– Nun kommen Sie, Prinz, der Tisch ist gedeckt! Der Prinz führt die Prinzessin ab, der König geht voran.

FISCHER. Verfluchte Unnatürlichkeiten sind da in dem Stück!

SCHLOSSER. Und der König bleibt seinem Charakter gar nicht getreu.

LEUTNER. Am meisten erbosen mich immer Widersprüche und Unnatürlichkeiten. Warum kann denn nur der Prinz nicht ein bißchen eine fremde Sprache reden, die sein Dolmetscher verdeutschte? warum macht denn die Prinzessin nicht zuweilen einen Sprachfehler, da sie selber gesteht, daß sie unrichtig schreibt?

MÜLLER. Freilich! freilich! – das Ganze ist ausgemacht dummes Zeug; der Dichter vergißt immer selber, was er den Augenblick vorher gesagt hat.

 

Dritte Szene

Vor einem Wirtshause.

Lorenz, Kunz, Michel, sitzen auf einer Bank, der Wirt.

 

LORENZ. Ich werde wohl gehn müssen, denn ich habe noch einen weiten Weg bis nach Hause.

WIRT. Ihr seid ein Untertan des Königs?

LORENZ. Ja wohl. – Wie nennt Ihr Euren Fürsten?

WIRT. Man nennt ihn nur Popanz.

LORENZ. Das ist ein närrischer Titel. Hat er denn sonst keinen Namen?

WIRT. Wenn er die Edikte ausgehn läßt, so heißt es immer: zum Besten des Publikums verlangt das Gesetz. – Ich glaube daher, das ist sein eigentlicher Name: alle Bittschriften werden auch immer beim Gesetz eingereicht. Es ist ein furchtbarer Mann.

LORENZ. Ich stehe doch lieber unter einem Könige, ein König ist doch vornehmer. Man sagt, der Popanz sei ein sehr ungnädiger Herr.

WIRT. Gnädig ist er nicht besonders, das ist nun wohl wahr, dafür ist er aber auch die Gerechtigkeit selbst; von auswärts sogar werden ihm oft die Prozesse zugeschickt, und er muß sie schlichten.

LORENZ. Man erzählt wunderliche Sachen von ihm; er soll sich in alle Tiere verwandeln können.

WIRT. Das ist wahr, und so geht er oft inkognito umher, und erforscht die Gesinnungen seiner Untertanen; wir trauen daher auch keiner fremden Katze, keinem unbekannten Hunde, weil wir immer denken, unser Herr könnte wohl dahinterstecken.

LORENZ. Da sind wir doch auch besser dran; unser König geht nie aus, ohne Krone, Mantel und Zepter anzuziehn, man kennt ihn daher auch auf tausend Schritt. – Nun, gehabt Euch wohl. Geht ab.

WIRT. Nun ist er schon in seinem Lande.

KUNZ. Ist die Grenze so nah?

WIRT. Freilich, jener Baum gehört schon dem König; man kann von hier alles sehn, was im Lande dort vorfällt. Die Grenze hier macht noch mein Glück, ich wäre schon längst bankerott geworden, wenn mich nicht noch die Deserteurs von drüben erhalten hätten; fast täglich kommen etliche.

MICHEL. Ist der Dienst so schwer?

WIRT. Das nicht, aber das Weglaufen ist so leicht, und bloß weil es so sehr scharf verboten ist, kriegen die Kerle die erstaunliche Lust zum Desertieren. – Seht, ich wette, daß da wieder einer kömmt!

 

Ein Soldat kömmt gelaufen.

 

SOLDAT.