und O.-Bank auch eine Niederlassung in Gunnersbury hat. Diese großen Banken errichten ja heutzutage überall Filialen.«
»Ich bin einigermaßen überrascht, Sie im Theater zu treffen«, fuhr Mr. Hallaty lächelnd fort.
»Man sieht mich hier auch nur selten«, erwiderte Reeder kurz.
»Ich habe mich vorher mit Lord Lintil unterhalten, den Sie ja wahrscheinlich auch kennen. Wir sind gut miteinander bekannt, ich möchte fast sagen – befreundet.«
Diese Worte machten offenbar Eindruck auf Mr. Reeder.
»So?« sagte er respektvoll. »Ich habe Lord Lintil seit seinem dritten Bankrott allerdings noch nicht wiedergesehen. Er ist entschieden ein interessanter Mann.«
Mr. Hallaty versuchte, sich seinen Ärger nicht anmerken zu lassen.
»So etwas kann jedem einmal passieren«, meinte er dann.
»Haben Sie mit ihm auch über mich gesprochen?« fragte Mr. Reeder.
»Ich sagte ihm nur, daß Sie ein ziemlich kluger Mann sein müßten«, entgegnete Hallaty ausweichend.
Mr. Reeder war dieses Lob unangenehm.
»Wir unterhielten uns hauptsächlich über diese Betrugsaffären bei Banken, die jetzt immer häufiger vorkommen. Es ist anscheinend ziemlich schwierig, die Leute, die solche Verbrechen begehen, zu fassen. Sie sind doch auch der Meinung, Mr. Reeder, daß hier exemplarische Strafen am Platz wären?«
»Ja, das ist kein schlechter Gedanke.«
Der Detektiv war gespannt, was dieser Mann eigentlich von ihm wollte.
»Was mich interessieren würde, Mr. Reeder – Sie verwenden zur Aufklärung von Verbrechen wahrscheinlich ein ganz bestimmtes System, wie?«
»Höchstwahrscheinlich tue ich das.« Mr. Reeder sah auf die Uhr. »Entschuldigen Sie mich jetzt bitte, ich möchte mir den zweiten Akt ansehen«, schwindelte er skrupellos.
»Es ist seit jeher mein geheimer Wunsch, einmal selbst bei der Aufklärung eines Verbrechens mithelfen zu können«, fuhr Mr. Hallaty unbekümmert fort. »Es gibt da so eine Redensart, daß man am besten einen Dieb dazu anstellt, einen anderen zu fangen.«
Mr. Reeder tat so, als ob er den Scherz nicht verstünde.
»Wollen Sie damit etwa sagen, Mr. … wie war doch Ihr Name?«
Mr. Hallaty wurde rot.
Glücklicherweise klingelte es in diesem Augenblick zum drittenmal, und Mr. Reeder hatte einen Grund, sich zu entfernen. Leider war sein Opfer umsonst, denn als er nach dem zweiten und noch schlechteren Akt das Theater verließ, sah er zu seinem Schrecken, daß Mr. Hallaty auf ihn wartete.
»Darf ich Sie einladen, in meinem Klub ein Glas mit mir zu trinken?«
Mr. Reeder schüttelte energisch den Kopf.
»Sehr liebenswürdig von Ihnen, Mr ….« Hallaty sagte ihm aufs neue seinen Namen. »Im allgemeinen besuche ich aber keine Klubs und trinke auch keinen Alkohol.«
»Darf ich Sie dann wenigstens in meinem Wagen ein Stück mitnehmen?«
Mr. Reeder erwiderte, daß er lieber zu Fuß nach Hause gehen würde.
»Aber soviel ich weiß, wohnen Sie doch ziemlich weit draußen in Brockley?«
»Ganz richtig. Und den ganzen Weg dorthin mache ich zu Fuß. Soll gut für den Blutdruck sein.«
Er begann sich über die Zudringlichkeit und Hartnäckigkeit Mr. Hallatys zu wundern.
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