Du kannst viel zu mir sag'n – wenn du aber sonst nix z' red'n weißt, nachher kannst mi fuchtig mach'n.
LEHNL. I thu's doch net, um di z' ärgern, im Gegentheil, i thu's ja nur, weil i dir's gut mein'!
LONI. Was du net sagst.
LEHNL. Laß doch die dalket'n Kübeln amal in Ruh'; setz' di her zu mir, i will a g'scheidt's Wört'l mit dir disk'rir'n.
LONI. Red' nur zu, i hör' so auch.
LEHNL. Sixt – gestern, wie dem Muckl sein Vater um di ang'halt'n hat, is mir völlig Angst 'word'n, du könnt'st »ja« sag'n. Der Muckl is a guter Kerl – das heißt, wenn er mag – aber wenn du ihn auch gern g'habt hätt'st, ihr hättet doch net z'samm'paßt. Er is a Mensch, der 's Leb'n nimmt, wie d' Sennerin den Rahm – von oben weg. Bei dir is die G'schicht' ganz anders, und zwei Leut', die in der Art verschied'n sind, die paß'n niemals net z'samm'. Der einzige – nimm mir's net übel, daß i wieder davon anfang' – der einzige, der in der Art zu dir paßt, das is und bleibt der Pauli. Schau', Loni, du mußt blos denk'n, wen du auf der Welt noch hast. Dein' Pflegmutter liegt schon unter der Erd'n und dein Pflegvater is auch schon a alter Kerl. I will g'wiß nix berus'n, aber man weiß halt doch net, was heut' oder morg'n g'scheh'n kann.
LONI. Warum fahrst jetzt da so lang 'rum im Nebel. Sag' doch kurz, du hast kein' Mensch'n auf der Welt, von dem du sag'n könnt'st, er g'hört zu dir und du zu ihm. Schau', i hab' selber schon öfters über dem Pauli seiner Lieb' nach'denkt. Und wenn's mir dann in Sinn' kommt, wie verlass'n i auf der Welt bin, da thut's mir wohl, wenn i mir sag'n kann, es gibt an Mensch'n, von dem i weiß, i bin sein ganz' Denk'n, i bin sein Alles. Aber wenn i nachher den Pauli wieder anschau', wie er is und wie er thut, dann muß i mir sag'n, i kann ihn net mög'n, i kann net.
LEHNL. Wenn ihn nur i heirat'n könnt'!
LONI setzt sich zu Lehnl auf die Bank neben dem Brunnen. Mein Pflegvater hat g'wiß viel für mi 'than, i hab' ihn auch ganz gern, aber die rechte Lieb', wie man's zu ei'm Vater hab'n soll, is das halt doch net. Wenn i mir das alles sag', dann spür i's recht schwer, daß i so gar kein' Mensch'n hab' auf der Welt, den i so recht von Herz'n lieb hab'n kann. Sixt, in ei'm solch'n Aug'nblick, da steigt's mir heiß auf, und i kann die Stund' nur verfluch'n, in der meine recht'n Eltern mi der Gnad' und Barmherzigkeit von fremd'n Leut'n überlass'n hab'n.
LEHNL. Weißt denn auch g'wiß, ob's kein' Sünd' is, wenn du so von deinen Eltern red'st?
LONI. Sixt, Lehnl – in mei'm Herz'n, da is mir g'rad, als wär' a Kammerl drin, das mir unser Herrgott ganz extra für d' Eltern g'schaff'n hat. Und wie weh' mir's thut, daß die Kammer leer 'blieb'n is, das kann kei'm Mensch'n sag'n. I hab' keine Eltern und hab' doch a Herz dafür und mir will's net in' Sinn, daß es Leut' geb'n soll, die a Kind hab'n und kein' Lieb' dazu, die's weggeb'n können in Gleichmut oder gar in Haß.
LEHNL. Wer sagt dir denn g'wiß, daß es so is?
LONI. Wie könnt's denn anders sein? O ja – ein's könnt' i mir noch denk'n, daß i a Mutter g'habt hab, di mi wegg'legt hat aus Angst vor der Schand', daß sie Mutter word'n is. O hätt's mi b'halt'n! Mein' Lieb' hätt' ihr müss'n alles vergess'n lass'n, die Treulosigkeit von ihrem Schatz und 's Achselzuck'n von den andern Mensch'n.
LEHNL nach kurzer Pause. Sag' amal, Deandl, wie's kommt, daß du, wenn du von deinen Leut'n red'st, blos all'weil die schlecht'n Seit'n anführst und nie a gute.
LONI.
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