein Selbstmord aus gekränktem Ehrgeiz gewesen.

GENIA. Wie –? ... Korsakow ...?

FRAU WAHL. Ja. Weil er nämlich immer zu hören bekam, er könne nur Chopin spielen und Schumann – aber keinen Beethoven und keinen Bach ... Ich hab' es übrigens auch gefunden.

OTTO. Daß einen so was in den Tod treiben sollte, ist doch etwas unwahrscheinlich. Hat er keinen Abschiedsbrief hinterlassen?

ERNA. Korsakow hat nicht zu den Menschen gehört, die Abschiedsbriefe schreiben.

FRAU WAHL. Woher weißt du das wieder so bestimmt?

ERNA. Dazu war er viel zu klug und zu geschmackvoll. Er hat eben gewußt, was das heißt: tot sein. Und daher war es ihm ganz egal, was die Leute am nächsten Morgen für ein Gesicht dazu machen werden.

OTTO. Irgendwo hab' ich gelesen, daß er am Abend vor seinem Selbstmord noch mit einigen Freunden soupiert haben soll ... in bester Laune ...

FRAU WAHL. Ja, das steht dann immer in der Zeitung.

GENIA. Diesmal stimmt es zufällig. – Das weiß ich nämlich, weil mein Mann auch unter diesen Freunden gewesen ist, die mit ihm soupiert haben.

FRAU WAHL. Ah ...

GENIA beiläufig. Er hat ja manchmal bis spät abends in der Stadt zu tun, und dann soupiert er immer im Imperial, – an einer Art Stammtisch – noch aus seinen Junggesellentagen. In der letzten Zeit war auch Korsakow oft dabei, der im Hotel gewohnt hat. Und wie mir Friedrich selbst erzählte, – es war ihm an diesem letzten Abend nicht das geringste anzumerken. Sie haben nachher im Kaffeehaus noch miteinander Billard gespielt.

FRAU WAHL.