Königlichen Hoheit seine Aufwartung machen. Ab.
LEANDER. So empfehle ich mich untertänigst. Geht ab.
Prinz Nathanael von Malsinki und Der König kommen.
KÖNIG. Hier, Prinz, ist meine Tochter, ein junges einfältiges Ding, wie Sie sie da vor sich sehn. – Beiseit. Artig, meine Tochter, höflich, er ist ein angesehener Prinz, weit her, sein Land steht gar nicht einmal auf meiner Landkarte, ich habe schon nachgesehn; ich habe einen erstaunlichen Respekt vor ihm.
PRINZESSIN. Ich freue mich, daß ich das Vergnügen habe, Sie kennenzulernen.
NATHANAEL. Schöne Prinzessin, der Ruf Ihrer Schönheit hat so sehr die ganze Welt durchdrungen, daß ich aus einem weit entlegenen Winkel hieherkomme, Sie von Angesicht zu Angesicht zu sehn.
KÖNIG. Es ist doch erstaunlich, wie viele Länder und Königreiche es gibt! Sie glauben nicht, wieviel tausend Kronprinzen schon hier gewesen sind, sich um meine Tochter zu bewerben; zu Dutzenden kommen sie oft an, besonders wenn das Wetter schön ist – und Sie kommen nun gar – verzeihen Sie, die Topographie ist eine gar weitläufige Wissenschaft – in welcher Gegend liegt Ihr Land?
NATHANAEL. Mächtiger König, wenn Sie von hier aus reisen, erst die große Chaussee hinunter, dann schlagen Sie sich rechts und immer fort so; wenn Sie aber an einen Berg kommen, dann wieder links, dann geht man zur See und fährt immer nördlich (wenn es der Wind nämlich zugibt), und so kömmt man, wenn die Reise glücklich geht, in anderthalb Jahren in meinem Reiche an.
KÖNIG. Der Tausend! das muß ich mir von meinem Hofgelehrten deutlich machen lassen. – Sie sind wohl vielleicht ein Nachbar vom Nordpol, oder Zodiakus, oder dergleichen?
NATHANAEL. Daß ich nicht wüßte.
KÖNIG. Vielleicht so nach den Wilden zu?
NATHANAEL. Ich bitte um Verzeihung, alle meine Untertanen sind sehr zahm.
KÖNIG. Aber Sie müssen doch verhenkert weit wohnen. Ich kann mich immer noch nicht daraus finden.
NATHANAEL. Man hat noch keine genaue Geographie von meinem Lande, ich hoffe täglich mehr zu entdecken, und so kann es leicht kommen, daß wir am Ende noch Nachbarn werden.
KÖNIG. Das wäre vortrefflich! Und wenn uns am Ende ein paar Länder noch im Wege stehen, so helfe ich Ihnen mit entdecken. Mein Nachbar ist so nicht mein guter Freund und er hat ein vortreffliches Land; alle Rosinen kommen von dort her, das möcht ich gar zu gerne haben. – Aber noch eins, sagen Sie mir nur, da Sie so weit weg wohnen, wie Sie unsre Sprache so geläufig sprechen können?
NATHANAEL. Still!
KÖNIG. Wie?
NATHANAEL. Still! Still!
KÖNIG. Ich versteh nicht.
NATHANAEL leise zu ihm. Sein Sie doch ja damit ruhig, denn sonst merkt es ja am Ende das Publikum da unten, daß das eben sehr unnatürlich ist.
KÖNIG. Schadet nicht, es hat vorher geklatscht und da kann ich ihm schon etwas bieten.
NATHANAEL. Sehn Sie, es geschieht ja bloß dem Drama zu Gefallen, daß ich Ihre Sprache rede, denn sonst ist es allerdings unbegreiflich.
KÖNIG. Ach so! Ja freilich, den Damen und den Dramen tut man manches zu Gefallen, und muß oft Fünfe gerade sein lassen.
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